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Veröffentlicht am 29.09.2024

Ein Märchen für Erwachsene

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Von dem britischen Bestsellerautor Matt Haig habe ich bisher noch nichts gelesen, auch wenn einige seiner Bücher schon lange auf meiner Wunschliste oder sogar auf meinem SuB stehen ("Die Mitternachtsbibliothek" ...

Von dem britischen Bestsellerautor Matt Haig habe ich bisher noch nichts gelesen, auch wenn einige seiner Bücher schon lange auf meiner Wunschliste oder sogar auf meinem SuB stehen ("Die Mitternachtsbibliothek" zum Beispiel...). Wieso mein erstes Buch des Autors nun ausgerechnet "Die Unmöglichkeit des Lebens" wurde, in dem er uns mit auf eine Reise voller Geheimnisse, Magie und persönlicher Selbstfindung vor der traumhaften Kulisse Ibizas nimmt, kann ich gar nicht genau sagen. Irgendetwas an Klapptext und Cover hat mich einfach angesprochen und so habe ich mich mit Grace auf eine unerwartete und magische Reise begeben, mit der ich in vielerlei Hinsicht nicht gerechnet hätte...

Die erste Überraschung des Buches war die Erzählstruktur: In einer Art Briefroman erzählt die Hauptfigur Grace ihre Erlebnisse und Gedanken per E-Mail an einen ehemaligen Schüler Maurice, der sich mit der Bitte um einen Rat an sie gewendet hat. Die sehr kurzen Kapitel, die von einem kurzen Email-Austausch zu Beginn und am Ende eingerahmt werden, erinnern dabei mehr an reflektierte Tagebucheinträge, in denen Grace die Möglichkeit hat, Maurice direkt anzusprechen, als an eine fortlaufende Erzählung. Diese Form sorgt dafür, dass man sich Grace sehr nah fühlt und direkt ihre Einordnung zu der Handlung mit serviert bekommt, durch Vorgriffe und die Gewissheit des überlebenden Erzählers aber auch ein Happy End früh vorweggenommen wird.

Erster Satz: "Es war einmal eine alte Frau, die führte das langweiligste Leben im ganzen Universum."

Die zweite große Überraschung war für mich die genretechnische Einordnung. Auch wenn ich eigentlich ohne Erwartungen an die Geschichte herangegangen bin, hat die Handlung immer wieder eine andere Richtung eingeschlagen als gedacht. Zunächst hatte ich angenommen, es mit einem typischen Second-Chances Roman zu tun zu haben, in dem eine ältere Frau an einem neuen Ort ein neues Leben beginnt. Als Grace auf Ibiza eintrifft und dort jedoch nur noch mehr Leere und Geheimnisse vorfindet, dachte ich möglicherweise an eine Murder Mystery, in der sie den Tod ihrer Freundin aufklärt. Doch auch wenn beide Ideen grundsätzlich in der Handlung verbaut werden, hat sich Matt Haig doch etwas GANZ ANDERES für seine Geschichte überlegt, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

"Es ist das Gefühl, dass man die ganze Welt auf einmal erlebt. Das Reisen verwandelte die Erfahrung in einen Tesserakt. Ja, das Erleben explodiert in eine vierte Dimension. Und die Erkenntnis, dass es so viele Gegenwarten gleichzeitig gibt, ist verwirrend. Sich vorzustellen, wie viele Taxifahrer weltweit gerade in diesem Moment in ihre Funkgeräte sprechen. Wie viele Frauen in diesem Augenblick gebären! Wie viele Leute in dieser Minute ein Sandwich essen. Oder ein Gedicht schreiben. Oder die Hans eines geliebten Menschen halten..."


Spoilerwarnung[: Denn was als realistischer Selbstfindungs-Roman beginnt, entwickelt sich bald zu einem übernatürlichen Abenteuer mit Aliens, magischen Kräften und einem Kampf ums ökologische Gleichgewicht als Grace bei einem Tauchgang von einer im Seegras wohnenden Präsenz mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattet wird, um die Insel vor der Zerstörung durch einen mächtigen Bösewicht zu retten. Ein wenig Magie oder eine fantastische Meta-Ebene ist in vielen von Matt Haigs Romanen enthalten, einen so massiven Fantasy-Anteil hatte ich hier aber nicht erwartet. Da ich generell aber sehr gerne Fantasy lese, fand ich die unerwartete Entwicklung aber nicht grundsätzlich negativ. Kritisch sehe ich nur, dass diese interessante, wenn auch etwas wilde Idee, viel zu einfach aufgezogen und zusätzlich tot erklärt wird. Denn nicht nur läuft Vieles vom Erhalt der magischen Fähigkeiten bis zur Rettung der Insel unglaubwürdig glatt und ohne große Hürden ab, in der spannenden Phase, in denen Grace ihre übernatürlichen Fähigkeiten entdeckt und entfaltet, wird auch jegliche atmosphärische Mystik durch ununterbrochene Dialoge mit Erklärungen, Theorien und Rationalisierungen im Keim erstickt. (hide spoiler)]

"Wir sind alle Sternenstaub. In uns steckt das gesamte Universum. Jedes Element in uns ist in einem Stern entstanden. Stickstoff, Calcium, Wasserstoff, Sauerstoff, Phosphor und das ganze andere Zeug. Wir entstammen den Tiefen des Alls und den Tiefen der Zeit und sind in Supernoven (oder, gehobener: Supernovae) geschmiedet worden."

