Gekonnt und ansprechend beschriebene Liebe zweier biblischer Figuren
Die Löwin von JerusalemBathseba - Es wird kaum jemandem geben, dem sie noch nicht begegnet ist, wurde sich doch des Sujets „Bathseba im Bade“ im Laufe der Kunstgeschichte hundertfach in unterschiedlichster Darstellung und ...
Bathseba - Es wird kaum jemandem geben, dem sie noch nicht begegnet ist, wurde sich doch des Sujets „Bathseba im Bade“ im Laufe der Kunstgeschichte hundertfach in unterschiedlichster Darstellung und Aussage bedient. Oft sehen wir auf diesen Bildern ein junges unschuldiges Mädchen im Visier notgeiler Greise. Interessanter Weise ist ja das englische Wort für Bad bereits Bestandteil des Namens von Bathseba.
Doch nicht nur der Maler, auch der Musiker ließ sich von Bathseba inspirieren und so erfahren wir auf dem hinteren Cover, daß Leonhard Cohens herzrührendes Lied „Halleluja“ durch Bathseba inspiriert ist. Hier ein Link zur Textversion ( https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=gRsnjNt_Rhw )
Und wer sich noch mehr ergreifen lassen will, dem sei der Sangesvortrag von Father Ray Kelly empfohlen, der das Lied zwar mit eigenem Text versehen hat, dessen Gesang anlässlich einer Trauung einem jedoch Schauer der tiefsten Ergriffenheit über den Rücken jagt. https://www.youtube.com/watch" target="_blank">https://www.youtube.com/watch?v=XYKwqj5QViQ ).
Ich finde es sehr bemerkenswert, daß heutzutage ein Autor ein biblisches Thema aufgreift, leben wir doch in einer Zeit in der die Gesellschaft jemanden, der Gott erwähnt und nicht leugnet fast schon als schwachsinnig ansieht.
Ich habe mich also nicht von dem allzu trivial gestalteten Cover abschrecken lassen und mit dem Lesen begonnen. In klarer, schnörkelloser und fast schon archaisch anmutender Sprache erzählt Ruben Laurin seine Geschichte von Bathseba und David. Der Begriff historischer Roman läßt mich meist etwas zusammenzucken, da mir schon unerträgliche Dialoge begegnet sind in einer gekünstelten Sprache die nach Auffassung des Autors für jene Zeit angebracht sei. Nein, in dieser Hinsicht kann ich die Lesenden beruhigen, die Dialoge sind natürlich und ungekünstelt und könnten genauso gut in der Jetztzeit gesprochen werden. Das gefiel mir.
Was ich an diesem Autor schätze ist das Nicht-Manipulative in seiner Ausdrucksweise und seinen Hang zur Ehrlichkeit, da wird nichts kitschig beschönigt und dennoch wird die Schönheit und der Zauber einer Situation mit klaren, einfachen Worten zum Ausdruck gebracht. Die einzelnen Kapitel springen im zeitlichen Ablauf hin und her, was aber in keiner Weise unangenehm ist.
Bathseba rettet in jungen Jahren David das Leben. Auch David verliebt sich in sie, doch als David bei ihrem Vater um Bathseba’s Hand anhält, läßt sich dieser nicht erweichen, da er Bathseba bereits versprochen hat und nicht wortbrüchig werden möchte. Vermutlich war es aber mehr die umfangreiche Anzahlung in Form von Land und Vieh, die er für seine Tochter bereits erhalten hat, die er nun nicht mehr herausrücken wollte. Tja, so waren eben damals die Zeiten, in bestimmten Gegenden sind sie heute noch genauso.
So landet Bathseba für Jahre in einer lieblosen Ehe mit dem perversen Sadisten Uriah, einem Soldaten Davids. Wem der Name Uriah irgendwie bekannt vorkommt, der sei an die Figur „Uriah Heep“ erinnert aus dem Roman David Copperfield von Charles Dickens nach der sich auf die bekannte Rockband der 70er Jahre benannt hat. Ob Copperfield aufgrund seines Vornamens David den Namen Uriah Heep wählte ist mir nicht bekannt, aber eine interessante Parallele. Auch Uriah Heep, ein Unsympath durch und durch, wird in Dickens Roman am Ende für seine Missetaten zur Rechenschaft gezogen.
Doch Bathseba schmiedet einen Plan und glücklicherweise befindet sich ihr Badezuber genau in Sichtweite unterhalb der Residenz von David, der mittlerweile König ist und schon bald beginnen sich die Dinge in Bathseba’s Sinne zu entwickeln.
Von der historischen Person Bathseba weiß man kaum etwas und so stand es dem Autor frei, sie mit diesem löwenstarken Charakter zu versehen. Auch beim Charakter Davids bringt der Autor dessen Vielschichtigkeit zum Ausdruck. So habe ich diesen Roman gerne gelesen und kann ihn nur weiterempfehlen. Die von manchen vermisste Spannung konnte ich gut entbehren, denn Spannung tut nicht jedem Roman gut.
Aus den historischen Quellen läßt sich ableiten, daß zwischen der biblischen Bathseba und David ein Altersunterschied von mehreren Jahrzehnten bestand. Vielleicht wird deshalb in der bildenden Kunst oft eine blutjunge unschuldig wirkende Bathseba mit älteren Männern abgebildet.
Es gefiel mir, daß Ruben Laurin Bathseba und David annähernd gleichaltrig machte um ihrer Liebesgeschichte nicht den Zauber zu nehmen.
Dieser Roman erhält von mir fünf von fünf Sternen.