Profilbild von westeraccum

westeraccum

Lesejury Star
offline

westeraccum ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit westeraccum über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2024

Gratwanderung

Die Frauen jenseits des Flusses
0

Kristin Hannah widmet sich in diesem Buch einem fast vergessenen Kapitel der amerikanischen Geschichte. Der Vietnamkrieg war lang, vergeblich und forderte viel zu viele Todesopfer auf beiden Seiten. Dass ...

Kristin Hannah widmet sich in diesem Buch einem fast vergessenen Kapitel der amerikanischen Geschichte. Der Vietnamkrieg war lang, vergeblich und forderte viel zu viele Todesopfer auf beiden Seiten. Dass auch Frauen in Vietnam stationiert waren, entzog sich bisher meiner Kenntnis, sie waren vorwiegend im medizinischen Bereich tätig.
Eine davon ist die fiktive Frances McGrath, die nach dem Tod ihres Bruders in Vietnam als Krankenschwester dort tätig werden will. Sie ist idealistisch und hofft andere junge Männer retten zu können, wenn sie es bei ihrem Bruder schon nicht geschafft hat. Doch dann knallt sie hart auf den Boden der Realität. Die Arbeit bringt sie an die Grenzen ihrer körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit und als sie nach zwei Jahren in die Heimat zurückkehrt, wird sie mit ihren Alpträumen und Flashbacks vollkommen allein gelassen. Sie versucht irgendwie wieder in den normalen Alltag zurückzufinden, aber das gelingt ihr nicht.
Wie man in den USA mit den Veteranen und Veteraninnen des Vietnamkrieges umging, das ist ein bitteres und beschämendes Kapitel. Erst zehn Jahre nach dem Ende des Krieges wurde ein Mahnmal für die Gefallenen eingeweiht. Die Leiden der Verletzten wurden kaum anerkannt, viele wurden drogensüchtig oder begingen Selbstmord. Durch Agent Orange erkrankten viele an Krebs und Frauen erlitten Fehlgeburten.
Das alles schildert Hannah am Beispiel von Frances sehr eindrücklich und intensiv. Dabei gelingt ihr die Gratwanderung, den Krieg nicht zu verherrlichen oder die Soldaten zu heroisieren. Sie hat sehr gut recherchiert und bleibt nah an der oft schrecklichen Realität. Man kann das Buch kaum aus der Hand legen und möchte es doch manchmal, denn einige Stellen sind schwer auszuhalten.
Ein sehr gutes Buch mit einem Thema, das auch bei uns zu oft vergessen wird!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2024

Herb

Die Tage des Wals
0

Dies ist ein Buch, bei dem alles passt. Das Cover in seiner rauhen Schnörkellosigkeit, die herbe Sprache der Autorin und der berührende Inhalt über eine zerfallende Welt auf der Insel.

Manod lebt mit ...

Dies ist ein Buch, bei dem alles passt. Das Cover in seiner rauhen Schnörkellosigkeit, die herbe Sprache der Autorin und der berührende Inhalt über eine zerfallende Welt auf der Insel.

Manod lebt mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester auf einer kleinen Insel vor der walisischen Küste. Die Bewohner leben vom Fischfang, sie sprechen ihre eigenen Sprache und pflegen ihre eigene Kultur. Als ein Wal am Strand auftaucht, erregt die Insel das Interesse der Engländer vom Festland und Joan und Edward kommen auf die Insel, um das abgelegene Eiland zu erforschen. Dabei hift ihnen Manod, denn sie spricht neben der Sprache der Insel auch Englisch und ist intelligent und aufgeweckt. Ihr größter Traum ist es aufs Festland zu gehen und dort zu studieren, aber für sie liegt das außerhalb ihrer Möglichkeiten. Nun sieht sie eine Chance und will sie nutzen.

Elizabeth O'Connor hat ein berührendes Buch in einer sehr prägnanten Sprache geschrieben. Die Kapitel sind kurz und immer wieder kehrt sie zu dem gestrandeten Wal zurück, der am Strand langsam zerfällt. Er zerfällt so wie die Kultur der Inselbewohner, sie sehen keine Zukunft mehr auf der Insel und beim Fischfang, junge Leute ziehen weg, um anderswo ein besseres Leben zu finden. Ob das immer besser ist, das sei mal dahingestellt, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch Manod wird bitter enttäuscht. Statt mit den Forschern gehen zu können, wird sie kommentarlos zurückgelassen und auch ihre geliebten wertvollen Stickereien werden gestohlen. Man erfährt nicht, ob sie ihren Traum verwirklichen kann.

Das Buch hat mich tief beeindruckt und berührt. Die Naturschilderungen sind sehr eindrucksvoll, man lebt quasi mit auf der Insel und lernt ihre Schönheiten, aber auch ihre Herbheit kennen. Leider endet es nicht hoffnungsvoll, man hofft nur, dass Manod ihren Weg finden wird. Auf jeden Fall lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2024

Was für eine Karriere!

Dunkler Abgrund
0

Was für eine Karriere! Clara Lofthus hat zwei Menschen umgebracht und nun wird sie norwegische Justizministerin! Was für Außenstehende wie der Höhepunkt einer gut geplanten Laufbahn aussieht, setzt die ...

Was für eine Karriere! Clara Lofthus hat zwei Menschen umgebracht und nun wird sie norwegische Justizministerin! Was für Außenstehende wie der Höhepunkt einer gut geplanten Laufbahn aussieht, setzt die alleinerziehende Mutter von Zwillingen unter Druck und sie lehnt den angebotenen Personenschutz ab, um niemanden nah an sich heranzulassen. Nur ihr Fahrer und Leibwächter Stian bekommt Zugang zu ihr. Als kurz nach der Amtsernennung ihre beiden Söhne entführt werden, ist er ihre einzige Stütze und sie muss sich ihm anvertrauen.
Das Buch ist nach "Tiefer Fjord" der zweite Band der Geschichte von Clara Lofthus. Ich hatte den ersten Band nicht gelesen, aber nach einer kurzen Eingewöhnung und dem Sortieren der zahlreichen Namen kam ich auch so klar, denn es werden die Ereignisse des Vorgängerbandes raffiniert in die neue Handlung eingearbeitet.
Das Buch ist geschickt komponiert und die handelnden Personen erzählen abwechselnd ihre Sicht der Dinge. Das macht das Lesen zwar nicht einfacher, gibt der Story aber mehr Volumen.
Die Spannung trägt bis zum überraschenden Ende und man darf gespannt auf den dritten Band sein!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2024

Zurück in die Jugend

Wir werden jung sein
0

Wie wäre es, plötzlich wieder acht Jahre jünger zu sein? Diese Erfahrung machen die vier Probanden einer Medikamentenstudie der Berliner Charité, die an Herzproblemen leiden und deren Leben nicht mehr ...

Wie wäre es, plötzlich wieder acht Jahre jünger zu sein? Diese Erfahrung machen die vier Probanden einer Medikamentenstudie der Berliner Charité, die an Herzproblemen leiden und deren Leben nicht mehr wirklich lebenswert ist. Der sechzehnjährige Jakob wird wieder zum achtjährigen Kind und bekommt Probleme mit seiner Freundin. Die Lehrerin Jenny wird plötzlich schwanger, obwohl sie längs die Hoffnung aufgegeben hatte. Die Schwimmerin Verena bricht alle Rekorde und der alte Immobilienmakler Wenger verspürt zum Leidwesen seiner Kinder plötzlich wieder neuen Elan.
Als die Wirkung des Medikaments ans Licht der Öffentlichkeit gelangt, werden natürlich gleich Begehrlichkeiten geweckt. Darf man das? Welche ethischen Probleme kommen auf die Menschheit zu?
Maxim Leo hat ein lesenswertes Buch zu einem heißen Thema geschrieben. Es ist spannend, manchmal lustig und oft genug tragisch. Es regt zum Nachdenken an und zeigt, dass alles viel schwieriger wird, wenn der Mensch in die Natur eingreift. Der Traum der Menschheit von ewiger Jugend sollte also lieber ein Traum bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.12.2023

Sehr spannend

Der Mondmann - Rote Spur
0

Jens Lerby hat einen Fall auf Grönland gelöst und ist wieder nach Kopenhagen zurückgekehrt, wo er mit seiner Frau Eva ein neues Leben anfängt. Doch ein Teil von ihm sehnt sich immer noch nach der kargen ...

Jens Lerby hat einen Fall auf Grönland gelöst und ist wieder nach Kopenhagen zurückgekehrt, wo er mit seiner Frau Eva ein neues Leben anfängt. Doch ein Teil von ihm sehnt sich immer noch nach der kargen Insel im Nordmeer.
Als zwei sehr grausame Morde geschehen soll Lerby zuerst ermitteln, wird dann aber von dem Fall abgezogen, der Geheimdienst übernimmt. Deshalb hat er auch Zeit wieder nach Grönland zu fliegen, denn dort ist sein alter Freund, der Schamane Magnus, schwer krank. Magnus hat schlimme Befürchtungen, er sieht Lerby in großer Gefahr. Als auch der Pfarrer des Dorfes ermordet wird, kommt Lerby an seine Grenzen.
Fynn Haskin kennt sich gut aus in der Geschichte und Mythologie Grönlands. Damit eröffnet er den Lesern eine neue, fremde Welt. Das kommt in diesem Buch sehr gut zum Ausdruck und es weckt Verständnis für das Anders sein der Inuit.
Aber das geht nicht auf Kosten der Spannung, denn die ist von Anfang bis Ende hoch.
Mir hat diese Mischung sehr gut gefallen und ich kann das Buch auf jeden fall weiterempfehlen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere