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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2024

Kopflose Flucht nach Brasilien

Sobald wir angekommen sind
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Ein erfolgloser jüdischer Drehbuchautor mit Rückenschmerzen sieht in allem und jeden Gefahr. Sein Fluchtinstinkt ist sehr stark ausgeprägt und ihm wohl schon in die Wiege gelegt worden. Der Ukrainekrieg ...

Ein erfolgloser jüdischer Drehbuchautor mit Rückenschmerzen sieht in allem und jeden Gefahr. Sein Fluchtinstinkt ist sehr stark ausgeprägt und ihm wohl schon in die Wiege gelegt worden. Der Ukrainekrieg schürt seine Angst immer mehr und so beschließt er mit seinen Kindern und der Ex-Frau aus der neutralen und sicheren Schweiz zu fliehen.

Nach Brasilien. Auf den Spuren von Stefan Zweig.

Wenn Stefan Zweig in Brasilien zurecht kam, dann kann es Ben Oppenheim in Brasilien auch nur gut gehen. Durch die kopflose Flucht hat er einige Dinge nicht beachtet und landet dadurch recht schnell auf dem harten Boden.Der Humor ist deutlich zu erkennen und Micha Lewinsky überspitzt so manche Szene. Trotzdem ging mir Ben Oppenheim mit seinen wirren Gedanken, seiner unreflektierten Art und der Unselbständigkeit nach einigen Seiten auf die Nerven. Einzig die Frauen (Ex-Frau und Freundin) waren für mich der Grund zum Weiterlesen. Zwischen den Zeilen konnte man durchaus auch die traurige Thematik der ewigen Flucht der jüdischen Bevölkerung und der Heimatlosigkeit herauslesen. Das Ende hatte ich herbeigesehnt, da nur die Ironie und die Frauen mich unterhalten haben. Der Abschied von Ben Oppenheim fiel mir dagegen nicht schwer.

Veröffentlicht am 08.09.2024

Nanako auf den Pfaden der lesenden Männer und Frauen.

Die einsame Buchhändlerin von Tokio
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Sie testet die Dating-App, die eigentlich keine Dating-App sein will, sondern eine App, wo man sich gegenseitig hilft, zuhört und seine Businesspläne pitcht. Man bucht sich 30min. mit einer Person (sofern ...

Sie testet die Dating-App, die eigentlich keine Dating-App sein will, sondern eine App, wo man sich gegenseitig hilft, zuhört und seine Businesspläne pitcht. Man bucht sich 30min. mit einer Person (sofern diese es will) und trifft sich dann zum Gespräch. Das einige Menschen (bevorzugt Männer) diese App als Datingportal verstehen, wird auch Nanako schnell ersichtlich. Sie ist entsetzt und will eigentlich diese Art von Kontakt nicht. Doch dann hat sie Glück und trifft auf einen Mann, der gern ihre Literaturempfehlung annimmt. Denn darum geht es Nanako, sie will jedem Menschen die richtige Literatur bzw. das richtige Buch empfehlen.

Die Charaktere sind speziell und typisch japanisch. Ihre Art zu sprechen (man siezt sich beim Date) und der höfliche, fast förmliche Umgang miteinander sind (für unsere Breitgrade) fast schon ungewöhnlich und fasdt schon befremdlich. Es hat aber Spaß gemacht, Nanako zu verfolgen, wie sie wächst und immer selbstbewusster wird und wie sie ihr Business vorantreibt. Der Schreibstil ist etwas hölzern und wirkte auf mich etwas steif. Ich kam nicht so gut in die Geschichte rein und war bis zum Schluss eher ein Zaungast. Was mir jedoch gut gefallen hat, waren die vielen Buchempfehlungen, die hauptsächlich aus japanischen Autor:innen bestanden. Am Ende des Buches wurde auch eine Übersicht der erwähnten Bücher erstellt, so dass man sie sich ganz entspannt noch einmal anschauen kann.

Veröffentlicht am 11.08.2024

Kein Wohlfühlroman

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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Ein Buch über Bücher, von Bücher oder mit Büchern in der Handlung muss von mir gelesen werden. Also habe ich mich voller Vorfreude auf die Geschichte gestürzt und bin dann doch etwas hart gelandet. Die ...

Ein Buch über Bücher, von Bücher oder mit Büchern in der Handlung muss von mir gelesen werden. Also habe ich mich voller Vorfreude auf die Geschichte gestürzt und bin dann doch etwas hart gelandet. Die Geschichte ist schlicht, keine Neuheit (außer vielleicht die Buchelemente) und beinhaltet leider keine Überraschungen oder spannende Wendungen. Man verfolgt auf den 336 Seiten Erin und James beim Katz und Maus Spiel und begleitet sie bei den Rückblicken in ihre jeweilige Vergangenheit.

