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Veröffentlicht am 08.12.2024

Für mich hatte Band 2 auch noch genug Luft nach oben

Aschezeichen
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Nachdem mich der erste Band "Glutspur" von Katrine Engberg noch nicht ganz überzeugen konnte, wollte ich es dennoch mit "Aschezeichen" versuchen.
Liv Jensen ist weiterhin Privatdetektivin und bekommt einen ...

Nachdem mich der erste Band "Glutspur" von Katrine Engberg noch nicht ganz überzeugen konnte, wollte ich es dennoch mit "Aschezeichen" versuchen.
Liv Jensen ist weiterhin Privatdetektivin und bekommt einen mysteriösen neuen Fall. Auf der dänischen Insel Vorsø wird ein Mann mit aufgeschnittener Kehle in seinem Zelt gefunden. Von seinen halbwüchsigen Kindern fehlt jede Spur. Eigentlich ist die Insel für die Öffentlichkeit gesperrt und steht unter Naturschutz. Umso dubioser ist es, dass der Mann iranisch-dänischer Abstammung, mit seinem Sohn und seiner Tochter auf Vorsø übernachtet hat. Falls die beiden Jugendlichen den Täter gesehen haben, schweben sie in großer Gefahr....

Liv beginnt im Umkreis des Toten zu ermitteln. Ihre erste Spur führt in das Auffanglager Sandholm, in dem Tami Ansari nach seiner Flucht aus dem Iran gelebt hat. Bald entdeckt Liv, dass ihr Nachbar Nami der Cousin des Verstorbenen ist, zu dem er aber seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Er scheint das Bindeglied im Krimi zum Toten und zum Thema Auffanglager und Flüchtling zu sein. Doch Nima kann Liv nicht wirklich helfen...

Wie schon im ersten Band erzählt Katrine Engberg auch diesmal wieder aus drei Perspektiven und zwar aus der Sicht von Liv, Hannah und Nima, was mich etwas verwundert hat. Hannah und Nima sind eigentlich Nebenfiguren, denn Liv ist bei Hannah zur Untermiete und Nima ist der Nachbar mit der Mechanikerwerkstätte. Nima bekommt hier jedoch einen Bezug zum Ermordeten, aber Hannah finde ich als dritten Erzählstrang völlig überflüssig.
Es dauert auch diesmal etwas, bis ich in die Handlung gefunden habe, auch wenn der Beginn mit dem Toten auf der Insel mich sofort gefesselt hat. Danach lässt die Spannung aber wieder nach. Ich hatte, trotz der soliden Ermittlungsarbeit von Liv, oftmals das Gefühl auf der Stelle zu treten.
Das Leben im Auffanglager wird in Rückblicken ins Jahr 1990 beschrieben. Die Zustände im Lager und die oftmals lange Wartezeit auf die Aufnahmegenehmigung bringt Unruhe in die Menschen, die sich in Dänemark eine neue Heimat erhoffen. Die Träume und Hoffnungen des damals erst 15-jährigen Tami werden sehr bildhaft dargestellt. Diese Abschnitte haben mir sehr gut gefallen.

Die Handlung ist komplex und geschickt konstruiert und es gibt auch einige interessante Wendungen, die mehr Schwung in den eher ruhigen Kriminalroman bringen. Trotzdem hätte mehr Spannung nicht geschadet.
Das Ende hat mir gut gefallen, denn Liv liefert eine richtig coole Situation, die mich zum Schmunzeln gebracht hat.


Fazit:
Leider hat auch "Aschenzeichen" noch Luft nach oben. Ich kann nur wenige Verbesserungen im Vergleich zum ersten Band erkennen und bin mir unsicher, ob ich hier weiterlesen werde.

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Veröffentlicht am 06.12.2024

Wenig Nähcafé und sehr unrealistische Handlung

Das kleine Nähcafé am Fluss
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Diesen Wohlfühlroman habe ich über Lovelybooks für eine Leserunde gewonnen. Ich freute mich auf eine nette Geschichte mit viel Lokalkolorit, einen Nähladen und eine süße Liebesgeschichte. Bekommen habe ...

Diesen Wohlfühlroman habe ich über Lovelybooks für eine Leserunde gewonnen. Ich freute mich auf eine nette Geschichte mit viel Lokalkolorit, einen Nähladen und eine süße Liebesgeschichte. Bekommen habe ich allerdings einen sehr überzeichneten und unrealistischen Roman mit wenig Nähcontent und einer Liebesgeschichte, die ich nicht spüren konnte.

