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Veröffentlicht am 13.11.2017

YOU

YOU – Du wirst mich lieben
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Durch eine Leseprobe im hinteren Teil des Romans Pretty wurde ich auf You – Du wirst mich lieben aufmerksam. Dieser erste Eindruck war direkt fesselnd und mitreißend, auf eine beklemmende Art und Weise. ...

Durch eine Leseprobe im hinteren Teil des Romans Pretty wurde ich auf YouDu wirst mich lieben aufmerksam. Dieser erste Eindruck war direkt fesselnd und mitreißend, auf eine beklemmende Art und Weise. Grundsätzlich bin ich bei Romanempfehlung anderer Autoren auf dem jeweiligen Buch immer ein wenig vorsichtig. Grund dafür sind schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit, bei denen Meinungen aus dem Zusammenhang gerissen wurden, um einen Roman positiver erscheinen zu lassen. Hier allerdings sorgten Leserprobe sowie Autorenempfehlungen – u.a. Stephen King – für einen direkten Gang in den Buchladen. Ich habe mich aufgrund der ersten Romanseiten vom Kauf überzeugen lassen und erst im Nachhinein den Klappentext überflogen. Wenn man sich nicht all zu sehr vom Inhalt vorwegnehmen lassen möchte, sollte man Inhaltsangabe Inhaltsangabe sein lassen, da sie in meinen Augen zu viele Spoiler enthält.

Daten



Titel: You - Du wirst mich lieben
Originaltitel: YOU
Autor: Caroline Kepnes
Übersetzer: Kathrin Reichardt
Verlag: Lyx (Bastei Lübbe)
Genre: Thriller | Roman
Seiten: 512
Erschienen: 29.09.2017

Band 1 wurde zunächst bei dem früheren Imprint INK verlegt. Die Ausgabe vom 29.09.2017 unter Lyx ist die Neuauflage. Deswegen ist auch Band 2 01.06.2016 erschienen.

Meinung



Es ist vor allem die – in der Einleitung erwähnte – Stimmung, die den besonderen Reiz dieses Romans ausmacht. Wie der Titel schon anmuten lässt, befasst sich das Buch mit dem Thema Stalking, welches an sich schon für eine bedrückende Atmosphäre sorgt. Dies wird in YouDu wirst mich lieben dadurch auf die Spitze getrieben, dass die Erzählweise aus der 1. Person, in Form des ‚Täters‘ gewählt worden ist. Mit einem gewissen Grad an Ekel verfolgt man, im wahrsten Sinn des Wortes, den Lauf der Geschichte und taucht überraschenderweise nicht nur in die Psyche einer bedenklichen Person ab.

Kepnes macht es dem Leser dabei nicht all zu leicht, da sie die Regeln von ‚Gut und Böse‘ komplett aushebelt. Dies schafft sie durch das Erschaffen von komplexen Charakteren, die sie gezielt gegen ihre Leserschaft einzusetzen weiß. In einem Fall wie diesem liegt es schließlich auf der Hand, mit wem wir uns zu identifizieren haben. Mit dem Opfer. Der Feind sollte eigentlich auch klar sein. Der Stalker. Aber was ist, wenn auch das Opfer seine Leichen im Keller hat und sie bewusst eine Großzahl an negativen Eigenschaften aufweist?

Was zu einem wirklich widerlichem, jedoch lesenwerten Spektakel hätte führen können, wurde durch sein Gewicht von über 500 Seiten ausgebremst. Ein andauerndes Gefühl, nicht vorwärts zu kommen und sich in den Verstrickungen des Plots zu verheddern, führte schlussendlich zu einem nicht ganz so rundem Leseerlebnis und lässt mich insgesamt leicht ernüchternd zurück. Das zynische und abwertende, jedoch belesene, Wesen Joes hat seine Vorzüge – keine Frage. Wenn für diesen Charakterausbau allerdings wichtige Elemente, die einen Spannungsroman als eben dieses auszeichnen, auf der Strecke bleiben und ein Mord mal eben in einem Nebensatz abgehandelt wird, ist es schwierig, nicht das Interesse zu verlieren. In den letzten acht Kapiteln wird das Tempo jedoch zum Glück noch einmal so angezogen, dass der Ausgang einigermaßen zufriedengestellt zurücklässt.

