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Veröffentlicht am 15.10.2024

Geschichte mal anders

Eine Geschichte des Römischen Reiches in 21 Frauen
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„Eine Geschichte des Römischen Reiches in 21 Frauen“ von Emma Southon ist, ehrlich gesagt, das erste Buch, das ich (freiwillig) über Geschichte gelesen habe. Ich hatte gehofft, dass die feministische und ...

„Eine Geschichte des Römischen Reiches in 21 Frauen“ von Emma Southon ist, ehrlich gesagt, das erste Buch, das ich (freiwillig) über Geschichte gelesen habe. Ich hatte gehofft, dass die feministische und zugängliche Perspektive mir einen frischen Blick auf das Römische Reich bieten würde – einen Blick, der nicht nur von Männern, ihren Egos und endlosen Schlachten handelt.

Southon schreibt mit einem Humor, der stark an Meme-Kultur und Popkultur angelehnt ist, was in Geschichtsbüchern doch eher ungewöhnlich ist. Zu meiner eigenen Überraschung fand ich das gar nicht schlecht. Auch wenn einige ihrer modernen Anspielungen etwas häufig auftauchen und nicht immer gut auf die Geschichte übertragbar sind, hat diese Erzählweise das ernste Thema für mich aufgelockert (ich bin kein Fan trockener Geschichtsliteratur). Allerdings nimmt der Humor im Laufe des Buches ab, was es für mich schwieriger gemacht hat, dranzubleiben.

In 21 Frauen erzählt Southon vom Römischen Reich über mehrere Epochen hinweg: vom Königreich über die Republik bis hin zum Imperium und zur Spätantike. Dabei widmet sie sich in jedem Kapitel ein oder zwei Frauen, die sie aus der Dunkelheit der Geschichtsschreibung ans Licht holt. Die ersten beiden Teile haben mich noch völlig gefesselt. Im dritten Teil musste ich mich dann schon eher durchkämpfen, und den letzten Teil habe ich stellenweise nur überflogen. Zum Ende hin fühlt es sich leider nach Infodumping und eine Aneinanderreihung von Namen an. Im Verlauf des Buches werden Stellen zunehmend repetitiv und übermäßig detailreich.

Trotzdem bleibt „Eine Geschichte des Römischen Reiches in 21 Frauen“ ein wertvolles Buch, das die Bedeutung von Frauen in der Geschichte Roms aufzeigt – Frauen, die allzu oft vergessen wurden. Southon verleiht ihnen eine Stimme und gibt uns die Chance, die Geschichte aus einer längst überfälligen, weiblichen Perspektive zu sehen. Für alle, die genug von Männern und ihren Kriegen haben, ist dieses Buch eine erfrischende Alternative.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Unterhaltsam

Miss Marple
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„Miss Marple“ hat ein echt schönes Cover und kurzweilige Kurzgeschichten. Gelesen habe ich es wegen der Autorin Leigh Bardugo, aber auch andere wie Lucy Foley waren für mich interessant. Obwohl ich mit ...

„Miss Marple“ hat ein echt schönes Cover und kurzweilige Kurzgeschichten. Gelesen habe ich es wegen der Autorin Leigh Bardugo, aber auch andere wie Lucy Foley waren für mich interessant. Obwohl ich mit Miss Marple zuvor nicht wirklich kannte hat das Buch trotzdem Spaß gemacht. Die zwölf Kurzgeschichten über Miss Marple sind alle recht unterhaltsam. Einige davon sind etwas einzigartiger als andere und manche sind besser geschrieben als andere. Die Authentizität von Miss Marple gelingt den meisten auch enorm gut.
Insgesamt kann man das Buch schnell und gut lesen. Noch ein weiterer Teil mit kurzen Geschichten wäre super.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Spannung bleibt aus

Deine größte Angst
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Der Autor Matthias Bürgel, selbst Polizist, beginnt die Geschichte mit einem erschütternden Vorfall: Ein Amokfahrer rast auf einem Weihnachtsmarkt in Konstanz in eine Menschenmenge. Während die Polizei, ...

