Profilbild von brenda_wolf

brenda_wolf

Lesejury Star
offline

brenda_wolf ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit brenda_wolf über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2024

Düster und mystisch

Todeskalt
4

Die Kriminalpsychologin Caro Löwenstein erhält einen verstörenden Anruf ihrer alten Freundin Melanie. Sie klingt panisch und wird angeblich verfolgt. Der Anruft bricht abrupt ab und Melanie ist telefonisch ...

Die Kriminalpsychologin Caro Löwenstein erhält einen verstörenden Anruf ihrer alten Freundin Melanie. Sie klingt panisch und wird angeblich verfolgt. Der Anruft bricht abrupt ab und Melanie ist telefonisch nicht mehr zu erreichen. Alarmiert fährt Caro in das kleine verschneite Dorf Oberweildorf im Taunus. Dort entdeckt sie eine Mädchenleiche in einem alten Turm. Doch von Melanie keine Spur. Auf weitere Anrufe reagiert Melanie nicht. Ihr Handy scheint tot zu sein.

"Todeskalt" liest sich suuuuper spannend. Der Autor hat zielgenau meinen Nerv getroffen. Die perfekte Mischung aus Spannung, Mystik und Geheimnis. „Todeskalt“ ist der zweite Thriller des Autors Nikolas Stoltz rund um Kriminalpsychologin Caro Löwenstein, Kommissar Simon Berger und ihr Team. Ich kannte den ersten Band noch nicht, bin aber problemlos in die Geschichte eingestiegen.

Es tauchen viele Fragen auf. Wurde des Mädchen Johanna ermordet oder war es Selbstmord, wie der örtliche schroffe und unkollegiale Kommissar Schilling behauptet. Was hat es mit der Legende um die „Erlöserin“ auf sich? Nach und nach tun sich Abgründe auf. Zudem quälen Caros Kollegen, Simon Berger Alpträume und jetzt versetzt ihn auch noch der Mörder seiner Freundin, Reiner Kollnitz, in starken emotionalen Aufruhr.

Nicolas Stoltz schafft es, eine beklemmende und unheimliche Atmosphäre zu erzeugen, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt Die Kapitel sind angenehm kurz. Die Protagonisten Caro und Simon sind vielschichtig und glaubwürdig dargestellt. Der Gruseleffekt kommt nicht zu kurz. Ich hatte zwischendurch Gänsehaut.

Ein bisschen fragwürdig fand ich allerdings Caros, aber auch Simons, Alleingänge. Aber das tat der Spannung einen Abbruch. Das Ende war nicht vorauszusehen. Mit der Auflösung hatte ich nicht gerechnet, fast kam sie mir ein bisschen zu abrupt.

Fazit: Ein spannender, aber auch düsterer Krimi mit Gänsehautfaktor.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 12.09.2024

Die Lehrerin

In den Wald
0


Ein beeindruckendes Romandebüt von Maddalena Vaglio Tanet.
Der Roman spielt im Jahre 1970 im italienischen Piemont von Biella. Eine zweiundvierzigjährige Lehrerin verschwindet eines Morgens im Wald. Was ...


Ein beeindruckendes Romandebüt von Maddalena Vaglio Tanet.
Der Roman spielt im Jahre 1970 im italienischen Piemont von Biella. Eine zweiundvierzigjährige Lehrerin verschwindet eines Morgens im Wald. Was veranlasst Silvia sich in den Wald zurückzuziehen? Eine ihrer Schülerinnen, die elfjährige Giovanna, hat den Freitod in einen Gebirgsbach gesucht und Silvia gibt sich die Schuld. Völlig kopflos verlässt sie das Dorf, ohne was mitzunehmen, nur ihre Lehrerinnentasche trägt sie bei sich.

Während der Leser in die Stille und die Geräusche des Waldes eintaucht, kämpft Silvia mit ihren inneren Dämonen. Familie und Dorfbewohner suchen sich Sie will nicht gefunden werden.
Maddalena Vaglio Tanet schreibt in einer klaren Sprache. Die Hauptprotagonistin ringt mit unausgesprochenen Wahrheiten, die von der Autorin sehr gut vermittelt werden. Die Geschichte entwickelt sich langsam, ist mysteriös und wirft Fragen auf. Leider konnte mich die Geschichte nicht durchgehend fesseln. In dieser emotionalen Reise in die menschliche Psyche lesen wir aber auch von Gewalt in diesem scheinbar idyllischen Dorf.