Gut zu wissen



Wie bei fast allen Thrillern, die mir derzeit in die Hände fallen, steht auch zu YouDu wirst mich lieben eine filmische Adaption in den Startlöchern. Allerdings ist in diesem Fall eine Serie in Planung, was ich auch für zielgerichteter halte, als die Story in einen 90 minütigen Film quetschen zu wollen.

Fazit



Das beklemmende Szenario, durch die Augen eines Stalkers sein Opfer zu verfolgen und seine persönliche Ansprache an dieses, hätte ein absolutes Lesehighlight werden können. Durch unsinnige Längen wird diese Atmosphäre hier und da ausgebremst und es für mich dadurch verständlicher, warum das Buch weder die Bezeichnung ‚Roman‘, noch ‚Thriller‘ auf dem Cover trägt. Denn dieses Werk wird durch die Vermischung der Genres zu einem Buch, das zu viel von beidem möchte und sich dadurch immer wieder auf der Zielgeraden verläuft.

Momentan bin ich nich hin- und hergerissen, ob ich mir auch den zweiten Band kaufen möchte. In jedem Fall werde ich allerdings der Serie eine Chance geben. In bewegten Bildern kann ich mir Joes Geschichte tatsächlich besser umgesetzt vorstellen.

Veröffentlicht am 08.11.2017

Zu viel Kitsch, jedoch schöne Landschaften

Die Rückkehr der Wale
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Meinung

Isabel Morland war mir bis zu diesem Roman leider überhaupt kein Begriff. Interessanterweise bin ich aufgrund ihres Namens zunächst davon ausgegangen, dass es sich um eine britische/amerikanische ...

Meinung



Isabel Morland war mir bis zu diesem Roman leider überhaupt kein Begriff. Interessanterweise bin ich aufgrund ihres Namens zunächst davon ausgegangen, dass es sich um eine britische/amerikanische Autorin handeln muss. Auch wenn ich bislang keine Erfahrung mit ihren Texten sammeln konnte wurde mir schnell klar, dass ihre Stärke im Erschaffen von Bildern vor dem geistigen Auge ihrer Leser liegt. Das stimmige (wenn doch sehr bearbeitete) Bild, welches das Cover ziert, findet sich in ihren zahlreichen Schilderungen der kargen, jedoch schönen Landschaft des Settings wieder. Diese Beschreibungen sind immer genau auf den Punkt gebracht, ohne ein Gefühl von ‚zu viel‘ heraufzubeschwören. Ein ebensolches Augenmerk wurde auf das Charakterdesign der Protagonistin sowie der zahlreichen Nebenfiguren gelegt. Kayla und ihre schrulligen Nachbarn lassen die kleine schottische Insel wahrlich zum Leben erwecken. Und doch ließ mich der Roman recht enttäuscht zurück.

So sehr mir all die kleinen, miteinander verwobenen Geschichten zugesagt haben, ließen sie der eigentlichen Handlung – der Liebesgeschichte – zu wenig Raum, um sich voll entfalten zu können. Auch wenn mich das Genre New Adult in der Regel gut zu unterhalten weiß umgehe ich es momentan, da mir die Romane alle viel zu ähnlich geworden sind. Genau aus diesem Grund greifen ich dann lieber zu einem romantischen Buch wie diesem hier, um nicht immer wieder die gleiche ‚Liebe auf den ersten Blick‘ Story lesen zu müssen. Leider fallen einige klassische New Adult Elemente auf Die Rückkehr der Wale zu, was dann doch zu dem ein oder anderen Augenrollen meinerseits geführt hat. Von dem unglaublich schönen und mysteriösen Fremden, über die Protagonistin mit gefährlicher Vorbeziehung, die damit verbundenen Dramen bis hin zum Reden von ‚Liebe‘, wo ich beim besten Willen noch keine sehen konnte. Es ist sicher eine Frage des Geschmacks. Wenn es jedoch kaum nennenswerte Szenen zwischen der Protagonistin und ihrem Love Interest gibt, jedoch plötzlich wie aus dem Nichts ein Leben ohne den anderen nicht mehr möglich ist, steigt mein Interesse an dem weiteren Verlauf leider aus und sehnt sich nach einem anderen Buch des Stapels der Ungelesenen. Weil sich dies auch hier wieder einmal so rasch zugespitzt hat, verlor ich schon ungefähr bei der Hälfte des Romans die Lust am Weiterlesen. Ich muss der Vollständigkeit halber allerdings dazu erwähnen, dass sich die Charaktere in Die Rückkehr der Wale in den 30ern befinden und teilweise auch noch einmal älter sind.

Weil mich der Ausgang des Romans dennoch gereizt hat, habe ich ihn tatsächlich bis zum Ende hin durchgelesen. Ehrlicherweise muss ich anmerken, dass ich die ein oder andere Seite überflogen habe, um schneller voran zu kommen. Wie mit dem offensichtlichsten Problem in Kaylas Romanze seitens der Autorin umgegangen wurde, war dann wieder so einfach gelöst und aus der Welt geschaffen worden, dass mich im Großen und Ganzen die Lektüre insgesamt sehr enttäuscht hat.

Am positivsten hat mich überrascht, dass das Buch fantasiereiche Elemente aufweist, die ich so nicht erwartet hätte. Auch der Epilog war recht verblüffend, da ich aufgrund es Vorgeplänkels etwas ganz anderes für den Schluss erwartet hätte. Mit etwas Abstand befürchte ich allerdings, dass er auf einen weiteren Teil hindeuten könnte, was wieder dieses positiv-negative Ende zerstören würde. Es bleibt abzuwarten. Allerdings würde ich einen tatsächlichen Folgeband nicht lesen wollen.

Fazit



Nicht jeder Coverkauf führt zum Erfolg. Im Fall von Die Rückkehr der Wale blieb mehr Frust, als Leselust über. Der Roman ist eine kitschige Liebesgeschichte mit phantastischen Einschlägen und überzeugt am meisten mit seiner wundervoll beschriebenen Kulisse. Vielleicht ist es etwas für die Fans von großen Romanzen und Lesern, die gerne in die Landschaften Schottlands versinken. Für mich war es es leider eher eine Enttäuschung. Wenn auch eine, die sich schnell verkraften lässt. Denn es wird sicher kein Roman bleiben, der mir noch lange in Erinnerung bleibt. Dafür hat er zu viele Elemente, die man bereits aus anderen romantischen Büchern kennt.

Veröffentlicht am 27.10.2017

In Ordnung, aber nicht so gut wie ihre bisherigen Titel

Heute fängt der Himmel an
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Meinung

Generell sind Romane, die ein ‚großes und düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit‘ beinhalten, nicht mein Fall. Sie laufen immer nach einem bestimmten Schema ab und müssen entweder ganz besonders ...

Meinung



Generell sind Romane, die ein ‚großes und düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit‘ beinhalten, nicht mein Fall. Sie laufen immer nach einem bestimmten Schema ab und müssen entweder ganz besonders ansprechend oder von einem Autor/einer Autorin verfasst worden sein, den/die ich sehr schätze. Bei Heute fängt der Himmel an war letzteres der Fall. Aus diesem Grund hatte ich das Buch auch ohne den Klappentext gelesen zu haben, im Bloggerportal von Random House angefragt. Die beiden ersten Romane von Kristin Harmel (Solange am Himmel Sterne stehen und Über uns der Himmel) haben mir seinerzeit aufgrund des gefühlvollen Stils so gut gefallen, dass ich mir vorgenommen hatte, jeden weiteren Roman von ihr ebenfalls lesen zu wollen.



