Erschütternder Schicksalsschlag einer italienischen Familie
Endlich das ganze LebenIm Italien der 80er Jahre werden die 16jährige Betta und ihre Cousine Miriam auf dem Weg zu einem Fest überfallen und vergewaltigt, Betta stirbt auf tragische Weise. Dieses Unglück erschüttert die Idylle ...
Im Italien der 80er Jahre werden die 16jährige Betta und ihre Cousine Miriam auf dem Weg zu einem Fest überfallen und vergewaltigt, Betta stirbt auf tragische Weise. Dieses Unglück erschüttert die Idylle einer etwas biederen italienischen Familie. Nachdem die Täter nicht gleich gefunden werden können, verläuft die Suche im Sande und die einzelnen Familienmitglieder versuchen jeder auf seine Weise mehr schlecht als recht mit der Situation zurecht zu kommen. Das geht so lange, bis sich Miriam in Leo verliebt und dieser versucht, aufzuklären, was damals wirklich geschah.
Roberta Recchia ist mit "Endlich das ganze Leben" ein großartiger Roman mit Krimi-Tendenz gelungen. Lernt man in den ersten Seiten die Familie und ihre Hintergründe sehr intensiv kennen, ist man bald in ihrem Schicksal mitgefangen und wird mitgenommen in das Leid, dass die Familie Ansaldo durch den unerwarteten Tod von Tochter Betta erfährt. Eine Mischung aus Familiengeschichte und Drama gepaart mit kriminalistischen Tendenzen verspricht Spannung und viel Emotion - ich konnte nicht anders, als von Beginn an mit der Familie mitzufiebern und mitzuleiden. Beziehungen werden in Frage gestellt, und jedes Familienmitglied geht anders mit dem Geschehenen um. Leider mangelt es an Kommunikation bei den Ansaldos und es muss der Schein, der gutbürgerlichen Familienidylle nach außen aufrecht erhalten werden - ein Fehler, der Miriam, die unmittelbar an dem Verbrechen dabei war, zum Verhängnis zu werden droht. Irgendwann bröckelt jedoch die Fassade und man kommt nicht mehr darum herum, sich miteinander und dem Geschehenen auseinander zu setzen.
Recchia arbeitet in ihrem Buch mehrere Handlungsstränge auf, die sich im Laufe des Buches schön ineinander verweben. Das Buch ist super spannend geschrieben, sodass es mich auch nicht gestört hat, dass die Kapitel relativ lang waren - ich hatte ohnehin das Gefühl immer weiter lesen zu wollen. Einzig gegen Ende wurden einige Themen aufgegriffen, die für mich für die Geschichte nicht nötig gewesen wären und eher für Verwirrung sorgten.
Insgesamt war "Endlich das ganze Leben" für mich ein großartiges, tiefgründiges Lesevergnügen, das mich emotional beschäftigt, aber auch sehr gut unterhalten hat. Sehr gerne empfehle ich das Buch daher weiter, bitte beachtet aber Trigger wie Gewalt, Sexualität und Drogenkonsum.