Interessant ist, dass die Autorin von einer wahren Geschichte zu diesem Roman inspiriert wurde. Auch in ihrer Familie verschwand eine Lehrerin für mehrere Tage und niemand weiß, was sie dazu veranlasst hatte.

Fazit: Ein Roman über Schuld, Verlust und letztlich auch Erlösung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2024

Heilung prägender Erlebnisse

Lernen, den Tiger zu reiten
0


Peter A. Levine, ein weltweit anerkannter Trauma-Therapeut, bietet in seiner Autobiographie “Lernen, den Tiger zu reiten” einen tiefen Einblick in seine persönliche und berufliche Reise. Er reflektiert ...


Peter A. Levine, ein weltweit anerkannter Trauma-Therapeut, bietet in seiner Autobiographie “Lernen, den Tiger zu reiten” einen tiefen Einblick in seine persönliche und berufliche Reise. Er reflektiert sein Leben und erzählt von seinen eigenen traumatischen Erlebnissen und wie er Heilung erlangte.

Seine Therapie der Somatic Experiencing (SE) ist ein körperorientierter Ansatz zur Lösung von traumatischem Stress. SE wird zur Überwindung von Schocktraumata und zur Behandlung früher Bindungs- und Entwicklungstraumata eingesetzt. Traumatisierende Erlebnisse können in vielerlei Lebenssituationen entstehen: Operationen, schwere Krankheiten, Verletzungen, der Verlust eines nahen Menschen, Vernachlässigung in der Kindheit oder pränatale Bedrohung im Mutterleib, Krieg, Naturkatastrophen oder Gewalterfahrung wie z. B. Vergewaltigungen. Auch scheinbar gewöhnliche Ereignisse wie medizinische Behandlungen usw. könnten Traumatas auslösen und machen sich in körperlichen Reaktionen bemerkbar. Der Körper hat ein Gedächtnis.

Alles sehr spannend zu lesen. Der Schreibstil des Autors ist klar und gut lesbar. Schrecklich was Peter A. Levine im Alter von 12 Jahren zugestoßen ist und dass er nicht mit seinen Eltern darüber sprechen konnte.

Ich muss zugeben, anfangs haben mich diese imaginären Dinner mit Albrecht Einstein befremdet. Dann habe ich mir überlegt, wie das wäre, wenn ich selber mit einer Person, die ich verehre, kommunizieren würde. Der Gedanke war erst ungewohnt. Aber man kann es ja mal versuchen und schauen, was dabei herauskommt? Levine schreibt über die aktive Imagination: Auf falsche Fragen gibt es keine richtigen Antworten. Später verrät der Autor, dass es in seinem Leben tatsächliche eine Verbindung zu Einstein gibt.

Beunruhigend, dass Traumata, über mehrere Generationen hinweg weitergegeben werden können und noch für nachfolgende Generationen belastend sind.

Leider gab es auch einige unnötige Längen, die den Lesefluss ausbremsten

Fazit: Ein Muss für alle, die sich mit Trauma und Heilung beschäftigen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.09.2024

Jeder Tod riecht anders

Über Leben und Tod
0


Der Jurist und Journalist Florian Klenk, schickt uns mit seinem faszinierenden Buch tief in die Abgründe der Gerichtsmedizin des österreichischen Professors Christian Reiter. Übrigens betreiben beide ...


Der Jurist und Journalist Florian Klenk, schickt uns mit seinem faszinierenden Buch tief in die Abgründe der Gerichtsmedizin des österreichischen Professors Christian Reiter. Übrigens betreiben beide einen Podcast: Klenk+Reiter - Der FALTER-Podcast aus der Gerichtsmedizin.

