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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2024

Das große Geschenk: Leben mit seinen Herausforderungen

9 Grad
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Elli Kolb präsentiert mit '9 Grad' ihren Debütroman, der sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen in unserem modernen Alltag beschäftigt, die ernsthafte gesundheitliche Problem darstellen. Sie zeichnet ...

Elli Kolb präsentiert mit '9 Grad' ihren Debütroman, der sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen in unserem modernen Alltag beschäftigt, die ernsthafte gesundheitliche Problem darstellen. Sie zeichnet eine Geschichte um die drei Freunde Josie, Rena und Anton, die im Alter von Ende zwanzig sind und mit schwerwiegenden Themen wie Essstörungen, vermindertes Selbstwertgefühl, Nahtoderfahrungen, Depressionen, Angst vor dem Outing zu kämpfen haben. Während die schwer kranke Rena immer passende Örtlichkeiten aussucht, um ihre Probleme den Freunden schön verpackt mitzuteilen, machen die beiden Frauen erste Erfahrungen mit dem Eisbaden. Für Josie entwickelt sich dieses Erlebnis zu einer Sucht von gefährlichem Ausmaß, bei dem Lee, ihr depressiver Freund, Schlimmeres verhindern kann.
Der Roman lässt uns eintauchen in eine vielschichtige Welt junger Erwachsener, die auf der Suche nach Erfüllung in ihrem Leben sind, den Sinn in unterschiedlichen Bereichen finden mit sehr differenten Vorstellungen von Glück und Zufriedenheit. Nachdenklich, mitunter sprachlos darüber, welche Probleme das Schicksal bereithält, lässt die Geschichte mich in Gedanken versunken zum Wert des Geschenks Leben zurück.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Spiegelbild der Gesellschaft

Der Honigmann
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In Fischbach, einem kleinen, idyllischen Vorort, lebt es sich unbeschwert. Die Großstadt ist nur wenige Kilometer entfernt, gut und schnell mit dem Auto erreichbar, denn dort wird das Geld für den Lebensunterhalt ...

In Fischbach, einem kleinen, idyllischen Vorort, lebt es sich unbeschwert. Die Großstadt ist nur wenige Kilometer entfernt, gut und schnell mit dem Auto erreichbar, denn dort wird das Geld für den Lebensunterhalt verdient. Die kleine Siedlung bestehend aus schicken modernen Neubauten bietet ihren Bewohnern, gutverdienende Mitmenschen, alles was ihr Herz begehrt. Gepflegte Gärten, die in regelmäßigen Abständen für durchorganisierte Grillabende genutzt werden, prägen die Gemeinschaft. Man gibt und nimmt, zeigt was man hat, nimmt wohlwollend die soziale Gleichstellung zur Kenntnis. Kleine Geschenke aus dem Geschäft des Honigmanns, insbesondere der hochgelobte Honig aus Rumänien, erhalten die Freundschaft, sind beliebte Mitbringsel. Sie passen vom Preis und man hat sich darüber hinaus auch noch Gedanken über eine nette, kleine gesunde Gabe gemacht. Die Welt scheint in Ordnung zu sein, bis zu jenem Tag als die Vergangenheit das Honigmanns an Licht kommt und die lieben Mitbürger ihr wahres Gesicht zeigen.
Ungeschönt und authentisch schreibt Peter Huth in seinem Roman ‘Honigmann‘ darüber, wie schnell sich doch von einem Tag auf den anderen das vermeintliche Paradies in eine Hölle verwandelt, wie schnell man verurteilt, ausgrenzt, sich der Meinung der Mehrheit anschließt, um selbst nicht zum Außenseiter zu mutieren. Aus verschiedenen Perspektiven bekommt der Leser die Gedanken und Emotionen der Bewohner gespiegelt, welche Wirkung Worte haben. Der Autor zeigt ein glaubhaftes Gesellschaftsbild, in dem Fiktion und Realität nah beieinander liegen.

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Veröffentlicht am 08.09.2024

Historie verwoben mit Fiktion

Das Philosophenschiff
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Es gab sie tatsächlich diese Philosophenschiffe, auf denen unliebsame Intellektuelle 1922 mit der Gründung des jungen Sowjetstaates außer Landes gebracht wurden, ein Versuch gefährliche idiologische Einflüsse ...

