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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2024

Einfühlsames und humorvolles Buch über die kleinen und großen Probleme im Leben

Kummer aller Art
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Mariana Leky erzählt in insgesamt 39 Geschichten über die großen und kleinen Dinge des Lebens und der Menschen: große Träume, Schlaflosigkeit, Liebeskummer, Ängste, Sorgen, Zwänge, Glück und vieles mehr. ...

Mariana Leky erzählt in insgesamt 39 Geschichten über die großen und kleinen Dinge des Lebens und der Menschen: große Träume, Schlaflosigkeit, Liebeskummer, Ängste, Sorgen, Zwänge, Glück und vieles mehr. Ursprünglich waren die Texte als Kolumne für die Zeitschrift "Psychologie heute" geschrieben und die Autorin hat sie für das Buch nochmals überarbeitet.

Was mir gut gefällt ist die Fülle an Geschichten und Themen. Mariana Leky hat ihren ganz eigenen fast schon poetischen Schreibstil, sie beschreibt die Dinge aus ihrer eigenen Sicht sehr gut beobachtend. Auch die immer wiederkehrenden Charaktere, die in den Geschichten vorkommen, bilden ein gutes Gerüst für die gesamte Geschichte. Obwohl die Geschichten alle sehr kurz sind, behandeln sie doch in aller Knappheit wichtige Themen ohne an Details zu sparen.
Manche Geschichten ähneln sich und oft habe ich mich gefragt, ob sich die Geschichten genau so zugetragen haben oder ob auch viel dazugeschrieben wurde.
Nichtsdestotrotz zeigt sie mit den kurzen Geschichten, dass man manchmal ein wenig um die Ecke denken muss um dem Glück auf die Sprünge zu helfen und die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Mariana Leky begegnet den Problemen und Sorgen ihrer Figuren stets mit der nötigen Prise Humor und sorgt für Impulse und Denkanstöße beim Lesen.

Ich kann das Buch allen empfehlen, die ein einfühlsames und humorvolles Buch über die kleinen und großen Probleme des Lebens suchen. Auch als Geschenk kann ich mir das Buch gut vorstellen, da für jeden die eine oder andere passende Geschichte zu finden ist.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.09.2024

Das Leben des berühmten Schriftstellers Robert Louis Stevenson

Die Leuchttürme der Stevensons
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Der Roman erzählt die Geschichte des Schriftstellers Robert Louis Stevenson Ende des 18. Jahrhunderts. Die Familie Stevenson ist seit Generationen für ihren Leuchtturmbau in aller Welt bekannt. Louis soll ...

Der Roman erzählt die Geschichte des Schriftstellers Robert Louis Stevenson Ende des 18. Jahrhunderts. Die Familie Stevenson ist seit Generationen für ihren Leuchtturmbau in aller Welt bekannt. Louis soll als Ingenieur die Leuchtturmbaudynastie fortführen, belegt ein Studium der Ingenieurwissenschaften in Edinburgh und hilft seinem Vater im Büro und bei Planungen und Kontrollen der Leuchttürme vor Ort. Louis kann dem ganzen allerdings wenig abgewinnen und flüchtet sich zunehmend in die Schreiberei - sehr zum Missfallen seines Vaters, der die große Verantwortung um den Leuchtturmbau an Louis weitergeben möchte.

Dies war mein erster Roman von Sabine Weiss. Direkt aufgefallen ist mir das Cover mit seinen harmonischen Farben, der tosenden See und dem klassischen Leuchtturm. Zu Beginn wird erzählt, wie Louis schon seit seiner Kindheit mit Krankheiten zu kämpfen hat. Es wird eine besonders schlimme Nacht beschrieben, in der er nicht aufhören kann zu husten und sein Kindermädchen sowie seine Eltern es mit der Angst zu tun bekommen. Auch Louis Mutter, Maggie, ist oft kränklich und schwach, sein Vater ebenso, auch wenn dieser es so gut es geht, um der Firma wegen, versteckt.
Die eigentliche Handlung beginnt im Jahr 1868. Louis belegt Kurse an der Universität und muss bei seinem Vater im Büro helfen. Es wird schnell deutlich, dass der Vater ihm einen ungeheuren Druck auferlegt und ihn regelrecht zwingt, als einziges Kind, die Firma fortzuführen. Von einer Karriere als Schriftsteller will er nichts hören und lässt Louis das auch oft spüren. Von ihm geht eine Strenge und Härte aus, die mit Sicherheit der damaligen Zeit geschuldet ist, aber es lässt einen als Leser doch oft traurig zurück.
Louis ist ein sympathischer junger Mann. Er widmet sich voller Hingabe der Schreiberei, feilt mit seinem Cousin an einer Geschichte und bringt dafür den nötigen Elan auf, der ihm für den Leuchtturmbau fehlt. Man merkt ihm seinen Zwiespalt direkt zu Beginn an: er möchte seine Eltern zufriedenstellen und blickt auch mit Demut auf die Leistung seiner Vorfahren zurück, möchte sich andererseits auch selbst verwirklichen und Schriftsteller werden.
Man begleitet Louis bei seinemAlltag, er kämpft immer mehr mit diesem Zwiespalt. Die Eltern trauen ihm wenig zu, auch wegen seiner Kränklichkeit, andererseits werden auch oft unlösbare Dinge verlangt und ein immenser Druck ausgeübt.
Das Ende hätte für meinen Geschmack noch weiter ausgeführt werden können, der Epilog liefert jedoch die Antworten auf viele Fragen, die man beim Lesen hatte. Allgemein hatte das Buch einige Längen, wohingegen einige wichtige Passagen eher schnell abgehandelt werden und man gerne mehr darüber gelesen hätte.

