Platzhalter für Profilbild

kvel

Lesejury Star
offline

kvel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kvel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Innenansichten eines psychisch Kranken.

Nachruf auf den Mond
0

Hint: Der "Mond" (siehe Titel) ist der Bruder des Protagonisten: Simon, dessen Gesicht so rundlich war, dass es an den Mond erinnerte.

Inhalt:
Der 19-jährige Matthew ist in der Psychiatrie, weil vor 10 ...

Hint: Der "Mond" (siehe Titel) ist der Bruder des Protagonisten: Simon, dessen Gesicht so rundlich war, dass es an den Mond erinnerte.

Inhalt:
Der 19-jährige Matthew ist in der Psychiatrie, weil vor 10 Jahren sein zwei Jahre ältere Bruder während eines Familien-Campingurlaubes zu Tode kam.
Matthew berichtet in der ich-Perspektive aus seinem Leben - und dem seines Bruders Simon.
Der Roman ist in Briefform verfasst; d.h. der Leser wird direkt angesprochen.
Der Autor springt in den Erlebnissen und Zeiten "wahllos" hin und her; d.h. es werden Episoden aus dem Leben des Protagonisten erzählt als er 9 Jahre alt war; und gleich darauf berichtet er von seinem aktuellen Leben und Gefühlen als 19-Jähriger.

Meine Meinung:
Der Roman ist als fiktive Autobiographie geschrieben; als Lebensbeichte.
Die teilweise naive Erzähl- / Sichtweise passt gut zu dem kindlichen Matthew.
Matthew geht sehr schonungslos (nicht nur) mit sich ins Gericht.

Insgesamt ist der Roman eine sehr berührende Lebensgeschichte / Krankengeschichte.
Sie ist sehr ruhig erzählt - aber keinesfalls unspannend.
Die Geschichte ist anrührend erzählt, aber nicht rührseelig.

Ich finde der Autor kann wunderbar erzählen; und seine Beschreibungen treffen sehr genau den Nagel auf den Kopf:

Matthew über seine Mutter, die ihn als Lehrerin zu Hause unterrichte: "... weil sie früher einmal Lehrerin werden wollte. Das war zu der Zeit, als sie versuchte schwanger zu werden, aber es gab Komplikationen ... . Ich glaube sie wollte Lehrerin werden, um ihrem Leben einen Sinn zu geben, oder um sich abzulenken. Ich glaube, da besteht kein großer Unterschied." (S. 31)

"Ich nahm einen Becher mit einem komplizierten Medikamentennamen und dem Slogan 'Heute schon die Zukunft behandeln'. Die Pharmavertreter verschenken diese Becher. Als ich neulich im Büro war ... zählte ich drei Becher, ein Mousepad, mehrere Kugelschreiber, zwei Blöcke ... und eine Wanduhr und alle trugen irgendwelche Medikamentennamen. Es ist, als säße man im Gefängnis und würde mit Reklame für Vorhängeschlösser bombardiert." (S. 230)

Veröffentlicht am 15.09.2016

Erster Teil der Trilogie.

Monday Club. Das erste Opfer
0

Inhalt:
Faye ist die 16-jährige Protagonistin des Romans.
Sie leidet unter einer seltenen Krankheit; denn sie hat Schwierigkeiten mit dem Schlafen.
Deshalb ist sie zeit ihres Lebens in ärztlicher Behandlung ...

Inhalt:
Faye ist die 16-jährige Protagonistin des Romans.
Sie leidet unter einer seltenen Krankheit; denn sie hat Schwierigkeiten mit dem Schlafen.
Deshalb ist sie zeit ihres Lebens in ärztlicher Behandlung mit Medikamenten. Sie ist sich nicht sicher, ob sie manchmal Schwierigkeiten hat zwischen ihren Träumen und der Realität zu unterscheiden.
Amy, ihre beste Freundin, wird bei einem Autounfall getötet.
Und Faye erkennt, dass sie sich nicht immer auf das verlassen kann, was die sie liebenden Erwachsenen in ihrem Umfeld ihr sagen; bisher meinte sie, dass sie immer nur das Bestes für Faye im Sinn gehabt hätten; aber nun beginnt sie an so Manchem zu zweifeln.
Faye fühlt sich zunehmend einsam und verunsichert und mit ihren vielen Fragen allein gelassen.

Meine Meinung:
Der Roman hat mir sehr gut gefallen; war echt spannend.

Beschrieben wird der Roman als "Mystery-Thriller-Reihe".
Das "Mystery" finde ich hier nicht so besonders ausgeprägt, was mir persönlich sehr entgegenkommt.
Ich würde die Art dieses Roman eher in dem Sinne von "so nicht ganz der Realität entsprechend" interpretieren und weniger im Sinne von "unheimlich oder schaurig"; aber, wie gesagt, auf jeden Fall sehr spannend.
Als Zielgruppe für den Roman würde ich altermäßig ab Jugendliche bis "open end"; wahrscheinlich eher die weibliche Leserschaft.

Was mir nicht ganz so gut gefallen hat, waren die vielen Wiederholungen, um die Spannung aufrecht zu erhalten.
Das hätte man meiner Meinung nach etwas "schlanker" halten können; und es stellt sich für mich die Frage, ob es wirklich unbedingt ein Mehrteiler sein muss?!

Fazit:
Ich werde die Trilogie auf jeden Fall weiter lesen, weil ich echt gespannt bin wie es weiter geht und was dahinter steckt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

… zeitgeschichtliches Panorama von exemplarischer Gültigkeit ...

Macht und Widerstand
0

„Ilija Trojanow entfaltet in seinem gewaltigen Roman ein breites zeitgeschichtliches Panorama von exemplarischer Gültigkeit.“
(Zitat vom Buchrücken)

Inhalt (gemäß Umschlaginnenseite):
Nach jahrelangen ...

„Ilija Trojanow entfaltet in seinem gewaltigen Roman ein breites zeitgeschichtliches Panorama von exemplarischer Gültigkeit.“
(Zitat vom Buchrücken)

Inhalt (gemäß Umschlaginnenseite):
Nach jahrelangen Recherchen und Gesprächen mit Zeitzeugen und unter Verwendung originaler Dokumente der bulgarischen Staatssicherheit hat Ilija Trojanow einen politischen Roman geschrieben, in dem die Suche nach Wahrheit, der Anspruch auf die eigene Lebensgeschichte und die Kontinuität von alten Seilschaften und Bündnissen im Mittelpunkt stehen. Konstantin und Metodi sind zwei Kontrahenten, deren Wege sich seit ihrer Kindheit immer wieder kreuzen. Konstantin ist Widerstandskämpfer, einer, der schon in der Schulzeit der Staatssicherheit auffällt und ihrem Griff nicht mehr entkommt. Metodi ist Offizier, Opportunist und Karrierist, ein Repräsentant des Apparats – bis in die Gegenwart. Sie sind aber keineswegs bloß Stellvertreter von „Macht“ und „Widerstand“, vielmehr spiegeln sich in ihrer unterschiedlichen Sprache und Erzählweise höchst eigenwillige und unverwechselbare Persönlichkeiten.
Mit poetischer Kraft und Entschiedenheit, manchmal aber auch mit satirischem Humor und Sarkasmus schildert Trojanow diese Schicksale in einem repressiven Regime, wie wir es in der jüngeren Vergangenheit überall auf der Welt antreffen konnten.

Textbeispiel:
„Ging früher einer fremd, galt er als sittlich verkommen. Böser Mann, böser kleiner Mann. War's einer aus der Partei, so hieß es, er habe einen Fehler begangen. Unbedacht, kann ja mal passieren. Verführte ein Bonze die Tochter eines Arbeiters, klopften ihm die Genossen auf die Schulter. Du Schlingel du. Und sammelte einer der Oberen Liebschaften wie Orden, wurden seine Verführungskünste bewundert. Das war früher. Heute ist die Moral an den Dollar gekoppelt.“ (S. 9)

Meine Meinung:
Den Roman fand ich sehr schwierig zu lesen; dafür gibt es vielerlei Gründe.
Es sind viele bulgarische geschichtliche Themen, Namen und Begriffe in dem Text eingeflossen.
Und die Gedankengänge des Autors nachzuvollziehen und der sehr anspruchsvolle Sprachstil (z.B. Mammutsätze) bedurften beim Lesen meine permanente Aufmerksamkeit auf das Geschriebene.

Während dagegen die philosophischen Andeutungen und ebenso die Herstellung von unerwarteten, gedanklichen Zusammenhängen ich allerdings sehr erhellend fand.

Somit könnte ich mir schon vorstellen, dass dieser Roman in der Kategorie der wichtigen Romane seinen Platz finden könnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Roman – kein Tatsachenbericht.

Lasse
0

Inhalt und meine Meinung:
In ihrem Roman zeichnet die Autorin die Figur einer Mutter, die ihr Leben mir ihrem Baby nicht auf die Reihe bekommt und der die emotionale Nähe zu ihrem Kind fehlt.
Dies ist ...

Inhalt und meine Meinung:
In ihrem Roman zeichnet die Autorin die Figur einer Mutter, die ihr Leben mir ihrem Baby nicht auf die Reihe bekommt und der die emotionale Nähe zu ihrem Kind fehlt.
Dies ist sicherlich ein hartes Thema; bestimmt sogar tabubehaftet.
Aber man darf, meiner Meinung nach, diesen Roman nicht mit einer Autobiographie verwechseln!

Inhaltlich schreibt die Autorin von der ersten Begegnung mit dem zukünftigen Kindsvater, dessen Verführung, der Geburt und den ersten Wochen und Monaten mit dem Baby.

Was mich an der Story etwas nervte, war der Charakter der Protagonistin:
Ihrer Großen Liebe stellt sie storkermäßig nach, lügt ihn permanent an, um irgendein Druckmittel zu haben ihn an sich zu binden und kommt manchmal sehr naiv rüber.
Generell lügt sie sehr häufig ihr Leben anderen gegenüber zurecht.
Jedoch sind manche Lügen aus der Not heraus / der Situation geschuldet und sind damit dann doch wieder nachvollziehbar.

Die Autorin beschreibt hier das Psychogramm einer Seele, die noch keine wirkliche Liebe in ihrem Leben erfahren hat – wenn auch teilweise selbst verschuldet.

Bei so manchen Situationsbeschreibungen war ich tief betroffen, weil ich glaube, dass diese sehr, sehr nah an der Realität sein könnten.

Gegen Ende des Romans sucht die Protagonistin Hilfe in der Notaufnahme einer Klinik; erst einmal großes Kompliment an die Protagonistin für die Einsicht, dass sie überhaupt Hilfe benötigen würde, denn ich glaube, dass eine solche Einsicht im Normalfall nicht so einfach daherkommt; und in der Klinik wird die Protagonistin mit ihren Nöten nicht ernst genommen.

Die Autorin hat ein gutes Gespür sich in die Gefühlswelt ihrer Protagonistin hineinversetzen und kann dies dem Leser auch sehr gut vermitteln.

„Ich schaue nach unten […]. Sie trägt einen Ring am Finger, genau dort, wo er hingehört, genauso schön und schlicht, wie ich ihn mir ausgesucht hätte. „Ich glaube nicht, dass Sie beurteilen können, ob meinem Sohn etwas fehlt […] Und ich will einen Arzt sehen.“ Die Kittelfrau schweigt und schaut mich an, ich schaue zurück, kein Brennen mehr in meinen Augen. „Ganz wie sie wollen […] Aber ich warne Sie. Das kann dauern heute. Hier kommen Kinder her, die haben hohes Fieber, und Kinder, die hatten einen Verkehrsunfall, wir haben richtige Notfälle hier, und ganz ehrlich, ich weiß nicht, wann die Ärzte da Zeit haben für ein Kind, das„ und die Worte spukte sie aus, als seien es Kieselsteine, „einfach ein bisschen quengelig ist.“ „Wo kann ich Platz nehmen?“, sagte ich mit möglichst viel Würde ...“ (S. 183).

Die beklemmende Aussage dieses Romans, die bei mir lange nachwirkt, ist, dass die Not von Hilfesuchenden oftmals von ihrer Umgebung / ihren Mitmenschen nicht erkannt oder sogar bewusst ignoriert wird!

Fazit: Ergreifend.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Trotz des kurzen Textes, kommen meiner Meinung nach, relativ viele Themen zur Sprache.

Krieg
0

Inhalt (gemäß der Buchinnenseite):
Janne Teller beschreibt eine verkehrte Welt. Es ist Krieg, aber nicht anderswo, sondern bei uns, mitten in Europa. Die westlichen Demokratien sind gescheitert, und faschistische ...

Inhalt (gemäß der Buchinnenseite):
Janne Teller beschreibt eine verkehrte Welt. Es ist Krieg, aber nicht anderswo, sondern bei uns, mitten in Europa. Die westlichen Demokratien sind gescheitert, und faschistische Diktaturen haben die Macht übernommen. „Wohin würdest du gehen?“, fragt die Autorin ihre Leser und spricht von Hunger und Kälte, der Angst vor Bomben und der Gleichschaltung durch die Geheimpolizei. Der Familie des 14-jährigen Protagonisten bleibt nur die Flucht nach Ägypten, wo das Leben noch geregelt ist und Frieden herrscht. Doch plötzlich sind er und seine Geschwister und Eltern nur noch Fremde, werden angefeindet, bekommen zunächst keine Aufenthaltserlaubnis und dürfen nicht arbeiten gehen. Wie fühlt es sich an, Migrant in einem Land zu sein, dessen Kultur einem so fremd ist und dessen Sprache man nicht spricht? Janne Teller hat ein bewegendes Porträt einer Familie geschrieben, die im Krieg alles verloren hat und fern der Heimat ein neues Leben beginnt.

Meine Meinung:
Etwas gewöhnungsbedürftig beim Lesen ist, dass die Autorin ihren Leser mit „du“ anspricht und somit den Leser in die Rolle des Protagonisten hineinversetzt.

Die Autorin zeigt auf, dass den Flüchtlingen / Hilfesuchenden Vorurteile entgegengebracht werden und sie somit in ihrer neuen Welt erst einmal einen schweren Stand haben und sich gegen die Vorurteile erst einmal beweisen müssen.
Und dass die Flüchtlinge auf den guten Willen der Bearbeiter ihrer Aufenthaltsgenehmigung angewiesen sind; denn in ihrem Fall ist der Bruder der jugendlichen Hauptfigur ein politischer Abweichler und nun kommt es darauf an, ob der Asylantrag für die Familie angenommen wird.

Fazit: Gutes, nachdenkenswertes Gedankenexperiment.