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Veröffentlicht am 01.07.2017

Rätselhafte Kriminalgeschichte, die nach Jahren zutage kommt und von Paris nach Brooklyn führt

Das Mädchen aus Brooklyn
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Raphaël steht kurz davor seine Freundin Anna zu heiraten, ihn belastet allerdings, dass er fast nichts von ihrer Vergangenheit weiß. Während eines eigentlich romantischen Kurzurlaubs an der Côte d'Azur ...

Raphaël steht kurz davor seine Freundin Anna zu heiraten, ihn belastet allerdings, dass er fast nichts von ihrer Vergangenheit weiß. Während eines eigentlich romantischen Kurzurlaubs an der Côte d'Azur setzt er sie so unter Druck, dass sie ihr Geheimnis offenbart, dass sie aus Angst ihn zu verlieren, so lange gehütet hat.
Sie zeigt ihm ein Foto mit drei verkohlten Leichen mit den Worten "Das habe ich getan". Völlig perplex verlässt Raphaël das Hotel und findet Anna nicht mehr vor, als er zurückkehrt. Er hatte ihr keine Chance gelassen, sich weiter zu erklären und nun reagiert sie auf seine Anrufe nicht. Auch in Paris bleibt Anna verschwunden.

Zusammen mit dem pensionierten Ermittler Marc Caradec, Nachbar und guten Freund von Raphaël, beginnt er Nachforschungen und stellt schnell fest, dass Anna nicht diejenige ist, sie sie vorgab zu sein.
Was ist in der Vergangenheit passiert, dass sie vor knapp zehn Jahren eine andere Identität angenommen hat?

"Das Mädchen aus Brooklyn" ist der erste Roman, den ich von dem Bestsellerautor Guillaume Musso gelesen habe und in welchem er seinem Schreibstil üblich, eine Liebesgeschichte mit Thrillerelementen verbindet.

Der Roman ist abwechselnd aus der Perspektive von Raphaël bzw. Marc geschrieben, so dass man auch als Leser lange im Unklaren über Anna und ihre Vergangenheit bleibt. Während sich Raphaël emotional bewegt auf die Suche nach seiner Verlobten begibt, lässt Marc als ehemaliger Polizist seine Verbindungen spielen, um an der Aufklärung ihres Verschwindens mitzuwirken. Die beiden begeben sich auf eine rätselhafte, verwirrende Suche, die sie von Paris bis nach New York führt.
Einerseits ist es spannend zu erfahren, was in der Vergangenheit vorgefallen ist, dass dazu geführt hat, dass Anna eine andere Identität angenommen hat, noch rätselhafter ist allerdings, wo sic Anna aktuell befindet, ob sie aus freien Stücken untergetaucht ist oder ob ihr etwas zugestoßen sein könnte.
Klar ist nur, durch Raphaëls Drängen und Annas Offenbarung wurde ein Stein ins Rollen gebracht, de die Dämonen der Vergangenheit nicht ruhen lässt.

Der Spannungsbogen wird kontinuierlich aufrecht erhalten, in dem immer wieder neue Details über Annas Vergangenheit zutage kommen, deren einzelne Puzzlestücke langsam ein Bild ergeben. Stellenweise war es aber sehr abenteuerlich, wie Raphaël und Marc ihre Nachforschungen betreiben, ohne die Polizei einzuschalten.
Das Ende kam mir dann auch etwas zu schnell, hier hätte ich mir gerne noch ein paar Seiten mehr gewünscht, um das Rätsel um Anna umfassender zu lösen und noch offene Fragen zu klären.

Veröffentlicht am 06.10.2024

Mäßig spannendes Locked-in-Szenario um eine Flugzeugentführung und die dramatische Erpressung einer Mutter

Freier Fall
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Mina ist Flugbegleiterin und hat die Ehre auf dem ersten Nonstop-Flug der World Airways 79, einer Boeing 777, von London nach Sydney an Board zu sein. Sie hat von Anbeginn ein ungutes Gefühl und ist abgelenkt ...

Mina ist Flugbegleiterin und hat die Ehre auf dem ersten Nonstop-Flug der World Airways 79, einer Boeing 777, von London nach Sydney an Board zu sein. Sie hat von Anbeginn ein ungutes Gefühl und ist abgelenkt von en Problemen in ihrer Familie. Mina lebt in Trennung von ihrem Ehemann, der sie belogen hat. Zudem waren sie sich häufig uneinig über die Erziehung ihrer Adoptivtochter Sophia, die inzwischen fünf Jahre alt ist und die Nerven ihrer Eltern mit Wutausbrüchen strapaziert.
Doch Mina liebt ihre Tochter innig, was Flugzeugentführer ausnutzen möchten. Mina wird erpresst, einen Passagier in das Cockpit zu lassen, anderenfalls werde ihre Tochter nicht überleben.

Während der Klappentext bereits einiges über den Verlauf der Handlung verrät, liegt der Fokus zu Beginn auf Mina und ihrer familiären Situation. Dazu wird abwechselnd aus Sicht von Mina und Adam geschildert, was im Argen liegt, wie sehr sie sich eine harmonische Kleinfamilie gewünscht haben und doch gescheitert sind.
An Board werden einzelne der gut 350 Passagiere in eigenen Kapiteln kurz vorgestellt und was das Ziel ihrer Reise ist. Erst nach gut einem Drittel des Romans beginnt der erwartete spannende Teil um die Erpressung und Flugzeugentführung. Parallel dazu verschärft sich die Situation für Sophia und Adam, der ein Geheimnis birgt, das ihn erpressbar macht.
Für einen Thriller ist der Aufbau des Szenarios schleppend. Zudem fällt es schwer, einen Überblick über die beschriebenen Personen zu behalten, die nur untergeordnete Rollen spielen, auch wenn sich im weiteren Verlauf zumindest bei einigen erklärt, warum sie überhaupt eingeführt worden sind.

In Zeiten von Klimaprotesten und Klimaklebern ist das Motiv der Täter zeitgemäß und bedienen sich der Mittel, wie sie schon viele Terroristen vor ihnen genutzt haben, um Regierungen zu erpressen. Die Tätersicht hilft, die Motivation, Radikalisierung und Vorgehensweise zu verstehen.
Auch Minas innerer Konflikt ist authentisch dargestellt und die Möglichkeit, die richtige Entscheidung zu treffen, aussichtslos. Die Atmosphäre an Board ist beklemmend. Es ist spürbar, wie sich die Stimmung verändert, wie Angst, Panik und Unsicherheit, aber auch Wut und Kampfgeist zunehmen.
Während sich die Handlung zu Beginn in die Länge zieht und im weiteren Verlauf viele problematische Themen wie ungewollte Kinderlosigkeit, Fatshaming, Meetoo oder Spielsucht angesprochen werden und persönliche Tragödien dem Locked-in-Szenario die Spannung nehmen, geht es am Ende mit der Lösung der Krisensituation vergleichsweise simpel und schnell, wobei aufgrund Minas Vorgeschichte zu erahnen war, wie der Flug enden würde. Der Epilog weiß dann zu überraschen, empfand ich allerdings als wenig glaubwürdig.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Spannende Themen um Klimakrise und Hausbesetzerszene der 1980er scheitern am kopflosen Verhalten der Charaktere

Tage mit Milena
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Annika ist in Lübeck mit Hendrik verheiratet und hat dort das Schreibwarengeschäft ihres Schwiegervaters übernommen, wo sie selbst Postkarten illustriert. Unbedarft verkauft sie einer jungen Frau Sekundenkleber, ...

