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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2020

Abgedreht, wirr,verrückt - aber völlig schräge, geile Unterhaltung

Die Psychothriller Parodie Trilogie / Das Geschenk der Psychothriller-Parodie
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Merlan ist ein Loser der sich unter anderem mit kleinen Telefongaunereien über Wasser hält. Eines Tages gerät er an Tabea, die im "Frisch aus dem Fett" kellnert. Er will mit einem bescheuerten Trick bei ...

Merlan ist ein Loser der sich unter anderem mit kleinen Telefongaunereien über Wasser hält. Eines Tages gerät er an Tabea, die im "Frisch aus dem Fett" kellnert. Er will mit einem bescheuerten Trick bei ihr abkassieren, doch sie durchschaut die Story und statt Bargeld bekommt er eine Ladung Schrotkugeln in die Brust. Der Beginn einer wunderbaren Beziehung. Oder nicht? Denn die Zeitebenen in diesem Buch wechseln häufiger als manche Menschen die Unterwäsche in der Woche, und man muss sich schon auf die Geschichte einlassen und bis zum Ende durchhalten, damit man das alles aufgedröselt bekommt. Doch wer das tut, der wird belohnt! Denn bei all dem Irrsinn, Wirrnissen, abgedrehten Erlebnissen und anfangs verrückt erscheinenden Ereignissen, entdeckt man eine ziemlich geniale Parodie und Verarsche des Psychothriller-genres. Das mag nur marginal an Sebastian F. aus Berlin erinnern, ist aber so witzig, abgedreht und gut unterhaltend, dass es eine wahre Freude ist. Meine Meinung: Wer die Filme von Zucker Abrahams, Zucker aus den 80ern mag, wird hier blendend unterhalten. Für mich sehr gerne fünf von fünf Sternen!

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Rechtsmedizinerin Sabine Yao und Kommissarin Monti auf der Suche nach einem vermissten Kind

Mit kaltem Kalkül
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Der achtjährige Yasser ist verschwunden, aber da er mit seiner Mutter illegal in Berlin lebt, traut sie sich nicht, die Polizei zu einzuschalten. Also kümmert sich Hassan Khalaf darum, denn der ist irgendwie ...

Der achtjährige Yasser ist verschwunden, aber da er mit seiner Mutter illegal in Berlin lebt, traut sie sich nicht, die Polizei zu einzuschalten. Also kümmert sich Hassan Khalaf darum, denn der ist irgendwie „Familie“, so wie alle irgendwie Familie sind, kommt zumindest aus dem selben Dorf im Libanon, wohnt jetzt auch in Berlin, und war mal beim Geheimdienst. Die Spuren sind dürftig, aber nach ein paar Stunden glaubt er, den Entführer in einer heruntergekommenen Wohnwagensiedlung entdeckt zu haben.
Die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao wird zu einem Todesfall in einem Wohnwagen gerufen, dort liegt ein Mann zwischen Kinderspielzeug und Fetischutensilien, mit aufgeschnittener Kehle. Bei der Untersuchung des Tatorts ist das Entsetzen groß, denn im Auto des Opfers gibt es ein weiteres Opfer im Kofferraum: Ein kleiner Junge, der vor vier Jahren verschwunden ist! Als die Leiterin der vierten Mordkommission, Monica Monti, durch einen anonymen Hinweis von Yassers verschwinden erfährt, ahnt sie, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Und sie setzt alles daran, zumindest dessen Leben zu retten. Aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und Monti hat keinerlei Garantien, dass sie mit ihrem Bauchgefühl richtig liegt…
Meine Meinung: Man merkt bei jeder Zeile mit medizinischem Hintergrund, dass Michael Tsokos weiß, wovon er schreibt. Schließlich ist er Professor an der Berliner Charité und leitete bis 2023 das dortige Institut für Rechtsmedizin. Und so wird der Arbeitsalltag seiner Protagonistin Sabine Yao sehr detailreich und fundiert geschildert, gibt es ausführliche Beschreibungen von Autopsien, bei denen man als Leser weiß, dass sie sich so ähnlich wahrscheinlich in der Realität zugetragen haben werden. Das ist mitunter etwas gruselig und hat mit der eigentlichen Storyline nichts zu tun, liest sich aber mit Gänsehaut und schaudernder Faszination. Die Story um den verschwundenen Yasser ist spannend und man fiebert bei seiner Suche mit. Wenn man zudem auch die vorigen Bücher von Tsokos gelesen hat, ist einem Sabine Yao bereits bekannt. Auch in diesem Buch gibt es wohldosierte Einblicke in ihr Privatleben, die sie uns noch vertrauter machen. Mir hat das Buch ein paar spannende Stunden beschert, ich vergebe vier von fünf Sterne. Einen Stern ziehe ich ab für die ausgiebigen Abschweifungen ins rechtsmedizinische, die mit der eigentlichen Story nichts zu tun haben.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

