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24,00
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  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 231
  • Ersterscheinung: 12.02.2024
  • ISBN: 9783518431672
Julia Jost

Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht

Roman | Eine Coming-of-Age-Geschichte voller Drive und Witz | Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2024

»Ein reiches und reichhaltiges Buch. Diese heitere Bösartigkeit führt vielleicht zur Verbesserung der Welt oder ins nächste Wirtshaus.« Elfriede Jelinek

Es ist das Jahr 1994. In einem Kärntner Dorf am Fuß der Karawanken sitzt die Erzählerin unter einem Lkw und beobachtet die Welt und die Menschen knieabwärts. Sie ist elf Jahre alt und spielt Verstecken mit ihrer Freundin Luca aus Bosnien. Zum letzten Mal, denn die Familie zieht um. Der Hof ist zu klein geworden für den Ehrgeiz der Mutter, die ausschließlich eines im Kopf hat – bürgerlich werden! Nach und nach treffen immer mehr Nachbarsleute ein, um beim Umzug zu helfen, und das Kind in seinem Versteck beginnt zu erzählen: von seiner Angst, im Katzlteich ertränkt zu werden, weil es kurze Haare hat. Weil es Bubenjeans trägt. Weil es heimlich in Luca verliebt ist. Dabei ist sie nicht die Einzige, die etwas verbergen muss. Sie kennt Geschichten über die Ankommenden, die in tiefe Abgründe blicken lassen und doch auch Mitgefühl wecken.

Julia Jost schildert in ihrem Debütroman das Aufwachsen in einer archaischen Bergwelt zwischen Stammtisch und Beichtstuhl – und wie man hier als querstehendes Kind überlebt und sich der vorgegebenen Ordnung widersetzt: dank einer zärtlichen Freundschaft und durch ein wildes, überbordendes Erzählen, das die Wirklichkeit besser macht, als sie ist.

ZDF-»aspekte«-Literaturpreis 2024 (Shortlist) Österreichischer Buchpreis, Debüt des Jahres 2024 (Shortlist) Literaturpreis Fulda 2024 (Shortlist) ORF-Bestenliste SWR-Bestenliste

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.04.2024

Eine sehr gelungene Satire

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Im Hof vom Gratschbacher Hof, dem Gasthaus ihrer Eltern, der Heimat der elfjährigen steht also nun der LKW, der all ihr Hab und Gut in seinem großen Inneren aufnehmen und sie von hier fort bringen wird. ...

Im Hof vom Gratschbacher Hof, dem Gasthaus ihrer Eltern, der Heimat der elfjährigen steht also nun der LKW, der all ihr Hab und Gut in seinem großen Inneren aufnehmen und sie von hier fort bringen wird. Fort von der schönen Luca, die ihr den Rücken zugedreht hat und in ihrer eigenen Landessprache langsam rückwärts zählt. Die Beine der Mutter schreiten großschrittig an ihrem Versteck vorbei, um hier und da einzugreifen, zu korrigieren, sich aber auch auf die Stufen zu setzen und zu stöhnen.

Sie erinnert ein Klassenfoto von neunzehnhundertneunundachtzig, da war der Franzi noch dabei. Zuerst hatte sie ihm eine gepatscht, weil er was blödes zu ihr gesagt hatte. Dann war ihr schlechtes Gewissen so groß, dass sie ihn zum Waldhaus eingeladen hatte. Dort hatte er sich bereit erklärt, sich Kopfüber in den Brunnen zu wagen, während die anderen Kinder ihn abseilten. Dann kam das Seil ohne den Franzi wieder nach oben und sie mussten die Feuerwehr rufen.

Sie hört Luca immer noch zählen und sieht jetzt außerdem, aus ihrer Position, die krampfadrigen Beine der Stubenhofoma das Gatter passieren. Man sieht ihr die schlechte Laune gleich am Gangbild an und da schimpft sie auch schon auf die Mutter und ihre Geldgier, weil sie den Hof verkauft hat.

Die Stubenhofoma, heute zu alt um die Tochter zu watschen, ist mit ihrem fahlen Gesichtsausdruck, die Wurzel der Aversion ihrer Enkelin. S. 36

Im Religionsunterricht hatte sie erfahren, dass das Rotkehlchen ja deswegen die rote Brust habe, weil es bei dem Herrn Jesus am Kreuze verweilt hatte und ein Blutstropfen, der sich, wegen der Dornenkrone von dessen Stirn gelöst hatte, das Rotkehlchen traf.

Fazit: Diese Scharade auf ein Dorf in Österreich hat mir so gut gefallen. Julia Jost macht sich Luft, lässt alles raus. Sie erzählt über die menschlichen Abgründe, die sich in einem Dorf nicht so gut verheimlichen lassen, wie in der Anonymität einer Stadt. Pädophilie in der katholischen Kirche, Homophobie der Dorfbewohner, Bigotterie und Faschismus. Und in all diesen Untiefen, findet ein junges Mädchen, das viel lieber ein Junge wäre, ihren Sinn des Lebens. Die Geschichte ist so lustig und bissig erzählt, dass ich sie als Satiere verstehe. Ein wirklich gut gelungenes Debüt.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Lesenswerte Familien- und Dorfgeschichte

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Der Buchtitel mutet in seiner Länge etwas merkwürdig an, sollte aber nicht vom Lesen des Buches abhalten. Es handelt sich um eine wirklich lesenswerte Familien- und Dorfgeschichte, die 1994 in einem Kärntner ...

Der Buchtitel mutet in seiner Länge etwas merkwürdig an, sollte aber nicht vom Lesen des Buches abhalten. Es handelt sich um eine wirklich lesenswerte Familien- und Dorfgeschichte, die 1994 in einem Kärntner Dorf am Fuß der Karawanken angesiedelt ist und in der Rückschau auch die davor liegenden Jahre einbezieht. Erzählt wird alles von einem 11jährigen Mädchen, das viel lieber ein Junge wäre und sich entsprechend benimmt und ausschaut. Anlässlich des Umzugs seiner Familie aus dem eigenen Gasthof sitzt es unter einem der Umzugs-LKWs und beobachtet die zahlreichen Umzugshelfer aus der Familie und der Dorfgemeinschaft. Zu jedem weiß es erstaunliche Geschichten zu erzählen, die sich für den außenstehenden Leser zu einem Besorgnis erregenden Bild über Kärnten zusammenfügen. Anstelle eines Dorfidylls wird uns von einem Haufen braun Gesonnener berichtet, von Burschenschaften und Landjugend, von dem Vater der Erzählerin und seinem Stolz auf geerbten Mutterorden und Ariernachweis sowie seinem Hang zur Gewalt gegenüber seinen Kindern, der Vertuschung eines Unglücks, das die Erzählerin noch über Jahre nicht loslässt. Es wundert jedenfalls nicht, dass sie misstrauisch beäugt wird. Der Erzählstil ist nicht unbedingt der Sprache eines Kindes angepasst, ist aber in seiner Mischung aus Sachlichkeit und feinem Humor gut gelungen. Das Tüpfelchen auf dem i sind für mich die vielen eingestreuten Dialoge und Begriffe in Kärntner Dialekt, die alle Personen so authentisch wirken lassen.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Trinkfeste Dorfbewohner

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Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf, ist das Debüt von Julia Jost. Sie hat es gleich geschafft auf die Longlist des österreichischen Buchpreis zu kommen.
Den Titel finde ich etwas ...



Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf, ist das Debüt von Julia Jost. Sie hat es gleich geschafft auf die Longlist des österreichischen Buchpreis zu kommen.
Den Titel finde ich etwas zu lang.
Der Roman spielt im Jahr 1994 in einem Kärntner Dorf.
Die Protagonistin ist die 11jährige Frieda. Ihre Sprache ist manchmal nicht richtig auf ihr Alter abgestimmt.
Sie beobachtet die Menschen und schildert die immer wieder kehrenden Saufgelage des Vaters und den anderen Männern des Dorfes. Die Kinder wachsen ziemlich frei auf. Das dabei ein Junge umkommt, macht Frieda immer wieder zu schaffen.
Dieser Familienroman wird
gewitzt bösartige Sprache geschrieben.
Es ist eine lesenswerte Lektüre.
















Veröffentlicht am 18.02.2024

Interessante Geschichte aus einem kleinen Dorf in Kärnten

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Der Buchtitel hört sich zwar merkwürdig an, aber am Ende steckt doch eine etwas andere Geschichte dahinter.
Erzählt wird die Geschichte von einem 11-jährigen Mädchen, das lieber ein Junge wäre und sich ...

Der Buchtitel hört sich zwar merkwürdig an, aber am Ende steckt doch eine etwas andere Geschichte dahinter.
Erzählt wird die Geschichte von einem 11-jährigen Mädchen, das lieber ein Junge wäre und sich auch dementsprechend verhält. Das Kind sitzt unter einem Umzugs-LKW und beobachtet die Familie und die Leute aus dem Dorf und weiß über alle etwas zu erzählen. Durch die Geschichte zieht sich auch ein mysteriöser Unfall von einem Kind, wo die genauen Umstände auch am Ende der Geschichte nicht geklärt sind. Aber es beschäftigt trotzdem alle irgendwie.

Mir ist es teilweise kalt den Rücken hinunter gelaufen, weil die Geschichte von dem Kind auch sehr emotionslos geschildert wird. Aber es ist einfach eine bitterböse Abrechnung, was ich mir allerdings anhand des Titels schon ein wenig gedacht habe. Ich fand aber den Schreibstil trotzdem sehr besonders und das Buch lesenswert. Ich gebe aber nur 4 Sterne, weil ich mir bei diesen Ansichten der Dorfbewohner eher vorgekommen bin, wie in der Nachkriegszeit und nicht wie im Jahr 1994. Ich würde auch sagen, dass man 30 Jahre nach der Zeit in der die Geschichte spielt teilweise sogar auf dem Dorf offener eingestellt ist, wie in den Städten, aber generell ist es ja immer unterschiedlich.

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Veröffentlicht am 26.10.2024

Blick ins ländliche Kärnten

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Mit diesem ungewöhnlich langen Titel ist Julia Josts (*1982) Debütroman auf der Shortlist des österreichischen Buchpreiseses 2024 gelandet. In wenigen Wochen wird sich herausstellen, ob es zum Debütpreis ...

Mit diesem ungewöhnlich langen Titel ist Julia Josts (*1982) Debütroman auf der Shortlist des österreichischen Buchpreiseses 2024 gelandet. In wenigen Wochen wird sich herausstellen, ob es zum Debütpreis 2024 reichen wird. Als Vielleserin interessierte mich natürlich, wovon dieses Buch handelt.

Zuerst habe ich mich allerdings gefragt, wo eigentlich die in diesem ewig langen Titel erwähnten Karawanken liegen. Das Internet präsentierte mir beeindruckende Bilder von dem Gebirgszug an der Grenze zwischen Österreich und Slowenien. Beim Lesen kam später klar heraus, dass die Geschichte in Kärnten spielt.

Die ersten Seiten begeisterten mich ob der bildhaften Sprache: „Man sieht Jagdhunde im Dreisprung über den frisch gepflügten Acker einem Fasan nachsabbern“ oder „du vernimmst das heilige Trommeln eines Spechts und siehst ein Rehkitz auf seinen Stelzenbeinen hechten“ sowie „Bienen mäandern unter dem Gewicht der Blütenstaublast über die Felder wie Betrunkene“. Doch die Begeisterung ließ bald nach: Der Roman besteht aus vielen verschiedenen Geschichtchen, die einem Mädchen durch den Kopf gehen, das unter einem Lastwagen heraus dem Umzug seiner Familie zuschaut.

Diese Erinnerungen sind wie die Bergsilhouette: Mal in leuchtendem Licht, mal im dunklen Tal. Durch die beliebig angeordneten Episoden ergeben sie keinen Roman, in den man sich fallen lassen könnte. Die Autorin erzählt in dieser Welt zwischen Beichtstuhl und Stammtisch von menschlichen Abgründen und von einem Mädchen, das viel lieber ein Junge wäre. Seine Mutter strebt nach mehr, nicht erst, seit der Vater durch einen unerwarteten Deal zu viel Geld gekommen ist. Sie kauft alles ein, was ihr gefällt, so dass der Platz im ererbten Hof nicht mehr ausreicht und dieser Umzug nötig geworden ist.

Das Buch zu lesen war für mich harte Arbeit. Nicht nur, weil die Sprache oft nicht zu der Elfjährigen passt, die als Erzählerin fungiert. Sondern auch, weil unter anderem bis zum Umfallen gesoffen wird, um Widrigkeiten zu vergessen. Zum Glück lockern Seiten, die einen zum Schmunzeln bringen, die Schwere auch mal auf.

Die Personenbeschreibungen sind gelungen und ein Unfall, bei dem ein Kind ums Leben kam, bleibt im Gedächtnis. Doch vieles andere verschwindet in den Tiefen des Vergessens, trotz des lebendig erzählten Dorflebens.

Im Nachhinein kann ich für mich sagen, dass mir stringent erzählte Romane, ohne so viele Umwege und Nebengassen, besser gefallen. Aber vielleicht soll das zeigen, dass sich Literatur weiterentwickelt – ohne Rücksicht auf die Leser.


Fazit: Das Buch zu lesen hat mir wenig Freude geschenkt.

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