Eigentlich will Maura nur zur Beerdigung ihrer Tante Hettie und das Haus mit dem angeschlossenen Nähcafé, welches sie vererbt bekommen hat, so schnell wie möglich verkaufen. Doch dass sich dies nicht so einfach gestaltet, wird sehr bald klar - denn erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!

Zu Beginn hatte ich bereits ein paar Probleme mit Maura warm zu werden, was sich aber im Laufe des Romans wieder legte. Dennoch fand ich ihren Charakter sehr widersprüchlich. Auf den ersten Seiten lernten wir Maura als eine taffe und nicht gerade sympathische Powerfrau kennen. Kaum in Rockenbrook angekommen, wird sie eine schüchterne "Maus", die sich so ziemlich alles gefallen lässt. Sicherlich spielt auch ihre Vergangenheit eine Rolle, die sie damals aus dem Dorf in der Nähe von Hamburg vertrieben und bis heute nicht wirklich hinter sich gelassen hat. Trotzdem sind seitdem 20 Jahre vergangen und aus der schüchternen 18jährigen Maura wurde eine eher kühle Karrierefrau, die sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Deshalb kann ich diese Charakterwandlung absolut nicht nachvollziehen.

Was mir allerdings gefallen hat, waren die Rückblicke in Mauras Vergangenheit und warum sie bei Tante Hettie aufgewachsen ist. Auch Quist, der Sohn von Maura, ist ein sympathischer junger Mann. Er ist aufgeschlossen und sehr reif für sein Alter.

Das Dorfleben wird mehr oder weniger realistisch, wenn auch etwas überspitzt, dargestellt. Ich wohne selbst in einem 2000 Seelen Dorf und weiß wovon ich rede. Deshalb fand ich auch die Figur des Bürgermeisters so dermaßen überzeichnet, dass es mir manchmal zu viel wurde. Ich bezweifle Grundstückspekulationen nicht wirklich an, aber die Art, wie hier vorgegangen wird, ist belästigend und fast erpresserisch. Bürgermeister Tossens Handlungen wirken für mich fast ins Lächerliche gezogen...

Leider kommt das im Titel, wie auch im Klappentext angegebene Nähcafé etwas kurz. Es hat aber eine heimelige Atmosphäre geschaffen, wenn davon die Rede war. Auch das Setting war sehr bildhaft beschrieben.

Das Ende wurde mir dann fast ein bisschen zu schnell abgehandelt, wobei die Geheimnisse eigentlich alle schon lange vorher ersichtlich waren. Für mich waren sie auf jeden Fall keine Überraschungen mehr. Trotzdem gab es nach dem Zuklappen der letzten Seite noch viele offene Fragen, die sich auf den weiteren Verlauf der Protagonisten beziehen. Diese scheinen aber im kommenden zweiten Band beantwortet zu werden.

Ich werde hier nicht mehr weiterlesen, aber lässt euch davon nicht abschrecken, denn fast alle in der Leserunde hat dieser Roman sehr gut gefallen. Vielleicht war es für mich einfach nicht der richtige Zeitpunkt...

Fazit:
Für mich ist dieser Roman leider zu überzogen und realitätsfern. Auch das Nähcafé kam viel zu kurz und die Charakterwandlung der Hauptfigur fand ich überhaupt nicht nachvollziehbar. Sehr schade!

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Wichtiges Thema, nicht überzeugend umgesetzt

Tage mit Milena
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Von Katrin Burseg habe ich bisher die beiden Romane "Unter dem Schnee" und "Adas Fest" gelesen. Beide Geschichten haben mir sehr gut gefallen, deshalb stand auch ihr neuer Roman auf meiner Wunschliste.
Beim ...

Von Katrin Burseg habe ich bisher die beiden Romane "Unter dem Schnee" und "Adas Fest" gelesen. Beide Geschichten haben mir sehr gut gefallen, deshalb stand auch ihr neuer Roman auf meiner Wunschliste.
Beim Reinlesen in die ersten Kapitel über vorablesen war ich auch noch immer begeistert. Leider wurde diese Begeisterung mit der Zeit etwas weniger und auch der Klappentext nimmt vieles vorweg, was erst in der zweiten Hälfte des Buches passiert.

