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Veröffentlicht am 22.10.2024

Die Affären von Rainer Caofal

Der Frauenausborger
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„Der Frauenausborger“ ist ein unterhaltsamer Krimi des österreichischen Autors, Liedermachers und Kabarettisten Joesi Prokopetz.

Joesi Prokopetz berichtet aus der Perspektive seines Protagonisten Rainer ...

„Der Frauenausborger“ ist ein unterhaltsamer Krimi des österreichischen Autors, Liedermachers und Kabarettisten Joesi Prokopetz.

Joesi Prokopetz berichtet aus der Perspektive seines Protagonisten Rainer Caofal. Dieser ist

soeben zu Tode gekommen. Er vermutet, dass er erschlagen wurde, aber ganz sicher ist er sich da nicht. Da er sich gerne die Ehefrauen und Partnerinnen von Freunden und Bekannten ausgeliehen hat, gibt es einige Menschen, die als mögliche Täter in Betracht kommen würden. Rainer begibt sich auf die Suche nach seinem Mörder. Dabei lässt er uns in seine Vergangenheit eintauchen. Wir lernen seine Verflossenen kennen und erleben den Alltag in der Seniorenresidenz.
Was da zu Tage kommt, ist mehr als schräg.

Wer Joesi Prokopetz kennt, weiß was er zu erwarten hat. Viel schwarzen Humor, unbequeme Charaktere, menschliche Abgründe und eine Menge Wiener Charme. So ist es auch hier. Man sollte also nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, sondern einfach lesen und schmunzeln.

Die Gestaltung des Buches ist hier sehr stimmig. Das Cover deutet an worum es geht und der rote Buchschnitt ist ein richtig schöner Eyecatcher.

Es handelt sich hier nicht um einen spannungsgeladenen Krimi, sondern mehr um einen humorvollen Roman mit schwarzem, makaberem Humor und österreichischer Atmosphäre. Wer Josie Prokopetz kennt und mag, dem wird das Buch bestimmt gefallen.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Spannend und ein wenig mystisch

Der längste Schlaf
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„Der längste Schlaf“ ist ein spannender Roman der in Köln lebenden Journalistin und Autorin Melanie Raabe.

Mara Lux arbeitet als Schlafforscherin in London. Ihr Leben ist geprägt vom Schlaf bzw. ihrer ...

„Der längste Schlaf“ ist ein spannender Roman der in Köln lebenden Journalistin und Autorin Melanie Raabe.

Mara Lux arbeitet als Schlafforscherin in London. Ihr Leben ist geprägt vom Schlaf bzw. ihrer Schlaflosigkeit. Schon als Kind hat sie Träume gehabt, die sich bewahrheitet haben. So hat sie auch den Unfalltod ihrer Eltern im Vorfeld geträumt. Nachdem diese dann dabei ums Leben kamen, ist sie bei Pflegeeltern aufgewachsen.
Völlig unerwartet bekommt sie von einem Unbekannten ein Haus in einer Provinz in Deutschland – ihrem Heimatland – vererbt. Zunächst möchte sie ablehnen, beschließt aber dann doch dorthin zu fahren. Nach ihrer Ankunft stellt sie fest, dass sie eine unerklärliche Verbundenheit mit diesem Ort verspürt und es passieren übernatürliche Dinge.

Es gibt einen weiteren Handlungsstrang, der aus der Perspektive einer Ich-Erzählerin berichtet, die Kai retten will. Zunächst bleibt vollkommen unklar in welchem Zusammenhang diese Ereignisse mit Mara stehen.

Der Schreibstil von Melanie Raabe liest sich leicht und sie versteht es geschickt Spannung zu erzeugen. Gleichzeitig baut sie interessante Fakten über den Schlaf, Schlaflosigkeit und die Forschung ein. Mir gefiel diese Kombination sehr gut.
Mit Mara hat sie eine faszinierende und sympathische Protagonistin erschaffen.

Während ich zu Beginn wirklich Zweifel hatte, ob es der Autorin gelingen kann, die losen Fäden in ihrer Story zusammenzuführen, war ich nach Abschluß des Buches überrascht, wie gut ihr das hier gelungen ist. Fast ein wenig zu gut, manchmal ist weniger mehr, aber am besten lest ihr das selbst.

Das Buch ist eine gelungene und ungewöhnliche Kombination aus Thriller und Charakterstudie mit magischen Elementen. Wer sich darauf einlassen möchte, wird hier gut unterhalten werden.

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Veröffentlicht am 13.10.2024

Offene Worte über Begehren und Erotik

Dirty Diana: Das Erwachen
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"Dirty Diana: Das Erwachen" ist der erste Band aus der Dirty Diana-Trilogie und das Debüt der langjährigen Freundinnen und Autorinnen Jen Besser und Shana Feste.

Die Künstlerin Diana und ihr Mann Oliver ...

"Dirty Diana: Das Erwachen" ist der erste Band aus der Dirty Diana-Trilogie und das Debüt der langjährigen Freundinnen und Autorinnen Jen Besser und Shana Feste.

Die Künstlerin Diana und ihr Mann Oliver befinden sich in einer Krise. Ihre Ehe geht im Alltag unter und die frühere Leidenschaft ist verschwunden. Es fehlt die frühere Intimität, Familie, Arbeit und Gewohnheit haben sich dazwischengeschoben.
Diana erinnert sich an früher, an eine leidenschaftliche Beziehung zu einem Künstler und an ein Projekt, für das sie Interviews mit Frauen über ihre sexuellen Phantasien geführt hat.

Der Schreibstil der Autorinnen liest sich leicht und angenehm. Diana war mir sympathisch, eine selbstbewusste Frau, die mitten im Leben steht. Durch Rückblicke in ihre Vergangenheit lernt man sie gut kennen. Der Umgang mit ihrer Sexualität, ihrem Begehren und ihrer Lust wird offen und gelungen dargestellt, so dass es angenehm zu lesen ist und nichts Anstößiges hat.

Mir hat die Entwicklung von Diana gut gefallen. Oliver blieb hingegen etwas blass, was vermutlich auch nicht anders vorgesehen war. Dieses Buch gibt vornehmlich einen Blick auf die weibliche Seite, das weibliche Begehren und die Erotik in Langzeitbeziehungen. Dennoch hätte ich gerne mehr Einblicke in Olivers Gedanken und Gefühle gehabt.

Das Ende war überraschend und macht neugierig auf den nächsten Band.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Erschütternd

So gehn wir denn hinab
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„So gehn wir denn hinab“ ist ein sehr eindringlicher Roman der US-amerikanische Schriftstellerin Jesmyn Ward.

Annis wird in die Sklaverei hineingeboren. Ihre Mutter erzählt ihr von ihrer Großmutter - ...

„So gehn wir denn hinab“ ist ein sehr eindringlicher Roman der US-amerikanische Schriftstellerin Jesmyn Ward.

Annis wird in die Sklaverei hineingeboren. Ihre Mutter erzählt ihr von ihrer Großmutter - einer afrikanischen Kriegerin. Nachdem ihre Mutter und sie an Sklavenhändler verkauft werden, Grausamkeiten und Gewalt erfahren müssen, schikaniert und gedemütigt werden und unter unmenschlichen Umständen durch das Land getrieben werden, sind es die Erinnerungen der Geschichten ihrer Mutter, die Annis die Kraft zum Leben geben.

Der Schreibstil von Jesmyn Ward ist unglaublich wortgewaltig und intensiv. Sie beschreibt das Leben der Sklaven ungeschönt, in allen Einzelheiten. Es ist erschütternd, was die Sklaven damals erleiden mussten und einfach unglaublich mit welcher Gefühlskälte die Plantagenbesitzer „ihr Eigentum“ bis zum Umfallen schuften ließen.
Natürlich ist das nicht neu. Aber dadurch, dass wir alles aus der Perspektive von Annis erfahren und anhand dieses Einzelschicksals miterleben, sind die Grausamkeiten schon beim Lesen fast unerträglich.
Annis flüchtete in eine Welt voller Mythen und Geister, anders ist die Situation für sie nicht zu ertragen. Dieser mystische Teil, die zunehmenden Visionen von Annis haben mir leider weniger gut gefallen. Dadurch hat der Roman, der auf sehr eindringliche und intensive Art und Weise ein Stück Zeitgeschichte wiedergibt, für mich ein wenig an Brillianz verloren.

Es gibt Bücher, bei denen ich froh bin, sie gelesen zu haben, auch wenn ich mir beim Lesen am liebsten die Augen zugehalten hätte und die Situationen nur schwer zu ertragen finde. Dieses gehörte definitiv dazu.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Intensiv - poetisch - ehrlich

Als wir Schwäne waren
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„Als wir Schwäne waren“ ist ein aufrüttelnder Roman über Ankunft und Heimat des iranischen Autors und Journalisten Behzad Karim Khani.

Reza ist zehn Jahre als er mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland ...

„Als wir Schwäne waren“ ist ein aufrüttelnder Roman über Ankunft und Heimat des iranischen Autors und Journalisten Behzad Karim Khani.

Reza ist zehn Jahre als er mit seinen Eltern aus dem Iran nach Deutschland flieht. Die Familie wird in einer Siedlung im Ruhrgebiet einquartiert. Die Wohnung ist marode und in der tristen Umgebung sind weitere Migranten untergebracht. Gewalt, Kriminalität und Alltagsrassismus sind alltäglich.
Rezas Eltern sind gebildet, aber da ihre Abschlüsse nicht anerkannt werden, bekommen sie keine entsprechende Arbeit.
Reza ist klug, lernt schnell deutsch und kann sogar ein Gymnasium besuchen. Aber dennoch lebt er in einem Viertel, in dem Gewalt vorherrscht, in dem jeder Tag ein Überlebenskampf ist und aus dem es kein Entkommen gibt.

Der Schreibstil von Behzad Karim Khani ist einzigartig. Die Sätze sind kurz und knapp, seine Sprache sehr präzise und dennoch poetisch. Er versteht es die Wut und den Schmerz des Protagonisten spürbar zu machen. Seine Erlebnisse sind erschreckend und die Schwierigkeiten der Integration werden deutlich.
Die kulturellen Unterschiede sowie die daraus resultierenden Probleme werden gut dargestellt.
Rezas Beobachtungen sind treffend und hier sitzt wirklich jeder Satz und jedes Wort.

Obwohl das Buch gerade einmal 192 Seiten stark ist, enthält es unglaublich viel. Dabei geht es nicht nur um das Leben von Reza, sondern um Gewalt, Kriminalität, Integration, Heimat, Ankommen, Alltagsrassismus, kulturelle Unterschiede und vieles mehr.

Auch wenn ich nicht mit allem was der Autor schreibt übereinstimme, finde ich das Buch großartig, da es wichtige, aktuelle Themen aufgreift und einfach genial geschrieben ist.

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