Profilbild von Sorko

Sorko

Lesejury Star
offline

Sorko ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sorko über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.07.2025

Aufbruch in ein neues Zeitalter

Der Totengräber und die Pratermorde (Die Totengräber-Serie 4)
0

Oliver Pötzsch führt den Leser nach Wien im Jahre 1896. Immer wieder tauchen neue Techniken auf, die Menschen sind erstaunt und verunsichert. Automobile, bewegte Bilder/Filmprojektoren, Krematorien, Fußball ...

Oliver Pötzsch führt den Leser nach Wien im Jahre 1896. Immer wieder tauchen neue Techniken auf, die Menschen sind erstaunt und verunsichert. Automobile, bewegte Bilder/Filmprojektoren, Krematorien, Fußball – all das neue Zeug, dass vielen Leuten in jenen Tagen noch suspekt ist. Und als ehemaliger Daktyloskop hat es mich als Leser sehr gefreut, den aufgeschlossenen Inspektor Leo bei der Arbeit mit Fingerabdrücken über die Schulter zu schauen. Das steckte natürlich alles noch in den Kinderschuhen, aber der Anfang war gemacht.

Der brutale Mord an der Assistentin des amerikanischen Zauberers führt Leo dann in die Abgründe des großen Vergnügungsviertels, des Wiener Prater. Julia, die bei der Zaubervorstellung im Zuschauerraum saß, konnte mit ihrem Artikel über das Geschehen großen Eindruck machen. Da in dieser Zeit aber auch junge Mädchen im Prater verschwinden, wendet sich die Reporterin dieser Angelegenheit zu. Sie ermittelt undercover, was nicht ganz ungefährlich ist.
Augustin hat zunächst ganz andere Sorgen. Betrügerischen Bestattungsunternehmern will er das Handwerk legen, doch seine größte Sorge gilt Anna. Das 15jährige Mädchen entfernt sich immer mehr von ihrem Ziehvater und treibt sich inzwischen sogar mit Jungs herum. Mit denen spielt sie Fußball, und das sogar ziemlich gut. Von diesem neumodischen Sport aus dem Ausland hält Augustin gar nichts. Anna fühlt sich zu dem Roten Emil hingezogen, was dem Totengräber überhaupt nicht gefällt.
So geht jeder zunächst seinen eigenen Weg, aber dieser Weg führt sie über ein paar Umwege auch wieder zusammen. Die Geschichte ist sehr spannend und auch dieses Mal wieder sehr gut geschrieben. Einen Hauptverdächtigen hatte ich zwar bald ausgemacht, aber die Zusammenhänge sind keineswegs vorhersehbar, und es gibt einige Überraschungen. Alte und neue Freundschaften, und sogar Leinkirchner zeigt sich mal von einer guten Seite.
Beste Unterhaltung und unbedingt lesenswert!

P.S.: Ein kleiner Fehler ist mir aufgefallen, der aber den Lesespaß nicht stört. Im Text steht:
„... Doch dann bog er in die Ausstellungsstraße ab, an deren ruhigerem Ende sich die sogenannte Praterwache befand.“
Wenn Leo aber der Ausstellungsstraße gefolgt wäre, dann wäre er am Ende in der Donau gelandet, nicht in der Praterwache. Die Praterwache befindet sich im weiteren Verlauf der Prater Allee, unweit vom Konstantinhügel, jedenfalls wenn man dem Stadtplan in der Innenseite des Buchdeckels glauben darf.
Sicher hat Leo seinen Irrtum bald bemerkt und ist zur Prater Allee gelaufen...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2024

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...

Die Unmöglichkeit des Lebens
0

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben...“ Dieses Zitat von Hermann Hesse stammt zwar nicht aus „Siddartha“, aber es ist durchaus zutreffend für diese schöne ...