Annika, Mitte fünfzig, lebt mit ihrem Mann Hendrik in Lübeck und besitzt ein Schreibwarengeschäft, wo sie auch ihre selbst illustrierten Karten verkauft. Als eines Tages ein junges Mädchen bei ihr Sekundenkleber kauft und diese kurze Zeit später auf der Straße klebt und für eine Straßensperre sorgt, weckt diese Aktion tief vergrabene Erinnerungen in ihr. Als Luzie in Bedrängnis gerät, handelt Annika spontan und setzt sich zu ihr auf die Straße. Es ist lange her, dass sie selbst demonstriert und ein Haus besetzt hat. Diese Zeit endete tragisch und deshalb versucht sie Luzie davon abzubringen, noch dramatischere Aktionen zu starten und folgt ihr ins Klimacamp nach Hamburg. Doch Luzie gehört zur "Letzten Generation" und lässt sich nicht aufhalten. Annika möchte sie daran hindern, indem sie ihr von Milena erzählt....erfolglos. Doch dann kommen beide in eine Situation, in der Annika Luzie überreden kann, nicht nach Lüzerath zu fahren und schon sitzen beide im Zug nach Venedig....

Das Thema ist natürlich brandaktuell! Klimakrise und Klimaaktivsten sind nicht nur Schlagwörter bei den diversen Wahlkämpfen, sondern zeigen immer wieder durch Hurricans, Tornados, Überschwemmungen, die immer verheerender werden, dass es nicht mehr 5 vor 12 ist, sondern bereits später. Dazu schreibt die Autorin nicht wirklich wertend oder mit erhobenen Zeigefinger, sondern lässt uns etwas tiefer in die Vorgehensweise der Klimaaktivisten blicken. Zurück in die Achziger Jahre zeigt sie aber ebenfalls auf, dass die Themen, die die jungen Menschen auf die Straße treibt, sehr ähnlich sind - egal zu welcher Zeit.

Der Versuch die Handlungen von Luzie und Annika zu vereinen, empfand ich jedoch nicht ganz geglückt. Die Ereignisse in der Gegenwart und Erinnerungen aus Annikas Vergangenheit vermischen sich und hemmen leider den Lesefluss. Der Blick zurück in eine Zeit, die für Annika prägend war und die sie verdrängt hat, ist interessant, aber blieb mir zu sehr an der Oberfläche. Details über den Alltag in der Hamburger Hausbesetzerszene werden nur gestreift. Auch hätte ich gerne noch etwas mehr über die starke Bindung zwischen Annika, Matti und Milena erfahren, die zwar erklärt wird und auch einige Beispiele enthält, mir aber zu wenig Tiefe hatte. So richtig nahe kam ich den Figuren nicht...

Viele Handlungen der beiden Protagonistinnen konnte ich nicht nachvollziehen. Annika und Luzie sind beide impulsive Menschen, die oftmals sehr spontan und impulsiv handeln und ihre Vorgehensweise nicht überdenken. Bei Luzie fand ich dies ihrer Jugend geschuldet und auch ihrer Motivation, doch für Annika trifft dies nicht zu. Ihr unüberlegtes Handeln konnte ich sehr oft überhaupt nicht nachvollziehen. Die Geduld ihres Ehemannes konnte ich ebenfalls nur schwer nachenpfinden. Einige Handlungen wirkten auf mich viel zu konstruiert. Man hat das Gefühl, dass oftmals versucht wird, einfach die Handlung am Laufen zu halten.

Einige Vorkommnisse waren ebenfalls leicht vorhersehbar. Die Nebencharaktere blieben mir ebenfalls zu blass. Hingegen hat mich der Schreibstil von Katrin Burseg wieder genauso überzeugen können, wie in ihren beiden Vorgängerromanen. Er ist sehr bildhaft und atmosphärisch. Ganz besonders mochte ich den Beginn im Schreibwarenladen und die vielschichtigen Beschreibungen des Papiers und des Geruchs des alten Ladens.....zauberhaft!

Fazit:
Der neue Roman von Katrin Burseg konnte mich leider nicht richtig überzeugen. Hauptprotagonistin Annika blieb mir fremd und einige Handlungen empfand ich als zu konstruiert. Der gewohnt bildhafte und eindringliche Schreibstil ist jedoch wieder zu betonen, genauso wie die aktuelle und informative Thematik des Romans.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Die weiße Dame

Blütenweiße Träume
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Hinter dem Pseudonym Charlotte Jacobi stecken Eva-Maria Bast und Jørn Precht, die bereits gemeinsam die Reihe rund um die Douglas-Schwestern geschrieben haben. Davon habe ich den ersten Band gelesen, der ...

