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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2024

Ärger in der Uckermark ...

Düstersee
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"Endlich mal raus, endlich mal selbst Urlaub machen." Genau das waren Joachim Vernaus Gedanken, als er das großzügige Angebot Christian Steinhoffs, in dessen Bootshaus zwei ungestörte Wochen zu verbringen, ...

"Endlich mal raus, endlich mal selbst Urlaub machen." Genau das waren Joachim Vernaus Gedanken, als er das großzügige Angebot Christian Steinhoffs, in dessen Bootshaus zwei ungestörte Wochen zu verbringen, annahm. Im großen Haus nebenan wird gefeiert und werden Deals geschlossen, und plötzlich sieht sich der Berliner Anwalt mit einer Leiche konfrontiert. Während es zunächst aussah, als schliefe Professor Steinhoff friedlich auf einer Bank am See, stellt sich bald heraus, dass er tot ist. Hatte der Streit, den Vernau noch vor ein paar Stunden mitgehört hatte, etwas mit dem Ableben Steinhoffs zu tun? Und was zum Teufel hat die Freundin ihrer Mutter, Ingeborg Huth – genannt Hüthchen, mit der ganzen Sache zu tun? Ist sie am Ende die Mörderin ihrer eigenen Nichte? Eine spannende Jagd beginnt, gespickt mit wilden Spekulationen und Anschuldigungen und einer Reise in die Vergangenheit, in der sich so mancher nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat …

Auch im mittlerweile siebten Teil der interessanten Reihe um den Anwalt Joachim Vernau schafft es die Autorin Elisabeth Herrmann wieder zu überraschen und zu begeistern. Nachdem ich die Fernsehverfilmung von „Düstersee“ vor einigen Wochen genießen durfte, hatte ich natürlich beim Lesen Kopfkino vom Feinsten und muss sagen, beide Versionen haben mich überzeugt. Jan Josef Liefers als Berliner Anwalt Vernau ist natürlich unschlagbar und ich bin überrascht, wie nah am Buch die Verfilmung war. Kurzum, ich empfehle beide Versionen und vergebe hier gerne mal wieder eine absolute Leseempfehlung verbunden mit einem blinkenden fünf Sterne Regen. Ich hoffe, wir dürfen Vernau und natürlich seine sympathische Kollegin Marie Louise Hoffmann noch in vielen weiteren Bänden dieser Krimireihe begleiten.

Veröffentlicht am 16.09.2024

Hilfe in den Krisengebieten auf Kosten der eigenen Familie ...

Der Morgen nach dem Regen
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Mit Johanna und Elsa lerne ich beim Lesen zwei starke Frauen kennen, die sich nicht etwa in ihrer Stärke ergänzen, sondern an einander reiben und sich somit immer weiter von einander entfernen. Die Mutter ...

Mit Johanna und Elsa lerne ich beim Lesen zwei starke Frauen kennen, die sich nicht etwa in ihrer Stärke ergänzen, sondern an einander reiben und sich somit immer weiter von einander entfernen. Die Mutter Johanna hat ihr Leben dem Job, nein, ihrer Berufung, verschrieben und versucht dennoch händeringend den Spagat zwischen Arbeit und Familie hinzukriegen. Allerdings geht es bei ihrer Arbeitsstelle mitnichten um einen „9 to 5 Job“, sie ist nahe dran, wenigstens einen kleinen Teil der Welt zu retten und gibt alles dafür. Währenddessen hält ihr Mann Ralph mit Töchterchen Elsa in New York die Stellung und versucht ein wenig Normalität in ihrer aller Leben aufrecht zu erhalten. Zuerst schleichend aber doch sehr offensichtlich versucht Elsa mit der Arbeit der Mutter zu konkurrieren und kämpft verzweifelt um deren Aufmerksamkeit. Geprägt durch Kindheit und Jugend fällt sie schließlich als erwachsene Frau in genau das gleiche Muster wie ihre Mutter und gibt 200% in ihrem Job als Strafverteidigerin der schwersten Verbrecher gegen die Menschlichkeit. Während sich ihre Mutter nach dem Tod Tante Tonis in deren Haus verkrochen hat, erlebt Elsa einen Breakdown der besonders schlimmen Art. Ein Burnout zwingt sie schließlich in die Knie und unfreiwillig in die Arme ihrer Mutter. Es beginnt eine schwierige Zeit für beide Frauen doch ganz langsam beginnt auch ein zartes Pflänzchen der Hoffnung zu wachsen …

Mit „Der Morgen nach dem Regen“ beschert mir die wunderbare Autorin Melanie Levensohn, die ich schon durch ihren sehr berührenden Roman „Zwischen uns ein ganzes Leben“, dem ich wohlverdiente fünf Sterne gegeben hatte, kennenlernen durfte. Wie damals schafft sie es auch mit ihrem aktuellen Buch wieder, mich zu überzeugen. An vielen Stellen konnte ich Johannas inneren Drang verstehen, nämlich Menschen, die alles im Leben verloren hatten oder vielleicht sogar nie besaßen, zu helfen. Auch ich habe in meinem Umfeld geliebte Menschen, die es mehr oder weniger freiwillig in Krisengebiete verschlug und die alles gegeben haben um zu helfen und zu retten was zu retten war. Dennoch wird auch in diesem Buch deutlich, wie Helfende gegen Windmühlen kämpfen und man immer am Rand der Verzweiflung agiert. Melanie Levensohn hat es meiner Meinung nach geschafft, den Kreis zwischen Hoffnung und Trauer, Mut und Resignation zu schließen. Sie lässt Menschlichkeit zu und schreibt eine berührende Geschichte, die nicht einen Moment ins Kitschige abdriftet. Von mir gibt es für diesen eindringlichen Roman eine absolute Leseempfehlung verbunden mit hoffnungsvolle fünf Sternen. Ich wünsche dem Buch eine große Leserschaft und freue mich schon heute auf weitere Zeilen aus der Feder Melanie Levensohns.

Veröffentlicht am 11.09.2024

Wenn das Schicksal zuschlägt ...

Schicksalsstunden
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Mit „Schicksalsstunden“ präsentiert uns Katja Maybach einen ganz wunderbaren zweiten Band ihrer „Schicksalstrilogie“, die Anfang des 20. Jahrhunderts spielt und in Teilen inspiriert wurde vom Schicksal ...

Mit „Schicksalsstunden“ präsentiert uns Katja Maybach einen ganz wunderbaren zweiten Band ihrer „Schicksalstrilogie“, die Anfang des 20. Jahrhunderts spielt und in Teilen inspiriert wurde vom Schicksal ihres Großonkels, Hauptmann Franz Leiling. Er schließt direkt an Band eins an und durch geschickt eingewebte Details, war ich schnell wieder drin in der Geschichte. Das ehemalige Geschwistertrio besteht nun durch den tragischen Tod des geliebten Bruders Franz nur noch aus den beiden Schwestern Luise und Victoria. Victoria setzt alles daran, das Hotel Deutscher Kaiser wieder zu seinem ehemaligen Glanz zu verhelfen, nachdem es durch einen mutwillig gelegten Brand fast völlig zerstört wurde. Luise hingegen bleibt weiterhin mit dem Vater zerstritten und verbringt ihre Tage als Kostümbildnerin in Berlin. Während die Mutter der Beiden immer noch um den Sohn trauert, vergeht sie nebenbei weiterhin vor Eifersucht auf ihre Schwägerin. Immer wieder unterstellt sie ihrem eigenen Mann ein Verhältnis, das enger ist als es sein sollte. Auch die Söhne der Schwägerin und des Bruders sind inzwischen erwachsen und spielen eine signifikante Rolle in diesem Roman, besonders als Olga, die Enkelin des Brandstifters aufs Tapet kommt …

Die Stimmung zur damaligen Zeit ist mal wieder wunderbar eingefangen und die politischen Entwicklungen werden deutlich spürbar. Durch die bunte Mischung sympathischer Charaktere aber auch solcher, gegen die man beim Hören eine kaum zu ertragende Antipathie entwickelt, bleibt das Buch spannend bis zur letzten Seite. Katja Maybach ist die Symbiose zwischen Wahrheit und Fiktion bestens gelungen und ich freue mich schon jetzt auf den dritten und letzten Band, für den ich hoffentlich bald Zeit finden werden. Verbunden mit einer von Herzen kommenden Hör- bzw. Leseempfehlung, vergebe ich fünf, dicke, fette Sterne. Ich finde, dass dieser Band sogar noch einen Tick besser war als Band eins. Also zögert nicht und stürzt euch rein ins Hör- oder Leservergnügen!

Veröffentlicht am 24.08.2024

Die Saubermänner mit Dreck am Stecken ...

Freunderlwirtschaft
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Mit „Freunderlwirtschaft“ entführt mich die bekannte und beliebte Autorin Petra Hartlieb nach Österreich. Gleich zu Anfang stellt sie mich Alma Oberkofler vor, einer Beamtin, die ganz neu bei den „Kriminalern“ ...

Mit „Freunderlwirtschaft“ entführt mich die bekannte und beliebte Autorin Petra Hartlieb nach Österreich. Gleich zu Anfang stellt sie mich Alma Oberkofler vor, einer Beamtin, die ganz neu bei den „Kriminalern“ in Wien ist und zusammen werden wir vor eine große Aufgabe gestellt. Ein toter Minister liegt auf dem Seziertisch und nun gilt es herauszufinden, ob es Mord oder schlichtweg ein Unfall war. Wer hat ihn zuletzt lebend gesehen? Was ist passiert? Schnell will man erst den Lieferdienstfahrer und anschließend die abgängige Verlobte von Max Langwieser verantwortlich machen. Doch Alma und ihr Team denken um die Ecke und fangen an zu graben. Was da bei den „sauberen“ Politikern zutage gefördert wird, erschüttert jeglichen Glauben, den sie an die Führung in ihrem schönen Österreich je hatten …
Schon allein die ausgesprochen ansprechende Gestaltung des Covers machte mir Lust auf diesen neuen Kriminalroman. Schnell war ich eingetaucht in die Geschichte, die mich mit ihren recht kurzen Kapiteln als Leserin immer wieder anspornte, noch eins und noch eins zu lesen. Ich war fasziniert davon, was die Autorin alles ans Tageslicht brachte und bin überzeugt, dass sie der Wahrheit nähergekommen ist, als man zu glauben vermag. „Freunderlwirtschaft“ ist ein Kriminalroman aber zugleich auch die Geschichte von Alma und Jessica, die, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise, ein nicht gerade leichtes Packerl zu tragen haben. Ich würde mich sehr freuen, mehr von Alma zu erfahren und weitere Fälle mit ihr zu lösen. Hier besteht definitiv Serienpotential. Aber zunächst vergebe ich für diesen Kriminalroman sehr gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl und spreche natürlich eine Empfehlung aus. Gut gemacht, liebe Petra, vielen Dank!

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Veröffentlicht am 21.08.2024

Es ist nicht leicht, eine Medici zu sein und diese Last auf den Schultern tragen zu müssen ...

Porträt einer Ehe
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Für mich war dieses Buch eines, das bei mir den berühmten WOW-Effekt erzeugte. Obwohl man als Leser eigentlich weiß, wie die Geschichte ausgehen wird – sie basiert ja auf wahren Tatsachen – fiebert man ...

Für mich war dieses Buch eines, das bei mir den berühmten WOW-Effekt erzeugte. Obwohl man als Leser eigentlich weiß, wie die Geschichte ausgehen wird – sie basiert ja auf wahren Tatsachen – fiebert man doch durch die gut 460 Seiten mit der jungen Lucrezia mit. Ich durfte sie mit diesem Roman ihr ganzes leider viel zu kurzes Leben lang begleiten und war immer wieder sprachlos darüber, wie sie von ihrem Ehemann und sogar ihrer eigenen Familie regelrecht hintergangen, bzw. wenig unterstützt wurde. Natürlich muss man zugegeben, dass sie stets ein wenig aus der Rolle fiel. Heutzutage würde man sie wohl als ein „free spirit“ bezeichnen, ein Mädchen, das künstlerisch mehr als begabt war und sich ungerne strengen Regeln unterwarf. Sie hatte es wahrlich nicht verdient als Lückenbüßerin herhalten zu müssen, um den für die verstorbene Schwester Maria angehenden Herzog zu heiraten, der hoffte, dass sie ihm den ersehnten männlichen Erben schenken würde. Wenn vielleicht auch ihre Eltern aus Liebe heirateten, war das damals, besonders in Adelskreisen, eher unüblich. Dennoch versprach sich die junge Lucrezia de’ Medici von ihrer Eheschließung eine Art Befreiung aus dem elterlichen Haus und hoffte auf eine neue Art von Unabhängigkeit. Schnell merkte sie aber, dass sie sich getäuscht hat und wäre so gerne wieder zurück in Florenz gewesen. Schon bald begann sie um ihr Leben zu fürchten …

Während des Lesens dieses wunderbaren Romans wuchs mir Lucrezia immer mehr ans Herz und – obwohl das tragische Ende unausweichlich schien – litt und fieberte ich mit ihr. Die mir bis dahin unbekannte irische Autorin Maggie O’Farrell versteht es ausgezeichnet ihrer Hauptfigur tief ins Herz und ihre Seele zu schauen, wodurch ich das Buch kaum zur Seite legen mochte. Maggie katapultierte mich mit Macht zurück ins 16. Jahrhundert und ließ mich teilhaben an einem Leben, das ich mir heute kaum vorzustellen mag. Ich bin absolut begeistert und traurig berührt zugleich und vergebe hier von Herzen kommende fünf Sterne für ein Buch der besonderen Art. Allen zukünftigen Lesern, die hier vielleicht noch ein wenig zögerlich sind, kann ich nur empfehlen sich fallen zu lassen in die Welt der jungen Lucrezia di‘ Medici, es lohnt sich!

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