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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2018

Rasante und brutale Verfolgungsjagd

Die Rache der Polly McClusky
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Dieser Roman ist nichts für Zartbesaitete. Unter White Supremacists im Drogen-Milieu geht es hart und erbarmungslos zur Sache, daran lässt Autor Jordan Harper in seinem Roman-Debut keine Zweifel.

Kurz ...

Dieser Roman ist nichts für Zartbesaitete. Unter White Supremacists im Drogen-Milieu geht es hart und erbarmungslos zur Sache, daran lässt Autor Jordan Harper in seinem Roman-Debut keine Zweifel.

Kurz bevor Nate McClusky vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wird, bringt er ein Mitglied der Gang Aryan Steel um, das ihn rekrutieren will. Zur Strafe ruft die Gang zum Mord an Nate, seiner elfjährigen Tochter Polly sowie Nates Ex-Frau und Pollys Mutter auf. Für die Mutter kommt jede Hilfe zu spät, doch Nate kann mit Polly fliehen. Doch nicht nur die Gang ist beiden dicht auf den Spuren, auch die Polizei sucht Nate wegen Kindesentführung. Bald werden die Verfolgten selbst zu Verfolgern: Nate versucht, Gangmitglieder einzuschüchtern, damit Aryan Steel ihn und Polly in Ruhe lässt.

Harper hat einen starken, bildlichen Schreibstil, der sofort Bilder im Kopf entstehen lässt. Dadurch fühlt sich die Geschichte unglaublich lebendig an – allerdings wurde sie mir bei den vielen Gewaltszenen dann streckenweise zu heftig. Wenn nicht gerade Blut spritzt, baut sich jedoch enorm viel Spannung auf. Dazu tragen auch die extrem knappen Kapitel bei.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Martha tanzt durch brisante Zeiten

Wenn Martha tanzt
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Tom Saller gelingt die Kunst, wichtige historische Ereignisse mit den Einzelschicksalen seiner Protagonisten zu verknüpfen und daraus einen lehrreichen und mitreißenden Roman zu schaffen.

Die Rahmenhandlung ...

Tom Saller gelingt die Kunst, wichtige historische Ereignisse mit den Einzelschicksalen seiner Protagonisten zu verknüpfen und daraus einen lehrreichen und mitreißenden Roman zu schaffen.

Die Rahmenhandlung spielt im Jahr 2001, wo Thomas das Notizbuch seiner Uroma Martha zu einem Millionenpreis versteigert. Martha hielt darin ihre Erlebnisse an der Kunstschule Bauhaus in Weimar sowie nach Kriegsbeginn in ihrer Heimat Pommern fest. Berühmte Bauhaus-Künstler wie Paul Klee und Wassily Kandinsky verewigten sich ebenfalls in dem Büchlein. Die Höchstbietende bleibt zunächst anonym, lädt Thomas dann jedoch zu einem Abendessen voll überraschender Wendungen ein.

In der zweiten Erzählebene begleitet der Leser die junge Martha durch ihr wechselhaftes Leben vor und während des Zweiten Weltkriegs. In Pommern aufgewachsen, geht sie als Schülerin ans Bauhaus, wo sie sich zu einer Pionierin im Ausdruckstanz entwickelt. Kurz vor Kriegsbeginn kehrt Martha jedoch mit ihrer Tochter Hedi in ihre Heimat zurück und erlebt dort Tragisches, bevor sie schließlich fliehen muss.

Die Geschichte bietet eine Menge emotionale, erschreckende und bewegende Momente und lässt sich flüssig lesen. Besonders zu Beginn hat mich die bildreiche Sprache begeistert, die das Geschehen auf ungewöhnliche Weise lebendig werden ließ. Leider hatte ich das Gefühl, dass der Stil mit dem Fortschreiten des Buches etwas nüchterner und weniger inspirierend wurde. Trotzdem halte ich „Wenn Martha tanzt“ für ein empfehlenswertes Buch, das in einigen Passagen besonders aktuell erscheint.

Veröffentlicht am 15.07.2018

Dichter Thriller mit überraschenden Wendungen

Der Kreidemann
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Mit einem unerwarteten Brief wird ein 30 Jahre zurückliegender Mordfall plötzlich wieder aktuell. Im Sommer 1986 entdeckten der 12-jährige Eddie und seine vier Freunde eine zerstückelte Leiche. Weitere ...

