Cover-Bild All die gestohlenen Erinnerungen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 29.08.2024
  • ISBN: 9783492072601
Gaëlle Nohant

All die gestohlenen Erinnerungen

Roman | Packend und berührend - der preisgekrönte Titel aus Frankreich
Alexandra Baisch (Übersetzer)

Können gestohlene Erinnerungen zurückgegeben werden? 

Ein verblichener Stoffpierrot, ein Medaillon – so schlicht und klein diese Objekte auch sein mögen, jedes birgt ein großes Geheimnis. Jedes wurde einst seinem Besitzer von den Nazis entrissen. Nun soll die Französin Irène sie im Auftrag der Arolsen Archive den Familien der Opfer zurückgeben. Über eine Nummer im Stoff stößt Irène auf den 15-jährigen Lazar, der Buchenwald überlebte und dessen Spur sich als junger Mann in Griechenland verliert. Und sie findet Unglaubliches über die Polin Wita heraus, die das Medaillon in Auschwitz bei sich trug. Wie werden die Nachkommen Lazars und Witas, die über ganz Europa verteilt sind, auf die Schicksale reagieren, die mit den Objekten zu ihnen zurückkehren? Auch Irènes Leben wird nicht mehr dasselbe sein.

»Historisch faszinierend, menschlich herzzerreißend.« Libération

Von der Presse gefeiert – d as französische Meisterwerk über Erinnerung, die Rekonstruktion der Vergangenheit und die Arbeit der berühmten Arolsen Archive  

Uhren, Fotos, Spielzeug – die Nazis nahmen den Inhaftierten der Konzentrationslager allen persönlichen Besitz ab. Die meisten Objekte wurden von der SS bei der Räumung der Konzentrationslager vernichtet. Erhalten blieben nur etwa 3000 Gegenstände, die in den Arolsen Archiven in Hessen verwahrt werden. Im Rahmen der Kampagne #StolenMemory suchen Mitarbeiter:innen die Familien der KZ-Häftlinge, um ihnen diese Gegenstände zurückzugeben. 850 Familien wurden inzwischen gefunden.

Historisch relevant, hervorragend recherchiert, intensiv und feinfühlig in die Gegenwart geholt.

Ausgezeichnet mit dem Grand Prix RTL-Lire, einem der renommiertesten Literaturpreise Frankreichs.

Ein Buch von großer emotionaler Intensität für Leser:innen von Meriel Schindler.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.10.2024

Aus gestohlenen Erinnerungen werden berührende Schicksale

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Der ITS Arolsen (International Tracing Service) war vor vielen Jahre meine erste Anlaufstelle bei der Suche nach den Schicksalen meines ermordeten Großvaters und anderer Familienangehörigen. Heute heißt ...

Der ITS Arolsen (International Tracing Service) war vor vielen Jahre meine erste Anlaufstelle bei der Suche nach den Schicksalen meines ermordeten Großvaters und anderer Familienangehörigen. Heute heißt die Organisation Arolsen Archives und ist für viele Familienforscher und Historiker eine wahre Fundgrube. Dabei sind nur kleine Teile des Bestandes öffentlich zugänglich. Dass mich dieses Buch interessiert und anzog wie ein Magnet, ist nicht verwunderlich.

Der Roman von Gaëlle Nohant nimmt seine Hauptperson Irène zum Ausgangspunkt einer immerwährenden Suche nach Schicksalen und Nachkommen von Opfern des Holocaust und der Nazirepressionen gegen Kommunisten, Gläubige, Polen, Russen, Zwangsarbeitern usw., die Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Es geht um Ermordete und Verschollenen, um Ausgewanderte und nach dem Krieg Verstorbene. Und um deren Vermächtnis. Irène, eine Französin, die mit einem Deutschen verheiratet war und in Deutschland ihre zweite Heimat fand, arbeitet seit Jahren beim ITS. Unterdessen schreibt man das Jahr 2016, in den Archiven befinden sich u. a. rund dreitausend Asservate, deren rechtmäßige Besitzer noch nicht ermittelt werden konnten. Irène versucht, trotz der langen Zeit, die seit Kriegsende vergangen ist, diese aufzufinden, oder die Asservate an Kinder, Enkel oder Verwandte zu übergeben. Eine Sisyphusaufgabe.