Der Autor Matthias Bürgel, selbst Polizist, beginnt die Geschichte mit einem erschütternden Vorfall: Ein Amokfahrer rast auf einem Weihnachtsmarkt in Konstanz in eine Menschenmenge. Während die Polizei, mit Marius Bannert, die Ermittlungen aufnimmt, beginnt der Trauma-Therapeut und ehemalige LKA-Beamte Falk Hagedorn, mit den Überlebenden in Gruppensitzungen zu arbeiten. Die Geschichte wechselt zwischen verschiedenen Perspektiven und Zeitpunkten, darunter Hagedorn, Bannert, Nadine Adler, der Bürgermeister und der Täter.

COVER
Das Cover von „Deine größte Angst“ passt optisch gut zu den vorherigen Bänden und ist direkt wiederzuerkennen.

THEMATIK UND HANDLUNG
Die Thematik des Amoklaufs auf einem Weihnachtsmarkt ist schockierend aktuell und emotional aufwühlend. Matthias Bürgel gelingt es, die Brutalität des Anschlags in eindringlichen, manchmal erschütternden Details zu schildern. Als Leser bzw. Leserin fühlt man sich mitten in die Szenen hineingezogen, was das Geschehen sehr plastisch und nahegehend macht.
Trotz der brisanten Thematik bleibt die Spannung leider stellenweise auf der Strecke. Die Geschichte verläuft in recht vorhersehbaren Bahnen, ohne Raum für Spekulationen oder größere Wendungen. Die zahlreichen Perspektivwechsel zwischen den Figuren bringen zwar interessante Einblicke, lassen die Charaktere aber oft eher oberflächlich erscheinen. Vor allem Falk Hagedorn bleibt präsent - nur leider nicht nur positiv.

CHARAKTERE
Falk Hagedorn ist ein vielschichtiger Charakter, der jedoch nicht unbedingt Sympathiepunkte sammelt. Als Therapeut erscheint er oft überfordert, traumatisiert und unprofessionell, was dazu führt, dass er sich mehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt als mit denen der Überlebenden. Diese Selbstbezogenheit und sein gelegentlich irrationales Verhalten lassen ihn als Therapeut nicht glaubwürdig wirken. Seine mürrische Art erscheint zudem recht klischeebehaftet. Hagedorns abfällige Gedanken und Kommentare über Frauen, insbesondere eine junge Überlebende, wirken störend und tragen nicht zur Tiefe der Geschichte bei.

Das Motiv des Täters ist originell und glaubwürdig recherchiert. Leider wird das Motiv und die weiteren Absichten des Täters jedoch früh preisgegeben, wodurch der Spannungsbogen deutlich abgeschwächt wird. Auch der Versuch, ihn durch Hinweise wie „Der Täter ist näher, als du denkst“ mysteriöser wirken zu lassen, scheitert, da die Enthüllung schnell zu offensichtlich wird.

SCHREIBSTIL
Matthias Bürgel schreibt flüssig, gut lesbar und mit kurzen Kapiteln, sodass sich das Buch schnell lesen lässt. Besonders die realistische Darstellung der Polizeiarbeit ist eine Stärke des Autors, was nicht überraschend ist, da er selbst Polizist ist.
Der Leser bzw. die Leserin wird jedoch rasch mit einer Vielzahl von Namen bekannt gemacht, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen, was es schwer macht, eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Weniger Figuren und dafür intensivere Charakterzeichnungen, insbesondere bei den Überlebenden, hätten hier mehr Tiefe gebracht.
Auch die Dialoge und Monologe bleiben oberflächlich. Besonders die untereinander gleich klingenden Gespräche während der Therapiesitzungen wirken künstlich. Die Figuren berichten in langen, eintönigen und austauschbaren Monologen ihre Gedanken, Eindrücke und Unterhaltungen vom Tag der Tat und der Tat selbst, was oft wie ein stures „Sagen statt Zeigen“ wirkt und dadurch die Authentizität der Szenen schwächt. In den Monologen werden die erlebte Dialoge vom Tag der Tat wie in einer Theateraufführung Wort für Wort nachgesprochen, was unrealistisch wirkt.

FAZIT
„Deine größte Angst“ greift eine emotionale und aktuelle Thematik auf und beginnt vielversprechend, schwächelt jedoch in der Umsetzung. Die Charaktere bleiben flach, und die Handlung verläuft linear. Falk Hagedorn ist schwer zugänglich und als Therapeut nicht überzeugend, was es schwierig macht, mit ihm mitzufühlen. Trotz der Stärken, wie der realistischen Polizeiarbeit und der aktuellen Thematik, bleibt die Spannung etwas auf der Strecke. Für Fans der Reihe bietet das Buch jedoch sicherlich einen soliden Abschluss.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Atmosphärische Langeweile

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars
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Das Cover dieses Buches ist wirklich atemberaubend – wahrscheinlich eines der schönsten, das mir je untergekommen ist. Genau das hat mich dazu verleitet, nach der Leseprobe direkt in die Geschichte einzutauchen. ...