Mein oben genanntes Problem mit dieser Art von Geschichten ist folgendes: In den meisten dieser Roman gibt es eine Protagonistin, die irgendwelche Briefe oder andere unerklärliche Erinnerungsstücke eines Verwandten findet und damit eine Tür zu einem bislang unbekannten Leben derjenigen Person aufstößt. In den Romanen, die ich bislang gelesen habe auf die diese Beschreibung zutrifft, hatten immer gemeinsam, dass der in – der Vergangenheit gelegene Teil – den der Gegenwart bei Weitem übertrifft. In manchen Fällen war es sogar so, dass die Figur aus der Gegenwart völlig überflüssig für die Geschichte war und lediglich als Aufhänger für den eigentlichen Plot genutzt wurde. Einzig bei Bis ans Ende der Geschichte von Jodi Picoult hatte ich das Gefühl, dass dieses Verhältnis ausgeglichen eingearbeitet worden ist. Nun habe ich Heute fängt der Himmel an beendet und kann zumindest was dies betrifft sagen, dass Harmel ein ausgewogene Geschichte geschaffen hat. Und trotzdem wusste sie mich nicht im Ganzen zu überzeugen.

Ihre bisherige Stärke, gefühlvolle Romane zu verfassen die eben nicht ins Kitschige abdriften, konnte ich hier leider nicht wiederentdecken. Die ‚tragische Liebesgeschichte‘, die ihre Erwähnung im Klappentext findet, hatte nicht die Kraft, mich so zu berühren, wie es wahrscheinlich angedacht gewesen ist. Die beiden Liebenden erschienen zu fern und ihre – wirklich wenigen – Unterhaltungen sind so schmalzig verfasst, dass ich jedes Mal froh war, wenn ein solcher Abschnitt beendet war. Mir ist durchaus bewusst, dass diese Art zu sprechen eine Anlehnung an die Zeit des II. Weltkrieges ist, aber realistisch erscheint sie trotz allem nicht.



Ein roter Faden zieht sich durch den Roman und die Familie Emerson. Diese ist geprägt von Enttäuschungen und den Versuchen, diese wieder gut zu machen. Dieses Bild, dass ich komplett durch den Roman zieht und die Art, wie Harmel dies eingebaut hat, ist das Besondere an Heute fängt der Himmel an. Das Wort ‚Neuanfang‘ prägt die Geschichte zu großen Teilen und hier hätte sie mich komplett abholen können, wäre Protagonistin Emily nicht so verbohrt mit ihren Ansichten gewesen, dass es mir irgendwann schwerfiel, weiterhin mit ihr zu sympathisieren. Auch war mir die Anzahl der Schicksalsschläge, die sich hier versammelten, ab einem gewissen Punkt einfach zu viel und dadurch zu unglaubwürdig.

Fazit

Alles in Allem eine solide Liebesgeschichte/Familiensaga, die für meinen persönlichen Geschmack zu viel Schicksalsschläge und Drama beinhaltet. Meine Bewertung würde milder ausfallen, würde ich nicht die anderen Romane der Autorin kennen. Heute fängt der Himmel an ist eine Geschichte über das Verzeihen im großem Stil und wenn man nicht vor triefenden Liebesgeschichten zurückscheut, wird man mit diesem Buch sicher einige unterhaltsame Lesestunden verbringen.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Eingeschränkte Leseempfehlung

Immer diese Herzscheiße
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Meinung

Immer diese Herzscheiße ist mein erstes Buch der Autorin, wobei mir erst nach Übersenden des Romans aufgefallen war, dass ich ein weiteres Buch von ihr – Wir waren hier – auf dem Stapel ungelesener ...

Meinung



Immer diese Herzscheiße ist mein erstes Buch der Autorin, wobei mir erst nach Übersenden des Romans aufgefallen war, dass ich ein weiteres Buch von ihr – Wir waren hier – auf dem Stapel ungelesener Bücher liegen habe.

Bei richtig guten Büchern werden meine Bewertungen recht kurz. Richtig schlechte Geschichten führen zu überlangen Rezensionen. Und dann sind da noch diese Bücher, die ich nicht so recht einzuschätzen weiß und deren Beurteilung zu einer größeren Herausforderung wird. Zu eben jeden Büchern gehört auch Immer diese Herzscheiße.

Warum gestaltet sich das Verfassen der Rezension aber nun so schwierig für mich und warum hätte ich es, wäre es nicht eben ein Rezensionsexemplar gewesen, nach dem ersten Abschnitt am liebsten abgebrochen? Es liegt am von Rademacher gewählten Stil. Dieser ist gleichzeitig Höhepunkt und Todesurteil.

Ich habe es selten erlebt, dass sich eine Autorin so gut in in die Denkweise und das Gefühlsleben einer ‚problematischen‘ Fünfzehnjährigen hineinversetzen kann, wie in diesem Roman. Protagonistin Sarah wirkt dadurch wahnsinnig authentisch und ich sehe da viel, was mir selbst bzw. besonders meiner Schwester in dem Alter durch den Kopf gegangen ist. Romane dieser Art (Schwierige Jugendliche, problematisches Umfeld, keine Perspektiven) werden oft aus einer harten, jedoch gefühlsfernen Sicht geschildert. Man hat den Einblick in die Gedanken der umliegenden Personen und nimmt deren Sichtweisen an. Man findet es falsch, dass dieser Jugendliche so sehr abdriftet und dass man weiß, ‚aus dem wird nichts‘.

In dem Fall von Immer diese Herzscheiße erzählt Sarah die Geschichte aus ihrer Sicht und sieht natürlich nichts Verwerfliches darin, die Schule abzubrechen und eine ‚Hartz IV Karriere‘ zu starten. Wieso sollte es auch anders sein? Zerrüttete Familienverhältnisse, Freunde mit Vorstrafen und ein Umfeld, welches fast nur aus Arbeitslosen besteht. Sarah kennt es nicht anders und da kann in ihren Augen auch ein überengagierter Deutschlehrer erst einmal nichts daran ändern. Im weiteren Verlauf schildert der Roman mögliche Perspektiven, auf die ich natürlich hier nicht weiter eingehen werde.

„[…] jeder kann ja eigentlich alles sein. Nur bei uns im Viertel eben nicht.“ – Seite 89

Interessant ist die Geschichte allemal und wie bereits geschildert ist der Autorin das Erschaffen ihrer Protagonistin wahrlich gelungen. Allerdings stößt es mir immer noch auf, dass sich Sarahs Art zu sprechen im kompletten Text wiederfindet. Durch die Erzählweise in der 1. Person muss man sich als Leser durch 320 Seiten Umgangssprache durcharbeiten und dabei versuchen, nicht daran zu verzweifeln. Um das Authentische noch zu unterstreichen, dürfen Rechtschreibfehler nicht fehlen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass dieses Buch eine ganz andere Zielgruppe als mich anspricht und gerade meine Texte sind, trotz mehrmaligem Durchlesen, sicher nie gänzlich fehlerfrei. Jedoch kann – und sollte – ich von einem Jugendbuch das Zwölf- bis Fünfzehnjährige anspricht einen Text erwarten können, der sich eben nicht einem ‚Schreiben nach Gehör‘ beugt.

„Ach, das ist ja wie in der Toskana mit den Züpressen!“ – Seite 37

Ein Roman der Autorin für ‚ältere Leser‘ würde mich sehr reizen, denn zwischen all den jugendlichen Ergüssen stecken hier und da wundervolle kleine Zeilen, die fast schon poetisch anmuten. Und auch hier bin ich mir sicher, wäre der Roman in einer etwas anderen Art verfasst worden, hätte er mir sicher sehr gut gefallen können.

„Es kommt eben nicht auf die Menge der Zeit an, sondern auf die Art, wie wir zusammen sind.“ – Seite 233

Ich weiß, eine Grenze zu ziehen ist wirklich schwierig. Ein Buch wie dieses steht jenen gegenüber, die Jugendliche aufweisen, die wie Fünfunddreißigjähre klingen und auch sonst deren Hobbys und Musikgeschmäcker aufweisen. Den Punkt genau in der Mitte zu treffen, damit ich zu 100 % begeistert bin, ist aber nicht die Aufgabe der Autoren. Ein Buch, dass Jugendliche abholt und sie zum Lesen animiert, kann nie verkehrt sein. Da hilft auch mein Einwand während der Leserunde ‚Auch als ich in Sarahs Alter war, habe ich Bücher in so einem Stil schon nicht leiden können‘ nichts. Ich könnte wirklich damit Leben, hätte man auf die absichtlichen Fehler verzichtet.