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben...“ Dieses Zitat von Hermann Hesse stammt zwar nicht aus „Siddartha“, aber es ist durchaus zutreffend für diese schöne Geschichte.
Grace führt in England ein normales, langweiliges Leben und ist selbst voller Schuldgefühle in Bezug auf den Tod ihres Sohnes. Eine alte Freundin, die sie allerdings kaum kennt, vermacht ihr völlig überraschend ein Haus auf Ibiza. Und Grace tut das, was man tun muss, wenn man neu anfangen will: sie verlässt ihr altes Leben und fliegt auf die Baleareninsel. Was sie dort erlebt ist zum Teil sehr spannend, zum Teil auch magisch. Man könnte sagen, Science Fiction trifft Krimi – allerdings sind die Übergänge fließend und durchaus mitreißend. Der „Zauber des Neuanfangs“ ist tatsächlich zauberhaft, sehr schön zu lesen und voller Magie, die vorhanden ist, auch wenn wir sie noch nicht ganz verstehen.
Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen, ich habe diesen Zauber tatsächlich selbst erlebt, wenn auch auf einer anderen Insel (im Atlantik) und mit ziemlich irdischen Protagonisten. Doch es gibt ihn wirklich, wenn man bereit ist, sein altes Leben hinter sich zu lassen und für Neues offen zu sein! Natürlich ist das Buch auch eine Liebeserklärung an die Insel Ibiza, wo der Autor lange Zeit gelebt hat. Vor langer Zeit war ich mal dort, als die meisten Touristen noch auf Mallorca blieben, und ich kann die Begeisterung für die Natur verstehen.
Angenehm zu lesen und sehr zu empfehlen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2024

Sag mir, wo die Tiere sind...

Das Wesen des Lebens
0

Die Geschichten der Protagonisten über 200 Jahre hinweg sind schon sehr interessant. Vermutlich ist nicht wirklich bekannt, wie schmackhaft die Seekuh war. Das zarte Fleisch und Fett, das wie Wein getrunken ...

Die Geschichten der Protagonisten über 200 Jahre hinweg sind schon sehr interessant. Vermutlich ist nicht wirklich bekannt, wie schmackhaft die Seekuh war. Das zarte Fleisch und Fett, das wie Wein getrunken wurde, sind bestenfalls durch Hunger und Durst der Schiffbrüchigen begründet. Mich hat das an die Wale heutzutage erinnert. Essbares Fleisch und Tran, der teilweise auch getrunken werden kann (der allerdings kaum wie Wein schmeckt), gefährden die friedlichen Meerestiere und führen möglicherweise auch zu ihrem Aussterben, was hoffentlich noch vermieden werden kann.

Steller, Furuhjelm, von Nordmann, Hilda Olson, Grönvall – sie alle haben tatsächlich gelebt, ihre Geschichten sind weitgehend wahrheitsgetreu wiedergegeben. Für mich war das ein Anlass, mich etwas näher mit den Leuten zu beschäftigen (und auch mit den Spinnen, wirklich faszinierende Tiere!) Nordmann als Forscher war wohl nicht so bekannt außerhalb seines Fachgebiets, dabei war er sehr vielseitig. Und er entdeckte im Kaukasus eine Tanne, die dann nach ihm benannt wurde. Die kennt wohl jeder, die Nordmann-Tanne.

Viele Arten aus der Vergangenheit existieren nicht mehr. Das Mammut, den Dodo und die Seekuh gibt es nicht mehr. Ein paar Knochen haben die Zeit überdauert. Begabte Restauratoren und Zeichner haben uns eine Vorstellung davon vermittelt, wie die verschwundenen Tiere ausgesehen haben. Nicht für jedes Artensterben ist der Mensch verantwortlich, für einige aber schon. Wenn man es mal mit etwas Abstand betrachtet, halte ich es für gar nicht so unwahrscheinlich, dass auch wir in einer nahen oder fernen Zukunft zu den ausgestorbenen Arten gehören könnten. Altes vergeht, Neues entsteht, das ist natürlich.

Das Buch zeigt die oft mühselige Arbeit der Forscher und Wissenschaftler, die sich mit der Natur befassen, und die ihrem Wissensdurst oft ihr ganzes Leben widmen. Viele Arten wären ohne sie vermutlich auch ausgestorben, aber ohne sie hätte die Nachwelt nichts über diese Arten erfahren. Sie füllen das Archiv des Lebens mit Daten, das ist ihre Bestimmung, und dafür bin ich dankbar!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2024

Ist die Welt noch zu retten?