Hinter dem Pseudonym Charlotte Jacobi stecken Eva-Maria Bast und Jørn Precht, die bereits gemeinsam die Reihe rund um die Douglas-Schwestern geschrieben haben. Davon habe ich den ersten Band gelesen, der für mich eigentlich abgeschlossen war und ich die Trilogie nicht fortgesetzt habe. Auch bei der Reihe rund um die Villa am Elbstrand habe ich nur den ersten Band gelesen....das hätte mir eigentlich schon alles sagen müssen, obwohl ich beide Bücher mochte und mit vier Sterne bewertet habe. Vorallem der erste Band der Douglas Schwestern war sehr interessant - wie gesagt, aber für mich abgeschlossen und ich brauchte keine weiteren Fortsetzungen, denn rund um das Unternehmen Douglas und der Eröffung ihrer ersten Parfümerie war alles gesagt.
Trotzdem interessierte mich auch die Geschichte um die großartige Erfindung der Familie Henkel um ein Waschpulver, welches wir heute noch benutzen und das jeder kennt: Persil.

Lotte wächst mit ihrem Vater bei ihrer Großmutter auf. Ihr Vater ist Chemiker bei der Firma Henkel, ihr Patenonkel ist Hugo Henkel, der 1907 eine bahnbrechende Entdeckung macht. Sein Waschmittel reinigt ohne zu schrubben. Damals war Wäsche waschen eine sehr mühsame Angelegenheit und mit Hilfe dieser neuen Entdeckung gab es einige Erleichterungen für uns Frauen. Doch dann beginnt der Erste Weltkrieg und die Mittel zur Herstellung werden immer knapper....
Nach Kriegsende unterstützt Lotte, die bereits erwachsen ist, ihre Tante Emmy bei der Werbung für die Waschmittel aus dem Hause Henkel. Als Fotografin hat sie viele tolle Ideen und ist dabei, als "Die weiße Dame" zur Personifiaktion des Waschmittels wird. Sie ist ab diesen Zeitpunkt die Verkörperung von Persil - bis heute.

Nach dem kleinen und amüsanten Epilog, der uns mit Lotte als kleines Mädchen bekannt macht, waren die folgenden Seiten sehr anstrengend zu lesen. Ich hatte das Gefühl einen Wikipedia Eintrag vorgesetzt zu bekommen, der Fakten von chemischen Zusammensetzungen und Erklärungen über diverse Handgriffe beschreibt. Ich war schon am Überlegen das Buch abzubrechen und zurück in die Bücherei zu bringen. Ich habe dann aber weiter gelesen und eine interessante Story über die Entdeckung und den beginnenden Erfolg von "Persil" bekommen.

Das Autoren-Duo hat Fiktion und Wirklichkeit sehr gut miteinander verwoben. Nach dem steifen Einstieg wurde die Geschichte runder und zunehmend spannender. Der Schreibstil ist allerdings teilweise zu modern für die damalige Zeit, der Zeitgeist aber gut eingefangen.
Die historisch belegten und die fiktiven Charaktere sind lebendig dargestellt, wenn auch oftmals zu wenig facettenreich.

Trotz meiner Kritikpunkte war es interessant zu lesen, wie es zur Entdeckung von Persil und zum Aufstieg der Firma Henkel kam. Ich denke, mir wird aber wieder der erste Band dieser Trilogie genügen, wie schon bei den anderen Reihen von Charlotte Jacobi.

Fazit:
Die Geschichte über die Entstehung und den damals bereits interessanten Werbemaßnahmen eines Produktes, welches uns schon unser Leben lang begleitet, fand ich sehr informativ. Die Umsetzung war mir manchmal jedoch etwas zu einseitig und zu platt.

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Veröffentlicht am 06.08.2024

Zu viele Themen zu oberflächlich behandelt

Treibgut
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Der Roman von Adrienne Brodeur spielt im Jahre 2016 in den USA, was man deutlich beim Lesen spüren kann. Es ist das Jahr, in dem viele die Hoffnung hatten, dass eine Frau zum ersten Mal an der Spitze der ...

Der Roman von Adrienne Brodeur spielt im Jahre 2016 in den USA, was man deutlich beim Lesen spüren kann. Es ist das Jahr, in dem viele die Hoffnung hatten, dass eine Frau zum ersten Mal an der Spitze der amerikanischen Weltmacht stehen und endlich die Herrschaft der alten, weißen Männer zu Ende sein würde. Leider ist es anders gekommen und erst seit wenigen Tagen haben wir ein ähnliches Konstrukt, nachdem Joe Biden von Camela Harris als Präsidentschaftskandidatin abgelöst wurde.

