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Veröffentlicht am 19.09.2024

Kluftinger in politischer Hochform

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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„Lückenbüßer“ von Michael Kobr und Volker Klüpfel ist bereits der 13. Fall für den etwas behäbigen Kommissar Kluftinger aus dem schönen Allgäu. Wenn es denn ein Kriminalfall wäre, um den das Buch sich ...

„Lückenbüßer“ von Michael Kobr und Volker Klüpfel ist bereits der 13. Fall für den etwas behäbigen Kommissar Kluftinger aus dem schönen Allgäu. Wenn es denn ein Kriminalfall wäre, um den das Buch sich dreht. Denn der eigentliche Mord gerät mehr und mehr in den Hintergrund, da Kluftinger wichtigere Dinge zu tun hat. In seinem Heimatort stehen Wahlen an. Man bittet ihn, sich aufstellen zu lassen, um die Lücke auf der Liste für den Gemeinderat zu füllen. Zu Beginn sträubt er sich noch, doch dann ist sein Ehrgeiz geweckt. Er möchte seinen Intimfeind und Gegenkandidaten Doktor Langhammer unbedingt übertrumpfen. Da gehen seine Ermittlungen zunehmend unter, die sich um einen Polizistenmord drehen, der ausgerechnet bei einer von Kluftinger geleiteten Übung in den Bergen passierte, und wo ein Kollege tot aufgefunden wurde.

Die Kluftinger-Reihe ist bekanntlich keine Krimireihe, die vor Spannung strotzt. Man liebt Klufti für seinen Humor, man ist gewohnt, viel von der Privatperson Kluftinger zu erfahren, aber doch standen in Vergangenheit die eigentlichen Kriminalfälle nicht so sehr im Hintergrund wie es bei „Lückenbüßer“ der Fall ist. Hier kamen die Ermittlungen im Mordfall aus meiner Sicht zu kurz. Ein Spannungsbogen war kaum vorhanden, die Geschichte drehte sich vornehmlich um die anstehenden Wahlen. Das hat mich als Krimileserin ein wenig enttäuscht. Der Sprachstil der beiden Autoren lässt sich flüssig lesen, die humorvollen Dialoge zwischendurch haben mir sehr gut gefallen. Besonders bei den Begegnungen von Kluftinger und Langhammer wurde es oft äußerst amüsant. Was mich dagegen etwas störte, waren die häufigen Bezeichnungen von „Der Kommissar“, wenn es sich um Kluftinger drehte. Warum unbedingt eine Wortwiederholung vermeiden, wenn es sich um einen Namen handelt? Das Buchcover finde ich sehr schön gestaltet und passend zu dem Roman.
„Lückenbüßer“ ist für mich im Ganzen gesehen ein sehr unterhaltsamer Roman, den ich nicht unbedingt als Krimi bezeichnen würde. Kluftinger steht hier als Person im Mittelpunkt, nicht als Ermittler. Beim nächsten Fall von Adalbert Kluftinger dürfte gerne wieder etwas mehr Spannung vorhanden sein. Daher von mir nicht ganz die volle Punktzahl, aber verdiente vier Sterne.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Außergewöhnlich und sehr phantasievoll

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
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Mit seinem Roman "Die unendliche Reise der Aubry Tourvel" hat Douglas Westerbreke einen Roman geschaffen, der seine Leserschaft gleich zu Beginn in eine unglaubliche und spannende Geschichte zieht. Man ...

Mit seinem Roman "Die unendliche Reise der Aubry Tourvel" hat Douglas Westerbreke einen Roman geschaffen, der seine Leserschaft gleich zu Beginn in eine unglaubliche und spannende Geschichte zieht. Man folgt hierbei dem sehr stark gezeichneten Charakter der Protagonistin Aubry Tourvel auf einer abenteuerlichen Reise kreuz und quer über den ganzen Erdball und erfährt dabei auch, wie sie an ihre emotionalen Grenzen gelangt. Denn Aubry musste bereits als Kind das Elternhaus verlassen. Eine schwere unheilbare Krankheit treibt sie immer wieder voran. Niemals kann sie länger als drei oder vier Tage an einem Ort bleiben. Niemals kann sie an einen bereits bekannten Ort zurückkehren. Um ihrer Familie das Leid der ewigen Wanderschaft zu ersparen, schleicht sie sich aus der Obhut ihrer Mutter, die sie zu Beginn begleitet hatte, und schlägt sich fortan allein durchs Leben.