Annika ist in Lübeck mit Hendrik verheiratet und hat dort das Schreibwarengeschäft ihres Schwiegervaters übernommen, wo sie selbst Postkarten illustriert. Unbedarft verkauft sie einer jungen Frau Sekundenkleber, die damit wenig später für eine Straßensperre sorgt, um auf die "Klimakatastrophe" aufmerksam zu machen. Als Luzie festgeklebt in Bedrängnis gerät, fühlt sich Annika an ihre Freundin Milena erinnert und zeigt sich mit dem Mädchen solidarisch. Sie erinnert sich an ihre Zeit in den 1980ern und sorgt sich um Luzie, die bei weiteren Protesten in Gefahr geraten könnte. Annika folgt ihr nach Hamburg zu einem Klimacamp und fühlt sich dort erst recht mit der Vergangenheit konfrontiert. Ihr Weg führt sie weiter zu Matti nach Venedig, mit dem sie in den 1980ern eng verbunden war.

Der Klappentext nimmt bereits viel vorweg, denn bevor man in die Vergangenheit und die Hausbesetzerszene in den 1980er-Jahren in Hamburg eintaucht, handelt die erste Hälfte des Romans in der Gegenwart. Erst dann erfolgen einzelne Erinnerungen Annikas an ihre Jugend und die Zeit zwischen 1982 und 1986. Aus der Distanz betrachtet, ist die Beschreibung nicht so bewegend wie erwartet. Erinnerungen vermischen sich mit einer Nacherzählung der Ereignisse und der Gegenwart, was den Lesefluss zunehmend hemmt. Die für Annika prägende Zeit, die in der Gegenwart so viel auslöst, bleibt zu oberflächlich und lässt Details über den Alltag in der Hausbesetzerszene, aber auch über die Bindung zwischen Annika, Matti und Milena vermissen.

Mit der Klimakrise und den streitbaren Klimaaktivisten hat die Autorin ein aktuelles und gesellschaftlich relevantes Thema gewählt. Luzie, die sich zur Letzten Generation zählt, wirkt in ihrem Handeln authentisch. Annikas Verhalten ist hingegen kaum nachzuvollziehen. Für eine Frau über 50, die mit beiden Beinen im Leben steht, löst die fremde 17-Jährige sehr viel in ihr aus und lässt sie kurzfristig ihr gesamtes Leben über den Haufen werfen. Andere Charaktere, insbesondere Milena und Matti bleiben blass.

Die Einblicke in Vergangenheit erfolgen nur häppchenweise, weshalb die Hausbesetzer-Thematik oberflächlich bleibt und die damalige Zeit - anders als bei Romanen auf zwei Zeitebenen - nicht aktiv miterlebt werden kann.
Der Roadtrip, der der Vergangenheitsbewältigung dient, wird in die Länge gezogen bis es endlich zu einer Aussprache mit Matti kommt. Da schon vorab klar ist, dass es in der Vergangenheit ein Missverständnis gegeben hat, ist die Aufklärung dann nicht mehr ganz so spannend und die Aussprache nach fast 40 Jahren fast schon inhaltsleer.

Unter "Tage mit Milena" hatte ich eine Geschichte über Freundschaft und Vergangenheitsbewältigung erwartet, in denen die Hausbesetzerszene eine entscheidende Rolle spielt. Überlagert wurde die Handlung vielmehr von Annikas kopflosem Verhalten und ihrer überstürzten, dramatischen Reise über Hamburg nach Italien. Dass sich Luzie einfach mal so einer fremden Frau anschließt statt ihre eigenen Pläne umzusetzen, empfand ich nicht schlüssig. Das Geheimnis, das sie birgt, ist zwar offensichtlich, wird jedoch erst am Ende aufgelöst, wodurch der Spannungsbogen nur künstlich aufrecht erhalten wird.

Das Duo und ihr abenteuerlicher Weg haben für mich nicht funktioniert, weshalb ich die Umsetzung der eigentlich so spannenden politischen Themen nicht gelungen fand. Die Charaktere und ihr Zusammenspiel konnten mich genauso wenig für die Geschichte einnehmen wie das verwirrende Wechselspiel zwischen Erinnerungen und gegenwärtigen Ereignissen.

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Veröffentlicht am 12.09.2024

Mischung aus Drama, Kriminalroman und einem Hauch historischer Roman - konstruierter Handlungsverlauf mit zu vielen Themen, die oberflächlich bleiben

Die vergessenen Kinder
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Im Jahr 1975 war Superintendent Joanna Hamilton noch eine junge, unerfahrene Polizistin, als sie zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wurde. Die Situation eskalierte und am Ende überlebten in dem Haushalt ...

Im Jahr 1975 war Superintendent Joanna Hamilton noch eine junge, unerfahrene Polizistin, als sie zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wurde. Die Situation eskalierte und am Ende überlebten in dem Haushalt der Moores nur die beiden Töchter Holly und Daisy, die sodann in ein Waisenhaus gebracht wurden. Die Mädchen wurden später getrennt, die jüngere adoptiert und die ältere, die aufmüpfig wurde, verschwand eines Tages spurlos. Schon Jahre zuvor kam ein anderes Mädchen, das in dem Waisenhaus lebte, unter ungeklärten Umständen ums Leben.
30 Jahre später ist Jo kurz vor ihrer Pensionierung, als die sterblichen Überreste einer jungen Frau gefunden werden. Jo vermutet, dass es sich dabei um Holly handelt, die so lange schon vermisst ist. Sie möchte endlich beide Fälle vollständig aufklären, um Hollys Schwester Gewissheit zu geben und selbst guten Gewissens in Rente gehen zu können.

"Die vergessenen Kinder" ist ein Roman, der auf unterschiedlichen Zeitebenen handelt. Nach einem Rückblick auf den 14. Dezember 1975, der das Schicksal der beiden Schwestern Holly und Daisy besiegelte, fokussiert sich die Handlung auf die Jahre 1985 und 2015, der Verlust der beiden Teenager und der Fund der Leichenteile, die Jo die Fälle aufrollen lassen, die die Polizei zum Tatzeitpunkt nur unzureichend aufgeklärt hat. Darüber hinaus gibt es Rückblenden in das Frühjahr 1944, das zur eigentlichen Handlung bis auf wiederkehrende Charaktere keinen offensichtlichen Bezug hat.

Das Buch ist eine Mischung aus Drama, Kriminalroman und einem Hauch historischer Roman. Der Schwerpunkt der Handlung liegt auf den traurigen Schicksalen der Mädchen und den familiären und beruflichen Verhältnissen von Jo und weniger auf den polizeilichen Ermittlungen oder den Spionagetätigkeiten der Alliierten während des Zweiten Weltkrieges.

Die Geschichte beginnt spannend mit einem von Jos ersten Einsätzen, der unglücklich endet und sie auch Jahre später noch beschäftigt. Anschließend verläuft sich der Roman mit verschiedenen Erzählsträngen und wirkt mit der Vielzahl an Themen zu überladen. Dabei ist keine Thematik wirklich neu, hat man Romane über kümmerliche Verhältnisse in Kinderheimen, Missbrauch Schutzbefohlener, ungewollte Schwangerschaften, problematische Mutter-Tochter-Beziehungen und frauenfeindliche Strukturen in Polizeibehörden schon häufiger gelesen. Der Fokus auf nur einzelne Probleme davon hätte dem Roman mehr Tiefe und den Charakteren mehr Möglichkeiten der Entfaltung geben können.

Darüber hinaus erscheint konstruiert, dass alle handelnden Figuren irgendwie mit einander zusammenhängen, verwandt sind oder beruflich zusammenarbeiten. Aufgrund der übersichtlichen Anzahl der handelnden Charaktere ist der Täter bald zu erahnen. Am Ende gibt es jedoch kein klares Motiv und seine Charakterisierung mag nicht zu den verübten Taten passen. Selbst wenn der Erzählstrang aus 1944 die Weichen für die Zukunft stellen sollte, überzeugt der Teil als Erklärung für die Beweggründe des Täters wenig und erscheint überflüssig.
Das Buch hat seine spannenden und dramatischen Momente, reicht aber nicht an die anderen Romane "Die verlorene Frau" oder "Das Geheimnis des Mädchens" von Emily Gunnis heran.

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Band 3 setzt die unangenehme Freundschaft fort: ein toxisches Verhältnis um Eifersucht und Neid

Die Geschichte der getrennten Wege
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"Die Geschichte der getrennten Wege" ist nach "Meine geniale Freundin" und "Die Geschichte eines neuen Namens" der dritte Band der "Neapolitanischen Saga" um die beiden Freundinnen Lila und Lenù aus Neapel. ...

"Die Geschichte der getrennten Wege" ist nach "Meine geniale Freundin" und "Die Geschichte eines neuen Namens" der dritte Band der "Neapolitanischen Saga" um die beiden Freundinnen Lila und Lenù aus Neapel. Das Buch handelt Ende der 1960er-Jahre bis Ende der 1970er-Jahre und schildert neben der Fortentwicklung der Leben der beiden erwachsen gewordenen Frauen die politischen Unruhen in Italien, Aufstände der Arbeiter und Konflikte zwischen Kommunisten und Faschisten.

Lila hat nach der Trennung von ihrem Mann eine Anstellung in einer Wurstfabrik gefunden, wo sie für einen Hungerlohn körperlich schwer arbeiten muss. Zusammen mit ihrem kleinen Sohn lebt sie mit ihrem Jugendfreund Enzo außerhalb des Rione.
Lenù ist mit einem Professor aus gutem Hause verlobt und hat einen ersten Roman veröffentlicht, der sie berühmt gemacht hat. Verheiratet und selbst Mutter geworden tut sie sich schwer damit, sich in ihrer Rolle zurecht zu finden und an ihren Erfolg anzuknüpfen, während Lila sich in der Gewerkschaft für die Arbeiter einsetzt und sich zusammen mit Enzo erfolgreich weiterbildet.
Die Freundinnen haben keinen Kontakt, bis Lila erkrankt Hilfe braucht und Lenù ihr beisteht. Statt sich dankbar zu zeigen, trampelt Lila auf Lenùs Gefühlen herum, was zu einer erneuten Distanzierung führt.

Die Fortsetzung ist langatmig, hält sich anfangs mit der Situation in der Wurstfabrik und den Selbstzweifeln Lenùs auf, bis die beiden Frauen endlich wieder aufeinandertreffen und die Geschichte für einen kurzen Abschnitt interessanter wird. Beide Frauen sind im selben Armutsviertel aufgewachsen und hängen aneinander, tun sich jedoch nicht gut. Insbesondere Lila ist verletzend und fordert ohne zu geben. Lenù klammert sich an Lila, legt Wert auf ihre Meinung, wünscht ihr aber gleichzeitig den Tod.
Durch die "getrennten Wege" stellt der dritte Band fast komplett auf Lenù ab, wodurch die turbulenten Ereignisse in Neapel nach ihrem Umzug nach Florenz nur vom Hörensagen nacherzählt werden. Die Geschichte ist bis auf das Ende, als Lenù aus ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter ausbricht, wenig lebendig.

Die Freundschaft fühlte sich schon in den ersten beiden Bänden unangenehm an und setzt dieses toxische Verhältnis um Eifersucht und Neid im dritten Teil fort. Beide Frauen sind zunehmend unsympathisch, egoistisch und ich-bezogen, mit wenig Empathie für ihre Umgebung. Eine charakterliche Entwicklung ist in den vergangenen Jahren nicht feststellbar.
Letztendlich passiert auf über 500 Seiten nicht mehr, als das, was im Klappentext bereits verraten wird.
Nach drei Romanen möchte man natürlich wissen, wie die Geschichte im vierten und letzten Band endet, aber es wird immer schwerer den Hype um die Saga nachzuvollziehen. Vermutlich trägt dazu viel das Mysterium um Elena Ferrante bei, die mit Sicherheit darin Teile ihres eigenen Lebens verarbeitet.

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