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Veröffentlicht am 09.09.2024

Tolle Spannung und schönes Kopfkino

Der Wolf von Hamburg
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Ein Krimi. Der mir seit Langem mal wieder gefallen hat, denn nur Krimi lese ich ja nicht ganz so gerne.
Hier gab es aber nicht nur „trockene“ Ermittlungen und Befragungen.
Der Autor Jürgen Ehlers ist ...

Ein Krimi. Der mir seit Langem mal wieder gefallen hat, denn nur Krimi lese ich ja nicht ganz so gerne.
Hier gab es aber nicht nur „trockene“ Ermittlungen und Befragungen.
Der Autor Jürgen Ehlers ist selbst in Hamburg geboren und kennt sich bestens in der Speicherstadt aus, die hier einen interessanten Tatort abgibt.

Kommissar Kastrup ist eine Persönlichkeit, der man seinen Hintergrund mit allen Ecken und Kanten abnimmt, ohne dass es unglaubwürdig oder übertrieben hergeholt wirkt.
Als das erste Opfer nicht weit vom Wohnsitz des Kommissars in der Speicherstadt passiert, glaubt er noch an einen Zufall, aber schnell wird ihm klar, dass er mit seiner Vergangenheit auch betroffen ist.
Es bleibt nicht bei dem einen Opfer und jedes wird von einem Tier totgebissen aufgefunden.
Gibt es frei laufende Wölfe in Hamburg?
Gibt es eine Verbindung der Opfer?
Können die Ermittler die Hinweise schnell genug entschlüsseln, bevor es das nächste Opfer gibt?
Und inwieweit gerät Kommissar Kastrup selbst in Gefahr?

Fragen, die der Autor spannend durch den Verlauf der Geschichte auflöst und auch wenn der Täter sich vorher zu erkennen gibt, bleibt die Spannung erhalten.

Mein Fazit:
Eine spannende Täterjagd in der Hamburger Speicherstadt, die seit 2015 zum UNESCO-Welterbe gehört, und in anderen Stadtteilen Hamburgs.
Tolle Spannung und schönes Kopfkino!

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Veröffentlicht am 08.09.2024

Ich lag wieder so was von daneben!

Die Flut
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Manchmal möchte ich Arno Strobel persönlich fragen WIE er auf solche gruseligen Ideen kommt!

Allein die Vorstellung bei der ersten Beschreibung im Klappentext ….
Da bleibt einem selbst die Luft weg und ...

Manchmal möchte ich Arno Strobel persönlich fragen WIE er auf solche gruseligen Ideen kommt!

Allein die Vorstellung bei der ersten Beschreibung im Klappentext ….
Da bleibt einem selbst die Luft weg und bekommt einen Anflug von Panik, obwohl man sich auf dem sicheren Sofa befindet.
Auch hier wechseln die Perspektiven zwischen Täter und den Verdächtigen.
Genau das liebe ich an seinen Geschichten!
Man bekommt immer beide Seiten mit, ist ganz bei den Opfern und kann auf der anderen Seite mit ermitteln, da man nie den Täter erkennt.
Beziehungsweise, kann es versuchen …..
Denn auch hier ist mein Versuch wieder mal kläglich gescheitert.

Der Prolog ist ein kleiner, fast harmloser, Lebenslauf unseres Psychopathen, der Böses ahnen lässt.
Dann lernen wir Julia und Michael kennen. Ein junges Paar, wo die Liebe allgegenwärtig ist, ohne schnulzig übertrieben zu sein.
Beide werden von Michaels Kollegen zu einem Urlaub auf Amrum eingeladen. Die Einladung ist nicht ganz uneigennützig, denn Michael soll beim Hausausbau von seinem Kollegen Andreas helfen.
Obwohl Michael und Andreas sich jetzt weder privat noch als Kollegen nicht wirklich nahestehen, sagt Michael zu. Ein kostenloser Urlaub auf einer schönen Insel, wer kann da schon nein sagen?
Leider ist auch die Frau von Andreas dabei.
Die spricht nur wenig und wenn, dann verteilt sie nur Beleidigungen, sarkastische und verhöhnende Pfeile, von denen jeder getroffen wird.
Julia und Michael schaffen es erst auch, sich davon den Urlaub nicht vermiesen zu lassen und haben mit Andreas Mitleid, dem die Giftpfeile seiner Frau peinlich sind.

Aber dann passiert in der Nacht, kurz vor der Flut, im Wattenmeer ein grausiger Mord.
Eine Frau ist bis zu den Schultern im Watt eingebuddelt und ihr Mann nur ein paar Meter weiter entfernt an einer Buhne gefesselt. Er ist somit gezwungen zuzusehen, wie seine Frau bei vollem Bewusstsein ertrinkt.
Danach lässt er den Mann frei, ohne erkannt zu werden.
Und es bleibt nicht bei diesem einen Mord …..

Die kleine, idyllische Insel gerät in Aufruhr.
Ein immer mies gelaunter Kommissar aus Flensburg übernimmt die Ermittlungen und ich konnte ihn genauso wenig wie seine Kollegen und alle anderen leiden!
Er lässt seinen Kollegen jedes Mal wie ein dummes Kind stehen, benimmt sich bei Befragungen unmöglich und ist einfach ein A
*****h.
Er ermittelt nur in eine Richtung und verbeißt sich in seine Theorien wie ein Pitbull in sein Opfer.
Andere Richtungen und Meinungen kommen für ihn gar nicht mehr infrage, egal worauf seine Kollegen auch dezent hinweisen.
Durch einige, wenigen Indizien schießt er sich auf eine Person ein und lässt auch keine Gegenargumente gelten.
Zum Glück gibt es aber noch seinen Kollegen und auch die Polizeistation vor Ort, die auch in auch andere Richtungen ihre Fühler ausstrecken ….

Arno Strobel muss zumindest einen klitzekleinen Psychopathen auf seiner Schulter sitzen haben.
Anders kann ich mir nicht erklären, wie er solche perfiden, gruseligen und düsteren Geschichten zusammen bekommt.
Allein der Wechsel zum Täter war jedes Mal so irre, was er mit diesen Taten bezwecken will. Dann die Sicht der Opfer, so erdrückend, dass ich selbst Luftnot und Panik bekomme ….

--- Ich wohne an der Nordsee und habe das Watt, Ebbe und Flut quasi vor der Haustür und kenne die Gefahren! ---

Der Autor schafft es immer wieder Personen einzubinden, die undurchsichtig sind und sich hochgradig verdächtig machen.
Ich hatte gleich drei im Visier, konnte mich aber letztendlich für keinen entscheiden, weil mal der eine, mal der andere verdächtiger erschien.
Einer der Drei musste der Täter sein! Doch nur wer?
Die Lösung kam dann tatsächlich erst am Schluss, als die Fähre, mit allen Verdächtigen meinerseits, die Insel verließen, ohne dass ein Täter verhaftet wurde!

Ist der Täter tatsächlich entkommen?
WER ist der Täter?
Inwieweit spitzen sich die Situationen aller Beteiligten zu?
Und was für „Leichen“ hat Hauptkommissar Harmsen im Keller?
Eins kann ich euch verraten ….
Ich lag wieder so was von daneben!

Mein Fazit:
Ein durchgeknallter Täter, ein Kommissar, dem ich mehr als einmal am liebsten eine gescheuert hätte und ein Ende, das mich voll erwischt hat.
Spannend bis zur letzten Seite!!


Buhnen sind Holzpfähle im Watt, die den Wasserlauf beruhigen und auch das Wegschwemmen vom Sand bei Ebbe vermindern.

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Veröffentlicht am 18.08.2024

Ein altes Thema aus neuer Perspektive

Plud
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Plud
Ein komischer Titel?
Sieht aus, wie ein Rechtschreibfehler, der angemarkert ist?
Ich sag’ mal Ja und Nein.
Aber warum?
Was hat das alles mit einer Hippie-Gemeinde auf einer Farm zu tun?
Hippiezeit, ...

Plud
Ein komischer Titel?
Sieht aus, wie ein Rechtschreibfehler, der angemarkert ist?
Ich sag’ mal Ja und Nein.
Aber warum?
Was hat das alles mit einer Hippie-Gemeinde auf einer Farm zu tun?
Hippiezeit, Ende der 60er bis in die 70er rein. Da war doch alles auf dem Peace, Love, LSD und tolle Musik Tripp. Was interessiert da der Alltag und das Schulsystem?
Hab’ ich mich auch etwas gefragt, denn ich hab’ nach dem Klappentext genau das erwartet.

Der Prolog fängt schon ein wenig geheimnisvoll an und ist – wie oft im Prolog – schon das Ende der Geschichte, in dem Cora anfängt eine Geschichte zu erzählen, die eigentlich schon vorbei ist.
Eigentlich ….
Die Geschichte fängt mit einer Hippie-Gemeinschaft mit vielen Kindern, Jugendlichen und deren Eltern und Verwandten an.
Sie leben außerhalb einer kleinen Gemeinde und wollen nur ihre Ruhe haben. Sie wollen gar keinen Kontakt zu der Gemeinde und nur friedlich ihr Leben leben.
Ihr einziger Kontakt zur „Außenwelt“ ist Cora, eine Anwältin, die ihre Belange vertritt und alles Nötige regelt. Somit brauchen sie sich um nichts Wichtiges kümmern und können so ganz bei sich und ihre Gemeinschaft bleiben.
Die Jugendlichen treffen sich am liebsten abends im großen Baumhaus und machen das, was ihnen gerade einfällt. Machen Mutproben, frotzeln herum und machen sich keine Gedanken um das Morgen.
Gelegentlich schleichen sie sich nachts mal ins Dorf, aber das fällt auch eher unter Mutprobe, wenn sie dort mal einen Jugendstreich veranstalten.
Eben eine freie und ungezwungene Hippie-Kommune.

Frei und ungezwungen …… ist das so?
Ist man nicht doch immer zu etwas gezwungen und nie so frei, wie es den Anschein hat?
Ziemlich schnell wurde mir klar, dass es da was gibt, was auch in dieser Gemeinschaft nicht stimmt und spätestens als die Kinder von der Gemeinde zur Schulpflicht gezwungen wurden und als der Lehrer für sich was testen wollte, ging mir auf was es war.
Auch wenn hier ein Thema zutage kam, was altbekannt ist, so fand ich diesen Ansatz mal etwas anderes. Kokosnusswasser spielt hier eine „tragende“ Rolle und hat mich dazu veranlasst, die Behauptungen darüber in der Geschichte nachzugoogeln.
Was soll ich sagen ….. ? Es stimmte tatsächlich und ich fand das Thema für total interessant!
Das hatte ich noch nirgends weder gehört noch gelesen.
Aber keine Angst, es wird jetzt keine Abhandlung von Kokoswasser und deren gesundheitlichen Aspekte. Was mich vorher gedacht hatte, bestätigte sich dann auch ziemlich schnell, ohne dass es expliziert erwähnt wurde…

Wie sich die Geschichte in diese Richtung entwickelt war nicht nur spannend, sondern für mich zumindest auch sehr interessant.
Hier wird eine harmlose Idylle durch äußere Einwirkung zur Gefahr.
Nur worin liegt die Gefahr?
Darin, dass die Kommune der Gemeinde ein Dorn im Auge ist, oder darin, dass die Gemeinde von Anfang an eine Ahnung hat, das in der Kommune was nicht stimmt? Wer ist in Gefahr? Die Gemeinde, oder die Kommune – oder vielleicht beide?

Der Aufbau der Geschichte lässt sich wirklich gut mitverfolgen und auch die Entwicklung der einzelnen Kinder ist gut nachzuvollziehen. Jedes hat seinen Charakter, der langsam „zum Leben“ erwacht.
Auch der Grund der erwachsenen Hippies ist – trotz Fiktion – nachvollziehbar.
Ein altes Thema quasi der Neuzeit angepasst, sodass alle ein friedliches Leben haben.
Sowohl die Daisys, als auch die Kinder unter dem Mond….
Leider bleibt dieser Frieden eben nicht und daran sind die Dorfbewohner mit dem Lehrer selbst schuld, denn sie bringen den Stein erst ins Rollen.
Und dann gibt es da ja auch noch den neuen Ladenbesitzer mit seinen mysteriösen Puppen und Seifenblasen, der plötzlich da war und keiner so richtig weiß woher er kam …..

