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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2024

Inzwischen ist mir das verrückte Quartett richtig ans Herz gewachsen ...

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Auch diesmal geht es im Donnerstagsmordclub in der Seniorenresidenz Coopers Chase wieder heiß her. Aus dem schier unermesslichen Stapel an Cold Case Akten hat man sich diesmal den Fall rund um Bethany ...

Auch diesmal geht es im Donnerstagsmordclub in der Seniorenresidenz Coopers Chase wieder heiß her. Aus dem schier unermesslichen Stapel an Cold Case Akten hat man sich diesmal den Fall rund um Bethany Waites rausgesucht, der vor zehn Jahren ein riesiger Steuerbetrug zum Verhängnis wurde und sie das Leben kostete. Das kann das Rentnerquartett das aus Joyce, Elisabeth, Ibrahim und Ron besteht, natürlich nicht so unaufgeklärt im Raum stehen lassen. Doch kaum haben sie ihre Nase in die alten Akten gesteckt, gibt in den eigenen Reihen Vermisste. Ob sie aus dieser Nummer heil und vor allem triumphierend rauskommen werden?
Wie schon in den ersten beiden Bänden nahm mich die Geschichte wieder ganz in ihren Bann. Man muss genau hinhören, denn schnell nimmt der Fall Irrungen und Wirrungen an, die einem sonst entgehen könnten. Ich liebe es deshalb diese Reihe im Auto zu hören, ganz für mich allein. Neben der spannenden Ermittlungsarbeit kommt natürlich auch das Privatleben von und rund um die vier Senioren nicht zu kurz. So knüpfen denn Bogdan und Police Constable Donna De Freitas zarte Liebesbande und Joyce verguckt sich ein wenig in Viktor Illjitsch und seinen schwebenden Swimming Pool. Aber auch die weniger freundliche Seite des Lebens schlägt hin und wieder zu, und so scheint der arme Stephen langsam aber sicher immer tiefer in die Demenz zu versinken.
Alles in allem jedoch ist es eine ganz zauberhafte, sehr britische Krimireihe, die ihre Leser bzw. Hörer mitfiebern und gelegentlich schmunzeln lässt, das jedoch ganz ohne ins Klamaukige abzurutschen. Ich freue mich schon auf den vierten Teil, der natürlich – wie soll es anders sein – bereits auf dem SuB auf mich wartet. Von mir gibt es für die verirrte Kugel sehr verdiente vier schillernde Sterne am Hörbuchhimmel und eine absolute Empfehlung. Ich empfehle jedoch zusätzlich die Reihenfolge einzuhalten, damit man auch die lauten und leisen Zwischentöne versteht.

Veröffentlicht am 02.10.2024

Marthe Distel ... eine kluge und starke Frau mit Durchsetzungsvermögen ...

Mademoiselle Marthe und die Küche der Freiheit
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Wenn der Name Ulrike Renk auf dem Cover steht, kann man eigentlich durch die Bank eine großartige Geschichte erwarten. Und so wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht. Da ich selbst sehr gerne schnipple, ...

Wenn der Name Ulrike Renk auf dem Cover steht, kann man eigentlich durch die Bank eine großartige Geschichte erwarten. Und so wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht. Da ich selbst sehr gerne schnipple, koche und brate, war ich natürlich unheimlich neugierig auf die Geschichte der Marthe Distel, der es vor 130 Jahren gelang, sich in der von Männern dominierten Welt der „Cuisine“ zu behaupten und die über ihre Grenzen hinaus bekannte Kochschule Le Cordon Bleu zu gründen. Wir lernen sie als junges Mädchen kennen, als sie nach dem Tod des Vaters gemeinsam mit ihrer Mutter bei ihrer Großmutter Joséphine in den Vogesen ein neues Zuhause findet. Eigentlich wäre sie glücklich dort, im Einklang mit der Natur, umgeben von den zwei Frauen, die sie liebt. Doch ihre Mutter und Großmutter haben Größeres mit ihr vor. Sie soll nicht in der Einsamkeit versauern, sondern die große, weite Welt erobern. Schon früh bringen sie ihr kochen und Haushaltsführung bei. Ihre Mutter Julie strebt zudem eine anständige Schulausbildung für ihr Kind an, und so wagen Mutter und Tochter schließlich den großen Schritt und ziehen nach Paris. Marthe findet schon bald Gefallen am Leben in der Stadt, lernt fleißig und träumt von einer Karriere als Journalistin. Doch alles kommt anders als gedacht und bald schon verhilft ihr das von Joséphine und Julie erlernte Wissen zu einer Position der besonderen Art …
Beide Schauplätze – der Hof in den Vogesen als auch das Leben in Paris – werden sehr bildhaft und anschaulich beschrieben, so dass man beim Lesen das Gefühl bekam, direkt am Geschehen teilzunehmen. Sehr gut haben mir die ausführlichen Beschreibungen zu den Gerichten gefallen, und ich bekam direkt Lust, das ein oder andere nachzukochen. Allerdings hätte ich mir noch ein wenig mehr zum Thema Kochschule gewünscht, die kam meines Erachtens ein bisschen zu kurz. Nichtsdestotrotz ist der Roman rund um Mademoiselle Marthe einfach zauberhaft und auf jeden Fall eine Reise nach Frankreich wert. Ganz entzückend fand ich auch die Idee, das Buch selbst in ein 5-Gänge-Menü zu verwandeln, bei dem zu Beginn ein Amuse-Gueule, gefolgt von einem Entrée, einer warmen Vorspeise, der Hauptspeise und zum Schluss ein Dessert serviert werden. Wenn das nicht Lust auf Lesen, Kochen und Genießen macht, dann weiß ich auch nicht. Von mir gibt es für Marthe Distel und ihre Geschichte dampfende und duftende vier Sterne gepaart mit einer unbedingten Leseempfehlung. Ich sage hier einfach mal, lasst es euch schmecken und bon appétit !!!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
Veröffentlicht am 16.09.2024

Wenn man seine Träume nicht leben darf ...

Als wir von Schönheit träumten
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Das Leben könnte so einfach und gradlinig sein für eine Familie, die weiß, was sie vom Leben möchte. Rudi und Elli Salomon haben ihres dem Entwerfen und Nähen eigener Kreationen gewidmet und betreiben ...

Das Leben könnte so einfach und gradlinig sein für eine Familie, die weiß, was sie vom Leben möchte. Rudi und Elli Salomon haben ihres dem Entwerfen und Nähen eigener Kreationen gewidmet und betreiben ein kleines Modeatelier im schönen Leipzig. Doch der neu gegründete Staat „Deutsche Demokratische Republik“ hat anderes mit ihnen vor. Das eigenständige Unternehmen ist ihm ein Dorn im Auge, sie wollen enteignen und die Beiden in eine staatliche Näherei stecken. Wie lange wird es den Salomons noch gelingen durchzuhalten? Auch Tochter Hanka hat „Nadeln im Blut“ und vernäht schon zu Schulzeiten alles was sich in ein eigenes kleines Kunstwerk verwandeln lässt. Da wird sie dank der Bilder ihrer Schwester als Mannequin entdeckt und auch der verheiratete Redakteur Hartmut der Zeitschrift "Sybille" ist schnell Feuer und Flamme für sie. Kann das auf Dauer gutgehen? Um das Familienquartett zu vervollständigen gehört noch die ältere Tochter Annekathrin dazu, deren Herz für die Fotografie schlägt und die sich so gerne als Fotografin einen Namen machen möchte. Wird des den Vieren gelingen, unbeschadet in der DDR leben und wirken zu können?

Sehr gut stellt die Autorin Ines Thorn, selbst in den 60er Jahren in Leipzig geboren, die Situation in der ehemaligen DDR dar und vermag es anschaulich zu schildern wie schwer es damals war, wenn man nicht wie viele andere tausend Fische mit dem Strom schwamm. Für mich, zur gleichen Zeit im Westen geboren, war es gar keine Frage, dass ich mir mehr oder weniger jeden Traum erfüllen konnte, den ich zu träumen wagte. Ines Thorn gab mir einen Blick hinter die Kulissen, der wohl nur von damals „Betroffenen“ gegeben werden kann und ich hing zeitweise geradezu an den Zeilen. Leider fand ich dann aber das letzte Viertel des Buchs ein wenig zu gerafft, fast so als wollte man fertig werden und das Buch nun schnellstmöglich beenden. Schade, deshalb ziehe ich ein kleines Sternchen ab und vergebe vier von fünf Sternen. Eine unbedingte Leseempfehlung möchte ich dennoch aussprechen. Das Buch hat definitiv Aufmerksamkeit verdient!

Veröffentlicht am 10.09.2024

Forgotten names ... Valentina Sanina Schlee in the world of fashion ...

Die Modeschöpferin von Manhattan
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Diesmal hat sich die von mir sehr verehrte Autorin Joan Weng ein aufregendes Thema ausgesucht. Sie widmet ihren Roman der inzwischen leider vollkommen unbekannten Modedesignerin Valentina Schlee, die in ...

Diesmal hat sich die von mir sehr verehrte Autorin Joan Weng ein aufregendes Thema ausgesucht. Sie widmet ihren Roman der inzwischen leider vollkommen unbekannten Modedesignerin Valentina Schlee, die in den 40er Jahren viele Prominente Damen der Gesellschaft ausgestattet und auch um ihre eigene Person einen ganz schönen Wirbel veranstaltet hat. Man sagt ihr nach, dass sie „exzentrisch wie ein betrunkener Kolibri“ sei und da war sicher ein etwas in sich ruhender Gegenpol nötig, um die Dame des Hauses ein wenig in der Spur zu halten. Diese Rolle fällt ihrer jungen Assistentin Daisy zu, die mit viel Geduld und Umsicht Ordnung in das Chaos zu bringen versucht, in dem Valentina sonst unweigerlich versunken wäre. Daisy geht auf in ihrer Rolle, doch sie weiß, dass ihre Tage in New York gezählt sind, wollen ihre Eltern sie doch an den angehenden Südstaaten Anwalt Alistair verheiraten. Mit viel Geschick schafft sie es immer wieder einer geplanten Verlobung aus dem Weg zu gehen, denn ihr Herz schlägt für den irischen Journalisten Christopher Flanagan, der für ihre Eltern jedoch eine undenkbare Verbindung darstellt …

Ich freue mich, dass ich mit Hilfe der Autorin die schillernde Gestalt der Valentina Schlee kennenlernen und ein wenig in die Welt der Reichen und Schönen eintauchen durfte. Die schillernde Marlene Dietrich, Kathrin Hepburn, Präsidentengattin Eleanor Roosevelt und schließlich auch göttliche Greta Gabor gaben sich bei ihr die Klinke in die Hand. Aufgelockert wurde die Geschichte durch die junge Daisy und ihrer Entourage bestehend aus ihrer trinkfreudigen Tante und ihrer quirligen Freundin, so dass man nur so durch die Seiten flog. Gut gefallen hat mir die Mischung aus Wahrheit und Fiktion, wenn ich mir an manchen Stellen auch noch ein wenig mehr Tiefe gewünscht hätte. Diesem Roman hätten hundert Seiten mehr gutgetan. Dennoch vergebe ich für diese außerordentlich gut recherchierte Story sehr gerne vier schillernde Hollywood Sterne verbunden mit einer uneingeschränkten Leseempfehlung. Es hat mal wieder Spaß gemacht, liebe Joan!

Veröffentlicht am 09.09.2024

Was nicht passt, wird passend gemacht ... das Leben des Paul Brenner im "Pott" und beyond ...

Kerl aus Koks
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Ich könnte mir vorstellen, dass sich der beliebte Schauspieler Michael Brandner mit „Kerl aus Koks“ einen kleinen Lebenstraum erfüllt hat. Durch die Augen seines imaginären Sidekicks Paul Brenner lässt ...

Ich könnte mir vorstellen, dass sich der beliebte Schauspieler Michael Brandner mit „Kerl aus Koks“ einen kleinen Lebenstraum erfüllt hat. Durch die Augen seines imaginären Sidekicks Paul Brenner lässt er hiermit sein eigenes Leben Revue passieren. Die Zeitspanne von 1951 bis 1994 ist erfüllt von Höhen und Tiefen, von mehr als einer lebensbedrohlichen Situation, von Armut und Hunger aber auch von einem Zusammenhalt im Ruhrpott, der seinesgleichen sucht. Sein erstes Trauma erlebt der kleine Paul, als er abrupt aus seinem vertrauten Heim in einer Pflegefamilie in Bayern gerissen wird, in dem es immer nach fluffigem Brot und Schweinsbraten riecht, denn seine Mutter hat andere Pläne. Sie hat „in den Pott“ geheiratet und präsentiert dem verdutzen Paul nicht nur eine zu enge Wohnung in einer der vielen Mietskasernen, sondern auch den neuen Mann Helmut, seines Zeichens Bergarbeiter. „Das ist jetzt dein neuer Vater!“ verkündet sich und Paul muss sich fügen. Doch schnell findet der Stiefsohn Gefallen an der Situation. Er liebt Menschen und ist bald umringt von ebensolchen, die ihm das Leben versüßen. Die Ruinen werden sein großer Spielplatz, begleitet von Fußball, Currywurst und den „Proleten“, wie seine Mutter Helmuts Familie abwertet bezeichnet. Er wird größer, muss in die Schule, die er recht lustlos absolviert. Er ist eben ein Träumer, ein kleiner Wildfang, ein kleiner Künstler aber hat das Herz am rechten Fleck. Welche Abenteuer er in seinem Erwachsenenleben bestreitet wird, wird an dieser Stelle nicht verraten. Lest selbst und lasst euch entführen in Pauls Welt. Langweilig wird es nicht, soviel kann ich versprechen!

Der verschmitzte kleine Kerl auf dem Cover ließ mich sofort zu dem Buch greifen und ich wurde nicht enttäuscht. Neben einer absoluten Leseempfehlung vergebe ich hier gerne vier glänzende Sterne.

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