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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2020

Jäger mit Fragezeichen

Beute
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Der Thriller „Weisser Schatten“ von Don Meyer ließ mich 2014 zum Welttag des Buches bereits in das südafrikanische setting eintauchen und eröffnete mir bis dahin unbekannte soziale Strukturen. Mit „Beute“ ...

Der Thriller „Weisser Schatten“ von Don Meyer ließ mich 2014 zum Welttag des Buches bereits in das südafrikanische setting eintauchen und eröffnete mir bis dahin unbekannte soziale Strukturen. Mit „Beute“ hat der Autor wieder eine perfekt konstruierte Handlung lanciert, die dem Leser viel Kombinationsvermögen abverlangt, besonders, da der klare Schreibstil ohne Schnörkel und komplizierende Stilmittel zum zielgerichteten Lesen einlädt.
Gleich zu Anfang herrscht in diesem Thriller, der auch in Südafrika spielt, eine fesselnde Atmosphäre, die durch das Werk hindurch beibehalten wird, dekoriert mit vielen besonders spannungsgeladenen Momenten.
Die beiden Protagonisten, Kapitän Bennie, der zwar nicht der perfekte Ermittlertyp ist und der Ex-Attentäter Daniel sind anspruchsvolle und komplexe Charaktere. Nach und nach wir eine Verknüpfung aufgebaut, denn alle Morde und Fälle hängen zusammen. Korruption, Intrigen und unverhoffte Verstrickungen sind an der Tagesordnung. Dabei wechselt die Handlung zwischen Bordeaux und Südafrika, denn Daniel Darret , ein ehemaliger Freiheitskämpfer in Südafrika, hat sich in Frankreich zur Ruhe gesetzt, aber seine Vergangenheit holt ihn ein. Er soll noch einmal für die Freiheit Südafrikas kämpfen, in Paris.
Das südafrikanische Lokalkolorit hat mich fasziniert, mit seinen afrikaanssprachigen Ausdrücken, ebenso wie die Informationen zur Geschichte von Bordeaux.
Wir haben hier einen anspruchsvollen Polit-Thriller, voller Brisans, und dazu hervorragend recherchiert.
Ein spannendes Werk!

Veröffentlicht am 30.06.2020

Künstliche Intelligenz

Qube
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Tom Hillenbrand hat in seinem Fortsetzungsroman „Hologrammatica“ mit dem Titel „Qube“ einen stark technischen Sci-fi Thriller lanciert, der, bedingt durch die sehr technische Sprache und die vielen Details ...

Tom Hillenbrand hat in seinem Fortsetzungsroman „Hologrammatica“ mit dem Titel „Qube“ einen stark technischen Sci-fi Thriller lanciert, der, bedingt durch die sehr technische Sprache und die vielen Details nicht jedermanns Sache sein dürfte. Mich hat dieses Werk aber gerade deswegen fasziniert. Man sollte aber möglichst „Hologrammatika“ gelesen haben, um besser in die Zusammenhänge hineinzukommen. Auch hier geht es wieder um einen mysteriösen Todesfall in einem Science Fiction - Setting. Der Investigativjournalist Calvary Doyle hat zum Thema künstliche Intelligenz geforscht und fällt einem Mord zum Opfer, der von der UNO-Agentin Frau Bittner aufgeklärt werden soll.
Der Leser verfolgt mehrere Protagonisten und Handlungsstränge, die im Verlauf der Handlung zusammengeführt werden, jedoch am Ende herrscht Unklarheit darüber, was die KI geplant hat.
In der surrealistischen Welt im Jahr 2091 sind das Verlassen des eigenen Körpers und Veränderungen der räumlichen Umgebung möglich. Der Weltraum wird zur Heimat und auf der Erde ist kaum noch ein Überleben möglich. In dem spannenden Plot findet ein Wechsel zwischen Erde und Weltraum statt, der eine beängstigende Dimension einnimmt und Zukunftsängste schürrt.
Werden Quantencomputer ( Qubes) und künstliche Inteligenz unser Leben in Zukunft beherrschen?
Eine Horrorvision, jedoch sind sie bereits jetzt Teile der modernen Welt.