Sprachgewaltiges Buch über jüdisches Leben, eine kaputte Familie und das Leben ansich.

Nochmal von vorne
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Rosas Vater ist gestorben, ihre Aufgabe ist es, die Wohnung leer zu räumen. Es ist die Wohnung ihrer Kindheit, das Arbeitszimmer war früher mal ihr Kinderzimmer, vieles ist immer noch so wie zu Zeiten ...

Rosas Vater ist gestorben, ihre Aufgabe ist es, die Wohnung leer zu räumen. Es ist die Wohnung ihrer Kindheit, das Arbeitszimmer war früher mal ihr Kinderzimmer, vieles ist immer noch so wie zu Zeiten als sie dort gelebt hat. Das lässt viele Erinnerungen wieder aufflammen. Erinnerungen einer Kindheit in München, aber auch in Tel Aviv. Denn die Jeruschers sind jüdischen Glaubens, kommen eigentlich von ganz woanders und sind durch die Umwälzungen des zweiten Weltkriegs hier und dort gestrandet, nicht unbedingt angekommen. Rosa hat eine Schwester, die man als „das schwarze Schaf“ der Familie bezeichnen könnte, der Kontakt ist abgebrochen, zweimal. Aber jetzt, wo der Vater tot ist und sonst ja niemand mehr so wirklich da ist? Sie hat Verwandte am Mittelmeer, und sie hat viele Erinnerungen an ihre Jugend zwischen verschiedenen Welten, von denen sie wohl keine so richtig als Heimat bezeichnen würde. Während sie durch die Wohnung streift, begleiten wir sie auch auf Streifzügen durch ihre Vergangenheit, auf Streifzüge durch Streitereien innerhalb der Familie, die schließlich in der Scheidung der Eltern gipfelt, durch eine Jugend in den 90ern, Sehnsüchte und Wünsche die nicht in Erfüllung gehen, scheitern. All das ist mit viel Wortwitz und sehr viel schwarzem Humor geschrieben und spiegelt die Zerrissenheit einer jungen Frau, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden hat.

Meine Meinung: Was für ein sprachgewaltiges Buch! Kunstvoll verschachtelte Endlossätze, die sich auch schon mal über eine ganze Buchseite erstrecken können, schwarzer Humor und eine Nahaufnahme in die Zerrissenheit einer jungen Frau auf der Suche nach sich und ihrem Platz. Das fängt sehr spannend an, das zieht einen förmlich ins Buch hinein. Leider trägt es nicht über das ganze Buch, denn irgendwann bin ich zumindest dem überdrüssig geworden. Und irgendwann ist mir verblüfft aufgefallen: es gibt nicht eine - so weit ich mich erinnere - Textstelle mit direkter Rede, alles ist indirekt. Und als es mir aufgefallen ist, hat es angefangen, mich zu stören. Das ist natürlich mein subjektiver Eindruck. Daher mein Fazit: ein tolles Buch, mit kleinen Schwächen, von mir gibt es vier von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Wer hat die Verantwortung für den toten Patienten - die Chirurgin oder die KI?

Der 1. Patient
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Sasha Müller arbeitet als Chirurgin in einer technikaffinen Klinik in Berlin. Zu den modernen Möglichkeiten die sich ihr bieten, gehört auch die Operationsplanung durch eine künstliche Intelligenz. Als ...

