Ein wenig zu ausschweifend erzählt, aber beeindruckend
Die Abschaffung des TodesDer britische Journalist James Henry Windover leitet einen exklusiven Nachrichtendienst für Superreiche. Im Auftrag seiner wichtigsten Kundin reist er in das Silicon Valley, wo sich eine Gruppe hochkarätiger ...
Der britische Journalist James Henry Windover leitet einen exklusiven Nachrichtendienst für Superreiche. Im Auftrag seiner wichtigsten Kundin reist er in das Silicon Valley, wo sich eine Gruppe hochkarätiger Wissenschaftler um Investoren für ein Projekt bemüht, das ewiges Leben verspricht. Er soll seine Expertise darüber abgeben, ob an der Sache wirklich etwas dran ist. Dabei stößt er auf mysteriöse Vorfälle und Ungereimtheiten. Welche Rolle spielt Raymond Ferdurci, ein französischer Philosoph, dem für einen Millionenbetrag eine Kurzgeschichte abgekauft wurde? James Henry macht sich auf die Suche nach ihm, ohne zu ahnen, welche Lawine an gefährlichen Ereignissen er damit lostritt.
Die 654 eng bedruckten Seiten dieses Romans sind eine echte Herausforderung. Erzähler ist der liebenswert-verschrobene Brite James Henry, ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Sein mit trockenem Humor gewürzter Erzählstil machte mir den Einstieg leicht. Trotz der zahlreichen Figuren hatte ich keine Mühe, den Überblick zu bewahren.
Das zweite Viertel des Romans zieht sich scheinbar endlos hin. Okay, es geht um ein komplexes Thema mit philosophischen Ansätzen, aber eine etwas kürzere Abhandlung hätte meiner Meinung nach auch gereicht. Mitunter kam ich bei dem endlosen Palaver aus dem Gähnen nicht mehr heraus und war etwa in der Mitte schon versucht, das Buch zuzuklappen, weil irgendwie nichts mehr voranging.
Doch das änderte sich schlagartig. Mit dem Auftauchen von Raymond Ferdurci nahm die Handlung gehörig Fahrt auf, wenn auch in eine völlig andere Richtung als zu Beginn. Und so ging es bis zum Schluss weiter. Am Ende wurden mir alle Zusammenhänge sonnenklar.
Ein echter Thriller ist dieser Roman nicht, dazu zogen sich die einzelnen Handlungsstränge zu langatmig hin. Aber sprachlich ist er ein Meisterwerk. Herr Eschbach beherrscht die Kunst der stilvollen Selbstironie und nimmt sich dabei hin und wieder selbst auf die Schippe. Die Schlussszenen finde ich herzzerreißend.
Für den unnötig ausschweifenden Mittelteil ziehe ich einen Stern ab. Ansonsten würde ich sagen, Herr Eschbach hat eine neue Stammleserin gewonnen. Mich.