Profilbild von jeanne_darc

jeanne_darc

Lesejury Star
offline

jeanne_darc ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit jeanne_darc über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2022

Sehr speziell - von zurückhaltendem Charme

Meter pro Sekunde
0

Westjütland, das Land der kurzen Sätze, ein Landstrich mit sehr speziellen Menschen, etwas wortkarg und von sehr zurückhaltendem Charme. Eine junge Mutter zieht mit ihrem Partner und dem gemeinsamen noch ...

Westjütland, das Land der kurzen Sätze, ein Landstrich mit sehr speziellen Menschen, etwas wortkarg und von sehr zurückhaltendem Charme. Eine junge Mutter zieht mit ihrem Partner und dem gemeinsamen noch namenlosen Baby nach Velling in eine Heimvolkshochschule, an der ihr Freund eine Anstellung als Lehrer bekommen hat. Für die Ich-Erzählerin ist das Leben auf einmal voller Hindernisse, doch sie wird von der Schulleiterin ermuntert, in der Lokalzeitung den Part des Kummerkastens zu übernehmen. Von da an verändert sich ihr Leben.

Die Romanhandlung, also der Alltag der Protagonistin mit Familie, Tagesmutter, Begegnungen mit Freunden und den Dorfbewohnern, Fahrschule und dem Leben in der Heimvolkshochschule, wechselt sich ab mit Anfragen und Antworten des Kummerkastens, sowie Liedertexten.

Mir persönlich haben die tiefsinnig und mit Wortwitz angereicherten Antworten des Kummerkastens am besten gefallen. Der schnelle Wechsel der kurzen Kapitel hat für mich keine Einheit ergeben. Anfänglich war auch der Schreibstil sehr gewöhnungsbedürftig. Trotzdem werde ich das Buch mit Sicherheit noch einmal lesen und versuchen, mich ganz darauf zu fokussieren und es als einen Roman darüber zu sehen, sich mit Humor und Menschenfreundlichkeit im Nirgendwo auf die Mitte des Lebens einzulassen.

Erst dachte ich, was für ein merkwürdiges Cover, doch als ich das Buch in den Händen hielt, war ich von der Gestaltung ganz angetan. Das untere Dreiviertel ist ein Schutzumschlag und hat eine ganz leicht glänzende, strukturierte Oberfläche. Macht man ihn ab, vervollständigt sich das Bild mit den Wolken über der Dünenlandschaft von Westjütland. Tolle Idee, so gefällt es mir richtig gut.

Sehr spezielle Lektüre, aber im Nachhinein betrachtet vergebe ich gerne 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2021

Generationskonflikte zwischen Tradition und Fortschritt

Wildtriebe
0

Nachdem Elisabeth’s Brüder nicht aus dem zweiten Weltkrieg wiederkamen, wird sie die Erbin des Bethches-Hofes. Den Erhalt und den Fortbestand des Hofes sieht sie als ihr Lebenswerk an. Seit Generationen ...

Nachdem Elisabeth’s Brüder nicht aus dem zweiten Weltkrieg wiederkamen, wird sie die Erbin des Bethches-Hofes. Den Erhalt und den Fortbestand des Hofes sieht sie als ihr Lebenswerk an. Seit Generationen geprägt von Traditionen, festen Regeln, im Rhythmus des Jahresverlaufes und der Versorgung der Tiere. Als nun Konrad, ihr einziger Sohn und Hoferbe, Marlies heiratet, ist Lisbeth nicht sehr angetan von der modernen jungen Frau, die keine Bäuerin ist. Dies soll sich unter Lisbeth’s Führung ändern. Doch Marlies kann es ihrer Schwiegermutter nicht recht machen. Sie möchte sich nicht immer unterordnen, sondern ihr Leben selbst bestimmen. Sie nimmt wieder ihren Beruf im Kaufhaus auf, macht den Jagdschein und den Traktorführerschein. Lisbeth ist in ihren Traditionen und Wertvorstellungen so verankert, dass die stillen Kriege tagtäglich zu spüren sind, denn es wird nicht miteinander gesprochen, jeder macht das mit sich allein aus.
Als Marlies Tochter Joanna geboren wird, ist Lisbeth ganz stolze Oma, endlich hat der Hof eine Nachfolgerin. Doch die stillen Kämpfe bleiben, um Mützen, Kinderwagen oder Erziehung. Zwischen Lisbeth und Joanna entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung. Doch auch Joanna hat ihren ganz eigenen Lebensentwurf.

Die Männer in dieser Geschichte bleiben sehr im Hintergrund.

Dieser Roman ist sehr schön und atmosphärisch geschrieben, wobei der Schreibstil bzw. das Stilmittel mit den unvollendeten Sätzen für mich das ein oder andere Mal etwas gewöhnungsbedürftig war.
Die Geschichte spiegelt die Generationsunterschiede und die Lebensmodelle der drei Protagonistinnen, sowie die Landwirtschaft im Wandel der Zeit sehr schön wider.

Das sehr schön gestaltete Cover mit den drei Blumen kann man gut den drei Frauen zuordnen. Der Bezug gefällt mir sehr.

Fazit: Ein unaufgeregter gut zu lesender Roman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.05.2021

Guter Krimi

Trauma – Kein Entkommen
0

Katja Sand, eine taffe Mordermittlerin, und ihr Kollege Rudi Dorfmüller haben es hier mit 2 Toten zu tun. Der eine im Baggersee ertrunken, der andere kurze Zeit später im Kühlschrank erstickt. Nach der ...