«Ich wüsste, wie der perfekte Mord geht, werde mich aber hüten, es jemandem zu verraten», sagt Christian Reiter. Bis 2020 obduzierte Reiter am gerichtsmedizinischen Institut in der Wiener Sensengasse, jetzt ist er eigentlich im Ruhestand, aber als Gutachter ist er nach wie vor im Einsatz. In diesem Buch erfahren wir auch einiges über seine eigene Familiengeschichte, denn schon seine Vorfahren beschäftigten sich mit dem Tod.

Oh ja, zwischendurch wird es gruselig. Reiter geht vielen alten Fällen mit Akribie und wissenschaftlichen Methoden auf den Grund. Wir lesen von Pesttoten und Vampiren. Das Buch bietet nicht nur Einblicke in die wissenschaftliche Präzision der Gerichtsmedizin, sondern auch in die menschlichen Geschichten hinter den Fällen. Reiters Leidenschaft ist beeindruckend. In seinem Studierzimmer sammelt er Artefakte des Todes, die mir einen Schauer über den Rücken jagen.

Der Autor Felix Klenk schreibt auch für Laien verständlich. Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi.

Fazit: «Über Leben und Tod» ist es ein spannendes Buch nicht nur für Krimifans mit Gänsehautgarantie.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2024

Ein zweischneidiges Schwert

Gier ist ein Luder
0


Dies war meine erster Südtirol-Krimi überhaupt. Auch der Autor Ralph Neubauer war mir bislang unbekannt. So war ich gespannt darauf, beide kennenzulernen. Wie ich jetzt weiß, ist es bereits der 11. Krimi ...


Dies war meine erster Südtirol-Krimi überhaupt. Auch der Autor Ralph Neubauer war mir bislang unbekannt. So war ich gespannt darauf, beide kennenzulernen. Wie ich jetzt weiß, ist es bereits der 11. Krimi um Vicequestore Fabio Fameo und seinem Team. Aber keine Sorge, der Band kann unabhängig von seinen Vorgängern gelesen werden. Ich bin sehr gut in die Handlung reingekommen und habe die Vorgängerbände nicht vermisst.

Die Handlung dreht sich um den erfolgreichen Hotelier Georg Pinggera aus Trafoi und dessen innovative Ideen den Tourismus in Südtirol aufrütteln. Die Polizei wird auf ihn aufmerksam, als die Identität eines toten Hotelgastes aus Schenna nicht ermittelt werden kann.

Dieser Georg Pinggera, denkt in großen Dimensionen. Er ist bestens vernetzt mit den Einflussreichen und Hochvermögenden des Landes. Er hat das Talent, Menschen zu überzeugen und mitzureißen und gelegentlich schadet es auch nicht, Geld rüberwachsen zulassen, um Projekte und Ideen durchzusetzen. Denn wie der Titel schon sagt: Gier ist ein Luder.

Doch der zweite Todesfall war für mich eine Überraschung.

In der Questura, macht sich Questore Marzollo bei seinen Untergebenen mit seinem respektlosen Verhalten nicht gerade belieb. Insbesondere Vicequestore Fabio Fameo hat unter seinem Chef zu leiden.

Der Krimi bietet eine Mischung aus Spannung und regionalem Flair. Mir ist dadurch richtig bewusst geworden, was für ein zweischneidiges Schwert der Tourismus doch ist. Vor allem wenn höchste Gewinnprofilierung dahintersteht. Ich glaube tatsächlich, dass es in Immobilienkreisen nicht immer ganz koscher abläuft. Ralph Neubauer gelingt es, die Schönheit und die Eigenheiten Südtirols lebendig zu beschreiben. Die Kapitel sind kurzgehalten, was ich sehr mag. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten.

Interessant ist auch, im Nachwort zu erfahren, wie das Buch entstanden ist, welche Quellen und welche tatsächlichen Ereignisse und Begebenheiten herangezogen wurden. Für nähere Infos gibt es zusätzlich einen Literaturliste. Und wer mag, kann Elisabeths Rezept für die Quiche mit Pilzen ausprobieren.
Fazit: Ein unterhaltsamer Südtirolkrimi mit interessanten Einblicken auf die positiven und negativen Auswirkungen des Tourismus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere