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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2024

Konnte mich nicht ganz überzeugen

Dezember 41
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Ich lese sehr gerne historische Spionage-Thriller, und die Kurzbeschreibung zu „Dezember 1941“ machte mich neugierig, zumal sie eine Geschichte verspricht, die auf historischen Tatsachen basieren soll. ...

Ich lese sehr gerne historische Spionage-Thriller, und die Kurzbeschreibung zu „Dezember 1941“ machte mich neugierig, zumal sie eine Geschichte verspricht, die auf historischen Tatsachen basieren soll. Hierzu später mehr.

Die Handlung spielt in den Tagen zwischen dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 und Weihnachten. Der deutsche Spion Martin Browning plant ein Attentat auf Präsident Franklin D. Roosevelt, wenn dieser am Heiligen Abend traditionell vor Publikum die Lichter des traditionellen National Chrismas Tree vor dem Weißen Haus entzündet. Auf seinem Weg von Los Angeles nach Washington kreuzen die unterschiedlichsten Personen seinen Weg: Die gescheiterte Schauspielerin Kathy, der desillusionierte Drehbuchleser Kevin Cusack, der als Amateurspion für eine jüdische Gruppierung den Deutschen Bund auskundschaftet, der FBI-Agent Frank Carter, die Privatdetektivin Sally Drake, etc. Martin wechselt seine Identitäten professionell, er benutzt die Menschen in seiner Umgebung für seine Zwecke, und wer ihm gefährlich werden könnte, wird liquidiert.

Der Thriller ist von Anfang durchaus kurzweilig geschrieben, die Geschichte schreitet flott voran, und als Leser/in begleitet man das Geschehen abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven. Dennoch konnte mich die Handlung nicht richtig fesseln. Das liegt zum einen daran, dass die historischen Tatsachen bekannt sind (Roosevelt wurde nicht ermordet), so dass von Anfang an klar ist, dass das Attentat scheitern muss. Zum anderen traf der Schreibstil von Autor William Martin nicht meinen Geschmack. Stellenweise ist er mir zu amerikanisch-pathetisch, und mir fehlt auch eine gewisse Raffinesse, die den Thriller sprachlich hervorheben könnte. Teilweise wirkt der Thriller reißbrettartig geschrieben, echte Spannung kam bei mir nicht auf, und ich habe das Buch zwischendurch immer wieder für einige Tage beiseite gelegt.

Wie eingangs erwähnt, soll die Handlung laut Klappentext auf historischen Tatsachen beruhen. Diese Anmerkung ist allerdings etwas irreführend. Historisch belegt sind der Besuch Winston Churchills an Weihnachten 1941 im Weißen Haus, die alljährliche Illumination des nationalen Weihnachtsbaumes sowie natürlich die politische Situation und eine allgemeine Bedrohungslage. Alles andere, insbesondere das Attentat, ist reine Fiktion ohne jegliche historische Grundlage.

Insgesamt eine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, aber nicht mehr.

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Veröffentlicht am 01.10.2024

Konnte leider mit dem Erzählstil nichts anfangen

Verlorene Sterne
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Tommy Orange greift mit dem Schicksal der indigenen Bevölkerung, den Gräueltaten, die ihnen durch die Weißen zugefügt wurden, und der Suchtproblematik wichtige Themen auf.

Jedoch wurde ich mit der Umsetzung ...

Tommy Orange greift mit dem Schicksal der indigenen Bevölkerung, den Gräueltaten, die ihnen durch die Weißen zugefügt wurden, und der Suchtproblematik wichtige Themen auf.

Jedoch wurde ich mit der Umsetzung nicht warm. Tommy Orange erzählt die Geschichte einer Familie von Native Americans vom Sand Creek Massacre 1864 bis heute und zeigt, wie Traumata über mehrere Generationen hinweg wirken. Seinen sprunghaften Erzählstil, der immer wieder zwischen den Generationen wechselt, fand ich ungewöhnlich, aber interessant und keineswegs störend. Leider liest sich das Buch insgesamt sehr zäh, und die weitschweifige, oft poetische Erzählweise lag mir überhaupt nicht. Ich hatte das Gefühl, die Handlung bewegte sich nicht von der Stelle, mir fehlten ein roter Faden und eine gewisse Griffigkeit. Die Protagonist/innen blieben mir seltsam fremd, und ich war letztendlich erleichtert, als ich das Buch beendet hatte.

Fazit: Wer einen poetischen Schreibstil und eine experimentelle Erzählweise schätzt und sich vor allem mit dem Innenleben der Protagonist/innen auseinandersetzen möchte, wird an „Verlorene Sterne“ bestimmt Gefallen finden. Da ich direkte, nüchterne Sprache bevorzuge (die dennoch gerne komplex sein darf!), war es leider nichts für mich.

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Veröffentlicht am 29.09.2024

unterhaltsam, aber nicht mehr

Iowa
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Über die Longlist des Deutschen Buchpreises wurde ich auf „Iowa“ aufmerksam, in dem Stefanie Sargnagel ihren Aufenthalt in Iowa als Gastdozentin am Liberal Arts College in Grinnell autofiktional beschreibt. ...

Über die Longlist des Deutschen Buchpreises wurde ich auf „Iowa“ aufmerksam, in dem Stefanie Sargnagel ihren Aufenthalt in Iowa als Gastdozentin am Liberal Arts College in Grinnell autofiktional beschreibt. Einige Wochen verbrachte sie dabei gemeinsam mit Christiane Rösinger. Mir war zuvor keine der beiden Künstlerinnen ein Begriff, und so ging ich unvoreingenommen an das Buch heran.

Sargnagel schildert ihre Eindrücke der Kleinstadt Grinnell, die sämtliche Klischees des amerikanischen Mittleren Westens zu erfüllen scheint. Auch Chicago und Los Angeles, die sie auf Kurzreisen besucht, sind desillusioniert dargestellt, besonders LA mit der Vielzahl an obdachlosen Menschen wirkt erschreckend. Die gemeinsamen Wochen mit Christiane Rösinger sind unterhaltsam und humorvoll beschrieben, Rösingers korrigierende Anmerkungen in Form von Fußnoten lustig zu lesen. Dennoch ist das Niveau des Romans überschaubar, interessante, pointiert beschriebene Beobachtungen wechseln sich mit Banalitäten ab. Ich muss auch zugeben, dass mir keine der beiden Künstlerinnen sympathisch wurde und mir während der Lektüre immer wieder durch den Kopf ging, dass ich mit ihnen keinen Tag lang auskommen würde.

Insgesamt eine kurzweilige Lektüre, aber nicht mehr. Warum dieses Buch für die Longlist des Deutschen Buchpreises nominiert wurde, erschließt sich mir nicht, der literarische Anspruch hält sich in Grenzen. Kann man lesen, muss man aber nicht.

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Veröffentlicht am 21.09.2024

Historische Eifel-Saga mit Schwächen

Ginsterhöhe
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Der Roman, „Ginsterhöhe“, ist zeitlich nach „Perlenbach“ angesiedelt, und ich habe “Perlenbach“ zuerst gelesen. Da die Geschichten jedoch inhaltlich nicht aufeinander aufbauen und lediglich sehr lose zusammenhängen, ...

Der Roman, „Ginsterhöhe“, ist zeitlich nach „Perlenbach“ angesiedelt, und ich habe “Perlenbach“ zuerst gelesen. Da die Geschichten jedoch inhaltlich nicht aufeinander aufbauen und lediglich sehr lose zusammenhängen, können diese völlig unabhängig voneinander gelesen werden.

„Ginsterhöhe“ spielt zeitlich zwischen 1919 und 1949 im Eifeldorf Wollseifen und beginnt mit der Rückkehr des Jungbauern Albert Lintermann, dem Sohn von Wilhelm Lintermann aus „Perlenbach“, aus dem Ersten Weltkrieg. Durch eine Granate im Gesicht entstellt, trägt er nicht nur schwer an den körperlichen und psychischen Folgen des Krieges, sondern auch an der Ablehnung seiner Ehefrau und dem Spott einiger Dorfbewohner aufgrund seiner Kriegsverletzung.

Stück für Stück kämpft er sich zurück, und die Geschichte beschreibt eindrücklich das damalige Dorfleben, den Alltag auf dem Hof, die beginnende Umstellung der Landwirtschaft von reiner Handarbeit und Zugtieren auf Maschineneinsatz. Auch der Aufstieg der Nationalsozialisten, die im realen Wollseifen die Ordensburg Vogelsang zur Ausbildung von nationalsozialistischen Kadern errichteten, und der daraus resultierende Artilleriebeschuss gegen Ende des Zeiten Weltkrieges werden thematisiert. Diese historischen Aspekte zu Wollseifen fand ich sehr interessant.

Der Roman ist kurzweilig und flüssig zu lesen, konnte mich jedoch insgesamt nicht überzeugen. Die Figurenzeichnung empfand ich als oberflächlich und eindimensional, eine echte Charakterentwicklung fand nicht statt. Die Figur des Wilhelm Lintermann, die einzige Person, die nennenswert in beiden Büchern vorkam, war für mich nicht stimmig und ich konnte den sensiblen Wilhelm aus „Perlenbach“ nur schlecht mit dem älteren, unterkühlten Wilhelm aus „Ginsterhöhe“ zusammenbringen. Der spätere Nazi Johann Meller wurde von Anfang an sehr plump und ausschließlich negativ gezeichnet, so dass er beinahe zur Karikatur wurde. Die meisten anderen Wollseifener wurden als Gegner oder höchstens Mitläufer des Systems beschrieben. Diese Sichtweise ist mir zu einfach, denn die meisten Menschen dürften komplexer und ambivalenter strukturiert gewesen sein.

Durch die fiktiven Tagebucheinträge des Dorflehrers streut Anna-Maria Caspari immer wieder historische Fakten sowie Ereignisse aus dem Dorfleben in die Geschichte ein. Dieser Kunstgriff ist allerdings recht plump umgesetzt, merklich aus der heutigen Perspektive verfasst und enthält einen groben Schnitzer: So lässt sie den Lehrer am 30. Oktober 1939 schreiben: „Es war schon erstaunlich, wie schnell unsere Truppen Belgien und Teile von Frankreich eingenommen haben.“. Erstaunlich ist vor allem, dass der Lehrer dies bereits im Herbst 1939 weiß, da der Westfeldzug mit der Einnahme Belgiens und großer Teile Frankreichs erst im Mai 1940 begann. Im Herbst 1939 befanden sich die Kriegsparteien noch im sogenannten „Sitzkrieg“ (sehr empfehlenswert hierzu das kürzlich erschienene Sachbuch „Frühling 1940“ von Raffael Scheck).

Fazit: Für Fans historischer Romane, die vor allem eine leichte, abwechslungsreiche und unterhaltsame Geschichte suchen, sicher eine empfehlenswerte Lektüre. Wer Wert auf Tiefgang und komplexe Figurenzeichnung legt, wird eher nicht fündig werden.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Hatte etwas anderes erwartet

Was war denn da los?!
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Die Autoren Felix Melching und David Neuhäuser sind Historiker und betreiben den Podcast „DAMALS und heute“. Passend hierzu erschien nun mit „Was war denn da los?!“ ein Sachbuch, das in 30 Geschichten ...

Die Autoren Felix Melching und David Neuhäuser sind Historiker und betreiben den Podcast „DAMALS und heute“. Passend hierzu erschien nun mit „Was war denn da los?!“ ein Sachbuch, das in 30 Geschichten Themen aus dem Podcast aufgreift. Dementsprechend findet sich auch am Ende jeder Episode ein QR-Code, der zum entsprechenden Podcast führt.

Ich kenne den Podcast nicht und habe mich aufgrund der Kurzbeschreibung für das Buch interessiert. Leider hatte ich mir hierdurch etwas anderes erwartet und mir fehlt ein wenig das versprochene Absurde, Unterhaltsame und Kuriose. Ich habe das Buch als doch recht trocken und politisch empfunden. Da die Geschichten aus verschiedensten Epochen stammen, wirken diese auch etwas zufällig und mir fehlt ein gewisser roter Faden.

Wer sich tiefer mit Geschichte befassen möchte und das Buch als Ergänzung zu den Podcasts liest, wird sicher seine Freude haben. Eine leichte unterhaltsame Lektüre mit historischen Anekdoten ist es jedoch nicht.

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