Mit einem unerwarteten Brief wird ein 30 Jahre zurückliegender Mordfall plötzlich wieder aktuell. Im Sommer 1986 entdeckten der 12-jährige Eddie und seine vier Freunde eine zerstückelte Leiche. Weitere Unfälle und Tragödien erschüttern die englische Kleinstadt in dieser Zeit. Erst im Jahr 2016 erfahren Eddie und Co, was damals wirklich passiert ist. Bis zum dramatischen Finale enthüllt die Autorin geschickt nach und nach die Ereignisse. Die Kapitel erzählen abwechselnd die Ereignisse von 1986 und 2016, wobei viele Kapitel mit einem Cliffhanger enden. Dadurch lässt sich das Buch streckenweise kaum aus der Hand legen. In der Mitte verliert der Thriller allerdings etwas an Tempo, weshalb sich das gewisse Kribbeln erst später wieder einstellt. Trotzdem ist „Der Kreidemann“ insgesamt ein gelungenes Debüt mit einer clever konstruierten Geschichte, deren Ausgang nicht vorhersehbar ist.

Veröffentlicht am 15.09.2024

19 Jahre Beziehung in vielen kleinen Blitzlichtmomenten

Die vorletzte Frau
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Eine Beziehung, die 19 Jahre dauert und in der die beiden Beteiligten einen Altersunterschied von 19 Jahren haben - am Ende ist es nur ein poetischer Zufall. In diesen 19 Jahren lernt die Ich-Erzählerin ...

Eine Beziehung, die 19 Jahre dauert und in der die beiden Beteiligten einen Altersunterschied von 19 Jahren haben - am Ende ist es nur ein poetischer Zufall. In diesen 19 Jahren lernt die Ich-Erzählerin nicht nur ihren Partner Tosch, sondern auch sich selbst intensiv kennen. Beide durchleben gemeinsam große Glücksmomente, aber auch Krankheit, Angst und Streit. Der Roman "Die vorletzte Frau" gibt blitzlichtartige Einblicke in große und alltägliche Momente dieser Beziehung, des Zusammenlebens und Getrenntseins. Katja Oskamp hat ein Talent dafür, spannende und nicht ganz einfache Figuren zu zeichnen und greifbar zu machen. Manchmal hätte ich mir trotzdem gewünscht, dass sie tiefere Einblicke in einige Momente gibt, denn die Geschichte fliegt förmlich an einem vorbei.

Der Roman ist kurzweilig und mitreißend geschrieben. Die Ich-Erzählerin liegt anscheinend nah bei der Autorin selbst, denn sie wird mit "Frau Oskamp" angesprochen, studierte wie die Autorin in Leipzig, arbeitet ebenfalls später in Marzahn als Fußpflegerin usw. Dadurch fühlt sich die sehr persönliche Geschichte noch intimer an.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Faszinierender Gedankenstrom

Tremor
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"Tremor" von Teju Cole beschäftigt sich mit einer faszinierenden bandbreite von Themen: von Kunst, Musik und Kultur, aktuellen Geschehnissen bis hin zu Kolonialgeschichte und deren Folgen, die bis in die ...

"Tremor" von Teju Cole beschäftigt sich mit einer faszinierenden bandbreite von Themen: von Kunst, Musik und Kultur, aktuellen Geschehnissen bis hin zu Kolonialgeschichte und deren Folgen, die bis in die Gegenwart reichen. Das verwebt der Autor ganz natürlich in die Gedankenströme seines Protagonisten Tunde. Ein Gedanke führt zum nächsten und der eher nüchterne Stil macht erst nach und nach deutlich, wie viel Tiefe in dem Roman steckt.
Es gibt keine klassische Handlung, die stringent erzählt wird, viel mehr lösen verschiedene Episoden und Erlebnisse die nächsten Gedanken aus. Teilweise scheinen die Erzählperspektiven zu wechseln und der Er-Erzähler spricht plötzlich den Leser mit Du an und erzählt einer bestimmten Person, die Tunde kennt, Teile der Geschichte. Die Erzählweise war manchmal etwas anstrengend, man muss sich wirklich darauf einlassen, der Erzählung und den philosophischen Gedankenströmen zu folgen. Dann ist die Lektüre sehr bereichernd.

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