interessantes Szenario, aber zu kurz und oberflächlich ausgeführt
Wie, das soll jetzt alles gewesen sein? Das war meine erste Reaktion, nachdem ich Tom Hillenbrands aktuellen Roman „Lieferdienst“ beendet hatte. Zugegeben, mir hätte auffallen können, dass „Lieferdienst“ ...
Wie, das soll jetzt alles gewesen sein? Das war meine erste Reaktion, nachdem ich Tom Hillenbrands aktuellen Roman „Lieferdienst“ beendet hatte. Zugegeben, mir hätte auffallen können, dass „Lieferdienst“ mit nur 192 Seiten erheblich kürzer ausfällt als Hologrammatica, Qube, Montecrypto oder auch ‚Die Erfindung des Lächelns“, die mir mit ihrer Komplexität und spannenden Entwicklungen ausgesprochen gut gefallen haben.
‚Lieferdienst‘ spielt in einer unbestimmten Zukunft in Neu-Berlin, nachdem die Stadt, die wir heute kennen in einem Krieg zerstört wurde, und nimmt die ausufernde Entwicklung der online-Lieferdienste aufs Korn. Produkte werden nicht mehr in Fabriken produziert, sondern in riesigen 3-D-Druckern nach Bestellung hergestellt, oft von konkurrierenden Lieferdiensten zeitgleich. Wer am schnellsten ausliefert, macht das Geschäft, was übrigbleibt wird vernichtet. Held der Geschichte ist Arkadi, Angestellter bei einem der größten Versandunternehmen, der auf seinem Hoverboard durch die Stadt düst und bei einem Auftrag Zeuge wird, wie ein Kollege ermordet wird. Weitere Sonderaufträge und Befragungen aus der Chefetage bringen Arkadi in brisante Situationen aber auch ins Grübeln, ob da noch alles mit rechten Dingen zugeht.
Passend zum Thema ist die Geschichte temporeich erzählt, auf der Strecke bleiben dabei jedoch detaillierte Beschreibungen und eine Entwicklung der Charaktere. Die Hauptfigur Arkadi bleibt dabei ebenso blass und oberflächlich wie das ganze Szenario. Insbesondere zu Beginn wird der Leser mit fachspezifischen Begriffen gerade zu bombardiert, deren Bedeutung man sich zwar im Verlauf zusammenreimen kann, den Lesefluss aber zunächst holprig gestalten. Kaum hat man sich richtig eingelesen und Gefallen an dem spannenden Verlauf gefunden, ist auch schon das Ende erreicht, das einen wie Arkadi abrupt aus der Luft fallen lässt.
Die Idee hinter diesem Bändchen ist interessant, die Ausführung ist Tom Hillenbrand in seinen anderen Romanen deutlich besser gelungen. Selbst die 14,99 Euro für das ebook halte ich in diesem Fall für deutlich überteuert.