Katja Sand, eine taffe Mordermittlerin, und ihr Kollege Rudi Dorfmüller haben es hier mit 2 Toten zu tun. Der eine im Baggersee ertrunken, der andere kurze Zeit später im Kühlschrank erstickt. Nach der Obduktion deutet alles auf Suizid hin. Doch erste Parallelen werden zwischen den Toten sichtbar. Beide Opfer waren traumatisiert. Dies wird auch durch den behandelnden Psychoanalytiker Dr. Alexander Hanning bestätigt. Entgegen den Anordnungen ihres Chefs ermittelt Katja weiter. Je tiefer sie gräbt, desto klarer werden die Zusammenhänge, doch dabei wird sie von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt.

Das Buch ist aufgeteilt in drei Teile. Am Anfang eines jeden Teils wird vom Trauma eines Kindes erzählt. Sehr brutal, verstörend, lässt Raum für Spekulationen wer dieses Kind ist.

Guter flüssiger Schreibstil. Die Protagonisten sind exzellente Ermittler. Katja ist in ihrer Art manchmal abweisend und auch mal ungerecht. Rudi ist der immer gutgelaunte, schlagfertige Kollege, der sie bei allem unterstützt. Die Ermittlungsarbeit wird leider durch das Privatleben von Katja oft unterbrochen. Ihre eigene unaufgearbeitete Vergangenheit steht ihr und dem Leser öfters im Weg.

Eine unterhaltsame Lektüre, die erst im zweiten Drittel an Spannung aufnimmt. Für mich eher ein guter Krimi als ein Thriller.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.09.2024

Gute Story

Mit kaltem Kalkül
0

Ich war schon sehr gespannt auf den neuen Thriller von Michael Tsokos, da es für mich tatsächlich das erste seiner Bücher war.

Für Frau Doktor Sabine Yao von der Spezialeinheit Extremdelikte war es der ...

Ich war schon sehr gespannt auf den neuen Thriller von Michael Tsokos, da es für mich tatsächlich das erste seiner Bücher war.

Für Frau Doktor Sabine Yao von der Spezialeinheit Extremdelikte war es der zweite Fall. Dieser Teil kann aber problemlos unabhängig vom ersten Fall gelesen werden. Die Beschreibung zur Person findet sich in der Klappe des Covers. Für Monica Monti und weiteren Personen hätte ich mir auch so eine kurze Charakterisierung gewünscht. Dann hätte man sich die ewigen Wiederholungen wie, italienischer Abstammung, Ex-Geheimdienstler und den soundsovielten Hinweis auf die Abteilung etc., der Frau Dr. Yao angehört, sparen können. Das hat meinen Lesefluss extrem behindert. Auch die sehr schnell wechselnden Kapitel waren etwas gewöhnungsbedürftig.

Die Story um den verschwundenen achtjährigen Yasser fand ich gut und die Ausführungen der rechtsmedizinischen Vorgehensweisen waren äußerst interessant und wurden gut für den Laien erklärt. Diese Einblicke bekommt man auch nicht alle Tage. Das Spannungslevel hat sich auf einem soliden mittleren Niveau eingependelt.

Die Charaktere, soweit sie von Belang waren, wurden gut ausgearbeitet, so dass ich als Leser die eine oder andere Person sehr sympathisch bzw. empathisch empfand.

Durch das metallisch farbige Cover und die Tupferklemme mit der das Leichentuch zurückgezogen wird, sieht der Betrachter sofort, dass man sich in einem Sektionssaal befindet. Minimalistisch aber gut gestaltet, wobei Autorenname und Titel sehr viel Raum einnehmen.

Wer Tsokos-Fan ist, kommt hier auf seine Kosten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.08.2024

Rumänisches Erbe mit all seinen Facetten

Das Pfauengemälde
0

Zwei Jahre nachdem Anas geliebter Vater Nicu verstorben ist, bekommt sie einen Brief aus seiner Heimat. Endlich könnte sie das Pfauengemälde, das ihrem Vater so wichtig war, wiederbekommen. So reist sie ...

Zwei Jahre nachdem Anas geliebter Vater Nicu verstorben ist, bekommt sie einen Brief aus seiner Heimat. Endlich könnte sie das Pfauengemälde, das ihrem Vater so wichtig war, wiederbekommen. So reist sie zu ihren vielen Verwandten nach Rumänien, die ihr mit viel Herzlichkeit begegnen.

Die Autorin erzählt hier eine berührende Familiengeschichte, die geprägt ist durch die Enteignung von Grundbesitz, der kommunistischen Regierung Ceaușescus, Demonstrationen, Korruption und dem langjährigen Kampf das enteignete Hab und Gut zurückzubekommen. Für mich war es auch ein Exkurs in die Geschichte Rumäniens, sehr interessant.

Doch teilweise fand ich die Handlungen und Abläufe etwas unstrukturiert, was mich beim Lesen immer wieder daran gehindert hat, flüssig durch den Roman zu gelangen. Trotzdem hat es die Autorin geschafft, das Land, die Kultur und die dort lebenden Menschen/Charaktere sehr detailreich und authentisch darzustellen. Auch Anas Aufarbeitung von schmerzvollen Erinnerungen, Verlust und Trauer fängt die Autorin gekonnt ein.

Das Cover ist schon in seiner farblichen Gestaltung sehr ausdrucksstark, was mir gut gefällt. Auf jeden Fall ist dieses Buch für alle Leseinteressierte gut geeignet, die sich gleichzeitig mit der Geschichte des Landes auseinandersetzen möchten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere