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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2018

Lesenswert für alle klassischen Krimifreunde!

Wintertod
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Ein alter Friedhof irgendwo im Norden Berlins auf dem zufällig Anfang November eine Leiche gefunden wird. Eine Frau, die man zunächst nicht identifizieren kann. Zugleich taucht man in den nicht allzu schönen ...

Ein alter Friedhof irgendwo im Norden Berlins auf dem zufällig Anfang November eine Leiche gefunden wird. Eine Frau, die man zunächst nicht identifizieren kann. Zugleich taucht man in den nicht allzu schönen Alltag einer Berliner Grundschule ab und wundert sich sehr über die Gewalt an dieser Schule. So beginnt der Krimi Wintertod von Thomas Nommensen.
Für alle Reihenfreunde gleich vorab, dies ist bereits der 2. Fall für Arne Larsen, der erste Fall spielt in Norddeutschland und heißt „Ein dunkler Sommer" (mir selbst noch unbekannt). Wer keinen gesteigerten Wert auf Reihenfolgen legt, kann diesen Krimi auch gut alleinstehen lesen und braucht kein Vorwissen. Mir erschien es beim Lesen so als ob die Entscheidung eine Reihe aus Arne Larsen fortzuspinnen sich erst nach dem 1. Fall ergeben hat, aber hier kann ich natürlich auch falsch liegen.
Arne Larsen, der Protagonist und neuer Kommissar im LKA Berlin wird der türkischstämmigen Kollegin Mayla Aslan zugeteilt und sofort startet der neue Alltag für ihn in Berlin mit dieser gefunden Leiche in Berlin Buch. Das Kommissaren-Duo hat Ecken und Kanten und war mir sehr sympathisch, natürlich kommt auch das Privatleben der beiden ins Spiel. Es macht sie menschlich und auch interessant.
Dieser Krimi ist wenig blutig und verschreibt sich eher dem klassischen whodunit. Es gibt eine Leiche und die beiden Kommissare beginnen die Ermittlungen. Man erfährt alle neuen Informationen mit ihnen und kann so wunderbar „mit raten". Wie schon erwähnt nicht blutig, aber nicht minder grausam. Die Geschichte hat mich gepackt und mitgenommen, denn psychologisch geht es in Tiefe ohne „laut und blutig" zu werden. Eine sehr interessante Art und definitiv unterhaltsam. Ich lag übrigens während des Lesens nicht richtig mit meinem Raten, ein echter Pluspunkt! Mir persönlich war das Ende zu offen, da man im Grunde genommen nur die vage Idee zum Schluss erfährt. Mindert aber meine Empfehlung nicht!
Ich werde Thomas Nommensen im Auge behalten und sicherlich den 3. Fall lesen, sobald er erscheint!
Fazit: Lesenswert für alle klassischen Krimifreunde! Ein unterhaltsamer Krimi der sich super für die dunkle Jahreszeit eignet.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Für Literaturliebhaber

Geteiltes Vergnügen
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Würde ich nur den Buchumschlag in der Buchhandlung sehen und die Autorin nicht kennen, ich hätte den Roman nicht zur Hand genommen. Hätte ich trotz des Covers, den Klappentext gelesen und die Autorin nicht ...

Würde ich nur den Buchumschlag in der Buchhandlung sehen und die Autorin nicht kennen, ich hätte den Roman nicht zur Hand genommen. Hätte ich trotz des Covers, den Klappentext gelesen und die Autorin nicht gekannt, ich hätte das Buch nicht gekauft.
Mein Glück ist, dass ich Johanna Adorján kenne und ihr Debüt ‚Eine exklusive Liebe‘ als Bereicherung empfand und aktiv ‚Geteiltes Vergnügen‘ auswählte. Und wieder bin ich um eine literarischen Schatz reicher!

‚Geteiltes Vergnügen‘ ist ein Roman in dem es in der Tat kondensiert und ausschließlich um eine zwischenmenschliche Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann geht. Auch passiert im engeren Sinne nicht viel. Aber Johanna Adorján beschreibt es so intensiv, real und mitfühlend ohne dramatisch oder melancholisch zu sein, dass es Spaß macht diesen Roman zu lesen.
Beispielsweise auf Seite 16: "Allein und unglücklich in Paris, das sich nirgends so sehr vermissen lässt wie in Paris." Wobei ich hier auch sagen muss, dass nicht einzelne herausragende Sätze den Roman so stilistisch hervorheben sondern der Roman als Gesamtkonstrukt.

Fazit: Für Literaturliebhaber, die gerne die Nuancen zwischen den Zeilen wahrnehmen und sich mit den großen Fragen des Lebens geschäftigen.

Veröffentlicht am 08.10.2024

Tierische Alltagsentscheidungen

Die Magie der Gemeinschaft
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Kooperation hat uns Menschen weit gebracht, aber wir stoßen nun auf Grenzen. Eine fundamentale Kernaussage des Sachbuchs „Die Magie der Gemeinschaft“ von Karsten Brensing. Er ist Biologe und Verhaltensforscher ...

Kooperation hat uns Menschen weit gebracht, aber wir stoßen nun auf Grenzen. Eine fundamentale Kernaussage des Sachbuchs „Die Magie der Gemeinschaft“ von Karsten Brensing. Er ist Biologe und Verhaltensforscher und hat sich angeschaut wie unsere menschliche Art der Zusammenarbeit uns so weit vorangebracht hat.
Er macht in seinem Text wahnsinnig interessante Zusammenhänge auf, wenn er beispielsweise erläutert, dass das Trinken von Milch Menschen überlebensfähiger machte, auch wenn das bedeutete, dass Menschen vielleicht 1,000 Bauchschmerzen hatten. Uns Menschen hat geholfen, dass wir in der Lage sind über das Denken zu reflektieren, sprich Metakognition.
Trotz dieser famosen Fähigkeit sind unsere Entscheidungen noch sehr bauchgetrieben. Wir entscheiden wie ein Tier und sind dann noch so schlau uns selbst davon zu überzeugen, dass es die rational richtige Entscheidung ist. Und das der Punkt wo wir uns verändern müssen.
Großartig im Vermehren und die komplexesten Probleme zu bewältigen, aber Lösungen sind schwierig zu kreieren. Auch macht er die Zukunftsperspektive auf in dem er die KI beleuchtet.
Insgesamt ein tolles Sachbuch, dass einen interessanten Ansatz verfolgt, viele Beispiele beschreibt. Leicht zu folgen und gut zu lesen.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Sonntagslektüre über Sonntage

Am See
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Sucht ihr nach einem Roman, der kurz ist, aber trotzdem einnimmt? Dann gerne zu „Am See“ von Maria Barbal greifen. Kurz, schön, gut, auch wenn nicht so viel passiert.
Es geht auf den nicht mal 200 Seiten ...

Sucht ihr nach einem Roman, der kurz ist, aber trotzdem einnimmt? Dann gerne zu „Am See“ von Maria Barbal greifen. Kurz, schön, gut, auch wenn nicht so viel passiert.
Es geht auf den nicht mal 200 Seiten um Nora, ein Mädchen, dass auf ihre sonntäglichen Ausflüge dem Erwachsen werden zum Greifen nahe ist. Sonntags macht sie sich mit dem Cousin ihrer Mutter, dessen Frau und Sohn sowie der Großmutter auf zu einem Seen in den katalanischen Pyrenäen. Mit von der Partie ein weiteres befreundetes Paar, Lídia und ihr Mann. Lídia ist eine Schlüsselfigur, denn die bildhübsche Frau ist nicht nur Nora nahe sondern weckt auch Begehren. Einerseits werden hier Beziehungen und Geflechte aus fast entwachsenen Kinderaugen toll beschrieben und andererseits auch naiv wahrgenommen. Interessant gewählte Perspektive.
Große Klasse sind die äußeren Umstände, der See, die Natur, wenn man die Augen schließt liegt man daneben am See. Die katalanische Autorin beschreibt es wunderbar, aber nicht ausschweifend. Ohnehin gut übersetzt von Heike Nottebaum aus dem Katalanischen, soweit ich das beurteilen mag.
Handlung ist wenig vorhanden, aber diese Stimmung dieser Sonntage wird großartig transportiert. Zum Ende hin wird ein Ereignis beigemengt, dass einen Abschluss und eine Veränderung herbeiführen. Ist aber ohnehin nicht das entscheidende bei diesem schmalen Band. Also, nicht auf die „Pointe“ warten, sondern den See genießen.

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Veröffentlicht am 15.09.2024

Murano durch die Zeiten hinweg

Das Geheimnis der Glasmacherin
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Dieser Roman verbindet so einiges! Hier trifft Geschichte auf Phantasmen, hier trifft Familie auf Kunsthandwerk. Ein Ritt durch die Zeit der 1468 beginnt und uns nach Venedig bringt, nach Murano. Eine ...

Dieser Roman verbindet so einiges! Hier trifft Geschichte auf Phantasmen, hier trifft Familie auf Kunsthandwerk. Ein Ritt durch die Zeit der 1468 beginnt und uns nach Venedig bringt, nach Murano. Eine Insel auf der seit jeher die Glasbläserkunst zu Hause ist, weil die reiche Handelsstadt auch genügend Überschuss hatte sich Feines und Schönes zu leisten.
Im Mittelpunkt steht Familie Rosso. Der Patriarch stirbt, hinterlässt eine Manufaktur und keinen ausgebildeten Erben, der es weiterführen kann um die Familie zu ernähren. Somit sucht die Mutter einen Ausweg in dem sie ihre Tochter Orsola Glasperlen herstellen lässt, da Frauen die Werkstatt so nicht betreiben dürften…Der Erfolg gibt ihr Recht, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
Der Roman erläutert das Kunsthandwerk inklusiver italienischer Phrasen und Wörter. Lesend tauchte ich hier in eine andere Welt ein, die bis heute ihr Handwerk der Glaskunst gekonnt der Welt präsentiert.
Ein Roman der im Jahr 1468 entspringt und dann bis in die Gegenwart seinen Lauf nimmt. Geopolitische Ereignisse treffen auf Venedig und besagter Familie. Und nun kommt das phantastische Element: denn wie dem Chronos entzogen verändert sich die Familie nicht, kein Altern keine Gebrechlichkeiten. Unsterblich durch alle Zeiten. Für uns Leser:innen von Vorteil, weil nicht immer wieder Tod und Geburt zur Fülle der Charaktere im Buch beitragen, aber eben ein surreales Element, dass auch nicht weiter thematisiert bzw. aufgelöst wird.
Geschrieben ist es wunderbar leicht lesbar und auch super übersetzt von Claudia Feldmann.
Tracy Chevalier hat wieder einen tollen Roman geschrieben, der viel beinhaltet, nutzt die literarischen Schaffensgrenzen um uns Murano mit seiner eigenen Welt ganz nahe zu bringen.

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