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Veröffentlicht am 28.09.2024

Cozy Crime für jedes Alter

Ein Mörder auf der Gästeliste - Ein Weihnachtskrimi: Cosy Crime in einem eingeschneiten Herrenhaus
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„Ein Mörder auf der Gästeliste“ ist ein charmanter Cozy Crime Roman, der in den Wintermonaten für beste Unterhaltung sorgt. Alexandra Fischer-Hunold schafft mit ihrem Setting im verschneiten Lake District ...

„Ein Mörder auf der Gästeliste“ ist ein charmanter Cozy Crime Roman, der in den Wintermonaten für beste Unterhaltung sorgt. Alexandra Fischer-Hunold schafft mit ihrem Setting im verschneiten Lake District an Heiligabend die perfekte Kulisse für einen gemütlichen Krimiabend. Ein eingeschneites und deshalb von der Außenwelt abgeschnittenes Hotel mit überschaubarer Gästezahl und ein mysteriöser Mord erinnern direkt an die Klassiker von Agatha Christie und erzeugen eine wohlige Mischung aus Spannung und Weihnachtsstimmung.

Die jugendlichen Ermittlerinnen Lily und Zelda stehen im Zentrum der Handlung. Als im Hotel ein Mord geschieht und Zeldas Familie verdächtigt wird, starten die beiden ihre eigene inoffizielle Untersuchung. Die vielfältigen Charaktere – vom geldgierigen Cousin bis zur gestressten Lehrerin – tragen ihren eigenen Reiz bei und unterstreichen die klassische Krimi-Welt, die der Geschichte Charme verleiht. Der Schreibstil ist flüssig und bringt Lilys jugendliche Perspektive authentisch herüber. Die Handlung bleibt bis zum Ende unvorhersehbar, wobei es spannend bleibt, aber auch nicht zu spannend, sodass man sowohl rätseln als auch die weihnachtliche Szenerie genießen kann. Für mich persönlich war es die ideale Lektüre für einen regnerischen Nachmittag - so gemütlich, dass ich zwischendurch sogar Scones für einen britischen Afternoon Tea backte.

„Ein Mörder auf der Gästeliste“ ist damit perfekt für junge Leser*innen ab 12 Jahren, die Detektivgeschichten mögen, aber auch für Erwachsene, die ein modernes, leichtes Cozy Crime im Agatha-Christie-Stil suchen. Die Freundschaft zwischen Lily und Zelda, die winterliche Kulisse und der spannende Kriminalfall machen diesen Weihnachtskrimi zu einer rundum gelungenen Wohlfühllektüre. Ich drücke jetzt schon die Daumen, dass es einen Nachfolgeband gibt und das nicht das letzte Weihnachten für Zelda und Lily war.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Spannungsreich

Bevor es geschah
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„Bevor es geschah“ von Céline Spierer, gelungen übersetzt von Sina de Malafosse, ist ein toller Roman, um einer Leseflaute entgegenzuwirken. Er hat mich schon auf den ersten Seiten in den Bann gezogen, ...

„Bevor es geschah“ von Céline Spierer, gelungen übersetzt von Sina de Malafosse, ist ein toller Roman, um einer Leseflaute entgegenzuwirken. Er hat mich schon auf den ersten Seiten in den Bann gezogen, vor allem durch das Setting und die geschickt ineinander verwobenen Handlungsstränge, die die Abgründe der wohlhabenden amerikanischen Schönen und Reiche schildern. Dieses Setting hat mich an „Die Einladung“ von Emma Cline oder „Der Papierpalast“ erinnert - ich lese so etwas ja gerade im Sommer ganz gern!

Eine Familie trifft sich im Haus der Matriarchin Elisabeth zum Sonntagsgrillen. Die vier Kinder und ihre jeweiligen Ehepartner samt Kindern tragen alle ihre eigenen Geheimnisse mit sich herum, die unausgesprochen zwischen ihnen stehen. Dabei sind sie so beschäftigt mit sich und ihrer Vergangenheit, dass sie das Verschwinden des kleinen Thomas zuerst nicht bemerken. Alle Charaktere sind vielschichtig und komplex angelegt, auch zunächst unsympathische Charaktere bekommen dadurch Tiefe, dass die Erzählperspektive ständig zwischen den Familienmitgliedern wechselt. Die Lektüre wird dadurch aber nicht unübersichtlich, sondern vor allem spannender, wenn nach und nach klar wird, wie verschiedene Charaktere auf ein und dasselbe Ereignis schauen.

Am Ende schafft es die Autorin die zahlreichen Handlungsstränge und sich überlappenden Geheimnisse so zusammenzuführen, dass es bis zum Schluss überraschende Wendungen gibt. Dies macht den Roman für mich eigentlich zur idealen Pool- oder Strandlektüre: fesselnd, thematisch relevant und am Ende doch nicht zu überfordernd und verstörend. Insgesamt ein mitreißender Roman, den ich jedem empfehlen kann, der fesselnde, tiefgründige Geschichten mit einem sommerlichen Setting liebt.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Positiv absurd

Zukunftsmusik
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Irgendwo in Sibirien leben verschiedene Menschen in einer kleinen Kommunalka zusammen und versuchen, durch eigenwillige Strategien über die Runden zu kommen. An einem Tag 1985 deutet sich der Beginn von ...

