Humorvolle Altersweisheiten
Stell dir vor, du stehst kurz vor deinem sechzigsten Geburtstag und statt dich in Midlife-Crisis-Gedanken zu verstricken, beschließt du, das Älterwerden mit offenen Armen zu begrüßen. So geht es Marie ...
Stell dir vor, du stehst kurz vor deinem sechzigsten Geburtstag und statt dich in Midlife-Crisis-Gedanken zu verstricken, beschließt du, das Älterwerden mit offenen Armen zu begrüßen. So geht es Marie Sharp, der wunderbar scharfzüngigen und lebenslustigen Protagonistin in „Nein, ich will keinen Seniorenteller“ von Virginia Ironside.
Marie ist eine Frau nach meinem Geschmack. Statt sich in schweißtreibende Volkshochschulkurse zu zwängen oder auf Zwangsjugendlichkeit zu machen, genießt sie die Freiheit, endlich nicht mehr jung sein zu müssen. Ihre schlagfertigen Kommentare und ihr trockener Humor machen dieses Buch zu einem wahren Vergnügen.
Eine der schönsten Seiten des Älterwerdens, so findet Marie, ist die neue Rolle als Großmutter. Während andere sich über die Falten und die Wehwehchen beklagen, freut sich Marie auf die kleinen Dinge des Lebens – und auf die Tatsache, dass sie diese in Ruhe und ohne den Druck des jugendlichen Wettbewerbs genießen kann.
Natürlich fehlt in dieser charmanten Erzählung auch nicht das Liebesleben. Marie hat ihren Jugendschwarm wiedergetroffen, der überraschend wieder zu haben ist. Da blüht selbst eine Sechzigjährige noch einmal richtig auf! Die Art und Weise, wie Ironside diese zarte Romanze beschreibt, ist herzerwärmend und zeigt, dass Liebe keine Altersgrenzen kennt.
Ein weiteres Highlight sind Maries witzige und manchmal bissige Betrachtungen über die sogenannten „umtriebigen Senioren“. Während andere in ihrem Alter noch versuchen, den K2 zu erklimmen oder mit dem Mountainbike durch Kirgisien zu radeln, lehnt sich Marie entspannt zurück und genießt es, einfach nur sie selbst zu sein. Keine verrückten Abenteuer, keine Selbstoptimierung – einfach nur das Leben in vollen Zügen genießen.
Virginia Ironsides Schreibstil ist leicht und flüssig, und dennoch voller Tiefe. Sie schafft es, die kleinen und großen Themen des Älterwerdens humorvoll und doch einfühlsam zu behandeln. Beim Lesen fühlte ich mich oft wie bei einem gemütlichen Plausch mit einer guten Freundin, die mir weise und witzige Ratschläge gibt.
„Nein, ich will keinen Seniorenteller“ ist nicht nur ein Buch über das Altern, sondern auch über das Leben und die Freiheit, es nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Es ist eine Ode an die Gelassenheit und die Selbstakzeptanz, die mit den Jahren kommen. Wenn du also auf der Suche nach einem Buch bist, das dich zum Lachen bringt und dich gleichzeitig zum Nachdenken anregt, dann ist dies genau das Richtige für dich.
Und sei gewarnt: Du wirst Marie Sharp lieben und vielleicht sogar ein bisschen beneiden – denn sie zeigt uns, dass das Älterwerden nicht das Ende, sondern der Beginn eines neuen, wunderbaren Kapitels sein kann. Also lehn dich zurück, schnapp dir dieses Buch und genieße die Reise mit Marie. Du wirst es nicht bereuen!