So konnte mich die Geschichte zwar emotional, aber inhaltlich eher weniger abholen. Was "Die Unmöglichkeit des Lebens" jedoch für mich rettete, ist das herrliche Setting auf Ibiza. Die Insel wird mit all ihrer Vielseitigkeit – von goldenen Strände mit uralten Seegraswiesen, über historische Städte mit traditionellen Cafés bis hin zur vibrierenden Partykultur und modernem Tourismus – so lebendig beschrieben, dass man am liebsten sofort hinfliegen möchte. Die Natur, die Geschichte und das Lebensgefühl der Insel durchziehen den Roman und verleihen ihm eine Atmosphäre, die Lust auf Meer, Sonne, Entdeckungen und ein Abenteuer außerhalb der eigenen Komfortzone macht. Passend dazu verpackt Matt Haig hier eine wichtige Botschaft über die Wichtigkeit des Schutzes der Natur, der Meere und dem Respekt gegenüber allem, was lebt. An manchen Stellen driftet er dabei zwar leicht ins Esoterische, Sentimentale oder Kitschige ab, dem wirken allerdings philosophisch-nachdenkliche Abschnitte entgegen, die sich stimmig in die Geschichte einfügen und enger mit der Realität verknüpfen.

"Alles kann schön sein, wenn man das richtige Augen und das richtige Ohr dafür hat, Maurice. Jedes Genre von Musik. Jeder Kummer und jede Freude. Jedes Einatmen und jedes Ausatmen. Jedes Gitarrensoli. Jede Stimme. Jede Pflanze am Straßenrand."

Ein weiterer Faktor, der die Geschichte erdet, wenn sie zu sehr abzuheben droht, ist die Hauptfigur. Die 72jährige Mathematiklehrerin ist eine zutiefst rationale Person, die einen angenehmen Gegenpol zur Handlung bildet. Außerdem macht sie während der 400 Seiten eine beeindruckende Entwicklung durch, die zu begleiten großen Spaß macht! Am Anfang noch schwer von ihrer eigenen Vergangenheit mit Verlust, Trauer, Einsamkeit und Anhedonie belastet, findet sie in dem Abenteuer auf Ibiza nicht nur Antworten über ihre verstorbene Freundin, sondern auch über sich selbst. Sie lernt, mit ihren Schuldgefühlen und Trauer umzugehen, und entdeckt eine neue Perspektive auf das Leben, neuen Sinn und neue Kontakte, die ihr Frieden bringen. Allerdings hätte das Buch sich für meinen Geschmack gerne mehr auf diese Entwicklung und weniger auf ihre mystische Mission konzentrieren dürfen...

"Vielleicht war es das eigentlich Absurde, dass wir angesichts der schieren Unwahrscheinlichkeit des Lebens auf diesem Gesteinsbrocken, der durchs All kreist, nicht einmal mit der Wimper zucken. Wir sind aus dem Nichts geboren, das ganze Universum ist aus dem Nichts geboren, und doch sind wir hier, das unmögliche Etwas, das aus dem Nichts zum Sein gekommen ist. Die Unmöglichkeit des Lebens."


Zuletzt noch ein paar kurze Worte zur Gestaltung des Buches. Sowohl das Covermotiv als auch der Titel des Buches orientieren sich an einem im Roman vorkommenden Sachbuch der Nebenfigur Alberto Ribas, der darin die unerklärlichen Vorkommnisse im Meer rund um Ibizas vorgelagerter Felseninsel Es Vedrà schildert. Passend dazu ist auf kräftig blauem Grund ein Umriss einer Frau auf einem Fischerboot vor einem schroffen Felsen zu sehen, den ein geheimnisvolles Leuchten erhellt. Auch die Buchinnenklappen der gebundenen Ausgabe sind mit einer bunten Karte Ibizas wunderbar dem Thema folgend gestaltet. Gestaltungstechnisch ein Volltreffer!


Fazit
:

In "Die Unmöglichkeit des Lebens" hat Matt Haig ein Märchen für Erwachsene geschrieben, das irgendwo zwischen Mystik, Krimi, Fantasy, und persönlicher Selbstfindung rangiert. Zwar verliert die Handlung an einigen Stellen etwas die Bodenhaftung, die lebensbejahende Botschaft und die authentische Hauptfigur machen das Buch aber dennoch lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.09.2024

"Vielleicht sollten wir nicht die Geschichten der Helden erzählen, sondern die der Frauen, die sie überlebt haben"

Princess, Prophet, Saviour - Kassandra, die Prophetin, der keiner glaubt
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"Princess, Prophet, Saviour" ist eine queere Enemies-to-Lovers-Geschichte vor der Kulisse des trojanischen Kriegs der griechischen Mythologie. Als großer Fan von Enemies-to-Lovers Geschichten und Retellings ...

"Princess, Prophet, Saviour" ist eine queere Enemies-to-Lovers-Geschichte vor der Kulisse des trojanischen Kriegs der griechischen Mythologie. Als großer Fan von Enemies-to-Lovers Geschichten und Retellings der griechischen Mythologie klang das für mich fast zu gut, um wahr zu sein. Leider konnte die Geschichte deshalb auch nicht ganz halten, was sie versprochen hatte...

Zuerst mal wieder ein paar einleitende Worte zur Gestaltung. "Princess, Prophet, Saviour" zeigt einen blauen Himmel mit Schleierwolken sowie Schiffe auf einem glatten Ozean vor einer stilisierten Sonne, von der goldene Strahlen über das gesamte Cover strahlen und an Kassandras Schicksalsfäden erinnern. Der Titel prangt in großen modernen Blockbuchstaben über der Gesamtkomposition. Damit passt das Cover sehr gut zu Band 1, "Girl Godess, Queen", welches man allerdings nicht dringend gelesen haben muss, bevor man in die Geschichte einsteigt, da bis bis auf kurze Erwähnungen am Rande, die Figuren hier nicht vorkommen und eine eigenständige Geschichte erzählt wird. Erwähnenswert ist auch der toller Farbschnitt, der in dunkelblau die goldenen Fäden und die Wolkenmotive des Covers aufgreift und ringts um den Buchschnitt fortsetzt. In den Buchinnenseiten sieht man jeweils eine Illustration von Kassandra und Helena und hilfreich ist auch das Personenregister, das zu Beginn eingefügt ist.

Erster Satz: "Ich habe nie darum gebeten, Visionen zu haben, ich war eine Vision."

Die Geschichte setzt einige Monate vor Beginn des Trojanischen Krieges zwischen den griechischen Verbündeten Spartas und der Stadt Troja ein und erzählt zunächst aus Kassandras Sicht, wie sie durch ihren Wunsch nach mehr Macht an Apollo gerät und von ihm verflucht wird. Fortan hat sie zwar die Gabe der Prophezeiung, allerdings glaubt ihr keiner, was sie sieht. Umso belastender ist für sie, dass ihre erste Vision von einem heranziehenden Krieg handelt, der ihr Leben und das ihrer Familie zerstören wird. Im Zentrum dieser Vision steht eine junge Frau, die ihrem spartanischen Ehemann geraubt und nach Troja gebracht wird, was ein zehnjähriges Blutbad zwischen den beiden Städten auslösen wird. Als die Frau - Helena von Sparta - tatsächlich vor den Türen der Stadt steht, lässt Kassandra nichts unversucht, um zu verhindern, dass in Erfüllung geht, was sie gesehen hat. Doch mit weder hat sie damit gerechnet, dass Helena alles andere ist als eine willenlose Trophäe, noch mit den Gefühlen, die sie in Kassandra weckt...

"Ich habe ihr Bild ein Dutzend Mal gesehen, aber es ist anders, ihr leibhaftig zu begegnen - so als würde man aufwachsen mit Geschichten über Naturwundern und erst eins erblicken, wenn man den letzten Atemzug tut. Sie ist ewiges Staunen, ein Mythos, der dir Kraft geben kann. "Sie ist wunderschön", sage ich, weil es mir die einfachste Übersetzung der Springflut scheint, in der ich gefangen bin."

Die Grundidee der Nacherzählung von Homers "Ilias" als Romantasy-Geschichte finde ich großartig und an vielen Stellen geht das Konzept von Bea Fitzgerald auch wunderbar auf. Allerdings werden an vielen Stellen der Handlung ähnlich wie im zugrundeliegenden Epos viele der Schlüsselmomente nur am Rande angedeutet und es geht vielmehr um die beiden weiblichen Hauptfiguren als um den Krieg. Dies ist auf der einen Seite toll, da so viel Raum für die Figuren geschaffen wird und handelnde Helden wie Odysseus, Achilles, Agamemnon, Patroklos ja nun wirklich bereits genug Aufmerksamkeit in der Literatur erhalten haben. Auf der anderen Seite geht durch die Ausblendung und Verdrängung des Krieges aus der Handlung die Tragik und Epik der Geschichte stark verloren. So entsteht eine beinahe gemütliche Atmosphäre, in der die Figuren unbehelligt vom Krieg über den Markt schlendern und gemeinsam Stoffe weben können.

"Langsam denke ich, dass wahre Stärke nicht davon kommt, dass man ständig gegen diese Welt ankämpft, sondern davon, dass man sie aushält. Vielleicht sollten wir nicht die Geschichten der Helden erzählen, sondern die der Frauen, die sie überlebt haben."


Dementsprechend gemütlich ist auch das Erzähltempo, nach dem in den ersten 200 Seiten beinahe gar nichts passiert. Bis der Krieg startet, beobachten wir lose Kassandras sozialen Abstieg und erst nachdem nach 8 Kapiteln die Erzählperspektive der zweiten Hauptfigur Helena eingeführt wird, wird überhaupt absehbar, wohin sich die Geschichte bewegen könnte. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte gibt es zahlreiche Wiederholungen von ähnlichen oder alltäglichen Szenen, und wenn dann doch etwas Entscheidendes geschieht, erfahren wir es oft nur im Nachhinein, anstatt es erzählerisch miterleben zu dürfen. Darüber hinaus wird der rote Faden durch Zeitsprünge und sprunghafte Szenenwechsel zerfasert, sodass sich für mich trotz vieler toller Szenen und des flüssigen Schreibstils der Autorin nie ein wirklich spannender Lesefluss oder eine Sogwirkung aufgebaut hat. War ich in der Geschichte, habe ich mich nicht gelangweilt, habe ich es jedoch zur Seite gelegt, war ich aber nicht sehr verlockt, es wieder zur Hand zu nehmen.