Irgendwo in Sibirien leben verschiedene Menschen in einer kleinen Kommunalka zusammen und versuchen, durch eigenwillige Strategien über die Runden zu kommen. An einem Tag 1985 deutet sich der Beginn von etwas Neuem an. Zukunft liegt in der Luft, auch wenn die besonderen Charaktere der Kommunalka das noch nicht genau fassen können. Im Zentrum der Handlung steht Jalka, die abends vor einem wichtigen Funktionär singen möchte, um aus ihrem Alltag ausbrechen zu können. Sie lebt mit ihrer kleinen Tochter, ihrer Mutter und ihrer Großmutter zusammen in einem Zimmer. Auch diese träumen von einer anderen Zukunft. Im Laufe des Tages und des Abends passieren immer mehr fantastische Dinge, die die Erzählung immer mehr ins - im positiven Sinne! - Absurde ziehen.
Die Geschichte wird aus der Perspektive der unterschiedlichen Charaktere erzählt, die sich für allem um die Küche der Kommunalka herum bewegen, sodass der Eindruck eines Theaterstücks bei mir entstanden ist. Der Erzählton ist für mich aber das Highlight: eine wunderbare Mischung aus melancholischer Ernsthaftigkeit, trockenem Humor und skurrilen Elementen - mir hat das viel Freude an der Sprache gebracht!

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Liebenswert

Eine Formalie in Kiew
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Was für ein liebenswertes Buch! Erwartet hatte ich von diesem Roman eine unterhaltsame Geschichte über die Absurditäten von Bürokratie und Fragen der Zugehörigkeit zu Deutschland oder der Ukraine ...

Was für ein liebenswertes Buch! Erwartet hatte ich von diesem Roman eine unterhaltsame Geschichte über die Absurditäten von Bürokratie und Fragen der Zugehörigkeit zu Deutschland oder der Ukraine - bekommen habe ich zusätzlich aber auch Einblicke in tragische und schwierige Familienverhältnisse, herzerwärmende Gedanken über alternde und fremd werdende Eltern sowie kämpferische Gedanken zum Rechtsruck in Deutschland. Das alles kommt in einem flüssigen, schlagfertigen Schreibstil daher, sodass ich den Roman eigentlich in einem Rutsch durchlesen konnte. Kurz: Kann ich nicht nur Katzliebhaber:innen, sondern jeder Person empfehlen! Wer wissen möchte, warum Katzen auch auf dem netten Cover verewigt sind, muss selbst lesen.
Vielleicht noch als Kontext: Einblicke in den Krieg bekommt man nur in Bezug auf die Krim, die anderen Teile der Ukraine wurden erst ein Jahr nach Erscheinen dieses Buchs.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Pageturner

Kleine Monster
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Für mich hat sich der Roman, der eigentlich ein Familiendrama darstellt, wie ein Psychothriller gelesen. Ich fand ihn unheimlich spannend und atmosphärisch dicht geschrieben, da war kein Wort zu viel und ...

Für mich hat sich der Roman, der eigentlich ein Familiendrama darstellt, wie ein Psychothriller gelesen. Ich fand ihn unheimlich spannend und atmosphärisch dicht geschrieben, da war kein Wort zu viel und trotzdem gab es immer wieder einfühlsame, kreative Sprachbilder und Beschreibungen.

Im Zentrum der Handlung stehen Pia und ihr Sohn Luca. Luca wird beschuldigt, ein Mädchen in der Grundschule bedrängt zu haben, schweigt jedoch beharrlich zu den Vorwürfen. Dieses Schweigen bringt Pia aus dem Gleichgewicht und lässt alte Wunden aus ihrer eigenen Kindheit wieder aufbrechen. Auch in Pias Kindheit wurde viel geschwiegen und gelogen. Die Erzählung entfaltet eine dichte Atmosphäre des Misstrauens und der Ungewissheit, was dazu führt, dass man sich als Leser:in immer wieder fragt: Was ist wirklich passiert? Besonders gelungen ist die Darstellung von Pias innerem Kampf als Mutter. Ihre wachsende Angst und das Misstrauen gegenüber ihrem eigenen Sohn haben mich selbst zunehmend unwohl werden lassen.

Der Roman wirft somit wichtige Fragen auf: Dreht sich die Spirale von Familientraumata immer weiter, weil diese von Generation zu Generation weitergegeben werden? Und wie geht man damit um, dass man nie genau wissen wird, was tatsächlich geschehen ist? In „Kleine Monster“ gibt es keine einfachen Antworten. Die Charaktere versuchen zu lernen, mit den eigenen Unsicherheiten und den Lücken in ihren Erinnerungen umzugehen, sich selbst und einander zu vertrauen. Bis zur letzten Seite bleibt es spannend, ob sie das schaffen oder ob die Familie dadurch auseinanderbrechen wird.

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