Es gab sie tatsächlich diese Philosophenschiffe, auf denen unliebsame Intellektuelle 1922 mit der Gründung des jungen Sowjetstaates außer Landes gebracht wurden, ein Versuch gefährliche idiologische Einflüsse im Keim zu ersticken. Denn die junge Sowjetunion brauchte Ruhe nach der Oktoberrevolution im Jahre 1917 und dem sich anschließenden erbitterten Bürgerkrieg, Ruhe, um ihre Machstrukturen zu etablieren und zu festigen.
Michael Köhlmeier lässt in seinem Roman ‘Das Philosophenschiff‘ die Protagonistin Anouk Perlemann-Jakob, eine international bekannte Architektin russisch-jüdischer Abstammung, mit dem Schriftsteller Michael, mehr wird über ihn nicht verraten, nur dass er seine Erfolge mit Veröffentlichungen feiert, die nicht immer so ganz den Tatsachen entsprechen, zusammentreffen. Es ist zu vermuten, dass der Autor sich selbst anlässlich des einhundertjährigen Geburtstages der Dame verpflichten lässt, eine Biografie über eben jene zu schreiben, deren Fakten sie in gemeinsamen Sitzungen liefert.
Gekonnt werden in der Geschichte sowohl historische Ereignisse und Personen als auch historische Tatsachen mit Fiktionen verknüpft, wieder korrigiert und schließlich bleibt es dem Leser überlassen, welcher Wahrheit er folgen mag. Hauptsächlich spricht Anouk, weit ausholend und immer wieder abschweifend. Geschickte Fragestellungen des Interviewpartners bringen allerdings stets neue Erkenntnisse ans Licht und lassen bisherige Aussagen schonungslos kippen.
Ein Roman, der Aufmerksamkeit verlangt und nicht nur unterhalten will.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Ermittlungen in der Prignitz

Rübentod
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Mit ‘Rübentod‘ legt Dagmar Rosenbauer einen bemerkenswerten Kriminalroman vor, der es in sich hat. Mit Spannung pur und immer wieder neuen Spuren zur Mordaufklärung fesselt sie den Leser in ihrem Debüt. ...

Mit ‘Rübentod‘ legt Dagmar Rosenbauer einen bemerkenswerten Kriminalroman vor, der es in sich hat. Mit Spannung pur und immer wieder neuen Spuren zur Mordaufklärung fesselt sie den Leser in ihrem Debüt. Nicht nur das Setting erlebt eine wunderschöne, bildhafte Darstellung, nein auch die Charaktere der Protagonisten entwickeln sich im Laufe der Geschichte zu lebendigen Personen. Leicht und flüssig ist der Schreibstil. Es macht Spaß mit zu rätseln und mit zu fiebern.
Marley Leonhard, die neue Polizeichefin in Neuruppin, hat es nicht leicht mit ihren neuen Kollegen. Da muss sie sich erst noch beweisen. Doch gemeinsam mit dem ehemaligen Berliner Polizeisprecher Richard Said Wagner, der aus nicht bekannten Gründen vom Dienst beurlaubt wurde, packt sie die Sache an und geht beherzt an ihre Ermittlungsarbeit. Langeweile kommt nicht auf bei der Spurensuche, die sehr detailliert wiedergegeben wird und so reiht sich ein Puzzleteil an das andere. Es bleibt spannend bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 30.08.2024

Leben in seiner Vielfalt

Das Wesen des Lebens
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Iida Turpeinen ist mit ihrem Roman 'Das Wesen des Lebens' auf eher unkonventionellen Pfaden der Schriftstellerkunst unterwegs. Ihre Sprache ist fast poetisch und klar, dennoch eher knappgehalten, wenig ...

Iida Turpeinen ist mit ihrem Roman 'Das Wesen des Lebens' auf eher unkonventionellen Pfaden der Schriftstellerkunst unterwegs. Ihre Sprache ist fast poetisch und klar, dennoch eher knappgehalten, wenig ausschmückend. Die Handlungsstränge fließen kaum ineinander, erfordern Achtsamkeit, Konzentration beim Lesen. Der Inhalt begeistert und lässt Freiräume für jegliche Gedankenvielfalt.
Wissenschaftlich fundiert berichtet die Autorin von der Entstehung des Lebens auf der Erde und schließlich darüber wie der Mensch seine Befriedigung im Entdeckerdrang findet, dabei Zerstörung und Ausrottung von Lebewesen in Kauf nimmt. Im Mittelpunkt der Geschichten stehen Forscher und Entdecker, die in der Beringsee, in Nowo-Archangelsk und schließlich in Helsinki zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert wirkten und ihre Spuren auf unserem Planeten hinterlassen haben.
Für begeisterte Leser wissenschaftlicher Erkenntnisse verpackt in belletristischer Form ist dieses Buch eine Fundgrude der besonderen Art.

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