Während James für mich noch greifbar und durchaus sympathisch war, konnte ich mit Erin nicht viel anfangen. Sie ist eine schwierige und sich wenig reflektierende Person. Für alles gibt es einen Schuldigen oder Schuldige und die Schubladen, in die sie sie packt sind sehr groß und geräumig. Menschen ausreden zu lassen, ihnen zu zuhören und über das Gesprochene einmal nachzudenken, ist nicht ihre Stärke. Eher geht sie mit sehr viel Selbstmitleid durch das Leben und blockiert dadurch ihr eigenes Leben und das ihrer Mitmenschen.

Es gab durchaus Passagen, die unterhaltsam und zum Schmunzeln waren oder wo das Thema Bücher mehr im Fokus stand, aber leider überwiegen sie nicht.

Es ist kein klassisches Wohlfühlbuch, dafür wurden zu viele schwere Themen wie z.B. Mobbing, Depression, bipolare Störung, Krankheit und Tod erwähnt und in die Geschichte mit eingebaut.

Insgesamt ist es ein Buch, welches sich schnell lesen lässt (denn der Schreibstil war gut) mit einer leicht nervigen Protagonistin, aber durchaus interessanten Nebenfiguren.

Veröffentlicht am 04.07.2024

Auswandern nach Norwegen

Windstärke 15
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Es ist ein ehrlicher Blick auf das Auswandererleben und dem Leben mit der Natur. Der Autor nimmt den Lesenden mit auf die Reise. Von Deutschland nach Norwegen ans Ende der Welt. Es war ein Leuchtturm, ...

Es ist ein ehrlicher Blick auf das Auswandererleben und dem Leben mit der Natur. Der Autor nimmt den Lesenden mit auf die Reise. Von Deutschland nach Norwegen ans Ende der Welt. Es war ein Leuchtturm, der sein Leben auf den Kopf stellte und die Einheimischen und die Behörden, die sein Leben erschwerten.

Thomas Bickhardt beschreibt seinen Kampf mit den Behörden und den Fallstricken juristischer Spitzfindigkeiten. Seinen Frust, seine Wut und seine Verzweiflung, wenn wieder alles am seidenen Faden hing. Und doch blieb er. Die Natur, das Meer und die Gewalten, die auf ihn wirkten und ihn immer wieder an seine Grenzen brachten, faszinierten ihn zu sehr. Anfangs stand er allein da. Im Laufe der Jahre zog seine Freundin zu ihm und sie gründeteten eine Familie.

Eine Auswanderung mit einem Happy End? Eher nicht, denn das Bygdedyret (das sture Dorftier, umgangssprachlich für sturre Dorfbewohner) stand oft im Weg. Er musste, selbst nach 30 Jahren, feststellen, dass er nicht zur Gruppe gehörte. Er wurde nicht eingeladen, wurde nicht informiert und nur ungern angehört. Er kämpfte nicht nur gegen die Naturgewalten, sondern auch gegen die Einwohner, die den Deutschen nicht wollten.

Ich ziehe den Hut vor so viel Ehrgeiz, Willen und Durchhaltevermögen. Sieht man sich die Bilder, die sich im Buch befinden an, kann man durchaus nachvollziehen, was ihn fasziniert hatte. Seine Bedingungen waren nicht optimal und doch hat er sich sein eigenes (temporäres) Paradies erschaffen.

Veröffentlicht am 29.06.2024

Gut zu lesendes Sachbuch über unser Gehirn

Das ausgeglichene Gehirn – Was uns die Neurowissenschaft über mentale Gesundheit verrät
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Vorab: es ist kein Anleitungsbuch, sondern eher ein wissenschaftlicher Blick auf das Gehirn und wie es funktioniert. Die Autorin hat den Inhalt in zwei große Blöcke aufgeteilt. Diese sind wiederum in ...

Vorab: es ist kein Anleitungsbuch, sondern eher ein wissenschaftlicher Blick auf das Gehirn und wie es funktioniert. Die Autorin hat den Inhalt in zwei große Blöcke aufgeteilt. Diese sind wiederum in kleinere Kapitel unterteilt, so dass man sich das Buch gut einteilen kann. Es liest sich zwar gut und flüssig, aber die Autorin verwendet einige wissenschaftliche Studien, Begrifflichkeiten und Abhandlungen für die es etwas Zeit und Muße braucht.

Der Inhalt ist interessant (wenn auch nicht so viel Neues für mich dabei war) und gut aufgebaut. Die Erklärungen sind so, dass man sie gut nachvollziehen kann. Sie geht dabei im ersten Teil auf die Zusammensetzung der psychischen Gesundheit ein und im zweiten Teil auf die Möglichkeiten, die wir haben, um das Gehirn aktiv zu unterstützen. Es gab ein paar Aha-Momente und viele Passagen, die mir bekannt waren, aber noch einmal ins Gedächtnis gerufen worden.

Für mich war es ein interessantes und informatives Buch, welches mir das Gehirn noch einmal etwas näher gebracht hat.

PS: Für mich war das Quellenverzeichnis eine wahre Fundgrube an Informationen. Schon allein dafür lohnt sich das Buch.