Ich habe jetzt extra nichts von dem Thema, welches hier der eigentliche Plot ist, verraten. So hoffe ich doch inständig und es fiel mir auch wirklich schwer.
Warum?
Weil sich jeder die Geschichte auch so „erlesen“ soll, wie ich das Vergnügen hatte.
Der Autor hat hier wirklich ein altes, fiktionales Thema in eine frische Sichtweise verpackt. Der Schreibstil ist angenehm unkompliziert, sodass man mit allen Figuren unterwegs und immer mittendrin dabei ist.
Mir konnte der Autor Chris Cancreek spannende Unterhaltung bis zum Showdown bescheren und eigentlich warte ich jetzt auf einen zweiten Teil, weil ich zu gerne wissen möchte, wie es mit der Hippie-Kommune weitergeht.

Mein Fazit:
Eine Geschichte, die ich Stück für Stück entdecken durfte, mit einer neuen Perspektive auf ein altes Thema, das auch noch interessantes und reales Wissen mit sich brachte. Eine Geschichte, die als Jugendbuch deklariert wurde, aber noch oben hin keine Altersgrenze hat. Ich hätte gerne noch einen zweiten Teil!

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Eine Geschichte wie ein Unfall. Ich wollte wegsehen, konnte es aber nicht.

Babysitter
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Erst hat mich das Cover gestört, weil es auf die Seite gedreht ist. Aber es hat gereicht, mich festzuhalten und den Klappentext zu lesen.
Der hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sich die Geschichte ...

Erst hat mich das Cover gestört, weil es auf die Seite gedreht ist. Aber es hat gereicht, mich festzuhalten und den Klappentext zu lesen.
Der hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass sich die Geschichte um eine Frau dreht, die sich mit ihrer Affäre immer tiefer verstrickt, in einer (bescheidenen) Gegend, in der ein Kindermörder sein Unwesen treibt.
Das wiederum hat mich neugierig gemacht und ich wollte wissen, wie sich die Geschichte zueinander verhält, noch dazu über 600 Seiten lang.
Was ich dann bekam, war ziemlich heftig!

Zu Anfang musste ich mich erst an den Schreibstil der Autorin gewöhnen und mich darauf einlassen.
Ich kann ihn jetzt noch schlecht beschreiben und irgendwie ging am Anfang die Geschichte mal vor und mal zurück, mit einigen Zwischensequenzen – die hatten es aber in sich!
Die ersten Kapitel – oder mehr Abschnitte – werden unterschiedlich erzählt, wobei mich „Als wir starben“ echt geschockt hat. Ich bin nun wirklich nicht zartbesaitet, - ich lese auch Bücher, wo das Blut rausläuft – aber dieses Kapitel war so intensiv und obwohl es schon fast poetisch war, war es auch auf grausame Art eine Schilderung aus Sicht der toten, umgebrachten Kinder nach ihrem Tod.

Im anderen Strang geht es um Hannah.
Eine typische Hausfrau und Mutter in einem gut betuchten Haushalt mit Haushaltshilfe. Das Ganze in einem noblen Vorort von Detroit, mitten in den 70er-Jahren, in der die Ehefrau nur für Mann, Kinder und wohltätige Zwecke verantwortlich ist.
Hannah fühlt sich teilweise gelangweilt und auch nicht wirklich dazugehörig. Ihr Mann, nur selten zu Hause, ist immer mit seinem Job beschäftigt und versucht immer mehr zu schaffen, als er gerade erreicht hat.
Dementsprechend ist auf Veranstaltungen auch mehr Schein als Sein zwischen Hannah und ihrem Mann. Hannah lebt eigentlich nur für ihre zwei Kinder, Katya du Conor, beide noch im Vorchul- und Grundschulalter.
Sie hat die typische Einstellung zu ihrem Leben aus der Zeit.
Aber dann taucht ein gewisser Y.K, auf einer Veranstaltung auf, der so eine Präsenz und Bestimmtheit für Hannah an den Tag legt, dass sie sich tatsächlich auf eine Affäre mit ihm einlässt....