Neben den Lebensgeschichten von Irène und deren ehemaliger Kollegin Eva erfährt der Leser/Hörer die recherchierten Schicksale der Besitzer verschiedenster Gegenstände. Sei es ein Taschentuch oder eine kleine Pierrotpuppe, jedes Stück trägt Geschichte(n) in sich. Die Kapitel sind namentlich den ehemaligen Besitzern oder den Protagonisten in Irènes Leben zugeordnet. Besonders die Suche in Polen stellt sich als eine psychologische Herausforderung dar, ich bewundere Irène, die sich trotz vieler Nackenschläge nicht abbringen lässt von ihrem Tun.

In einem Interview sagt die Autorin, sie wäre „praktisch Tag und Nacht drei Jahre meines Lebens beschäftigt“ mit der Recherche. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das Recherchieren unheimlich viel Zeit verschlingt und einem ein großes Maß an Hartnäckigkeit und auch Resilienz abfordert, die gefundenen Tatsachen zu verarbeiten. Das Buch zeugt von dieser Recherche, indem es all seine Protagonisten echt und lebendig darstellt, auch in der Fiktion.

Dass auch im ITS bzw. in den Arolsen Archives nicht alles glatt geht und es Kompetenz- und andere Streitigkeiten gibt, kann jeder, der sich dafür interessiert, in den Medien nachlesen. Das schmälert aber die großartige Leistung dieser Organisation nicht. Es macht nur klar, auf welch vermintes Terrain auch heute noch die Nachforschungen treffen.

Dass die Autorin unbedingt noch grüne Propaganda einfügen musste, die Irènes Sohn Hanno verkündet, und dass sie auf die oftmals sperrige sogenannte geschlechtergerechte Sprache wohl nicht verzichten wollte, sind die einzigen Kritikpunkte, die ich anzumerken habe.

Fazit: Es ist unerheblich, ob all die Geschichten Fiktion sind oder vielleicht so oder ähnlich stattgefunden haben. Dieses Hörbuch/Buch gibt symbolisch vielen Opfern eine Stimme, die sonst niemals gehört würden. Sehr beeindruckend, sehr traurig und doch wunderbar geschrieben und sehr einfühlsam gelesen. Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Bewegend, traurig und unglaublich wichtig

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Ein Pierrot und ein Medaillon. Zwei ganz normale Gegenstände sind die Grundlage dieses Romanes. Nur das es keine normalen Gegenstände sind. Sie haben eine ganz besondere Geschichte. Sie haben Menschen ...

Ein Pierrot und ein Medaillon. Zwei ganz normale Gegenstände sind die Grundlage dieses Romanes. Nur das es keine normalen Gegenstände sind. Sie haben eine ganz besondere Geschichte. Sie haben Menschen gehört die im Konzentrationslager waren. Irené arbeitet für eine Organisation die sich um diese zurück gelassen Gegenstände kümmert und sie den Hinterbliebenen zurück geben will. Anhand dieser zwei Gegenstände erzählt All die gestohlen Erinnerungen grauenvolle Geschichten von Menschen die nichts getan haben und trotzdem in diese Lager kamen,von auseinandergerissenen Familien, von Leid und unmenschlichen Verhältnissen. Aber auch von der Hoffnung Menschen zu finden, die sich darüber freuen etwas von ihren Verwandten zurück zu bekommen..

Ich muss sagen, das ich mich zunâchts etwas erschlagen gefühlt habe von den vielen Informationen und historischen Fakten die hier aufeinander treffen. Ich hatte zunächst das Gefühl mehr in einem Sachbuch zu sein als in einem Roman. Je länger ich aber in die Geschichte von Irené abgetaucht bin, umso mehr hat sie mich gefesselt. Die schrecklichen Dinge die sie in ihren Nachforschungen herausgefunden hat, wurden durch die Ereignisse in der Gegenwart abgemildert.

Dieses Buch ist eines gegen das Vergessen. Ein Buch das nachdenklich macht, das erschüttert und traurig macht und dabei so wichtig und wunderbar.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Harte Kost, aber eine unbedingte Leseempfehlung

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Die (fiktive) Französin Irène Martin lebt schon über zwanzig Jahre in Hessen und arbeitet beinahe ebenso lange in den (realen) Arolsen Archives, die als International Tracing Service (ITS) kurz nach Ende ...

Die (fiktive) Französin Irène Martin lebt schon über zwanzig Jahre in Hessen und arbeitet beinahe ebenso lange in den (realen) Arolsen Archives, die als International Tracing Service (ITS) kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges gegründet worden ist, um jenen Menschen, die der NS-Terror verschleppt und ermordet hat, zu gedenken bzw. Überlebenden Auskunft über das Schicksale von deren Verwandte zu geben. Auch Daten zu den Millionen Displaced Persons, die nach dem Krieg in Europa herumirrten, sind hier dokumentiert. Spät, aber doch, gelingt es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Licht ins Dunkel der Geschichte zu bringen und manchmal können auch Gegenstände dieser Personen, die im Archiv aufbewahrt werden, an Hinterbliebene zurückgegeben werden.

Ein solcher Gegenstand, um den es in diesem historischen Roman geht, ist ein abgeliebter Pierrot, der, wie ein Medaillon, Irène bei ihren Recherchen unter anderem bis nach Polen führt. Auf der Suche nach dem früheren Besitzer der Stoffpuppe begegnet sie in den Datenbanken nicht nur Opfern der Shoa, sondern auch Tätern. Dabei muss sie feststellen, dass auch der frühere Leiter des Archivs seinen Anteil an den dunklen Jahren der deutschen Geschichte hat.

Wenn nun Hinterbliebene ausfindig gemacht worden sind, oder jene von sich aus die Archive kontaktieren, ist genau abzuwägen, wie ihnen die Ergebnisse der Nachforschungen präsentiert werden sollen.

Meine Meinung:

Sehr einfühlsam und dabei doch eindrücklich beschreibt Gaëlle Nohant die Arbeit in den Archiven. Für die Menschen wie die fiktive Irène Martin, die dort arbeiten und forschen, ist dies nicht nur Beruf sondern Berufung, denn er gehört schon sehr viel Mut und Liebe dazu, sich mit den Schicksalen jener Menschen, die der Moloch der Nazis verschluckt hat,zu beschäftigen. Genau wie Irène habe ich mich zunächst gewundert, dass einige Datenbanken streng geheim und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Als dann die Rolle des früheren Direktors bekannt wird, ist alles klar.

Auf die Frage, warum und wie sie sich auf ihrer Suche den vermissten Personen nähert, antwortet Irène:

„Der Instinkt und die Geduld. Ich verbringe wahnsinnig viel Zeit damit, an die Menschen zu denken, die ich suche.
Tag und Nacht. während ich laufe, beim Autofahren. Mein Sohn wirft mir das oft genug vor. Immer sind meine Ermittlungen in einer meiner Gehirnwindungen präsent. Ich folge meinen Intuitionen, ich überprüfe sie, um herauszufinden, ob sie standhalten. Ich versuche die Spuren miteinander zu verbinden, und die meiste Zeit ist das ziemlich beschwerlich. Und dann spüre ich unvermittelt, dass ich eine heiße Spur habe. Das ist dann ein ganz besonderes Brennen.“

Und genau dieses Brennen, das Irène spürt, kann man auch beim Lesen erleben. Dieser historische Roman liest sich fesselnd, auch wenn die eine oder andere Schilderung von den Gräueln der NS-Schergen schwer zu verkraften ist. Obwohl ich schon mehrere Meter Bücher zu diesem Thema gelesen habe, erfahre ich doch wieder etwas Neues.

Die Erzählweise, jedes Kapitel ist mit wiederkehrenden Namen wie Eva, Wita, Elsie, Teodor, Lazar, Myriam oder Allegra überschrieben, finde ich sehr interessant. Für mich ist jedes Kapitel ein Puzzleteil, das sich ausführlich mit jener Person des Namens beschäftigt. Zusammengesetzt ergeben diese Mosaiksteinchen ein Gesamtbild.

Kaum ist eine Frage halbwegs beantwortet, tauchen aus diesen Antworten neue Fragen auf. Wie ein Spinnennetz ergeben sich neue Spuren, die nicht immer zum Ziel führen, sondern auch in diverse Sackgassen oder zunächst unbedeutenden Nebenschauplätzen enden. Hier den Überblick zu bewahren, ist die große Kunst der Mitarbeiter des Arolsen Archives. Eine Schwierigkeit bei dieser Arbeit ist es auch, die noch vorhandenen Quellen richtig in den historischen Kontext einzuordnen. Denn, als klar wird, dass der Krieg verloren ist, wird ja angeordnet, so viele Dokumenten wie möglich, zu vernichten, um keine Beweise über ihre Gräueltaten den Siegermächten zu überlassen. Außerdem habe sich zahlreiche Nazis geschickt ihre eigenen Legenden gebastelt, um nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Ein besonders abstoßendes Kapitel in der ohnehin schon grausamen Geschichte des NS-Staates, bildet die Entführung von blonden, blauäugigen - also arisch aussehenden - Kindern aus den annektierten Gebieten, um sie in Familien überzeugter Nazis aufwachsen zu lassen. Dieses Kapitel der deutschen Geschichte ist noch nicht zur Gänze erforscht. Wie viele von diesen zwangsadoptierten Kindern, die vor allem aus Polen stammen, ist bis heute nicht genau bekannt, da man hier alle Spuren ziemlich gut verwischt hat.

Der interessierte Leser kann hier durchaus Parallelen zu den aktuellen Entwicklungen in der Ukraine entdecken.

Fazit:

Mit diesem eindrucksvollen historischen Roman hat Gaëlle Nohant die akribische Arbeit der Arolsen Archives vor den Vorhang geholt. Gerne gebe ich diesem Buch eine Leseempfehlung und 5 Sterne!

Veröffentlicht am 17.09.2024

Ein bewegendes Buch, das man nicht so schnell vergisst

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Das Buch ist aus der Sicht Irènes geschrieben, die als Rechercheurin bei den Arolsen Archiven arbeitet. Durch diese Erzählperspektive bekommt man als Leser die ganze Suche nach Angehörigen mit und durch ...

Das Buch ist aus der Sicht Irènes geschrieben, die als Rechercheurin bei den Arolsen Archiven arbeitet. Durch diese Erzählperspektive bekommt man als Leser die ganze Suche nach Angehörigen mit und durch Briefe, Tonbänder, Akten und Zeitzeugen werden die Menschen und ihre Geschichten lebendig. Die Autorin hat gründlich recherchiert und ihr Buch sehr gut konstruiert. Die herzzerreißenden Einzelfälle werden ausführlich mit all ihren Verwicklungen und im historischem Kontext erzählt. Die Geschichten sind nachvollziehbar und rühren zu Tränen, vor allem weil die Bedeutung für die Nachfahren auch nach all diesen Jahren noch sehr groß ist, was gut vermittelt wird. Die Bandbreite der Geschichten ist umfangreich und man nimmt als Leser viel historisches Wissen auf. Durch Irène erlebt man die Reaktionen der Personen ungefiltert mit und profitiert dennoch von ihrer Reflektionsfähigkeit und ihrem Mitgefühl. Der Schreibstil ist einwandfrei und war sehr gut zu lesen. Zum Ende hin gab es einige Wiederholungen, die nicht nötig gewesen wären, aber für mich trotzdem keinen Abzug für dieses tolle Buch rechtfertigen. Mir hat es sehr gut gefallen, es ist ein Buch, das in Erinnerung bleibt!

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Erschütternd und aufwühlend

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Dieser Roman erzählt die Geschichte des International Tracing Service (ITS), der es sich zur Aufgabe gemacht hat, gestohlenen Besitz der KZ-Inhaftierten an die jeweiligen Familien der Opfer wieder zurückzugeben. ...

Dieser Roman erzählt die Geschichte des International Tracing Service (ITS), der es sich zur Aufgabe gemacht hat, gestohlenen Besitz der KZ-Inhaftierten an die jeweiligen Familien der Opfer wieder zurückzugeben. Der Leser begleitet die junge Französin Irène, die aller Schwierigkeiten zum Trotz mit Ausdauer und Geduld beispielsweise den Spuren eines Medaillons nachgeht und damit auch auf andere dramatische Schicksale stößt.
Es ist ein Buch, das unter die Haut geht, da es auf Tatsachen beruht und penibel recherchiert wurde. Sensibel und nachvollziehbar erzählt, lief mir einige Male die Gänsehaut über den Rücken.
5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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