Im Nachwort der Autorin wird deutlich, wie viel Mühe und Zeit sie in die Recherche und Planung des Buches gesteckt hat. Man bekommt selbst direkt Lust, sich die Leuchttürme anzusehen, die die Familie Stevenson gebaut und hinterlassen hat. Im Buchumschlag ist eine wunderschöne und detaillierte Karte der Leuchttürme der Stevenson rund um Großbritannien gedruckt. Sie hätte für mich noch mehr Details haben können, aber jeder kann sich dank der vielen Quellen aus Weiss´ Nachwort selbst über einige Dinge und Details informieren.

Sabine Weiss hat sich eng an die wirkliche Geschichte der Familie Stevenson gehalten und daraus einen unterhaltsamen und gut gearbeiteten Roman gebaut, der die jungen Jahre des späteren Schriftstellers Robert Louis Stevenson beleuchtet. Ich werde mir die Werke von ihm nochmals vornehmen und mit anderen Augen darauf schauen, weil ich nun bei vielen Geschichten weiß, woher die Inspiration dazu kam.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der gerne Bücher von Stevenson liest und sich für die Anfangsjahre des Schriftstellers interessiert, aber auch einen spannenden und gut ausgearbeiteten Roman sucht.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Durch die Kraft des Lesens zurück ins Leben

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
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Takako ist 25 Jahre alt, lebt in Tokio und hat einen Job und festen Freund. Als dieser beschließt, jemand anderen zu heiraten, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie kündigt ihren Job und ihre Mutter schickt ...

Takako ist 25 Jahre alt, lebt in Tokio und hat einen Job und festen Freund. Als dieser beschließt, jemand anderen zu heiraten, bricht für sie eine Welt zusammen. Sie kündigt ihren Job und ihre Mutter schickt sie zu ihrem Onkel. Der bietet ihr an, über seinem Antiquariat für Bücher zu wohnen und dort auszuhelfen. Notgedrungen nimmt sie das Angebot und entdeckt nach und nach die Welt der Bücher und findet zurück ins Leben.

Alleine das Cover ist wunderschön gestaltet, als buchverliebter Mensch geht einem das Herz auf. Da das Buch recht kurz ist, kann man es gut an ein oder zwei Nachmittagen lesen.
Die Handlung plätschert vor sich hin, es gibt nicht wirklich Spannung oder große Plottwists, aber das ist auch in Ordnung. Das Buch lebt von seiner Sprache und der Geschichte um Takako, die fein nuanciert erzählt wird. Ebenso die Charaktere werden liebevoll mit ihren Eigenheiten und Details beschrieben. Einzig der zweite Teil des Buches hat mir nicht so gut wie der erste Teil gefallen, er zieht sich etwas in die Länge.
Das Buch beschreibt liebevoll, wie die Welt der Bücher einen Menschen zwar nicht heilen kann, aber doch helfen kann, ins Leben zurückzufinden. Auch die Gemeinschaft der Kunden der Buchhandlung Morisaki trägt dazu bei. Bücher verbinden Menschen, das beschreibt der Autor hier ganz wundervoll.

Von mir eine Empfehlung für alle, die ein kurzweiliges Lesevergnügen suchen und die Welt der Bücher lieben. Auch als Geschenk für einen Buchliebhaber kann ich mir das Buch sehr gut vorstellen.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Vier Mal Leben und Lieben in einem Sommer

Die vier Jahreszeiten des Sommers
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Es wird ein Tag im Sommer beschrieben am Strand von Le Touquet im Sommer, genauer am 14. Juli 1999. Vier verschiedene Personen, die nichts miteinander gemeinsam haben, sind die Protagonisten der Geschichte. ...

