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Cleopatra0103

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2024

Ein besonderer und sehr intensiver Roman

So gehn wir denn hinab
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Dieses Buch ist ein besonderer Roman. Es geht um Sklaverei, aber auch den Glauben an die eigene Stärke und den Willen, selbst zu entscheiden. Der Leser begleitet Annis auf ihrem Leben im Elend, Leid und ...

Dieses Buch ist ein besonderer Roman. Es geht um Sklaverei, aber auch den Glauben an die eigene Stärke und den Willen, selbst zu entscheiden. Der Leser begleitet Annis auf ihrem Leben im Elend, Leid und Schmerz der Sklaverei. Dabei schildert die Autorin sehr drastisch, welche Qualen die Menschen zu erleiden hatten. Die fehlende Würde, das Ausgeliefertsein und die Machtlosigkeit gegenüber der Willkür der weißen Herrscher. Annis hat trotz allem eine einigermaßen behütete Kindheit mit ihrer Mutter. Diese endet jäh als der Plantagenbesitzer, der gleichzeitig Annis Vater ist, sie bedrängt und ihre Mutter verkauft. In ihrer Einsamkeit findet Annis Trost bei ihrer Freundin Safi, die zarte Liebesgeschichte zwischen beiden ist wunderbar erzählt und ein Kontrast zur Grausamkeit des Alltags. Doch das kleine Glück wird jäh zerstört, auch Safi und Annis werden verkauft und treten einen langen, qualvollen Marsch durch das Land an. Unterwegs zeigen sich Annis rätselhafte Geistererscheinungen. Diese intensivieren sich in der zweiten Hälfte des Buches, was einerseits märchenhaft ist, anderseits den Lesefluss etwas erschwert, da ich mich beim Lesen stark konzentrieren muss. Die Geister sind nicht nur gute Wesen, sie fordern, sind zäh und wollen Opfer und Dankbarkeit. Safi gelingt schließlich die Flucht, Annis bleibt zurück und wird an eine grausame Frau verkauft, bei der sie noch härter arbeiten muss und noch weniger zu essen bekommt. Bei allem Elend, allem Leid behält sie sich die innere Stärke und Kraft. Das hat mich beim Lesen sehr beeindruckt. Die Geister unterstützen sie, letztlich ist sie es aber, die sich aus dem Elend hervor kämpft und in die Freiheit aufbricht. Ein starker Roman, der zur Selbstermächtigung aufruft.

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Veröffentlicht am 15.10.2024

Vom Aufstieg über Kämpferin

Coco und die Revolution der Mode
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Coco Chanel hat mich schon immer fasziniert. Ihr Kampfgeist, ihre Kreativität, der Wille zur Perfektion. Dieses Buch stellt ihre frühen Jahre in den Mittelpunkt. Der mühsame Aufstieg von einem armen Mädchen ...

Coco Chanel hat mich schon immer fasziniert. Ihr Kampfgeist, ihre Kreativität, der Wille zur Perfektion. Dieses Buch stellt ihre frühen Jahre in den Mittelpunkt. Der mühsame Aufstieg von einem armen Mädchen zur Sonne der Modewelt, wie es im Roman heißt. Ihre Kindheit ist hart, das Kloster, in das sie nach dem Tod ihrer Mutter kommt, aber eine Rettung. Gabrielle ist fasziniert von der Ordnung und Strenge der Schwestern. Nach der Schule nimmt sie eine Arbeit bei einer Änderungsschneiderei an und lernt einen reichen jungen Mann kennen, der sie auch finanziell unterstützt. Anfangs hadert Gabrielle damit von reichen Männern abhängig zu sein. Letztlich bewahrt sie aber ihre Stärke indem sie das geliehene Geld zurückzahlt und das Beste aus der Situation macht. Ihre Liebe zu Boy Chapel nimmt einen großen Teil des Buches ein. Tragisch, dass diese Liebe letztlich nicht wirklich gelebt werden konnte. Was mir sehr imponiert, ist der Wille und Mut mit dem Chanel die Läden in Deauville und Biarritz eröffnet. Trotz Krieg und Risiko gelingt es ihr, erfolgreich zu sein. Hat sie vom Krieg profitiert? Vielleicht. Ist das eine Schande? Ich finde nicht. Der Roman zeichnet ein vielschichtiges Bild der Designerin, die stark und mutig ist, aber im Herzen auch geliebt werden will und eine tiefe Bindung zu ihrer Familie hat. Eine bemerkenswerte Frau. Nebenbei macht die Lektüre auch Lust auf Mode und darauf, sich gut anzuziehen. Es macht Spaß, den Roman zu lesen.

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Tiefe Einblicke in die marokkanische Geschichte

Schaut, wie wir tanzen
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Der zweite Teil der Familiengeschichte um Mathilde, Amine, Aicha und Selim führt wieder tief in die marokkanische Geschichte und in die schwierige Beziehung zwischen Frankreich und Marokko. Im Mittelpunkt ...

Der zweite Teil der Familiengeschichte um Mathilde, Amine, Aicha und Selim führt wieder tief in die marokkanische Geschichte und in die schwierige Beziehung zwischen Frankreich und Marokko. Im Mittelpunkt steht dieses Mal vor allem Aicha, die in Straßburg Medizin studiert und sich nach und nach von ihrer Familie und dem Land, in dem sie aufgewachsen ist entfernt. Dennoch kehrt sie nach dem Studium nach Marokko zurück und wird Ärztin. Sie lernt Mehdi kennen und verliebt sich in den klugen jungen Mann, der Karl Marx genannt wird. Seine Figur empfinde ich als sehr zwiespältig. Seine einst hohen Ideale zerbröseln nach und nach. Die tragischste Figur ist für mich der Bruder Selim, dem es einfach nicht gelingt, seinen Vater zufriedenzustellen und der sich den Hippies anschließt und in einem wirren Sumpf aus Drogen und Ekstase zu entgleiten droht. Letztlich geht er nach Amerika, viel mehr erfährt man leider nicht. Sehr gut eingefangen ist das Lebensgefühl der jungen marokkanischen intellektuellen Elite in den 70er Jahren. Strandvillen, Partys, lange Gespräche und Alkohol. Keine Existenzängste mehr, Lebensgenuss steht im Mittelpunkt. Die Ehe von Amine und Mathilde hat Bestand, dennoch tut mir Mathilde leid. Sie reibt sich auf für Familie und Haushalt, stärkt ihrem Mann den Rücken und wird dennoch betrogen und belogen. Wie hält sie das aus? Die schwierige politische Situation ist ebenfalls sehr eindringlich beschrieben. Doch leider bleiben mir die Figuren ein wenig fremd, sie berühren mich nicht so sehr wie im ersten Teil. Ich folge ihrem Weg zwar interessiert, aber etwas teilnahmslos. Der Schreibstil selbst gehört mir jedoch sehr gut. Bildhaft und detailreich, ohne ausschweifend und blumig zu sein.

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Veröffentlicht am 10.09.2024

Von besseren und schlechteren Menschen

Über Menschen
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Ich hatte sehr hohe Erwartungen an dieses Buch von Juli Zeh. Wir begegnen Dora, einer Berlinerin, die schon vor den ersten Corona-Monaten aus der Enge der Stadt ausbricht und ein Haus auf dem Land kauft. ...

Ich hatte sehr hohe Erwartungen an dieses Buch von Juli Zeh. Wir begegnen Dora, einer Berlinerin, die schon vor den ersten Corona-Monaten aus der Enge der Stadt ausbricht und ein Haus auf dem Land kauft. Als der Lockdown kommt und die Menschen um sie herum, allen voran ihr Freund Robert, immer paranoider werden, verlässt sie Berlin und beginnt ihr neues Leben auf dem Land. Bracken hält für Zugereiste nicht viel bereit. Der Einkauf mit dem Bus wird zur Tagestour, die Nachbarn entpuppen sich als Afd-Wähler und schlimmer noch, als waschechte Nazis mit krimineller Vergangenheit und letztlich verliert sie auch noch ihren Agenturjob und die Perspektive. Die Figuren sind gut beschrieben und eingefangen, man fühlt sich als Leser selbst als Besucher Brackens und stiller Beobachter. Doras Nachbar Gote, eigentlich ein hilfsbereiter Kerl, leider auch der Dorf-Nazi zwingt sie dazu, ihre Perspektive und ihren manchmal etwas selbstgefälligen Blick von oben herab zu ändern und weniger zu bewerten als viel mehr genau hinzuschauen. Dass man als Leser an einigen Stellen sogar Sympathie für Gote und auch die anderen Nachbarn empfindet, ist sicher so gewollt. Es gibt eben kein schwarz und weiß, auch bei Themen, bei denen man eigentlich glaubt eine klare Meinung zu haben. Das Buch liest sich gut, oft muss ich schmunzeln oder etwas länger über die Wahrhaftigkeit der Sätze nachgrübeln. Vieles ist punktgenau aus dem Leben und insbesondere dieser zerrissenen Corona-Zeit gegriffen und trifft mitten hinein in das Selbstverständnis von Städtern, die sich oft über die vermeintlich zurückgebliebene Bevölkerung auf dem Land erhebt. Dennoch ist mir manches zu gewollt, zu konstruiert und zu plakativ. Nichtsdestotrotz finde ich den Roman gelungen und rund und das Ende berührt mich und wahrscheinlich die meisten Leser trotz aller vorgefertigten Meinungen.

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Veröffentlicht am 20.08.2024

Bewegender Abschluss der Trilogie

Vielleicht können wir glücklich sein
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Der dritte Teil der Reihe um Klara, das Mädcheninternat und ihre Familie ist wirklich sehr bewegend und ein gebührender Abschluss. Die Handlung knüpft nahtlos an Teil 2 an. Die Figuren sind mir ans Herz ...

Der dritte Teil der Reihe um Klara, das Mädcheninternat und ihre Familie ist wirklich sehr bewegend und ein gebührender Abschluss. Die Handlung knüpft nahtlos an Teil 2 an. Die Figuren sind mir ans Herz gewachsen und ich muss zugeben, dass Klara mir in diesem letzten Teil am nahbarsten erscheint. Der Perspektivenwechsel zwischen der Zeit der letzten Kriegsjahre und heute ist sehr gut gewählt und sorgt für Abwechslung. Der Handlung um Klara und ihrer Familie in den harten und entbehrungsreichen Jahren zwischen 1943 und 1945 kommt aber deutlich mehr Raum zu. Viele Begebenheiten werden sehr detailliert geschildert. Das Wetter, die Landschaft und auch kurze Gespräche sind sehr bildhaft wiedergegeben, was die Atmosphäre unterstreicht und den Leser in die Handlung hineinzieht. Oft passiert auf vielen Seiten gar nicht so viel. Stimmung und Lebensgefühl sind sehr treffend beschrieben und für den Leser spürbar. Zum Schluss geht es dann allerdings ruckzuck. Die kurze „Besatzung“ des Hauses durch die Russen ist auf wenigen Seiten abgehandelt und insbesondere das Schicksal einer meiner kleinen Lieblingscharaktere ist sehr schnell, für meinen Geschmack beinahe nebensächlich abgetan. Das finde ich schade, da in weiten Teil sehr ausschweifend und detailliert erzählt wurde. Auch das Wiedersehen mit Gustav hätte meiner Meinung nach noch einen Auftritt verdient. Nichtsdestotrotz finde ich diesen Teil sehr gelungen. Insbesondere das Ringen Klaras um die richtigen Entscheidungen ist sehr gut eingefangen, ebenso das Hadern der Familie zwei Generationen später. Ein fesselnder Roman über Schuld, Familie, Liebe in sehr schwierigen Zeiten.

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