Veröffentlicht am 30.06.2020

Liebe im 2. Weltkrieg

Die Frauen von der Purpurküste – Isabelles Geheimnis (Die Purpurküsten-Reihe 1)
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Durch diesen packenden Roman mit dem tollen Cover wird der Leser mitgenommen in zwei Parallelhandlungen, eine im Kriegsjahr 1944 und eine in der Jetztzeit.
Es geht um das Geheimnis von Amélies Oma, die ...

Durch diesen packenden Roman mit dem tollen Cover wird der Leser mitgenommen in zwei Parallelhandlungen, eine im Kriegsjahr 1944 und eine in der Jetztzeit.
Es geht um das Geheimnis von Amélies Oma, die jetzt, kurz vor ihrem Tod, eine Auflösung ihrer Fragen nach Friedrichs Verbleib erhofft. Dazu hat sie ihrer Enkelin ihr bisher streng gehütetes Tagebuch mit ihren emotional anspruchsvollen Erlebnissen gegen Kriegsende ausgehändigt. Wir erfahren in gut recherchierter Weise von den real existierenden Grausamkeiten der Deutschen, nicht nur in Collioure, dem Schauplatz des Werkes, von der Résistance und der Gefahr durch die Franzosen und die Deutschen, wenn es zu einer engen Kontaktaufnahme von Wehrmachtssoldaten und Französinnen kommt.
Amélie flieht an die südfranzösische Purpurküste, in das Haus ihrer Großmutter, um ihrer Trauer und Verzweiflung, aber auch Schuld zu entkommen, denn sie hat bei einem Unfall ihren Mann und Marco, den kleinen Sohn, verloren.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet. Amélie wirkt zurückhaltend, aber auch fahrig und unüberlegt Benjamin gegenüber, dem sie immer näher kommt. Er ist ein gutaussehender, verständnisvoller Mann, der auch einem Geheimnis in Collioure auf der Spur ist. Am besten hat mir Isabelle gefallen, eine warmherzige alte Dame, die sich einer unaussprechlichen Gefahr als 18-jährige ausgesetzt hat. Durch die wechselnden Perspektiven wird der Roman lebendig.
Der sehr emotionale und flüssige Schreibstil ermöglicht es dem Leser, sich in die Gedankenwelt der Charaktere zu versetzen. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, denn die Schicksale sind miteinander verwoben, und ich musste einfach schnell zu Ende lesen, um die Auflösung des Geheimnisses zu erfahren.
Die umspannende Thematik ist die Suche nach dem Sinn des Lebens und der Liebe, empfangen von der Person, die einem Verständnis, Geborgenheit, Wärme und bedingungslose Akzeptanz entgegenbringt.
Dieser Roman gehört zu einer Trilogie, deren Werke ich unbedingt lesen möchte, denn sie versprechen auch, romantisch und aufwühlend bis zum Schluss zu sein.

Veröffentlicht am 30.06.2020

Leises Sterben

Kostbare Tage
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Kent Harufs Werk „ Kostbare Tage“ wurde aus dem Amerikanischen übersetzt und repräsentiert in vielerlei Hinsicht eine typische amerikanische Kleinstadt, mit Bewohnern, die noch niemals gereist sind, aber ...

Kent Harufs Werk „ Kostbare Tage“ wurde aus dem Amerikanischen übersetzt und repräsentiert in vielerlei Hinsicht eine typische amerikanische Kleinstadt, mit Bewohnern, die noch niemals gereist sind, aber bei auftauchenden Problemen zusammenhalten und sich gegenseitig helfen. Eigenschaften, die in Deutschland zunehmend verloren gehen. Auch die Funktion der Kirche dort wird gut herausgearbeitet.
Was will uns der Autor aufzeigen? Eine ländliche Idylle mit einfach gestrickten Menschen, die sich in ihr eigenes Schicksal und das anderer Menschen ergeben. Der Autor arbeitet in ruhigen und einfachen Worten die Situation um den krebskranken Dad Lewis, der nur noch kurze Zeit zu leben hat, heraus. Er präsentiert Menschen in ihrem normalen Alltag mit den Problemen, aber auch Freude und Glück. Dabei werden die unterschiedlichen Nachbarn gegenübergestellt.
Das qualvolle Sterben wird detailliert beschrieben und konfrontiert den Leser mit seinem eigenen möglichen „Abgang“. Dad muss sein Erbe regeln. Dabei kommen viele Erinnerungen in sein Gedächtnis, die den Abschied umso schwerer machen. Zwar kümmern sich seine Frau Mary und seine Tochter Lorraine aufopfernd um ihn, aber sein homosexueller Sohn Frank ist vor der engstirnigen Enge der Kleinstadt geflohen und will nichts mehr mit seinen Eltern zu tun haben.
Die Thematik, das Sterben eines Menschen wir gut und unspektakulär in Szene gesetzt. Schuld und Vergebung, Hass, Verbundenheit und Pflichtbewusstsein werden angetippt. Diese Probleme existieren in Jedermanns Leben und machen das Werk universell. Es ist keine einfache Urlaubslektüre, sondern soll, trotz aller Banalität, zur Selbstreflexion anregen.

Veröffentlicht am 09.09.2024

Versöhnung durch Enthüllungen

Der Morgen nach dem Regen
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Dieser im Insel-Verlag erschienene Roman behandelt eine sehr vertrackte Mutter-Tochter- Beziehung. Johanna, Elsas Mutter, hat in Sankt Goar unbeschwerte Ferientage verbracht, Elsa ebenso. Tante Toni hat ...

Dieser im Insel-Verlag erschienene Roman behandelt eine sehr vertrackte Mutter-Tochter- Beziehung. Johanna, Elsas Mutter, hat in Sankt Goar unbeschwerte Ferientage verbracht, Elsa ebenso. Tante Toni hat ihnen ihr altes, gemütliches Haus mit großem Garten und Blick auf den rhein vererbt und beide wollen dort nach Lebenskrisen zur Ruhe kommen. Johanna hat für die UNO in Krisengebieten gearbeitet und war oft monatelang von zu Hause ( New York) fort, was Mutter und Tochter entfremdet hat. Elsa war von ihrer Mutter enttäuscht und fühlte sich alleingelassen. Aber auch sie scheint “ Workaholic “ zu sein, denn all ihre Energie liefert sie für ihren Job als ehrgeizige Strafverteidigerin am Europäischen Gerichtshof in Den Haag ab.
Besonders haben mich die Informationen über Johannas Tätigkeit interessiert, die offenbaren wie gefährlich und psychisch belastend ihre Arbeit ist. Hut ab vor allen UNO-Mitarbeitern in Krisensituationen, die ihr eigenes Leben in Gefahr bringen für das Ideal, hungernden und kranken Menschen zu helfen!
Es gibt viele Streits, Missverständnisse, Enttäuschungen, aber auch Verletzungen zwischen Mutter und Tochter, und ein normales Miteinander scheint unmöglich. Elsa verschließt sich völlig. Wie wird sich die Beziehung verändern?
Levensohn liefert eine sprachlich gekonnte Meditation über die Beziehung zwischen Elsa und Johanna. Sie versteht es, tief in die Psyche der beiden Charaktere einzutauchen und sie dem Leser nahezubringen, wobei sie neutral berichtet und sich nicht auf die Seite einer Figur schlägt.
Die Dialoge sind lebendig und authentisch. Der Spannungsbogen wird kontinuierlich aufgebaut, man möchte immer weiterlesen, bis es zu einem doch recht unwirklichen Ende kommt, das meiner Meinung, nach besonders das Verhalten der Tochter nicht logisch darlegt. Wie kann man sich so schnell so sehr in seiner Haltung ändern? Zwar kommen diverse Geheimnisse auf Seiten der Mutter und der Tochter nach und nach ans Licht, die Verwerfungen, Erwartungen und Enttäuschungen werden freigelegt und die Lebenslügen enthüllt, jedoch sind die plötzlichen Verhaltensänderungen der Tochter für mich, als männlicher Leser, nicht ganz nachvollziehbar.
Das Werk kann durch das sehr farbenfrohe, fröhliche Cover punkten, und auch die symbolische bedeutung des Buchtitels wird zum Schluß ganz evident, jedoch richtet sich der Roman wohl primär an die weibliche Leserschaft. Daher kann ich nur 4 Punkte vergeben.