Nervenaufreibend und packend.
Er will nicht gehen𝗘𝘀 𝗶𝘀𝘁 𝗮𝗹𝗹𝗲𝘀 𝗻𝘂𝗿 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗶𝗻𝗲𝗺 𝗞𝗼𝗽𝗳.
Oder?
In den letzten beiden Jahren widmete Lucy ihre ganze Aufmerksamkeit dem Erbe ihres Freundes. Überwachte die Renovierungsarbeiten und übernahm die gestalterische ...
𝗘𝘀 𝗶𝘀𝘁 𝗮𝗹𝗹𝗲𝘀 𝗻𝘂𝗿 𝗶𝗻 𝗱𝗲𝗶𝗻𝗲𝗺 𝗞𝗼𝗽𝗳.
Oder?
In den letzten beiden Jahren widmete Lucy ihre ganze Aufmerksamkeit dem Erbe ihres Freundes. Überwachte die Renovierungsarbeiten und übernahm die gestalterische Planung. Nun ist das Haus Nummer 18 der ‚Forrester Avenue‘ auf Hochglanz poliert, ein modernisierter Traum und bereit, gewinnbringend verkauft zu werden. Denn Lucy und Sam wollen raus aus London, reisen, zusammen neu beginnen.
Gerade heute ist die Maklerin zu spät und Lucy, die unter Panik- und Angstattacken leidet, allein mit dem vielversprechenden Kandidaten …
C. M. Ewan redet nicht lange drumherum, sondern beginnt sogleich an jenem verhängnisvollen Nachmittag. Der psychische Zustand der jungen Frau, die nervös und unsicher, gar paranoid wirkt, wird augenblicklich deutlich. Ironisch, dass Sam – ein handwerklich wenig begabter Hipster – Dozent für Psychologie und Verhaltensforschung sowie Gründer diverser Selbsthilfegruppen ist. Donovan – ein charmanter, hilfsbereiter Mann – hinterlässt einen positiven ersten Eindruck und scheint aufrichtig interessiert an einem Kauf.
Was für eine Story – in den letzten Jahren kam ich eher selten in thrilligen, packenden Genuss, doch dieses Buch fesselte mich von Anfang bis Ende, trotz der einen oder anderen Länge. In 24 Stunden hatte ich die Geschichte beendet, denn ich musste wissen, worauf all das hinausläuft.
„𝐄𝐫 𝐰𝐢𝐥𝐥 𝐧𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐠𝐞𝐡𝐞𝐧“ wird hauptsächlich in kurzen Kapiteln aus den Perspektiven von Lucy und Sam erzählt. Sie, mitten in der Besichtigung, hangelt sich mit dem Fremden von Raum zu Raum, immer im Nacken die Angst – Flashbacks, die sie zu übermannen drohen. Probleme, mit denen Lucy kämpft, seit ihr Leben über den Haufen geworfen wurde und nicht mehr zurückblieb als Leere und Lücken, dazwischen stechende Fragmente. Ein Trauma, tief in ihr, verursacht durch Tragik, die nicht greifbar ist. Zusätzlich erleben wir Sam bei der Arbeit mit Menschen, die unter den unterschiedlichsten Phobien leiden. Doch einer gehört hier nicht hin...
Ungewissheit und Misstrauen, Vorsicht und die Suche nach Wahrheiten begleiten die Seiten – eine unterschwellige Bedrohung krallt sich an die Geschehnisse und Gedanken; wird durch eine gewisse Distanz im Ton, durch eine Unmenge an Fragen und eine schwere, triste Atmosphäre aufrechterhalten.
Ewans detailreicher, verheißungsvoller Stil ermöglicht es, sich in den Haupthandlungsort und in die Figuren hineinzuversetzen, komplett in die beengende Situation einzutauchen; die Anspannung regelrecht zu spüren, Klicken und Knarzen zu hören. Perfide Pläne, erschreckende Hintergründe und echte Emotionen sorgen dafür, dass sich während des Lesens, während wir Lucy und ihren Gast begleiten, eine Gänsehaut ausbreitet.
„𝙴𝚒𝚗𝚎 𝚞𝚗𝚜𝚒𝚌𝚑𝚝𝚋𝚊𝚛𝚎 𝙷𝚊𝚗𝚍 𝚜𝚝𝚛𝚎𝚌𝚔𝚝𝚎 𝚜𝚒𝚌𝚑 𝚗𝚊𝚌𝚑 𝚖𝚒𝚛 𝚊𝚞𝚜, 𝚝𝚊𝚞𝚌𝚑𝚝𝚎 𝚝𝚒𝚎𝚏 𝚒𝚗 𝚖𝚎𝚒𝚗𝚎 𝙱𝚛𝚞𝚜𝚝 𝚞𝚗𝚍 𝚜𝚌𝚑𝚕𝚘𝚜𝚜 𝚍𝚒𝚎 𝙵𝚊𝚞𝚜𝚝 𝚞𝚖 𝚖𝚎𝚒𝚗 𝙷𝚎𝚛𝚣.
`𝐷𝑢 ℎ𝑎𝑡𝑡𝑒𝑠𝑡 𝐴𝑛𝑔𝑠𝑡 𝑤𝑒𝑔𝑒𝑛 𝑖ℎ𝑚. 𝑈𝑛𝑑 𝑒𝑟 𝑤𝑎𝑟 𝑑𝑖𝑟𝑒𝑘𝑡 ℎ𝑖𝑛𝑡𝑒𝑟 𝑑𝑖𝑟 (...)ʼ
Obgleich der eine oder andere Absatz zu viel der Beschreibung war, blieb der Spannungsbogen konstant oben; ungewiss, was als Nächstes passiert, woher die Gefahr in der ‚Forrester Avenue‘ rührt.
Zusätzlich sind es die psychologischen Aspekte und Themen, ebenso nachvollziehbar geschildert wie der hervorragend konzipierte Verlauf, die das Interesse nicht abflauen lassen.
Der Autor führt uns in die Irre, überrascht mit Twists, einer ausgeklügelten – gar verstörenden – Auflösung sowie einem adrenalingeladenen Finale. „Er will nicht gehen“ ist ein Thriller, der Beklemmungen auslöst, manipuliert und mitreißt. Hinein in die Abgründe des Menschen.