"Die Fäden geben nach, irgendetwas löst sich. Plötzlich ist es ganz leicht. Ich bin nicht Prophetin, nicht Orakel; ich bin etwas anderes. Ich bin eine Göttin ohne Unsterblichkeit, ohne Menschen, die sie verehren und ich habe nur eine einzige Domäne. Prophezeiung ist nicht etwas, was man haben kann, sondern das, was man ist. Ich stehe nicht in einem Gewitterregen. Ich bin die Wolken. Ich bin der Donner. Ich bin jeder einzelne Tropfen, der fällt. Ich sehe alles."

Auch das Worldbuilding ließ in vielen Bereichen zu wünschen übrig. Zwar ist die griechische Mythologie für viele LeserInnen ein wohlbekanntes Terrain, ein wenig mehr Erläuterungen zu den handelnden HeldInnen, Halbgöttern, Göttern oder der gesamten Welt der Achaier und Trojaner hätten dennoch nicht geschadet, um die Geschehnisse besser einzubetten. Auch die spezifischen Rahmenbedingungen zu Kassandras Gabe, ihrem Fluch oder Helenas Kräften haben viele Fragezeichen aufgeworfen. Dies hätte durch detailliertere Beschreibungen und klarere Regeln besser ausgearbeitet werden können. So blieb die Welt, in der die Geschichte spielt, trotz toller Vorlage, diffus und schwer greifbar. Vielleicht hatte ich angesichts der Vorlage etwas zu hohe Erwartungen, für mich konnte die Geschichte aber leider nicht ihr Potenzial ausschöpfen.

"Sehr gut, Apollon, wenn du unbedingt spielen willst, dann rennst du in dein eigenes Verderben. Du hast eine Gegnerin erschaffen, die nichts zu verlieren hat."


Ein weiterer Punkt, der mir den Einstieg erschwert hat, ist, dass die beiden Hauptfiguren anfangs schwer zu mögen waren. Während Kassandra sich als verwöhnte, egozentrische Prinzessin präsentiert, der nichts wichtiger ist als ihr Ansehen und ein angenehmes Leben, erscheint Helena manipulativ und rückgratlos. Diese Eigenschaften machen es anfangs schwer, sich mit ihnen zu identifizieren oder Sympathie für sie in ihren schwierigen Lebenslagen zu empfinden. Zwar ist es spannend, die Entwicklung der beiden von diesem Ausgangspunkt zu beobachten, doch die Charakterschwächen der beiden Figuren hätten für meinen Geschmack etwas weniger übertrieben dargestellt werden können, um die spätere Charakterentwicklung glaubhafter und weniger forciert wirken zu lassen. Denn der Wandel von zwei Einzelkämpferinnen, die sich dem patriarchalen System unterordnen und von diesem aufgestachelt gegeneinander vorgehen zu zwei sich liebenden Heldinnen ist das absolute Kernstück der Geschichte und ging mir trotz des starken Fokus der Handlung und des Seitenumfangs durch diese anfängliche Übertreibungen etwas zu schnell.

"Mit jemandem verbunden zu sein, ist das, was zählt, nicht, welche Form es annimmt. Vor allem in Zeiten wie diesen. Das einzig Wichtige ist, dass man überhaupt etwas hat, wofür es sich zu kämpfen lohnt."


Davon abgesehen ist es genau diese Entwicklung, die die Geschichte für mich trotzdem zu einem lesenswerten Leseerlebnis gemacht hat. "Princess, Prophet, Saviour" zeigt eindrücklich, wie Frauen bereits in der antiken Welt von den Männern (und Göttern) ihrer Umgebung unterdrückt und klein gehalten werden. Kassandra und Helena kämpfen auf unterschiedliche Weise gegen patriarchale Rollenbilder an, was dem Roman eine starke feministische Perspektive verleiht. Die Art und Weise, wie sie schließlich zueinanderfinden, um sich und andere Frauen in ihrer Umgebung gegenseitig zu stärken, ist eine Feier weiblicher Solidarität und Empowerment, die der Geschichte einen moderneren Anstrich verleiht als die zeitgenössische Sprache der Autorin.

"Das war immer die wahre Tragödie von Kassandras Fluch: Sie hätte sich abgemüht, damit die Männer ihr trotzdem zuhören - aber die hätten der Wahrheit in Kassandras Worten niemals mehr Bedeutung beigemessen als ihrem Stolz und ihrer Prahlerei. Vielleicht liegt auf jeder Frau dieser Stadt ein Teil dieses Fluchs: Immer müssen wir kämpfen, damit man uns glaubt, damit wir zählen, damit man uns zuhört. Und vielleicht werden wir zusammen ein bisschen lauter."