Die Besonderheit des Romans wird getragen von einer lebhaften und anschaulichen Erzählweise sowie der genialen Charakterentwicklung der Hauptfigur. Der Autor schafft es, Aubrys physische und psychische Kämpfe eindrucksvoll darzustellen, sodass man mit ihr leidet und mit ihr lebt. Die Beschreibungen der einzelnen Schauplätze sind detailreich und bildhaft, aber nicht lang und ermüdend. Kurzweilige Dialoge bieten gute Unterhaltung und wirken dabei manchmal fast poetisch. Eine Erzählweise mit Rückblicken - Aubry erzählt oft ihren Mitreisenden, wie es ihr ergangen ist - bringt ihre Geschichte abwechslungsreich und spannend rüber. Besonders beeindruckend ist die Leichtigkeit, mit der Douglas Westerbreke historische und kulturelle Aspekte in die Erzählung einbringt.

Das wunderschön gestaltete Cover mit dunkelblauem Hintergrund, auf dem die Wegzeichnung von Paris in die Welt hinaus deutet, hüllt diesen Roman perfekt zwischen zwei Deckel. Klappentext und Titel passen hervorragend und versprechen nicht zu viel. Ein kleiner Kritikpunkt ist die manchmal etwas abschweifende Erzählweise in einigen Passagen. Es gibt Momente, in denen die Handlung dadurch ein wenig ins Stocken gerät. Dies schmälert den positiven Gesamteindruck des Romans aber kaum.

Insgesamt ist "Die unendliche Reise der Aubry Tourvel" ein sehr phantasievoller, ja fast schon romantischer Roman für alle, die tiefgründige Geschichten und gut ausgearbeitete Protagonisten zu schätzen wissen. Douglas Westerbeke hat eine Geschichte geschaffen, die zum Nachdenken anregt, abenteuerlich und unterhaltsam ist und den Leser auf eine phantasievolle Reise mitnimmt. Eine klare Leseempfehlung mit vier verdienten Sternen!

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Veröffentlicht am 24.06.2024

Rasanter und hochaktueller Thriller

VIEWS
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Ein wahrer Pageturner ist VIEWS von Marc-Uwe Kling. Und genauso außergewöhnlich wie die Aufmachung des Buches mit geschnittenem Hardcover und neon-pinkem Buchrücken ist auch der Inhalt: BKA-Kommissarin ...

Ein wahrer Pageturner ist VIEWS von Marc-Uwe Kling. Und genauso außergewöhnlich wie die Aufmachung des Buches mit geschnittenem Hardcover und neon-pinkem Buchrücken ist auch der Inhalt: BKA-Kommissarin Yasira Saad soll eine Vergewaltigung durch drei Schwarze an der 16-jährigen Lena Palmer aufklären, die auf einer Videoplattform viral geht. Saad wird explizit aufgrund ihrer Herkunft für diesen Job ausgewählt, das BKA will sich keine rechtsgerichteten Ermittlungen vorwerfen lassen. Für rechtsradikale Ausschreitungen sorgt dann aber der "Aktive Heimatschutz", eine Gruppierung, die schnell großen Zuspruch erfährt.

Ein Szenario, dass so abwegig nicht ist. Kling gelingt es, seine Story in rasantem Tempo sehr eindrucksvoll zu erzählen. Seine Figuren sind gut ausgearbeitet und charakterstark. Sein Schreibstil ist aufs wesentliche reduziert, was die Spannung noch steigert. Man fiebert mit Yasira, die es bei der Aufklärung des Falls nicht leicht hat, werden ihr von höherer Stelle doch immer wieder Steine in den Weg gelegt. Der Autor mag die Geschichte an einigen Stellen überspitzt dargestellt haben, aber man kann ihm den Verlauf der Handlung durchaus abnehmen. Ja, es werden sogar Ängste in Richtung generierter KI erzeugt, bzw. die Leserschaft wird zum Nachdenken angeregt.

Auch das Cover mit dem verschwommenen Hintergrund und dem Hinweis auf sensible Inhalte ist passend gewählt. Alles in allem hat mir der Roman sehr gut gefallen und selten habe ich ein Buch schneller durchgelesen. Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre, dass ich mir an manchen Stellen eine etwas ausführlichere Schilderung gewünscht hätte. Manchmal kam mir der Text dann doch zu abgehackt und zu reduziert vor. Das betraf für meinen Geschmack besonders das Ende, wo ich mich fast aus der Handlung katapultiert fühlte. Ich hätte mir eine kleine Aufarbeitung des Geschehens um Lena Palmer (also nicht nur die Theorie von Yasira Saad) gewünscht und auch die Konsequenzen für Saads eigenmächtiges und dennoch zielführendes Handeln. Das ist aber nur meine persönliche Meinung. Im Ganzen gesehen ist VIEWS ein Top-Thriller und ich gebe meine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Mörderische Spannung in der Provence

Bedrohliche Provence
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Der Titel "Bedrohliche Provence" ist bereits der 10. Band der Reihe um den Ex-Commissaire Albin Leclerc. Obwohl mir die Vorgängerbände nicht bekannt sind, fand ich schnell in die Geschichte hinein. Ebenso ...

Der Titel "Bedrohliche Provence" ist bereits der 10. Band der Reihe um den Ex-Commissaire Albin Leclerc. Obwohl mir die Vorgängerbände nicht bekannt sind, fand ich schnell in die Geschichte hinein. Ebenso schnell gelang es mir den etwas schrulligen Leclerc in mein Herz zu schließen. Hier hat Autor Pierre Lagrange eine Figur geschaffen, die das berufliche Dasein nicht ganz ablegen kann. Der neugierige Leclerc steckt seine Nase in jeden aktuellen Kriminalfall seiner ermittelnden Ex-Kollegen und macht sich damit nicht unbedingt beliebt. Dieses Auftreten bringt jedoch Schwung in die Handlung. Die Geschichte selbst entwickelt sich auch sehr spannungsgeladen, da es nicht beim ersten Mord bleibt. Ein Paar wurde erschossen, dabei handelt es sich um die Nichte und deren Lebensgefährten eines Bekannten von Leclerc.

Der Schreibstil ist sehr flott und flüssig, die Figuren sind gut gezeichnet und wirken lebendig. Die Landschaft wird gut in Szene gesetzt, man kommt direkt ins Schwitzen beim Lesen und genießt ein gewisses Urlaubsfeeling. Man erfährt einiges vom Privatleben der Hauptfiguren, was mir persönlich manchmal ein wenig zu langatmig war und den Spannungsbogen der eigentlichen Handlung etwas unterbrochen hat. Das Cover und der Titel passen sehr gut zur Handlung und gefallen mir prima. Ich bin in jedem Fall auf den Geschmack gekommen und kann mir vorstellen, mich in weitere Fälle des Albin Leclerc zu stürzen. Von mir also eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 07.02.2024

Vielschichtiger Islandkrimi

Verborgen
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Der Islandkrimi “Verborgen“ von Eva Björg Ægisdóttir ist der dritte Band mit Kommissarin Elma, die in der kleinen isländischen Gemeinde Akranes ermittelt. Eines nachts kommt es zu einem Brand in einem ...

Der Islandkrimi “Verborgen“ von Eva Björg Ægisdóttir ist der dritte Band mit Kommissarin Elma, die in der kleinen isländischen Gemeinde Akranes ermittelt. Eines nachts kommt es zu einem Brand in einem Einfamilienhaus, und man findet einen Toten, einen jungen Mann namens Marinó. Nach ersten Erkenntnissen deutet Vieles auf Mord hin, denn Marinó war bereits tot, als der Brand ausbrach. Elma und ihre Kollegen finden zwar weitere Spuren, treten bei der Lösung des Falls jedoch auf der Stelle. Dann taucht plötzlich eine zweite Leiche auf. Es gibt eine Verbindung zwischen den Opfern. Hängen die Fälle also zusammen?
Der Einstieg in den Roman beginnt spannend, dann flacht das Geschehen jedoch etwas ab. Viele Figuren werden eingeführt, die mit ihren isländischen Namen nicht immer sofort zuzuordnen sind und den Lesefluss etwas stören. Der Leser folgt den komplizierten Ermittlungen in einem immer komplexer werdenden Fall mit vielen überraschenden Wendungen und wachsender Personenzahl, auch was die Anzahl der Verdächtigen angeht. Die Autorin legt dabei viel Feingefühl an den Tag, besonders die Hauptfigur Elma ist stark gezeichnet und besitzt großes Durchsetzungsvermögen, darf aber auch ihre private Seite zeigen. Die Beziehungen zu ihrer Familie und Kollegen nimmt eine wichtige Rolle ein.
Oft lassen sich die Gedankengänge der einzelnen Charaktere durch zahlreiche Perspektivwechsel mitverfolgen, was neue Rätsel und Spekulationen aufkommen lässt. Diese Handlungsstränge werden erst spät zusammengeführt, was die Spannung steigert.
"Verborgen" war der erste Krimi, den ich von der Autorin gelesen habe. Es ist der dritte Band um die Ermittlerin Elma, dennoch fehlten mir keine Hintergrundinformationen zu der Protagonistin oder ihrer Handlungsweise. Die gesamte Handlung wirkt rund und man darf gespannt sein, wie es mit Elma weitergeht.

Mein Fazit: "Verborgen" ist ein solider Islandkrimi, mit einer spannenden Handlung. Neben den unterschiedlichen Charakteren sind auch die verschiedenen Handlungsstränge vielschichtig. Ohne viel Blutvergießen wird eine abwechslungsreiche Geschichte erzählt, die sehr gut und anschaulich in die Gegend um Island eingebettet ist. Dazu ist das Cover sehr schlau gewählt. Es ist bis auf den Titel in Schwarzweiß gehalten und zeigt ein Haus in karger Landschaft. Gerne vergebe ich für diesen Krimi vier von fünf Sternen.

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