Diese Affäre läuft schon beim ersten Treffen völlig aus dem Ruder, doch Hannah glaubt in ihrer kleinen Welt, dass sie es genauso verdient hat und wird ihm hörig.
Und Nein! Wer jetzt in eine Richtung denkt, es wird KEIN „Fifty Shades of Grey“!
Hannah gerät immer tiefer in den Strudel ihres „Geliebten“.
Im Hinterkopf sieht sie, dass Y.K. ihr alles andere als guttut und sie will es auch beenden, aber nur ein Wink von ihm und sie steht wieder unter Strom… Ihr Mann bekommt von allem nichts mit, bis auf einmal, als die Spuren an Hannah nicht zu übersehen sind. Aber da verstricken sich beide in immer mehr Widersprüche – Hannah, weil sie ihren „Geliebten“ nicht verraten will und ihr Mann, der sich in seiner heilen Welt nichts anderes vorstellen kann, als dass es nur Schwarze sein konnten, die Hannah überfallen haben. Denn außerhalb des behüteten Vorortes laufen zu der Zeit Rassenkämpfe, da ist es kein Wunder, dass sie sich auch langsam in ihrer Gegend ausbreiten. Was anderes lassen seine Gedanken gar nicht zu. Er steigert sich da so hinein, dass es kein gutes Ende gibt….

In dieser Geschichte können wir sehen, wie sich die Spiralen auf der einen Seite immer weiter aufschrauben können. Zum anderen aber auch, wie weit sie abwärts gehen können. Zu Anfang hatte ich viele Fragezeichen über meinem Kopf schwirren.
Außerdem hatte ich ein wenig mit dem Schreibstil zu kämpfen, da immer viel einzelne Wörter innerhalb eines Satzes in Klammern gesetzt wurden.

aber als ich mich an dieser Schreibweise gewöhnt habe, kam eine ganz andere Stimmung auf.
Durch ihr kam zum einen der Rassenkonflikt viel mehr zutage, aber auch die Denkweise in andere Situationen der einzelnen Personen kamen so mehr zum Vorschein. Ich kann es wirklich nicht erklären, wie die Stimmung auf mich wirkte und ich glaube sogar, dass sie auf die Leserschaft unterschiedlich wirken kann.

Und wer sich jetzt fragt, was Hannahs Geschichte mit dem „Babysitter“ zu tun hat, dem kann ich nur sagen, dass ich mich das auch gefragt habe – aber beide Stränge geben einen Sinn, der sich während der Geschichte erschließt.
Diese Geschichte hat mich in ihren Bann gezogen und nicht wieder losgelassen!
Sie hat geschockt, mit Tatsachen, die auch in der heutigen Zeit und Gesellschaft immer noch mit Kindern und Frauen in verschiedenen Bereichen passieren. Die Autorin hat hier geschickt Tatsachen aus der Zeit mit Fiktion gemischt, denn zu der Zeit hat es dort wirklich eine Reihe von Kindermorden und Rassenaufstände gegeben.

Mein Fazit:
Ein Buch, das so harmlos daherkommt, aber nichts für schwache Nerven ist und bei dem eine Triggerwarnung auf keinen Fall fehlen sollte!
Eine Geschichte wie ein Unfall. Ich wollte wegsehen, konnte es aber nicht.
Eine Geschichte mit einem Ende, dass jeder Leser für sich selbst abschließen kann…. Und noch lange im Kopf bleibt.
Schon jetzt mein Highlight für dieses Jahr!

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Ein Jugendbuch, das auch mich "älteres Semester" in den Bann ziehen konnte.

Aischa oder Die Sonne des Lebens
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Ich habe eine ältere Hardcover-Ausgabe, mit anderem Cover

Hierbei handelt es sich bei diesem Buch um ein Jugendbuch, wie die meisten Romane der Autorin, die bereits 1957 ihren ersten Roman veröffentlichte, ...

Ich habe eine ältere Hardcover-Ausgabe, mit anderem Cover

Hierbei handelt es sich bei diesem Buch um ein Jugendbuch, wie die meisten Romane der Autorin, die bereits 1957 ihren ersten Roman veröffentlichte, aber erst seit 1994 auch Romane für Erwachsene schreibt.
Ich liebe ihre Geschichten, die meistens von starken Mädchen handeln.
So auch die Geschichte von Aischa.

