Berührend Geschichte, die betroffen macht
Wünschen„Ich glaube halt, Liebesgeschichten wie unsere haben grundsätzlich nicht die Tendenz zu Happy Ends“ S. 271
Allein dieser Satz geht einem bereits nahe. Wie furchtbar ist es wohl in eine Beziehung zu starten ...
„Ich glaube halt, Liebesgeschichten wie unsere haben grundsätzlich nicht die Tendenz zu Happy Ends“ S. 271
Allein dieser Satz geht einem bereits nahe. Wie furchtbar ist es wohl in eine Beziehung zu starten und gleichzeitig diese Überzeugung im Hinterkopf zu haben?!
Allerdings ist es nicht die Aussage von Obiefuna, dem jungen Protagonisten dieses Romans, denn er ist ganz anders.
Ich lerne ihn als unschuldigen, teilweise kindlich-naiven Jungen kennen, der mir sofort ans Herz wächst.
Als sein Vater einen anderen Teenager als Mitarbeiter für seinen Laden mit nach Hause bringt, ist keinem klar, was für eine schicksalhafte Begegnung das darstellt.
Denn die Familie lebt in den 2010er Jahren in Nigeria und amouröse Gefühle unter Gleichgeschlechtlichen sind untersagt und werden gesellschaftlich geächtet.
Insofern bleibt seinem Vater keine Wahl und er steckt ihn ein autoritäres Jungeninternat.
Hier wird Obiefuna erwachsen, lernt durch brutale Erfahrungen das „Prinzip des Stärkeren“ kennen und vor allem seine sexuelle Orientierung zu verstecken.
Der Autor veranschaulicht in seinem Werk diese Machtstrukturen in zwischenmenschlichen Beziehungen und Gesellschaften, ohne dabei zu explizit ins Detail gehen zu müssen. Die Beklemmung und Unterdrückung wird auch so spürbar.
Gleichzeitig schreibt er sehr zart und empfindsam über Emotionen zwischen den Charakteren und macht so ein Mitfühlen mühelos möglich.
Eine große Rolle in Obiefunas Leben spielt seine Mutter, der Chukwuebuka Ibeh den zweiten Handlungsstrang widmet. Auch sie veranschaulicht durch ihr Verhalten gesellschaftliche Normen des Landes und zeigt, wie schwer es ist sich dagegen aufzulehnen.
Für mich war es eine sehr berührende Lektüre, die mich bezüglich der herrschenden Realität in Nigeria betroffen zurückgelassen hat. Die Figure Obiefuna kam mir dabei sehr nahe und ich bewundere sie für ihre Kraft und ihre unverwüstliche Stärke.