Tachyon 3
0

Eine spannende Trilogie mit einem runden Abschluss, der Autor schreibt wirklich spannende Geschichten aus der Zukunft. Allerdings muss gesagt werden, dass man diesen dritten und letzten Teil nicht isoliert ...

Eine spannende Trilogie mit einem runden Abschluss, der Autor schreibt wirklich spannende Geschichten aus der Zukunft. Allerdings muss gesagt werden, dass man diesen dritten und letzten Teil nicht isoliert lesen sollte. Um die manchmal komplexen Zusammenhänge verstehen zu können, sind die Informationen aus den ersten beiden Teilen notwendig. Alle drei Teile zusammen ergeben eine schlüssige Story, und alle sind sehr gut lesbar. Das ist man als Leser von Brandon Q. Morris gewohnt.
Die Wandlung von Mike Decker ist traurig, aber nachvollziehbar. Die Wandlung von X7 klingt sympathisch, aber man weiß natürlich nicht, ob sie das wirklich ernst meint. Tsai Yini und Monte stehen vor schwierigen Aufgaben, die sie meistern müssen um die Welt zu retten.
Der Leser sollte meiner Ansicht nach nicht versuchen, die Geschichte an der Realität zu messen. Es ist reine Fantasie, und man muss sich darauf einlassen. Dann wird es ein spannendes Erlebnis in einer fernen Zukunft. Wer dieses Genre mag, der sollte diese Trilogie lesen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2023

Nicht schön, aber spannend!

Ein Fluss so rot und schwarz
0

Vielleicht hätte ich nicht unmittelbar zuvor „Der Wald“ von Tibor Rode lesen sollen – dieser Thriller von Anthony Ryan setzt meiner Meinung nach nochmal eine Horrorstufe drauf. Auf jeden Fall sehr spannend ...

Vielleicht hätte ich nicht unmittelbar zuvor „Der Wald“ von Tibor Rode lesen sollen – dieser Thriller von Anthony Ryan setzt meiner Meinung nach nochmal eine Horrorstufe drauf. Auf jeden Fall sehr spannend geschrieben und schwer aus der Hand zu legen, ich war bis zum Ende gefesselt. Eher ungewohnt war das nur wenige Seiten umfassende dünne Buch, da war ich von den umfassenden Trilogien des Autors anderes gewohnt. Doch von der ersten Seite an baut sich hier Spannung auf, die bis zum Ende anhält.

Sechs Menschen erwachen auf dem Meer in einem Boot, eine weitere Person ist tot. Ihnen fehlt jede Erinnerung an vorheriges Geschehen, alle haben einige Operationsnarben. Diese Erkenntnis lässt Spekulationen zu, hilft aber nicht wirklich weiter. Auch ihre Namen kennen sie nicht, allerdings sind auf ihren Armen Namen tätowiert, die möglicherweise ihre sind.
Das Boot wird ferngesteuert, es gibt keine Möglichkeit, die Steuerung zu übernehmen. Eine mysteriöse Stimme meldet sich an einem Telefon, die ihnen Aufgaben erteilt, die sie übernehmen sollen. Sie erkennen bald, dass sie auf die Themsemündung zufahren und danach London erreichen werden. Ein zerstörtes London, aus dem seltsame Schreie zu hören sind. Was hat das zu bedeuten? Natürlich spekulieren die Protagonisten ein wenig, doch zu starke Versuche, sich an Vergangenes zu erinnern ist mit erheblichen Schmerzen verbunden. Und die Telefonstimme ist für ein besseres Verständnis ihrer Situation auch nicht hilfreich.

Wenn man sich als Leser auf die Geschichte einlässt, spekuliert man natürlich auch mit. Was kann da passiert sein? Warum sind gerade diese Personen auf dem Boot? Warum ist einer schon tot? Es gibt einige vorstellbare Szenarien, das macht es um so spannender, den Akteuren zu folgen.
Ich fand diese Geschichte trotz ihrer Kürze sehr spannend und durchaus gelungen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere