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Veröffentlicht am 05.10.2024

Hat nichts an Aktualität verloren

Die Maschine steht still
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Jeder kennt das: der Akku ist alle und somit das Smartphone gibt keinen Pieps mehr von sich. Man fühlt sich abgeschnitten, man findet keine Busverbindung mehr oder kann im Zweifel auch nicht mehr seine ...

Jeder kennt das: der Akku ist alle und somit das Smartphone gibt keinen Pieps mehr von sich. Man fühlt sich abgeschnitten, man findet keine Busverbindung mehr oder kann im Zweifel auch nicht mehr seine Einkäufe bezahlen. Hier merkt man bereits, wie abhängig man von kleinen Maschinen ist, schnell geht nichts mehr.

In E. M. Fosters Buch finden wir uns in einer Welt wieder, in der eine Maschine die Welt beherrscht. Jeder Mensch lebt für sich in seiner Wohnzelle, die von der Maschine erstellt wurde. Die Kommunikation erfolgt über die Maschine und Hologramm, so dass selbst weite Entfernungen nicht mehr überwunden werden müssen. Selbst Reisen sind verpönt, Flüge sind die Ausnahme. Die Welt da oben ist vergiftet, die Kapseln im Untergrund sind sicher. Aber es gibt noch genügend Menschen, die den Sinn der Maschine anzweifeln. Denn diese hat längst die Kontrolle übernommen. Da hilft nur selbst das Handbuch der Maschine kaum noch. Dieses Handbuch hat sich zwar zur heiligen Bibel entwickelt, doch auch die Maschine hat sich weiter entwickelt und nicht mehr alle Fragen können beantwortet werden. Vereinzelte Menschen stellen sich der Maschine gegenüber. Können sie die Maschine stoppen?

Wenn man sich überlegt, dass dieser Text des Buches das erste mal im Jahr 1909 veröffentlicht wurde, ist man erstaunt, wie brandaktuell dieser Text ist. Heutzutage sind technische Hilfsmittel nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Ob Smartphone, Laptops, teils schon automatisierte Züge oder Autos: man kann ohne Strom oder sonstige elektrische Geräte kaum noch Geld abheben oder sich fortbewegen. Es wird immer mehr über das Thema KI diskutiert. Bis zu welchem Punkt haben wir die Technik selbst noch im Griff, bis wohin können wir sie noch selbst kontrollieren und ab wann hat sie uns voll im Griff? Ich für mich selbst habe keine Antwort, aber es ist ein spannendes, faszinierendes Thema, das mich aber auch zum Teil gruselt. Eine sehr spannende Geschichte, die mich nachdenklich stimmt.

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Veröffentlicht am 05.10.2024

Finster und spannend

Finster
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In der kleinen verschlafenen Ortschaft Katzenbrunn gibt es wenig zu erleben. Zwar gibt es hier ein Hotel und eine psychiatrische Klinik und ein Fotogeschäft, aber das war es eigentlich schon. Doch Katzenbrunn ...

In der kleinen verschlafenen Ortschaft Katzenbrunn gibt es wenig zu erleben. Zwar gibt es hier ein Hotel und eine psychiatrische Klinik und ein Fotogeschäft, aber das war es eigentlich schon. Doch Katzenbrunn hat ein dunkles Geheimnis: es verschwinden immer wieder Kinder und Jugendliche. Bereits in der Vergangenheit hat der Kommissar Hans J. Stahl in diesem Fall ermittelt, konnte den Fall aber nicht lösen. Auch jetzt in seinem Ruhestand lässt ihn der Fall nicht los, erst recht nicht, als er erfährt, dass wieder ein Jugendlicher verschwunden ist. Hans J. Stahl begibt sich auf Spurensuche, und findet auch viele unerwartete Dinge.

Das Setting von „Finster“ hat mir sehr gut gefallen. Dieses abgeschottete Dorf lebt vom Schweigen. Manch Protagonist hat kräftig Dreck am Stecken, was wirklich nicht ohne ist. Es ist ein kleines Netzwerk entstanden, bei denen die Beteiligten von einander ja fast schon profitieren. Und doch wird mächtig Druck aufgebaut, dass geschwiegen wird. Manch Unbeteiligte weiß Bescheid um dieses dreckige Netzwerk, und geht daran zugrunde, ob durch Selbstmord oder durch Alkohol.

Der Hauptkommissar a. D. Stahl ermittelt und bringt nach und nach dieses schändliche Netzwerk ans Licht, und erkennt die Verbindungen zwischen den einzelnen Dorfbewohnern. Dabei ist ihm die Hotelchefin eine große Hilfe, mental wie auch als wichtiges Informationsmedium. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, ob sie nicht auch eine Rolle in dem Netzwerk spielt.

Ansonsten kann ich sagen: das Buch war sehr spannend geschrieben. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich bis zu einem gewissen Punkt nicht sagen konnte, wer der Täter ist. Aber das Ergebnis ist für mich sehr schlüssig und logisch aufgelöst. Die Protagonisten waren glaubhaft, die Verbindungen ergeben Sinn. Mit machen Protagonistinnen und Protagonisten hatte man Mitleid, weil sie vom Elend des Netzwerkes wussten, und machtlos dem gegenüber standen. Mir fehlten zum Schluss noch ein paar Seiten bzgl. des Ausgangs der Protagonisten. Hier hatte ich das Gefühl, dass die Seitenzahl vorgegeben war und das Buch schnell fertig werden musste. Das schmälert aber das Buch als solches nicht. Hier passt alles zusammen.

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Veröffentlicht am 14.09.2024

Gefühlvoll

Man sieht sich
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Beziehungen sind gar nicht so einfach. Man meint, es passt, und doch ist die Zeit nicht ganz reif für eine Beziehung. Das merken auch Friederika und Robert. Als ein Klassentreffen ansteht, macht sich Frie ...

Beziehungen sind gar nicht so einfach. Man meint, es passt, und doch ist die Zeit nicht ganz reif für eine Beziehung. Das merken auch Friederika und Robert. Als ein Klassentreffen ansteht, macht sich Frie - kurz für Friederika - Gedanken über das Zusammentreffen mit Robert. Beide wissen, sie haben Gefühle für einander, und doch finden sie nicht richtig zusammen. Während der Schule, aber auch später als Teeanger und junge Erwachsene sind die Gefühle füreinander da, aber so richtig kommen beide nicht mit ihren Bedürfnissen zusammen, obwohl die Chemie grundsätzlich stimmt. Eine erneute Chance ergibt sich auf dem Klassentreffen. Sind beide Charaktere soweit gesetzt und gereift, dass sie ihre Bedürfnisse zurückschrauben können auf ein gesundes Maß, so dass sie eine gesunde Beziehung zu- aber auch miteinander führen können?

In "Man sieht sich" hat Julia Karnick eine wundervolle Geschichte zweier Menschen geschrieben, deren Wege immer wieder zusammen führen, sich überkreuzen, aber doch nebenher laufen. Die Autorin erzählt die Leben von Robert und Frie so ehrlich, schonungslos, aber sehr unterhaltsam. Ich konnte mich mit beiden Charakteren sehr gut verbinden, und deren Lebensentscheidungen glaubwürdig nachvollziehen. Es sind Menschen wie du und ich, die ihre Erlebnisse haben, ihre Erfahrungen gemacht haben, aber auch ehrliche Gefühle haben. Manchmal möchte man den beiden einen Schubs geben, sie schütteln, weil sie sich so doof verhalten. Aber man mag sie beide sehr. Ich für mich jedenfalls. Manchmal haben sie mich aber auch den Kopf schütteln lassen, bzw. grummeln lassen über ihr Verhalten.

Julia Karnick hat hier eine Geschichte über zwei Menschen geschrieben, die so menschlich wie du und ich sind. Die nicht immer sich richtig verhalten oder die richtigen Entscheidungen treffen, aber so menschlich sind wie und ich. Es ist eine Geschichte, die jedem von uns passieren hätte können. Und gerade das mag ich daran. Es ist keine überkandidelte Geschichte von Übermenschen. Es ist ein Weg, der passieren kann. Und diese Geschichte hat mich nachdenklich gestimmt. Mir sind so viele Menschen auf meinem bisherigen Weg begegnet, mit denen ich vielleicht gerne mehr Zeit verbracht hätte, bei denen ich mir gewünscht hätte, dass sie meinen Lebensweg länger begleiten, und doch hat es nie so zu 100% gepasst. Und ich muss sagen: ja, vielleicht hatte es einen Grund. Vielleicht hat der andere sich anders entschieden, vielleicht musste es so sein, oder vielleicht war die nächste Weggabelung doch die bessere für beide. Und das ist gar nicht so schlimm. Man geht Wege, die man manchmal nicht verstehen muss, oder kann, aber sie sind gut. Und wer weiß, wofür manche Entscheidungen gut waren?

"Man sieht sich" hat mich als Hörbuch wunderbar unterhalten. Die Sprecherin Katrin Daliot hat mich absolut abgeholt. Sie hat eine Ruhe reingebracht in die Geschichte, die es genau benötigt hat. Ohne Schnörkel und Hektik hat sie der Geschichte genau die Geschwindigkeit und Ruhe reingebracht, die sie benötigt hat. Es warm und behaglich angefühlt, und ich finde, sie hat die richtige Message rübergebracht. Absolute Leseempfehlung. bzw. Hörempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.07.2024

Die Wichtigkeit der Zeit

Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit
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Adam ist ein zwölfjähriger Junge, der bei seinem Onkel lebt. Der Onkel hat eine kleine Bäckerei in New York in einer Seitenstraße. Die Kunden sind an sich zufrieden, aber es könnten mehr Kunden sein. Anfang ...

Adam ist ein zwölfjähriger Junge, der bei seinem Onkel lebt. Der Onkel hat eine kleine Bäckerei in New York in einer Seitenstraße. Die Kunden sind an sich zufrieden, aber es könnten mehr Kunden sein. Anfang der 1990er gibt es jedoch sowas wie Social Media nicht und so kämpfen Adam und sein Onkel um jeden Dollar Umsatz. Als eines Tages ein seltsamer Mann in die Bäckerei kommt, wird das das ganze Leben von Adam und seinem Onkel auf den Kopf stellen. Der Mann bittet Adam, auf den Dachboden zu gehen, und sich eine Schneekugel aus einem Karton zu nehmen. Einige Wochen später findet Adam tatsächlich auf dem Dachboden eine Schneekugel. Als sich der Schnee bewegt, findet sich Adam in einer anderen Zeit wieder. Er lernt dort nicht nur wertvolle Freunde kennen, die etwas verloren haben, sondern auch Menschen, die nach dem Bösen trachten. Letztere wollen die Zeit zu ihren Gunsten verändern. Auch wenn alle mit der Zeit etwas verloren haben, und gerne die Zeit zurück drehen wollen, um die schrecklichen Ereignisse zum Positiven verändern wollen, müssen alle eine gleiche Lektion lernen (dazu gleich im Anschluss noch ein paar Worte).

Nicht nur der Hauptprotagonist Adam lernt in dieser Geschichte einiges über die Zeit. Auch ich als Leser habe viel über die Zeit mitgenommen. Das Konstrukt Zeit ist sehr empfindlich, und ändert man an einem Zahnrädchen etwas, hat dies Auswirkungen auch auf andere Lebenslinien. Die Zeit besteht aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Mit den verschiedenen Artefakten wie der Schneekugel, einem Pendel und einer Spieluhr kann die Zeit magisch beeinflusst werden. Jedoch haben die Artefakte ihr Eigenleben, und reagierten nicht so, wie die Besitzer es gerne haben möchten. Und das ist auch der Sinn und Zweck der Sache: sollte man Erfolg haben, die Zeit zu seinen Gunsten zu beeinflussen, kann dies ungeahnte Konsequenzen haben. Vielleicht hätten sich durch den Brand in der Kerzenfabrik in Candlewrick manche Menschen nicht kennen gelernt, um dann eine Familie zu gründen, so dass manche Menschen gar nicht erst geboren wären. Und vielleicht ist das auch die Essenz des Buches: man trifft tagtäglich so viele bewusste und unbewusste Entscheidungen, mit der man seine Zeit und Zukunft beeinflussen kann. Auch wenn man sich oft wünscht, die Vergangenheit beeinflussen zu können, um z. B. geliebte Menschen wieder im Leben zu haben, ist der Blick nach vorne sehr wichtig. Denn die Zeit, die vor uns liegt, können wir für unsere Ziele positiv beeinflussen. Das ist zumindest die Lektion, die ich für mich mitgenommen habe.

Das Buch ist für jüngere Kinder vielleicht nicht ganz zu empfehlen. Ein gewisses Grundverständnis von Zeit ist wichtig, um Zeitreisen zu verstehen, aber auch die einzelnen Zeitebenen und die Auswirkungen von Zeitreisen. Denn viele Entscheidungen in der Vergangenheit haben die Zukunft im Buch beeinflusst.

Ansonsten ist das ein ganz tolles Buch, nicht nur für Kinder. Es geht hier um viel Zwischenmenschliches, auf einander zu achten, nicht nur an sich zu denken, um seine Ziele zu verfolgen. Sondern auch daran zu denken, dass eigene Entscheidungen auch Konsequenzen für andere haben können.

Das ganze Grundsetting des Buches hat mir sehr gut gefallen. Der Kreis schließt sich, und auch wenn man am Anfang man Frage noch offen hatte, sie werden beantwortet (zumindest in einer für mich ausreichenden Form). Die Protagonisten waren mir sehr sympathisch, und ich wäre sehr gerne mit Adam durch die Zeit gereist. Und bitte haltet eine Tüte Bonbons bereit, denn die werdet ihr brauchen.

Ein schönes Hörbuch, das mich richtig mitgenommen hat

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Veröffentlicht am 08.06.2024

sehr humorvoll

Schnitzel Surprise
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Es gibt sie zuhauf: die Kochsendungen. Ob Starkoch oder Hobbykoch: es sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es bleiben keine Wünsche offen. Ob Klassiker neu verkocht oder exotisches Essen, hier wird ...

Es gibt sie zuhauf: die Kochsendungen. Ob Starkoch oder Hobbykoch: es sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es bleiben keine Wünsche offen. Ob Klassiker neu verkocht oder exotisches Essen, hier wird jede Kochsendung durch den Kakao gezogen.

Die Kochsendungen sind nun auch Hauptschauplatz dieses Buches. Thomas „Thom“ Manns Kneipe „Mannis Schnitzele“ läuft nicht mehr so gut. Das mag zu einem an dem Restaurant seiner Ex, das ihm gegenüber liegt, liegen, aber auch an den antiquierten Speisen, die er anbietet. Frittenberg oder Schitzeltod in Venedig scheint keinen mehr zu locken. Als ein TV Sender bei ihm in der Kneipe auftaucht und ihn in ein Kochsendungsformat packt, macht er mit, aber bereut es auch wieder sehr schnell. Die Formate mit ihm boomen, aber werden immer skurriler und er wird förmlich ausgeschlachtet. Er kommt aus der Nummer nicht mehr raus, und macht sich selbst zum Affen, auch zum Vergnügen seiner Ex und seinen besten Freunden. Seine Ex muss ihm dann auch noch aus der Patsche helfen, denn der Lebensmittelkontrolleur stirbt ausgerechnet in seiner Küche.

Dieses Buch strotzt vor Sarkasmus und Ironie. Auch ich , die jetzt nicht wirklich jede Kochsendung kennt, konnte herzlich lachen. Man muss zwar damit klar kommen, dass alles, was mit Kochformaten zu tun hat, durch den Kakao gezogen wird, aber man muss es mit Humor nehmen. Wer mit diesem Humor nicht klar kommt, für den ist dieses Buch nichts.

Für meinen Teil kann ich sagen, ich hab mich köstlich amüsiert. Es ist vieles sehr überzogen, und gerade das macht das ganze Buch für mich aus. Allein der Hauptprotagonist Thom zieht irgendwie das Unglück an. Was kann schon schief gehen? Wenn man meint, es kann dem ganzen nichts mehr drauf gesetzt werden, Markus Heitz setzt dem ganzen noch eins drauf. Es ist kein Krimi, es ist ein wundervoller Roman, der nicht nur das Format der Kochsendungen hinterfragt, sondern auch das System dahinter. Es wird Merchandise wie Kräutermischungen für zuhause verkauft, die schick heißen, damit man sie besser verkaufen kann. Restaurants werben mit außergewöhnlichen Gerichten, obwohl man vielleicht nur eine schnöde Wurst will. Als Krönung gibt es auch noch ein Musical, das die Geldmaschine noch mehr antreiben soll.

Die Geschichte habe ich als Hörbuch gehört. Der Einstieg fiel am Anfang kurz schwer, zum Teil wegen den Dialekten, aber zugegeben: das machte immer mehr Spaß, zuzuhören. Die Komik des Buches wurde durch den Sprecher Thomas Nicolai super eingefangen und rüber gebracht. Das kann beim Lesen durchaus verloren gehen. Dieses Buch gehört definitiv zu meinen Lesehighlights dieses Jahr. Übrigens wurden bei diversen Veranstaltungen von Markus Heitz Plüschschnitzel verteilt. Wie gut kann man ein Buch vermarkten? Ja! Das Cover schreit einen förmlich an, und es ist ein MustHave im Bücherregal.

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