Kurzzeitig erfreut mich das. Doch dann fällt es mir wieder ein: Monster sind dann am gefährlichsten, wenn sie sich fürchten.
[Goldener Käfig, Victoria Aveyard, S. 185]
ENDLICH konnten wir den dritten Band der Farben des Blutes Reihe in den Händen halten, nachdem der zweite vor knapp einem Jahr so dramatisch geendet hatte. Für mich war es nicht ganz so schlimm, da ich ja auch den zweiten Teil erst kürzlich gelesen habe. Der dritte knüpfte direkt an das Ende des zweiten Teils an, was ich sehr gelungen fand.
Bereits nach wenigen Seiten merkte ich, dass sich etwas verändert hat. Der Schreibstil wirkte viel bildhafter, viel beschreibender, viel detailverliebter. Auch die Protagonistin Mare war mir endlich wieder sympathisch, sie war insgesamt authentischer, angenehmer und greifbarer. Zahlreiche Ereignisse prägten sie und beeinflussten ihre Denkweise und ihre darauffolgenden Handlungen. Sie war nicht perfekt, und das hat sie eingesehen und wiederum für sich genutzt.
Interessant fand ich, dass dieser Band aus drei verschiedenen Perspektiven erzählte, was mich positiv überrascht hat. Dadurch erhielt ich hilfreiche Einblicke in die persönlichen Umstände der Charaktere sowie in die eigene Reflexion dessen. Sehr gelungen fand ich die Tatsache, dass man die verschiedenen Erzählweisen sogar anhand des Schreibstils merkte, sodass ich gar nicht unbedingt in der Überschrift lesen brauchte, wem das Kapitel zugeordnet war. Auch gab es viele kleine Rückblicke und eine ganz bestimmte Zusammenfassung tragischer Ereignisse, die auf einem schmerzhaften Weg erfolgte, in der Umsetzung meiner Meinung nach aber sehr gelungen war.
Schön war es, viele der Charaktere wieder zu treffen. Besonders Camerons Art fand ich großartig. Sie war sehr ehrlich & direkt und sagte stets was sie denkt. Sie erinnerte mich an Raven aus der Serie The 100, was ich bereits in meinem Blogtourbeitrag erläutert habe. Den Auftritt von Nanny fand ich sehr spannend, auch wenn er tragische Konsequenzen beinhaltete. Auch Evangelinas Rolle fand ich wahnsinnig interessant, was ich jedoch aus Spoilergründen nicht näher erläutern werde. Lasst euch überraschen, ihr gelungen gezeichneter Charakter hält einiges bereit. Ihre Fähigkeit des Magnetors fand ich super cool, ebenso aber die Fähigkeit ihrer Mutter, die eine Tierflüsterin war und zeitweise mit einer riesigen Raubkatze durch die Gegend rannte.
Die Thematik fand ich dieses Mal insgesamt viel spannender und mitreißender. Es gab viele Momente, die mir den Atem raubten. Ich durchlebte eine Achterbahnfahrt aus Anspannung, Hoffnung, Trauer, Wut, Liebe, Mut, Enttäuschung, Verzweiflung,… Die Darstellung der kleinen und großen Kämpfe waren überwältigend, die Beschreibungen der Ortschaften beeindruckend. Von den facettenreichen Personen und ihren besonderen Fähigkeiten war ich begeistert. Die Rolle von Mares Familie war endlich mal wieder bedeutend, und meiner Meinung nach sehr passend in das dargestellte Setting integriert. Überrascht hat mich vor allem ihr Vater und seine Meinung zu Mares Auftrag. Schön fand ich auch den thematisierten Kampf für Gerechtigkeit trotz gesellschaftlicher Unterschiede.
„Das darf nicht länger toleriert werden. Es darf einfach nicht sein. Unterschiede bedeuten nicht Unterlegenheit.“
[Goldener Käfig, Victoria Aveyard, S. 624]
Es gab lediglich eine Kleinigkeit, die mich etwas gestört hat: die Frage nach Farleys Motivation in dem Ganzen. An ihrer Stelle hätte ich mich nicht mehr in eine derartige Gefahr begeben. Mehr kann ich leider nicht verraten, ohne zu spoilern.
Goldener Käfig hat mich mit seinem bildhaften Schreibstil, den hervorragend gezeichneten Charakteren, den beeindruckenden Fähigkeiten und den überwältigend beschriebenen Handlungsorten langfristig fasziniert und war für mich der stärkste Band der Reihe. Somit kann ich es vor allem denjenigen empfehlen, die noch mit sich hadern, ob sie die Reihe weiterlesen wollen. Es lohnt sich! Für mich persönlich ein Highlight, welches in die Kategorie Liebling wandert.