Das Cover dieses Buches ist wirklich atemberaubend – wahrscheinlich eines der schönsten, das mir je untergekommen ist. Genau das hat mich dazu verleitet, nach der Leseprobe direkt in die Geschichte einzutauchen. Die Probe selbst war vielversprechend: Von der ersten Seite an war sie voller Action und Spannung, und die zentrale Frage drängte sich auf – warum greift Caroline Mars an?

Doch leider muss ich sagen, dass nach diesem vielversprechenden Einstieg die Handlung für die nächsten 70% des Buches nahezu stillsteht. Es passiert kaum etwas, es gibt viel Atmosphäre, aber wenig Plot. Alles scheint auf dem anfänglichen Prolog zu fußen, der die Erwartungen hochschraubt, aber im Nachhinein keine tiefere Bedeutung entwickelt. Das Thriller-Element, das mich anfangs so gefesselt hat, verblasst zunehmend, weil der Plot so dünn ist.

Gegen Ende wird endlich klar, dass hinter der Gruppe, die sich die “Honeys” nennt, eine Sekte steckt, die dem Motto „Töten für den eigenen Stock“ folgt. Diese Enthüllung wirft jedoch mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Zahlreiche Plotlöcher bleiben am Ende bestehen und vieles wirkt konstruiert und unglaubwürdig. Besonders enttäuschend war, dass selbst der packende Prolog durch die spätere Aufklärung jegliche Bedeutung verliert.

Am Ende blieb für mich nur die kleine Romanze interessant. Leider konnte der Rest der Geschichte meine Erwartungen nicht erfüllen. Insgesamt ist das Buch eine YA Version von Bunny von Mona Awad.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Zäh

Das mörderische Christmas Puzzle
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Edie, die Weihnachten hasst und Kreuzworträtsel für Zeitungen schreibt, wird nach einem Mord unfreiwillig dazu auserkoren, eine Reihe bevorstehender Morde aufzudecken. Das klingt vielleicht spannender, ...

Edie, die Weihnachten hasst und Kreuzworträtsel für Zeitungen schreibt, wird nach einem Mord unfreiwillig dazu auserkoren, eine Reihe bevorstehender Morde aufzudecken. Das klingt vielleicht spannender, als es tatsächlich ist. Denn ähnlich wie ein Kreuzworträtsel zieht sich die Handlung zäh dahin, mit vielen Wiederholungen und wenig Spannung. Es ist eher eine Beschäftigung für zwischendurch als etwas, das wirklich fesselt.

Edie und ihr Großneffe Sean nehmen die Geschehnisse erstaunlich gelassen hin. Weder scheinen sie Angst zu haben, noch lässt sich bei ihnen echte Besorgnis erkennen. Dabei wären ein bisschen Panik und Mitgefühl durchaus angebracht, um die Situation ernst zu nehmen und den Figuren eine menschliche Note zu verleihen. Doch stattdessen bleibt Edie in ihrer Rolle gefangen: mürrisch und alt (sie macht wirklich sehr viele Anspielungen auf ihr Alter). Sean bleibt genauso flach und blass. Die einzige Figur, die wenigstens noch ein bisschen interessant wirkt, ist RIP, weil RIP eben Menschen tötet. Aber selbst RIPs Motiv und die gesamte Auflösung der Geschichte sind so unlogisch, dass man sich am Ende nur wundert. Neue Informationen, die plötzlich aus dem Nichts auftauchen, führen schließlich zur Lösung des Falls – keine cleveren Hinweise oder Spuren, die man als Leserin selbst hätte mitverfolgen können.

Insgesamt fühlt sich die Geschichte an wie ein Kreuzworträtsel, das man aus Langeweile an einem verregneten Nachmittag löst: eine Beschäftigung, die nicht wirklich packt und die man bald wieder vergisst. Wem Kreuzworträtsel einen richtigen Nervenkitzel bereiten und nachts nicht schlafen lassen, der könnte dieses Buch mögen.

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