Es wird ein Tag im Sommer beschrieben am Strand von Le Touquet im Sommer, genauer am 14. Juli 1999. Vier verschiedene Personen, die nichts miteinander gemeinsam haben, sind die Protagonisten der Geschichte. Sie sind in verschiedenem Alter und stehen für verschiedene Stadien der Liebe. Durch Zufälle streifen die vier Personen einander.

Ich hatte von Grégoire Delacourt vorher noch nichts gelesen. Ich hatte einige Probleme, in die Geschichte reinzukommen, weil Delacourt so bildhaft, fast schon poetisch schreibt. Die Geschichte der vier Personen wird in jeweils einem Kapitel an diesem Sommertag beschrieben. Das Buch ist feinfühlig, emotional und tiefgründig geschrieben. Jeder Protagonist hat eine andere Beziehung zur Liebe, sei es als sehnsuchtsvoller Teenager oder enttäuschte Mittdreißigerin, die die Liebe noch sucht. Als Leser wird man mit der Person auf die Reise geschickt, die Liebe zu entdecken in allen Facetten. Trotz der Kürze des Buchs schafft es der Autor, eine stimmige Geschichte zu erzählen und poetisch und emotional, aber nie klischeehaft, die Liebe im Lauf der Zeit zu zeigen.

Von mir eine Leseempfehlung für alle, die französische Literatur mögen. Einen Stern Abzug gibt es für mich, weil die Sprache manchmal etwas anstrengend zu lesen war und ich als Laie die französischen Lieder, die eine wichtige Rolle im Roman spielen, nicht kannte und nachschlagen musste.

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Veröffentlicht am 06.08.2024

Verstörend, unbequem und wichtig

All das zu verlieren
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Adèle hat eigentlich das perfekte Leben: sie lebt mit ihrem Mann, der erfolgreicher Arzt ist und ihrem kleinen Sohn in einem guten Viertel in Paris. Sie selbst ist Journalistin bei einer großen Pariser ...

Adèle hat eigentlich das perfekte Leben: sie lebt mit ihrem Mann, der erfolgreicher Arzt ist und ihrem kleinen Sohn in einem guten Viertel in Paris. Sie selbst ist Journalistin bei einer großen Pariser Tageszeitung. Ihr Mann kümmert sich liebevoll um sie und ihren Sohn, macht ihr teure Geschenke und Reisen. All das reicht Adèle nicht. Sie langweilt sich und sucht das Abenteuer und den Kick in Alkohol, Drogen und besonders in Sex mit anderen Männern.

Adèle steht buchstäblich am Abgrund, sie versucht, ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter gerecht zu werden, aber auch ihr Leben im Rausch mit Alkohol, Drogen und dem Sex mit anderen Männern aufrecht zu erhalten. Man wird nicht so wirklich warm mit ihr, vielleicht auch deshalb, weil ihr Leben sich von den meisten der Leser so sehr unterscheidet. Ich wurde in Adèles Strudel mitgerissen aus verschiedensten Emotionen: ihrer Zerrissenheit, ihrer Sucht und ihrer Verzweiflung. Als Leser ist man abgestoßen von ihrer Stumpfheit und Sucht, andererseits auch fasziniert, weil es eben so verstörend und unbequem ist. Man verzweifelt regelrecht mit, weil man Adèle gerne schütteln möchte, dass der Sex und die Körperlichkeit eben nicht reichen und ihren Hunger auf mehr stillen werden. Manche Passagen kann man beim Lesen kaum aushalten und ich musste das Buch auch ein paar Mal beiseite legen, weil es verstörend war.
Das Buch ist im ersten Teil aus Adèles Sicht geschrieben, was einen als Leser noch mal mehr abholt und in ihr Leben zieht. Da das Buch keine richtigen Kapitel hat, war es mitunter ein bisschen holprig zu lesen. Der zweite Teil steht dann im Kontrast dazu, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Das Ende konnte mich leider nicht wirklich überzeugen, weil es offen ist und zu viel Spielraum für Interpretationen lässt.

Vom Klappentext her hätte ich eine andere Geschichte erwartet. Für mich war es überraschend, dass es vorrangig um Adèles Nymphomanie geht, ein wichtiges Thema, von dem ich so noch kein Buch gelesen habe. "All das zu verlieren" ist kein einfaches Buch, nichts zum "Mal-eben-Lesen" oder für zwischendurch. Es hallt nach und lässt den Leser nachdenklich zurück, aber gerade da liegt der Reiz, es trotzdem nicht zur Seite zu legen.

Von mir eine Leseempfehlung für alle, die kein einfaches Buch suchen und gerne von menschlichen Abgründen lesen.

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