Aischa lebt zwar in Paris, wo sie auch zur Schule geht, lebt aber in einer streng muslimischen Familie.
So streng wie man sich schon eine fanatisch gläubige Familie vorstellt. Die Frauen haben keine Rechte und müssen dem Manne Untertan sein. Das ganze Leben wird vom Vater, dem Familienoberhaupt und den Brüdern bestimmt und "sittsame" Kleidung, inklusive des Kopftuches sind Pflicht.
Aischa leidet sehr darunter, sieht sie doch wie ihre Mitschüler leben. Außer ein paar muslimische Schulkameradinnen hat sie nur noch eine echte Freundin und die ist ausgerechnet Jüdin, die Feinde der Muslimen. Das dürfen ihre Eltern und Brüder natürlich nie erfahren.
Aber gerade diese Freundin akzeptiert Aischa so wie sie ist, auch wenn sie Aischa immer wieder "verführt" und ihr auch mal ihre Kleider anziehen lässt, damit sie sieht, wie hübsch sie doch eigentlich ist. Das geht auch nur, wenn in der Schule mal eine oder mehrere Stunden ausfallen und Aischa die Zeit nutzt, um zu ihrer Freundin nach Hause zu gehen.

Als an so einem Tag unverhofft ein Freund der Freundin klingelt und vor der Tür steht, ist es um Aischa geschehen. Bei Kim kann sie ihren Blick nicht abwenden, wie es ihre muslimische Pflicht vorschreibt.
Und auch wenn ihre Freundin in Kim verliebt ist, so hat er nur Augen für Aischa.
Als echte Freundin sieht sie ein, dass sie Kim nur als Freund haben kann und freut sich mit Aisha, die sie ab da unterstützt, damit sie sich mit Kim treffen kann.
Mit Kim erlebt Aischa eine ganz andere Welt und auch wenn sie schon immer mit den Traditionen in Gedanken im Konflikt war, so wird sie mit Kim an ihrer Seite immer mutiger.
Eine große Hilfe ist da auch ihre Großmutter, die Mutter ihres Vaters.
Von ihr erfährt sie auch von der großen Liebe, die ihre Großmutter nie vergessen hat und noch immer in ihrem Herzen trägt, aber wegen der strengen Sitten damals aufgeben musste.

All das macht Aischa soviel Mut, um immer mehr mit ihren Traditionen zu brechen und gerät dabei in höchster Gefahr, genau wie Kim, der von ihren Brüdern brutal zusammen geschlagen wird und die sie selbst betäuben und entführen. .....

Frederica De Cesco hat es in dieser Geschichte verstanden, keinen Konflikt heraufzubeschwören.
Sie hat weder die muslimischen Traditionen und Denkweisen verurteilt, noch hat sie "Christen gegen Muslime" gestellt.
Dadurch, dass die beste Freundin eine Jüdin, Aischas große Liebe ein Vietnamese ist und die ganze Geschichte in dem vielschichtigen, europäischen Paris spielt, ist es eine neutrale Geschichte. Hier werden die Probleme eines muslimischen Mädchens aufgezeigt, die in einer tief verwurzelten Tradition aufwächst, sich aber in einer ganz anderen Welt zurechtfinden muss, ohne dass die Geschichte politisch oder religiös wird. Hier treffen Kulturen aufeinander.
Und auch wenn ihre Großmutter sie unterstützt und Mut macht, hat Aischa noch einen langen Weg vor sich, um ein Leben zu finden, in dem sie glücklich werden kann.
Das geht so weit, dass Aischa von ihrer Familie sogar nach Algerien geschickt wird, um dort ihren Bräutigam vorgestellt zu werden.

Aber was ist mit Kim und wie hat er den brutalen Angriff ihrer Brüder überstanden?
Wird Aischa den Bräutigam, den sie vorher noch nie gesehen hat, heiraten (müssen)?
Wie wird das zukünftige Leben von Aischa aussehen?

Spannende Fragen, spannende Antworten ;)

Mein Fazit:
Eine Geschichte, die mich bewegt hat. Aischas Weg mitzugehen war ein Auf und Ab der Gefühle und der Schreibstil der Autorin hat alles so eingefangen, als wäre man selbst dabei.
Auch wenn die Protagonistin ein 16-jähriges Mädchen war, so konnte mich das Buch auch als "älteres Semester" in seinen Bann ziehen!

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