Abby ist Künstlerin und lebt mit ihrem Hund Frida in Cape Cod. Sie ist schwanger und verheimlicht diesen Umstand, denn der Vater des Kindes ist verheiratet und sie steht dank einer kommenden Reportage in einem Kunstmagazin kurz vor ihrem Durchbruch.

Ihr Bruder Ken ist Immobilenmakler und ein großkotziger Typ, der sich gegenüber Abby seit seiner Kindheit benachteiligt fühlt. Er ist Vater von zwei pubertierenden Töchtern und ist mit Abby's ehemaliger besten Freundin Jenny verheiratet ist. Er hat politische Ambitionen und möchte eine Karriere in der Politik anstreben, steckt jedoch in einer tiefen Identitätskrise. Er ist alles andere als ein Sympathieträger.

Adam ist der Vater von Abby und Ken und Meeresbiologe. Sein Spezialgebiet sind Buckelwale. Er feiert demnächst seinen 70. Geburtstag und geht in Rente. Damit kommt er allerdings überhaupt nicht zurecht und hadert mit seiner Vergänglichkeit. Sein Traum ist es, die Sprache der Wale zu entschlüsseln. Sein eigenes Selbstbild und Fremdwahrnehmungen klaffen gehörig auseinander. Zusätzlich setzt der bipolare Forscher seine Medikamente ab, denn er hat das Gefühl, dass er nur dann geistige Höhenflüge hat. Seine Monologe und Wahrnehmungen tun der Geschichte jedoch nichts Gutes und erzeugen mit der Zeit Langeweile.

Dann gibt es noch Stephanie, eine Polizistin aus kleinbürgerlicher Familie, verheiratet mit einer Frau und Mutter eines Sohnes. Sie hat eine ganz besondere Beziehung zur Familie Gardner und sucht den Kontakt. Durch sie erhalten wir Leser einen Blick von außen auf die reiche Upperclass.

Je näher Adams Geburtstag rückt, desto mehr verschärfen sich die Konflikte zwischen Ken und Abby, und ein lang gehütetes Geheimnis droht, ans Licht zu kommen…

Da die Gardners in Cape Cod direkt an der Küste leben, Abby für ihre Kunst Treibgut sammelt und Adam eben Meeresbiologe ist, ist die ganze Stimmung dieses Romans sehr maritim. Biodiversität, Nachhaltigkeit, Umwelt-, Tier- und Klimaschutz sind Themen, die auf den ganzen 464 Seiten präsent sind.
Auch die Stimmung zu dieser Zeit und das Lebensgefühl wird von Adrienne Brodeur großartig wiedergegeben.

Die Figurentiefe leidet jedoch etwas darunter. Wir erfahren zwar abwechselnd die Sicht der einzelnen Charaktere durch eigene Kapitel, jedoch bleibt die Autorin mehr an den Äußerlichkeiten hängen. Die Figuren entwickeln sich nicht wirklich weiter und wachsen nicht an ihren Problemen.

Die Heimlichkeiten und Geheimnisse innerhalb der Familie waren jetzt nicht allzu überraschend, denn diese reflektieren sich bald heraus unsd es entstehen Längen.
Viele Themen werden von der Autorin angeschnitten, aber kaum intensiver besprochen. Es beibt alles an der Oberfläche - wie die Familie selbst.

Was mir nicht gefallen hat, war die sehr oberflächliche Behandlung des Familiengeheimnisses, welches am Ende nur kurz aufgedeckt und nicht mehr näher besprochen wird. Da es sich um ein sehr heikles Thema handelt, welches zwar nicht explizit dargestellt wird, sondern nur durch Andeutungen erklärt wird, finde ich den saloppen Umgang damit nicht in Ordnung. Daher gibt es noch einen weiteren Punkteabzug!


Fazit:
Ein Roman mit einem interessanten Familienkonstrukt und mit (meer) Atmosphäre. Allerdings gibt es einige Längen und die sehr oberflächliche Behandlung eines wichtigen Themas, hat mir so gar nicht gefallen. Es werden auch viele weitere Bereiche angerissen, aber nicht wirklich weiter ausgeführt oder sich mehr damit auseinandergesetzt. Ein Roman für einen chilligen Aufenthalt am Meer, der aber nicht das erwartete Highlight geworden ist.

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