Fazit



Wem ein authentischer jugendlicher Schreibstil nicht abschreckt, sollte mit Sicherheit das Experiment Immer diese Herzscheiße wagen. Inhaltlich bringt der Roman sein behandelndes Thema treffend auf den Punkt. Aus alten Mustern auszubrechen, sich gegen vermeintliche Freunde stellen und neue Wege einzuschlagen kann beängstigend sein und es gibt sicher genug, die sich hier wiedererkennen werden. Auch wenn ich mich die Art, wie der Roman verfasst wurde, im weiteren Verlauf weniger störte wie noch zu Beginn, empfand ich das Lesen dadurch trotzdem sehr anstrengend. Von daher gibt es heute nur eine Leseempfehlung Auf eigene Gefahr.

Veröffentlicht am 06.10.2017

Ohne Wenn und Abfall

Ohne Wenn und Abfall
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Ohne wenn und Abfall wurde mir freundlicherweise von Kiepenheuer & Witsch zum Rezensieren angeboten. Milena Glimbovksi hatte bereits zu ihrem Buch einen Vortrag auf der LitBlog Convention im Mai 2017 ...


Ohne wenn und Abfall wurde mir freundlicherweise von Kiepenheuer & Witsch zum Rezensieren angeboten. Milena Glimbovksi hatte bereits zu ihrem Buch einen Vortrag auf der LitBlog Convention im Mai 2017 in Köln gehalten, an der ich ebenfalls teilgenommen habe. Ihren Vortrag selbst konnte ich mir allerdings nicht ansehen. Umso gespannter war ich nun auf ihr Sachbuch, denn mir ihrem Lebensweg stellt sie ein Konzept vor, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen, wenn wir unseren Nachfahren unseren Planenten nicht als Müllhalde zurück lassen wollen.

Meinung



Der erste Abschnitt befasst sich mit der Unternehmensgründung von Glimbovskis Laden Original Unverpackt bis hin zur Entstehung einer Genossenschaft von verpackungsfreien Supermärkten und beinhaltet direkt erst einmal keinen größeren Mehrwert. Sieht man ihn als Einleitung und interessiert man sich für die Entstehung eines Unternehmens via Crowdfounding ist dies sicher ein interessanter Abschnitt. Ich habe ihn gelesen, für die den Rest des Buchs macht es jedoch keinen Unterschied, wenn man diesen Abschnitt überspringen möchte.

Weitere Abschnitte, wie etwa der über Minimalismus und die Kritik an der mit ihm einhergehenden Modeerscheinung, haben mit der soeben angesprochenen Einleitung eines gemeinsam: Sie enthalten sehr viel Einblicke in Milenas Privatleben und ihre Vergangenheit. Kein Kritikpunkt meinerseits, für mich jedoch überflüssig, da ich in solchen Bücher keinen Wert auf solche Details lege. So gehen teilweise auch wichtige Informationen, wie zum Beispiel die richtige Trennung von Papier, in Geschichten unter. In einem Abschnitt etwa, in dem sie von ihrer gemeinsamen Präsentation mit Lauren Singer – die in den Staaten mit ihrem Blog Trash is for Tossers bekannt ist – spricht, wird zwar darauf eingegangen, was es zu trinken gab und das dringend ein Adapter für das Macbook gesucht wurde. Die Fragen jedoch, die vom Publikum an Singer gestellt wurden und (noch wichtiger) ihre Antworten, wurden nur in einem Nebensatz erwähnt.

„Man braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Im Gegenteil. Weniger ist mehr.“ – Seite 67

Dass dem Minimalismus ein eigener Abschnitt gewidmet wurde ist sicher für Einsteiger in diese Themen gut geeignet. Es wird dabei jedoch nur kurz angerissen und und die Grundzüge erklärt. Der Gedanke dahinter ist einfach: Umso weniger man sich anschafft und konsumiert, umso weniger beteiligt man sich selbst am Herstellungskreislauf. Die Tipps zum Ausmisten und generell diesen Abschnitt hätte ich jedoch weiter nach hinten verlagert. Der eigentliche Inhalt des Buchs beginnt daher erst nach den Kapiteln Unternehmensgründung und Minimalismus auf Seite 83 (und da auch erst nur einleitend). Ausmisten ist befreiend und gehört mit Sicherheit zum Gesamtkonzept dazu. Jedoch erwarte ich bei einem Buch das mir helfen soll weniger Müll zu produzieren auch ein geballte Informationspaket – und dies nicht erst zur Hälfte des Buchs hin.