Sasha Müller arbeitet als Chirurgin in einer technikaffinen Klinik in Berlin. Zu den modernen Möglichkeiten die sich ihr bieten, gehört auch die Operationsplanung durch eine künstliche Intelligenz. Als ihr aber auf dem OP-Tisch ein Patient stirbt, stellt sich die Frage nach der Verantwortung. In einem Prozess vor einem Berliner Gericht geht es somit um vieles: Wer trägt die Schuld für einen toten Patienten - die ausführende Chirurgin, oder die KI im Hintergrund. Es bedarf einer ausgeklügelten Strategie ihres Verteidigers Rocco Eberhardt und der Recherche des besten Freundes und Privatermittlers Tobias Baumann, um Licht ins Dunkel zu bringen und der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Aber wer gewinnt und wer verliert, wenn es auch um essentielle Fragen rund um Ethik, Gewissen, Profit und Fortschritt geht..?
Meine Meinung: ein spannendes Buch das die Hintergründe um den Fortschritt in der Medizin beleuchtet - wie lassen sich Fortschritt und Profitstreben unter einen Hut bringen? Was ist moralisch vertretbar und ethisch noch möglich? Wie weit können/dürfen/müssen wir uns in die Hände neuer Technologien begeben? Das Buch nimmt diese Themen und verwebt sie mit einem fiktiven Kriminalfall wie er so hoffentlich niemals vor Gericht landen wird. Ich vergebe vier von fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 21.03.2024

Spannender Thriller bei dem am Ende VIELES nicht mehr so ist wie es schien...

Devil's Playground
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1927 ist ein Jahr des Übergangs in Hollywood... die ersten Tonfilme entstehen und drohen, die veraltete Technik des Stummfilms zu verdrängen. Es ist das Jahr, in dem der Studioboss Harry Carbine viel Geld ...

1927 ist ein Jahr des Übergangs in Hollywood... die ersten Tonfilme entstehen und drohen, die veraltete Technik des Stummfilms zu verdrängen. Es ist das Jahr, in dem der Studioboss Harry Carbine viel Geld in einen Film namens 'The Devil's Playground" investiert... einen Horrorfilm... oder besser: DEN Horrorfilm schlechthin. Denn kein Film soll schockierender und angsteinflößender sein. Doch scheinbar liegt ein Fluch auf dem Film: die Dreharbeiten geraten aus dem Ruder, es sterben Statisten bei der Abschlußszene. Und dann ist auch noch Norma Carlton tot, die vergötterte Hauptdarstellerin. Hier kommt Mary Rourke ins Spiel: sie wird zur Villa der Filmdiva gerufen, denn ihr Job ist es, Probleme zu lösen und Schaden vom Filmstudio abzuwenden. Mary kennt "Gott und die Welt" in Hollywood, hat direkte Kontakte zur Polizei und ist es gewöhnt, geräuschlos und effizient zu arbeiten. Doch der Tod von Norma Carlton ist erst der Anfang einer nicht mehr zu stoppenden Serie von Ereignissen, an deren Ende eine Vielzahl von Toten stehen... und ein Film, der als verschollen gilt. Vierzig Jahre später ist der Journalist und Filmliebhaber Paul Conway im Auftrag einer reichen Hollywood-Witwe auf der Suche nach der einen Kopie des Films, die nicht bei einem Studiobrand in Flammen aufgegangen sein soll. Seine Spur führt ihn in die Wüste östlich von Los Angeles, in ein altes, verlassenes Hotel und zu dessen sehr alter Bewohnerin. Kann er hier seinen Auftrag erfüllen und finden, woran andere vor ihm schon gescheitert sind? Aber wenn er den Film findet - was ist mit dem Fluch der auf ihm Lasten soll..?
Meine Meinung: das Buch hat ein paar Längen und man muss schon ein bisschen durchhalten, weil man nicht auf Anhieb alle Zusammenhänge durchschaut, alle Zeitebenen versteht und sich nicht jeder Handlungsstrang sofort erklärt. Denn am Ende, wenn die letzte Seite umgeblättert ist, ist VIELES nicht so, wie es anfangs erschien. Und das ist dann wieder meisterhaft konstruiert und fesselnd erzählt. Man hätte ein paar Seiten weglassen können, aber ein spannendes Meisterwerk ist es allemal. Daher vergebe ich als Fazit vier von fünf Sterne...

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