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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2024

Enttäuschend

Sommerhimmel über dir und mir
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Jenny Colgan als Garant für Eskapismus und Schottland-Liebe, extra in den Highlands gelesen. Die Landschaftsbeschreibungen haben mir wie immer bei Jenny Colgan sehr gut gefallen, ansonsten blieb der Roman ...

Jenny Colgan als Garant für Eskapismus und Schottland-Liebe, extra in den Highlands gelesen. Die Landschaftsbeschreibungen haben mir wie immer bei Jenny Colgan sehr gut gefallen, ansonsten blieb der Roman leider etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Die Handlung war in Ordnung, man muss es allerdings mögen, wenn ab und zu ein aufdringliches Huhn und eine verliebte Ziege auftauchen. Der Roman dreht sich um Pilotin Morag, die nach einem Unfall zu Hause im Familienunternehmen ihre Flugangst überwinden möchte. Nach einer Notland auf einer Insel trifft sie dort den Ornithologen Gregor.

Die Protagonistin Morag hat mich insgesamt ziemlich enttäuscht, das macht Colgan sonst besser. Hier hingen die Liebe zum eigenen Körper und die Freude an Essen leider vom jeweiligen love interest ab. Dass Lebensentscheidungen vom jeweiligen Partner abhängig gemacht werden, wird auch am Ende nicht wirklich durchbrochen. Das hat mich dann auch so genervt, dass ich nicht wirklich in der Lektüre versinken konnte. Fun fact am Rande noch: Der Titel scheint mir eher Marketing zu sein, denn der Roman spielt im März, nur zwei Seiten am Ende deuten auf Sommer hin.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Macht nachdenklich

Verlassene Nester
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Der Roman „Verlassene Nester“ bietet eine vielschichtige Erzählung, die in der Zeit nach der Wiedervereinigung spielt und sich mit den Spannungen und Unsicherheiten dieser Ära auseinandersetzt. Der Sommer ...

Der Roman „Verlassene Nester“ bietet eine vielschichtige Erzählung, die in der Zeit nach der Wiedervereinigung spielt und sich mit den Spannungen und Unsicherheiten dieser Ära auseinandersetzt. Der Sommer 1992 im ehemaligen Grenzgebiet der Elbe wird hier zu einer Übergangsphase, nicht nur für das Land, sondern vor allem für die Protagonistin Pilly und ihre Umgebung. Mit der Schilderung ihrer Suche nach Zugehörigkeit und der Ergründung der Dynamiken in ihrer zerrütteten Familie stellt der Roman Fragen nach Identität und dem Umgang mit Veränderungsprozessen.

Was mich besonders angesprochen hat, ist die eindringliche Sprache des Romans und die vielschichtige Darstellung der Charaktere. Viele Perspektivwechsel zeigen verschiedene Sichtweisen auf die Ereignisse im Dorf, die die Leserschaft wie Puzzleteile zusammensetzen muss. Gerade dieser erzählerische Ansatz, der das Fragmentarische der Geschichte betont, spiegelt die Verwirrung und Orientierungslosigkeit wider, die die Menschen kurz nach der Wiedervereinigung im Dorf empfinden.

Eine Herausforderung des Romans liegt jedoch darin, dass er subtil mit historischen und politischen Kontexten spielt, die nicht jeder Leser oder jede Leserin unmittelbar parat haben mag. Das kann einerseits ein Anreiz sein, sich tiefer mit der Geschichte auseinanderzusetzen, andererseits könnte es dazu führen, dass bestimmte Nuancen und kritische Themen unbeachtet bleiben. Für diejenigen, die den Roman ohne Hintergrundwissen lesen, bleibt möglicherweise ein Teil der gesellschaftskritischen Tiefe verborgen, die das Buch zu bieten hat - z.B. die Gleichgültigkeit der Dorfbewohner:innen gegenüber den Anschlägen auf Vertragsarbeiter:innen und ihre Weigerung, ihnen gegenüber Empathie zu empfinden und diese zu Wort kommen zu lassen, weil sie vor allem mit sich und eigenen Sorgen beschäftigt sind. Trotzdem könnte darin auch eine Stärke von „Verlassene Nester“ liegen: Es bietet Raum für Interpretation und fordert eine aktive Leserschaft, die bereit ist, sich mit den komplexen Verstrickungen von Vergangenheit und Gegenwart auseinanderzusetzen.

Insgesamt empfinde ich den Roman daher als gelungen, besonders wegen seiner Sprache und der vielschichtigen Erzählweise. Aber ich bin unsicher, ob er für jede Leserin und jeden Leser gleich zugänglich ist. Vielleicht liegt darin aber auch seine Qualität: Er bietet eine Lektüre, die nicht sofort alles preisgibt, sondern zur Reflexion und zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Unterhaltsamer Mix

Agency for Scandal
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„Agency for Scandal“ ist ein spannender Jugendroman, der die Leser:innen
in die glitzernde und gleichzeitig gefährliche Welt der Londoner High Society à la Bridgerton führt. Die Hauptfigur Izzy Stanhope ...

„Agency for Scandal“ ist ein spannender Jugendroman, der die Leser:innen
in die glitzernde und gleichzeitig gefährliche Welt der Londoner High Society à la Bridgerton führt. Die Hauptfigur Izzy Stanhope ist eine komplexe Heldin mit vielen Geheimnissen: Sie ist in den attraktiven Duke verliebt, arbeitet heimlich in einer Detektei und hat außergewöhnliche Fähigkeiten wie das Knacken von Schlössern. Die Handlung entwickelt sich zu einem spannenden Mix aus Krimi, Romanze und Abenteuer, der durchaus auch feministische Botschaften enthält.

Besonders gelungen ist die Darstellung der rein weiblichen Detektei, die durch weibliche Solidarität und Stärke mächtige Männer zur Rechenschaft zieht und Frauen vor Skandalen schützt. Auch die queeren Nebenfiguren tragen zur Vielfalt der Charaktere bei und machen die Geschichte inklusiver. Allerdings wäre hier aus meiner Sicht noch mehr möglich gewesen. Die Liebesgeschichte zwischen Izzy und dem Duke bleibt leider in klassischen Klischees verhaftet. Der Duke wird als der typische, selbstbewusste, attraktive und außergewöhnlich große Held dargestellt, während Izzy als unsichere, außergewöhnlich zierliche und unscheinbare Figur beschrieben wird.

Trotz dieser Kritik bleibt „Agency for Scandal“ ein netter Roman mit Wilde Hühner- und Bridgerton-Vibes. Wer eine leichte Lektüre für zwischendurch sucht, ist hier gut aufgehoben.

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Veröffentlicht am 15.07.2024

Grundlagenwissen

Im Kaiserreich
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„Im Kaiserreich“ bietet eine umfassende, chronologische Darstellung der deutschen Geschichte von der Zeit vor 1871 bis hin zur Gründung des Kaiserreichs und seines Endes. Das Buch zeichnet sich durch seine ...

„Im Kaiserreich“ bietet eine umfassende, chronologische Darstellung der deutschen Geschichte von der Zeit vor 1871 bis hin zur Gründung des Kaiserreichs und seines Endes. Das Buch zeichnet sich durch seine detaillierte und gründliche Aufbereitung historischer Ereignisse aus, die es zu einem wertvollen Nachschlagewerk für Grundwissen macht.

Besonders gelungen ist die Art und Weise, wie das Buch die Ereignisse anhand von Schlüsselfiguren darstellt. Die Rolle Otto von Bismarcks, der vor der Aufgabe stand, die neununddreißig Einzelstaaten unter einem einzigen Kaiser zu vereinen, was eigentlich fast niemand wollte, wird nachvollziehbar geschildert. Ein weiterer interessanter Aspekt, den das Buch aufgreift, ist die Rolle der Kriege mit anderen Staaten als einendes Element des Kaiserreichs. Diese Einsicht trägt dazu bei, die Dynamik der deutschen Einigung und die inneren Spannungen besser zu verstehen.

Trotz dieser positiven Aspekte konnte mich „Im Kaiserreich“ nicht vollständig überzeugen. Ich hatte eine neue Herangehensweise an das Thema erwartet, doch das Buch bietet wenig neue Perspektiven. Insgesamt ist „Im Kaiserreich“ damit eine solide historische Darstellung, die besonders für Leser geeignet ist, die ein fundiertes Verständnis der Epoche gewinnen möchten. Wer jedoch auf der Suche nach innovativen Ansätzen ist, könnte enttäuscht werden.

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Veröffentlicht am 05.06.2024

In kalter Tiefe

Was das Meer verspricht
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Ein bisschen hat mich der Roman an die Atmosphäre im Roman „In blaukalter Tiefe“ erinnert - auch wenn „Was das Meer verspricht“ hauptsächlich auf einer kleinen, norddeutschen Insel spielt und weniger auf ...

Ein bisschen hat mich der Roman an die Atmosphäre im Roman „In blaukalter Tiefe“ erinnert - auch wenn „Was das Meer verspricht“ hauptsächlich auf einer kleinen, norddeutschen Insel spielt und weniger auf dem Meer. Vom Meer geht aber auch in diesem Roman nicht nur Urlaubsstimmung aus, denn es geht um enttäuschte Erwartungen, Selbstfindung und das Verdrängen und Ausleben von Gefühlen.

Vida, die Protagonistin, hat ihr gesamtes Leben auf der abgelegenen, rauen Insel verbracht. Sie erfüllt ihre Pflicht, ohne den vorgezeichneten Weg zu hinterfragen: das Geschäft der Eltern übernehmen und ihren Kindheitsfreund heiraten. Als eine junge Frau, Marie, auf die Insel kommt, fängt Vida an, an ihrem Weg zu zweifeln. Als schließlich ihr großer Bruder zurückkehrt, geraten Vidas neue Lebensvorstellungen allerdings wieder in Gefahr.

Die Sprache ist lyrisch und bildreich, kurze Kapitel treiben die Handlung voran, wobei dies meinen Lesefluss teilweise auch gestört hat. Ich habe an mir selbst beobachtet, dass ich mich beim Lesen öfter habe ablenken und unterbrechen lassen. Die melancholische Atmosphäre des Romans, gepaart mit seinen dramatischen Wendungen und poetischen Beschreibungen, macht „Was das Meer verspricht“ aber dennoch zu einer lesenswerten Lektüre.

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