Positiv anzumerken ist, dass sich Glimbovski den Beginn der Zero Waste Bewegung nicht sich selbst zuschreibt, sondern auf die für diese Welle verantwortliche Bea Johnson verweist und deren Konzept näher erläutert.

Für alle im Buch genannten Fakten, wie etwa der Aufwand Schrott zu recyceln, hätte ich mir gerne Quellen gewünscht. Es werden in Ohne Wenn und Abfall viele Fakten und Tatsachen benannt, ohne aber weitergehend aufgeführt worden zu sein. Hier ist es an mir, dem Leser, selbst zu recherchieren. Dies kann natürlich helfen, sich weiter mit der Materie zu beschäftigen, jedoch erwarte ich bei einem solchen Ratgeber, dass solche Fußnoten bereits vorhanden sind. Die Autorin selbst weist darauf hin, dass sie zu einigen der Thematiken selbst nicht bewandert ist und gerade deswegen fehlen mir hier einfach diese Angaben.

„Ich bin keine Chemikerin, keine Naturwissenschaftlerin, keine Erdölraffineriebetreiberin. Ich habe von wenigen Dingen weniger Ahnung als davon, wie Erdöl gewonnen wird und wie daraus am Ende des Tages Plastik entsteht. Ich weiß aber, dass Erdölraffinerien die Natur und Lebensräume um sie herum zerstören, ich weiß, dass Erdöl endlich ist und in den nächsten Jahrzehnten aufgebraucht sein wird.“ – Seite 103

Auf Seite 123 von 288 kamen tatsächlich erst Lebensmittel und das Einkaufen auf den Punkt. Wie bereits geschrieben, hätte ich mir diesen Teil mit den praktischen Tipps schon weiter vorn im Buch gewünscht, um nicht den Anschluss zu verlieren. Ratgeber, die erst so spät zum eigentlichen Punkt kommen, gefallen mir in der Regel leider nicht so gut und werden, nach dem ersten Blick hinein, dann auch meist nicht von mir gekauft. Besonders schade ist dies bei einem Buch wie diesem mit einem so wichtigen Thema. In den Kapiteln über Küche und Einkaufen waren die für mich persönlich interessantesten Themen aufgeführt, die mir noch einige gute Tipps mit auf den Weg geben konnten und auch die Rezepte sind einfach und gut erklärt.

Am Ende des Buchs befindet sich noch eine Liste, mit allen bereits eröffneten verpackungsfreien Supermärkten.

Fazit



Insgesamt ist das Buch ein guter Einblick in ein so verpackungs- und plastikfreies Leben, wie möglich. Durch die Gründung ihres Unternehmens, hat Glimbovski einen wichtigen Schritt in eine umweltschonende Einkaufsmöglichkeit geschaffen und ihr Erfolg damit, denn das Konzept hat viele Nachahmer gefunden, ist beeindruckend. Wir stehen alle in der Verantwortung gegenüber unserer Umwelt, unserem Planeten und all seinen Bewohnern. Dies war mir allerdings auch schon ohne diese Lektüre bewusst. Für alle, die sich noch überhaupt nicht mit diesem Thema auseinander gesetzt haben, ist dieses Buch daher sicher eine erste Hilfestellung.

Für mich persönlich konnte ich einige gute Tipps aus Ohne Wenn und Abfall ziehen und werde auch in Zukunft mehr darauf achten, wieder nachhaltiger mit Verpackung und Konsum umzugehen. Denn als Erinnerung und Mahnung daran ist dieses Buch auf jeden Fall gut geeignet. Als den Ratgeber für mich persönlich betrachte ich es nicht, da mir die Struktur des Aufbaus nicht zugesagt hat. Alle wichtigen Stellen, die vielleicht aufgrund von Erzählungen untergehen musste ich mir markieren, um sie schneller wieder zu finden. Die Anschaffung des ebooks eignet sich hier eindeutig. Bücher zu diesem Thema gibt es in Hülle und Fülle. Ob sich Ohne Wenn und Abfall davon abheben wird, bleibt abzuwarten.