Positiv hervorzuheben ist in dem Zuge auch die Repräsentation queerer Charaktere und Themen. Klar, die Beziehung zwischen Kassandra und Helena, die vorsichtig von Feindseligkeit zu Freundschaft und Liebe übergeht, während um sie herum der Krieg tobt, in dem tausende Männer um ihre Hand kämpfen, ist fesselnd und fast schon schadenfroh inszeniert. Besonders toll ist allerdings die respektvolle Darstellung von Konsens und die Einbindung von Asexualität in die Liebesgeschichte und Kassandras Charakterisierung – beides Aspekte, die in vergleichbaren Romantasy-Büchern nur selten zu finden sind. Diese Themen werden subtil und natürlich in die Handlung eingeflochten und heben sich als klare Stärke des Buches ab. So kann man gut darüber hinwegsehen, dass die Nebenfiguren neben Kassandra und Helena recht flach sind, sodass es mir schwerfiel, sie auseinanderzuhalten und ich ab und zu im Glossar nachschlagen musste, ob es sich bei einer Person um Kassandras Mutter, ihre beste Freundin oder eine Dienerin handelt.

Insgesamt kann ich also mit folgender Schlussfolgerung enden: Wer Geduld mitbringt und sich auf die Reise der beiden Protagonistinnen einlässt, wird mit einer starken, feministischen Botschaft und einigen faszinierenden Momenten belohnt, auch wenn das volle Potenzial der Geschichte nicht ganz ausgeschöpft wird! Ob ich die anderen Bände der Reihe - Band 1 über Persephone und Hades soll deutlich besser sein, habe ich den Rezensionen entnommen - lesen werde, weiß ich demnach noch nicht, würde es aber nicht kategorisch ausschließen.


Fazit

Trotz der erzählerischen Schwächen ist "Princess, Prophet, Saviour" eine unterhaltsame und emanzipierte Nacherzählung der "Ilias", die besonders durch ihre queere Repräsentation und feministische Perspektive überzeugt.

Veröffentlicht am 13.09.2024

"Vielleicht sollten wir nicht die Geschichten der Helden erzählen, sondern die der Frauen, die sie überlebt haben."

Princess, Prophet, Saviour - Kassandra, die Prophetin, der keiner glaubt
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"Princess, Prophet, Saviour" ist eine queere Enemies-to-Lovers-Geschichte vor der Kulisse des trojanischen Kriegs der griechischen Mythologie. Als großer Fan von Enemies-to-Lovers Geschichten und Retellings ...

"Princess, Prophet, Saviour" ist eine queere Enemies-to-Lovers-Geschichte vor der Kulisse des trojanischen Kriegs der griechischen Mythologie. Als großer Fan von Enemies-to-Lovers Geschichten und Retellings der griechischen Mythologie klang das für mich fast zu gut, um wahr zu sein. Leider konnte die Geschichte deshalb auch nicht ganz halten, was sie versprochen hatte...

Zuerst mal wieder ein paar einleitende Worte zur Gestaltung. "Princess, Prophet, Saviour" zeigt einen blauen Himmel mit Schleierwolken sowie Schiffe auf einem glatten Ozean vor einer stilisierten Sonne, von der goldene Strahlen über das gesamte Cover strahlen und an Kassandras Schicksalsfäden erinnern. Der Titel prangt in großen modernen Blockbuchstaben über der Gesamtkomposition. Damit passt das Cover sehr gut zu Band 1, "Girl Godess, Queen", welches man allerdings nicht dringend gelesen haben muss, bevor man in die Geschichte einsteigt, da bis bis auf kurze Erwähnungen am Rande, die Figuren hier nicht vorkommen und eine eigenständige Geschichte erzählt wird. Erwähnenswert ist auch der toller Farbschnitt, der in dunkelblau die goldenen Fäden und die Wolkenmotive des Covers aufgreift und ringts um den Buchschnitt fortsetzt. In den Buchinnenseiten sieht man jeweils eine Illustration von Kassandra und Helena und hilfreich ist auch das Personenregister, das zu Beginn eingefügt ist.

Erster Satz: "Ich habe nie darum gebeten, Visionen zu haben, ich war eine Vision."

Die Geschichte setzt einige Monate vor Beginn des Trojanischen Krieges zwischen den griechischen Verbündeten Spartas und der Stadt Troja ein und erzählt zunächst aus Kassandras Sicht, wie sie durch ihren Wunsch nach mehr Macht an Apollo gerät und von ihm verflucht wird. Fortan hat sie zwar die Gabe der Prophezeiung, allerdings glaubt ihr keiner, was sie sieht. Umso belastender ist für sie, dass ihre erste Vision von einem heranziehenden Krieg handelt, der ihr Leben und das ihrer Familie zerstören wird. Im Zentrum dieser Vision steht eine junge Frau, die ihrem spartanischen Ehemann geraubt und nach Troja gebracht wird, was ein zehnjähriges Blutbad zwischen den beiden Städten auslösen wird. Als die Frau - Helena von Sparta - tatsächlich vor den Türen der Stadt steht, lässt Kassandra nichts unversucht, um zu verhindern, dass in Erfüllung geht, was sie gesehen hat. Doch mit weder hat sie damit gerechnet, dass Helena alles andere ist als eine willenlose Trophäe, noch mit den Gefühlen, die sie in Kassandra weckt...

"Ich habe ihr Bild ein Dutzend Mal gesehen, aber es ist anders, ihr leibhaftig zu begegnen - so als würde man aufwachsen mit Geschichten über Naturwundern und erst eins erblicken, wenn man den letzten Atemzug tut. Sie ist ewiges Staunen, ein Mythos, der dir Kraft geben kann. "Sie ist wunderschön", sage ich, weil es mir die einfachste Übersetzung der Springflut scheint, in der ich gefangen bin."

Die Grundidee der Nacherzählung von Homers "Ilias" als Romantasy-Geschichte finde ich großartig und an vielen Stellen geht das Konzept von Bea Fitzgerald auch wunderbar auf. Allerdings werden an vielen Stellen der Handlung ähnlich wie im zugrundeliegenden Epos viele der Schlüsselmomente nur am Rande angedeutet und es geht vielmehr um die beiden weiblichen Hauptfiguren als um den Krieg. Dies ist auf der einen Seite toll, da so viel Raum für die Figuren geschaffen wird und handelnde Helden wie Odysseus, Achilles, Agamemnon, Patroklos ja nun wirklich bereits genug Aufmerksamkeit in der Literatur erhalten haben. Auf der anderen Seite geht durch die Ausblendung und Verdrängung des Krieges aus der Handlung die Tragik und Epik der Geschichte stark verloren. So entsteht eine beinahe gemütliche Atmosphäre, in der die Figuren unbehelligt vom Krieg über den Markt schlendern und gemeinsam Stoffe weben können.

"Langsam denke ich, dass wahre Stärke nicht davon kommt, dass man ständig gegen diese Welt ankämpft, sondern davon, dass man sie aushält. Vielleicht sollten wir nicht die Geschichten der Helden erzählen, sondern die der Frauen, die sie überlebt haben."


Dementsprechend gemütlich ist auch das Erzähltempo, nach dem in den ersten 200 Seiten beinahe gar nichts passiert. Bis der Krieg startet, beobachten wir lose Kassandras sozialen Abstieg und erst nachdem nach 8 Kapiteln die Erzählperspektive der zweiten Hauptfigur Helena eingeführt wird, wird überhaupt absehbar, wohin sich die Geschichte bewegen könnte. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte gibt es zahlreiche Wiederholungen von ähnlichen oder alltäglichen Szenen, und wenn dann doch etwas Entscheidendes geschieht, erfahren wir es oft nur im Nachhinein, anstatt es erzählerisch miterleben zu dürfen. Darüber hinaus wird der rote Faden durch Zeitsprünge und sprunghafte Szenenwechsel zerfasert, sodass sich für mich trotz vieler toller Szenen und des flüssigen Schreibstils der Autorin nie ein wirklich spannender Lesefluss oder eine Sogwirkung aufgebaut hat. War ich in der Geschichte, habe ich mich nicht gelangweilt, habe ich es jedoch zur Seite gelegt, war ich aber nicht sehr verlockt, es wieder zur Hand zu nehmen.

"Die Fäden geben nach, irgendetwas löst sich. Plötzlich ist es ganz leicht. Ich bin nicht Prophetin, nicht Orakel; ich bin etwas anderes. Ich bin eine Göttin ohne Unsterblichkeit, ohne Menschen, die sie verehren und ich habe nur eine einzige Domäne. Prophezeiung ist nicht etwas, was man haben kann, sondern das, was man ist. Ich stehe nicht in einem Gewitterregen. Ich bin die Wolken. Ich bin der Donner. Ich bin jeder einzelne Tropfen, der fällt. Ich sehe alles."

Auch das Worldbuilding ließ in vielen Bereichen zu wünschen übrig. Zwar ist die griechische Mythologie für viele LeserInnen ein wohlbekanntes Terrain, ein wenig mehr Erläuterungen zu den handelnden HeldInnen, Halbgöttern, Göttern oder der gesamten Welt der Achaier und Trojaner hätten dennoch nicht geschadet, um die Geschehnisse besser einzubetten. Auch die spezifischen Rahmenbedingungen zu Kassandras Gabe, ihrem Fluch oder Helenas Kräften haben viele Fragezeichen aufgeworfen. Dies hätte durch detailliertere Beschreibungen und klarere Regeln besser ausgearbeitet werden können. So blieb die Welt, in der die Geschichte spielt, trotz toller Vorlage, diffus und schwer greifbar. Vielleicht hatte ich angesichts der Vorlage etwas zu hohe Erwartungen, für mich konnte die Geschichte aber leider nicht ihr Potenzial ausschöpfen.

"Sehr gut, Apollon, wenn du unbedingt spielen willst, dann rennst du in dein eigenes Verderben. Du hast eine Gegnerin erschaffen, die nichts zu verlieren hat."


Ein weiterer Punkt, der mir den Einstieg erschwert hat, ist, dass die beiden Hauptfiguren anfangs schwer zu mögen waren. Während Kassandra sich als verwöhnte, egozentrische Prinzessin präsentiert, der nichts wichtiger ist als ihr Ansehen und ein angenehmes Leben, erscheint Helena manipulativ und rückgratlos. Diese Eigenschaften machen es anfangs schwer, sich mit ihnen zu identifizieren oder Sympathie für sie in ihren schwierigen Lebenslagen zu empfinden. Zwar ist es spannend, die Entwicklung der beiden von diesem Ausgangspunkt zu beobachten, doch die Charakterschwächen der beiden Figuren hätten für meinen Geschmack etwas weniger übertrieben dargestellt werden können, um die spätere Charakterentwicklung glaubhafter und weniger forciert wirken zu lassen. Denn der Wandel von zwei Einzelkämpferinnen, die sich dem patriarchalen System unterordnen und von diesem aufgestachelt gegeneinander vorgehen zu zwei sich liebenden Heldinnen ist das absolute Kernstück der Geschichte und ging mir trotz des starken Fokus der Handlung und des Seitenumfangs durch diese anfängliche Übertreibungen etwas zu schnell.

"Mit jemandem verbunden zu sein, ist das, was zählt, nicht, welche Form es annimmt. Vor allem in Zeiten wie diesen. Das einzig Wichtige ist, dass man überhaupt etwas hat, wofür es sich zu kämpfen lohnt."


Davon abgesehen ist es genau diese Entwicklung, die die Geschichte für mich trotzdem zu einem lesenswerten Leseerlebnis gemacht hat. "Princess, Prophet, Saviour" zeigt eindrücklich, wie Frauen bereits in der antiken Welt von den Männern (und Göttern) ihrer Umgebung unterdrückt und klein gehalten werden. Kassandra und Helena kämpfen auf unterschiedliche Weise gegen patriarchale Rollenbilder an, was dem Roman eine starke feministische Perspektive verleiht. Die Art und Weise, wie sie schließlich zueinanderfinden, um sich und andere Frauen in ihrer Umgebung gegenseitig zu stärken, ist eine Feier weiblicher Solidarität und Empowerment, die der Geschichte einen moderneren Anstrich verleiht als die zeitgenössische Sprache der Autorin.

"Das war immer die wahre Tragödie von Kassandras Fluch: Sie hätte sich abgemüht, damit die Männer ihr trotzdem zuhören - aber die hätten der Wahrheit in Kassandras Worten niemals mehr Bedeutung beigemessen als ihrem Stolz und ihrer Prahlerei. Vielleicht liegt auf jeder Frau dieser Stadt ein Teil dieses Fluchs: Immer müssen wir kämpfen, damit man uns glaubt, damit wir zählen, damit man uns zuhört. Und vielleicht werden wir zusammen ein bisschen lauter."


Positiv hervorzuheben ist in dem Zuge auch die Repräsentation queerer Charaktere und Themen. Klar, die Beziehung zwischen Kassandra und Helena, die vorsichtig von Feindseligkeit zu Freundschaft und Liebe übergeht, während um sie herum der Krieg tobt, in dem tausende Männer um ihre Hand kämpfen, ist fesselnd und fast schon schadenfroh inszeniert. Besonders toll ist allerdings die respektvolle Darstellung von Konsens und die Einbindung von Asexualität in die Liebesgeschichte und Kassandras Charakterisierung – beides Aspekte, die in vergleichbaren Romantasy-Büchern nur selten zu finden sind. Diese Themen werden subtil und natürlich in die Handlung eingeflochten und heben sich als klare Stärke des Buches ab. So kann man gut darüber hinwegsehen, dass die Nebenfiguren neben Kassandra und Helena recht flach sind, sodass es mir schwerfiel, sie auseinanderzuhalten und ich ab und zu im Glossar nachschlagen musste, ob es sich bei einer Person um Kassandras Mutter, ihre beste Freundin oder eine Dienerin handelt.

Insgesamt kann ich also mit folgender Schlussfolgerung enden: Wer Geduld mitbringt und sich auf die Reise der beiden Protagonistinnen einlässt, wird mit einer starken, feministischen Botschaft und einigen faszinierenden Momenten belohnt, auch wenn das volle Potenzial der Geschichte nicht ganz ausgeschöpft wird! Ob ich die anderen Bände der Reihe - Band 1 über Persephone und Hades soll deutlich besser sein, habe ich den Rezensionen entnommen - lesen werde, weiß ich demnach noch nicht, würde es aber nicht kategorisch ausschließen.


Fazit

Trotz der erzählerischen Schwächen ist "Princess, Prophet, Saviour" eine unterhaltsame und emanzipierte Nacherzählung der "Ilias", die besonders durch ihre queere Repräsentation und feministische Perspektive überzeugt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2024

Grotesker Charme und absurd-skurrile Wendungen...

Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte
0

Nachdem mir "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" von Walter Moers so gut gefallen hat, habe ich beschlossen, mich langsam durch alle seine Bücher durchzulesen. Und was wäre besser geeignet, ...

Nachdem mir "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" von Walter Moers so gut gefallen hat, habe ich beschlossen, mich langsam durch alle seine Bücher durchzulesen. Und was wäre besser geeignet, um ins Zamonien-Universum abzutauchen als seine brandneue "Flabel"-Sammlung "Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte"? Dachte ich zumindest. Doch leider stellte sich recht schnell Ernüchterung ein, als die 20 Lachfabeln mich mehr verwirrt als ins Universum eingeführt und zum Lachen gebracht haben. Walter Moers führt hier mithilfe des Zamonien-Autors Hildegunst von Mythenmetz an ganz unterschiedliche Orte in seinem magischen Universum und stellt vielerlei Figuren verschiedener magischer Spezies und Lebensformen vor, die mit absurden Problemen zu kämpfen haben. Egal um wen oder was es jedoch geht - sie enden fast ausschließlich alle nach einer unerwarteten Wendung mit dem Tod einer der handelnden Figuren.

Mit dem fantasievollen Setting, den verrückten Ideen und den überraschenden Wendungen mit Schockwirkung haben die Kurzgeschichten durchaus ihren Charme, dieser ist jedoch eher grotesk und wird nur Zyniker mit schwarzem Humor begeistern. Auch die versprochenen „sieben Schmunzler, drei Lacher und ein Scherzfinale“, welche die Flabeln laut Definition ausmachen, sucht man hier leider vergeblich. Für mich hält das Buch deshalb leider nicht ganz, was es versprochen hat, auch wenn der Autor in seinem Nachwort den außer Kontrolle geratenen Humor so wie den ungewohnt modernen Schreibstil der Fabeln erklärt.

Was hingegen wieder unbestreitbar toll ist, sind die Illustrationen des Autors. Ganz in seinem üblichen makabren-absurden und detailreichen Stil gibt es in jeder Flabel mehrere schwarz-weiß Zeichnungen, von denen eine fantasievoller ist als die nächste. Insgesamt macht das dünne Büchlein also doch Lust auf mehr aus dem Universum und ich bin sehr gespannt, ob ich nach den anderen Zamonien-Romanen mit einem neuen Blickwinkel zu der Sammlung zurückkehren und alle Anspielungen verstehen kann...

"Es gibt kein richtiges Leben im falschen."


Das Urteil


Die 20 Lachflabeln von Walter Moers bieten zwar grotesken Charme und absurd-skurrile Wendungen, enttäuschen jedoch in Bezug auf den versprochenen Humor. Die fantastischen Illustrationen und das originelle Setting machen das Werk dennoch zu einer interessanten Ergänzung für Zamonien-Fans, die das Universum weiter erforschen möchten.

Veröffentlicht am 12.09.2024

Grotesker Charme und absurd-skurrile Wendungen...

Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte
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Nachdem mir "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" von Walter Moers so gut gefallen hat, habe ich beschlossen, mich langsam durch alle seine Bücher durchzulesen. Und was wäre besser geeignet, ...

Nachdem mir "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" von Walter Moers so gut gefallen hat, habe ich beschlossen, mich langsam durch alle seine Bücher durchzulesen. Und was wäre besser geeignet, um ins Zamonien-Universum abzutauchen als seine brandneue "Flabel"-Sammlung "Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte"? Dachte ich zumindest. Doch leider stellte sich recht schnell Ernüchterung ein, als die 20 Lachfabeln mich mehr verwirrt als ins Universum eingeführt und zum Lachen gebracht haben. Walter Moers führt hier mithilfe des Zamonien-Autors Hildegunst von Mythenmetz an ganz unterschiedliche Orte in seinem magischen Universum und stellt vielerlei Figuren verschiedener magischer Spezies und Lebensformen vor, die mit absurden Problemen zu kämpfen haben. Egal um wen oder was es jedoch geht - sie enden fast ausschließlich alle nach einer unerwarteten Wendung mit dem Tod einer der handelnden Figuren.

Mit dem fantasievollen Setting, den verrückten Ideen und den überraschenden Wendungen mit Schockwirkung haben die Kurzgeschichten durchaus ihren Charme, dieser ist jedoch eher grotesk und wird nur Zyniker mit schwarzem Humor begeistern. Auch die versprochenen „sieben Schmunzler, drei Lacher und ein Scherzfinale“, welche die Flabeln laut Definition ausmachen, sucht man hier leider vergeblich. Für mich hält das Buch deshalb leider nicht ganz, was es versprochen hat, auch wenn der Autor in seinem Nachwort den außer Kontrolle geratenen Humor so wie den ungewohnt modernen Schreibstil der Fabeln erklärt.

Was hingegen wieder unbestreitbar toll ist, sind die Illustrationen des Autors. Ganz in seinem üblichen makabren-absurden und detailreichen Stil gibt es in jeder Flabel mehrere schwarz-weiß Zeichnungen, von denen eine fantasievoller ist als die nächste. Insgesamt macht das dünne Büchlein also doch Lust auf mehr aus dem Universum und ich bin sehr gespannt, ob ich nach den anderen Zamonien-Romanen mit einem neuen Blickwinkel zu der Sammlung zurückkehren und alle Anspielungen verstehen kann...

"Es gibt kein richtiges Leben im falschen."


Das Urteil


Die 20 Lachflabeln von Walter Moers bieten zwar grotesken Charme und absurd-skurrile Wendungen, enttäuschen jedoch in Bezug auf den versprochenen Humor. Die fantastischen Illustrationen und das originelle Setting machen das Werk dennoch zu einer interessanten Ergänzung für Zamonien-Fans, die das Universum weiter erforschen möchten.