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Veröffentlicht am 27.10.2024

Glamour, Glitter und Faschismus - ein sehr amerikanisches Buch

Die Mitford Schwestern
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Was hätte das für ein Buch werden können ! Ein Roman über die Mitford-Schwestern, die It-Girls der britischen High Society der 1930er Jahre, als junge adelige Frauen noch ihren Debütantinnenball feierten ...

Was hätte das für ein Buch werden können ! Ein Roman über die Mitford-Schwestern, die It-Girls der britischen High Society der 1930er Jahre, als junge adelige Frauen noch ihren Debütantinnenball feierten und zugleich gesellschaftliche Umbrüche auch vor dem Adel nicht halt machten. Die Familie Mitford scheint dabei alle Extreme in sich vereinigt zu haben. Ein Teil der Familie wendete sich dem Faschismus zu, insbesondere die beiden Töchter Diana und Unity. Die eine heiratet den britischen Faschistenführer Edward Mosley und hat sich bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 nie vom Faschismus distanziert. Die andere ging als Hitler-Bewunderin nach Deutschland und erkämpfte sich einen Platz in seinem unmittelbaren Umfeld. Eine weitere Schwester begeisterte sich für den Kommunismus, nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil und emigrierte schließlich in die USA, wo sie Teil der Bürgerrechtsbewegung wurde. Dann gab es noch zwei Schriftstellerinnen und eine Schwester, die sich ganz klassisch britisch vor allem für Pferde interessierte. Im Mittelpunkt des Buches stehen aber nicht etwa alle sechs Schwestern, wie man es anhand des deutschen Titel erwarten könnte, sondern nur drei davon: Die älteste Mitford-Tochter Nancy, und eben jene faschistischen Frauen Diana und Unity. Kann man den irreführenden Titel noch der Übersetzung oder dem Verlag zuschreiben, gilt dies für den Rest des Buches nicht. Und es kommt wirklich schlimm.

Marie Benedict wirft uns als Lesende mitten hinein in das Jahr 1932. Schauplatz ist der Debütantinnenball von Unity Mitford 1932. Nach und nach lernen wir die wichtigsten Personen kennen, was aufgrund deren Zahl und der historisch belegten Verwendung der Spitznamen eine kleine Herausforderung darstellt. Ich habe mir Notizen gemacht, da ein Personenregister fehlt. Auch ein Stammbaum wäre hilfreich und interessant gewesen.

Es wird eigentlich keine fortlaufende Geschichte erzählt, sondern wir erhalten Einblick in jeweils ein Ereignis, dass dann aus der Sicht von Nancy als Ich-Erzählerin, Diana und Unity beleuchtet wird. Wobei sich die Kapitel im Schreibstil nicht wirklich unterscheiden. Es wäre interessant gewesen, die jeweilige Sicht mit einem eigenen Stil zu untermalen. Das hat Benedict aber offenbar gescheut bzw. nicht in Erwägung gezogen.

Neben familiären Ereignisse spielt die Hinwendung von Unity und Diana zum Faschismus die Hauptrolle. Beide wirken dabei wie Groupies, die eine fixiert auf den fernen Adolf Hitler, die andere dem britischen Faschistenchef Oswald Mosley völlig verfallen. Benedict beschreibt recht ungefiltert die Euphorie der beiden Frauen, wobei ich mir bis zum Schluss nicht sicher war, ob es sich dabei um ein bewusstes Stilmittel oder ein Mangel an Haltung handelt. Was mir fehlt, ist eine Einbettung der Ereignisse in die soziale und politische Situation der damaligen Zeit. Bröckchen davon werdenzwar immer wieder erwähnt, aber nicht vertieft. Die Autorin bleibt mit ihrer Erzählung an der Oberfläche. Eine gesellschaftliche oder politische Einbindung unterbleibt, was man bei dieser Thematik erst einmal schaffen muss. Dass Unity und Diana sich dem Faschismus zuwenden, wird genauso selbstverständlich erzählt, wie der Kauf eines Kleides oder ein Debütantinnenball. Viel zu oft finden sich klischeehafte Darstellungen, bei denen ich mir zunehmend die Frage gestellt habe, was daran noch historisch belegt oder eben allein der Feder der Autorin entsprungen ist.

Auch der familiäre Hintergrund bleibt blass. Der Vater taucht nur ganz am Rande auf, die Mutter nur um ein paar psychologische Pünktchen für die Beweggründe ihrer Töchter zu liefern. Sie wird eindimensional dargestellt, so wie überhaupt die Protagonist*innen sich im Laufe des Romans kaum entwickeln. Ich hätte mir gewünscht, mehr über die familiären Hintergründe zu erfahren. Schlussendlich habe ich mich dann parallel selbst informiert und bin auf immer mehr Ungereimtheiten und historische Ungenauigkeiten gestoßen. Und Benedict hält es nicht einmal für nötig, in ihrem Nachwort darüber aufzuklären, wo die Wahrheit endet und die Fiktion beginnt. Viel schlimmer noch, da keine Einbettung, keine Klarstellung, keine Positionierung durch die Autorin erfolgt, trägt sie aus meiner Sicht zu einer Verharmlosung des Faschismus bei. Adolf Hitler bleibt ein charmanter Mann, der zum Tee bittet und Eclairs anbietet.

An einer Stelle des Buches fragt sich die Protagonistin Nancy: "Mein Gott, denke ich, wie konnte es passieren, dass meine Familie zu einem Sprachrohr für Hitler geworden ist?" (S. 267)
Die Antwort bleibt Benedict uns leider schuldig.

Zunehmend hat mich im Lesefluss dann auch das Pathos gestört, mit dem Benedict ihre zögerliche Heldin Nancy über den auf dem Klappentext angekündigten Gewissenskonflikt schwadronieren lässt. Auch dabei relativiert sie immer wieder die historischen Ereignisse. Am Ende des Buches war das kaum noch zu ertragen. Vielleicht erklärt sich das tatsächlich durch die Nationalität der Autorin.

Dies war der erste Roman, den ich von Marie Benedict gelesen habe, und mit Sicherheit auch der letzte! Eine Leseempfehlung kann ich nicht wirklich aussprechen. Ich vergebe 1,5 Sterne (aufgerundet auf 2 Sterne) allein deshalb, weil sich das Buch trotz allem ganz fluffig liest. So handelt es sich einfach um ein sehr amerikanisches Stück Trivialliteratur.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Leider kein Hightlight der Reihe um Commissaire Dupin

Bretonische Idylle
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Was hat Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec denn da abgeliefert? Während mich die neun vorherigen Bände immer gut unterhalten haben - wobei zugegebenermaßen die schönen Landschaftsbeschreibungen einen Großteil ...

Was hat Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec denn da abgeliefert? Während mich die neun vorherigen Bände immer gut unterhalten haben - wobei zugegebenermaßen die schönen Landschaftsbeschreibungen einen Großteil des Reizes ausgemacht haben, hat mich dieses Buch wirklich total enttäuscht. Lieblos und alles andere als spannend dahingeklatschte 318 Seiten.

Da ärgere ich mich fast, dass ich im Oktober Karten für eine Lesung mit dem Autor habe.

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