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Pantoffeltier

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2021

Reisen vor der Haustür

Deutschlands schrägste Orte
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Üblicherweise reist Pia Volk gern durch die Welt. Die Einschränkungen der Coronazeit nimmt sie zum Anlass, um sich auch einmal in Deutschland umzusehen. Sie hat 50 schräge Orte zusammengesammelt, von denen ...

Üblicherweise reist Pia Volk gern durch die Welt. Die Einschränkungen der Coronazeit nimmt sie zum Anlass, um sich auch einmal in Deutschland umzusehen. Sie hat 50 schräge Orte zusammengesammelt, von denen viele auch Einheimischen unbekannt sein dürften. Dabei führt es sie nicht nur zu Bäumen mit eigener Postadresse und in die Kanalisation sondern auch zu Orten, die es gar nicht (mehr) gibt.

Die Einleitung fand ich sehr spannend und interessant, da sehr persönlich und auch witzig. Von den folgenden Ortsbeschreibungen war ich dann etwas enttäuscht. Hier werden in kurzen Abschnitten eher Fakten aufgezählt und mal ein paar Anekdoten erzählt. Ich fand es sehr schade, dass die persönlichen Erlebnisse, die es laut Einleitung beim Entdecken der Orte auch gab, so ausgeblendet wurden. Bestimmt war auch die Suche nach diesen schrägen Orten erzählenswert.

Wenn man das Buch nämlich als eine Art Reiseführer nimmt, bei dem so eine eher faktenbasierte Beschreibung völlig in Ordnung wäre, fand ich es auch wieder nicht so praktisch. Es gibt keine Bilder (außer mal Zeichnungen am Anfang der Abschnitte) und auch die Ortsangaben über GPS sind für mich persönlich eher nicht hilfreich. Eine Karte hätte ich auch schön gefunden, um mal eine Vorstellung zu haben, wo sich die Orte ungefähr befinden.

Insofern war für mich das Buch nicht so hilfreich wie erwartet und ich kann nicht genau erkennen, wozu es jetzt dienen soll. Eine schöne, teilweise überraschende Lektüre ist es allemal. Und eine Einladung, die kleinen Geschichten/Sehenswürdigkeiten vor der Haustür zu erforschen. Also trotzdem eine Empfehlung, auch wenn ich persönlich nicht zu hundert Prozent überzeugt bin.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Absoult empfehlenswerte Hörbuchfassung

Die große Lombarden-Box
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Die Box enthält alle Bände der Lombardenreihe: "Das Gold des Lombarden", "Der Ring des Lombarden" und "Die Rache des Lombarden". Ich würde empfehlen die Hörbücher mit einem gewissen Abstand zu hören, da ...

Die Box enthält alle Bände der Lombardenreihe: "Das Gold des Lombarden", "Der Ring des Lombarden" und "Die Rache des Lombarden". Ich würde empfehlen die Hörbücher mit einem gewissen Abstand zu hören, da es doch einige Dopplungen und Erklärungen gibt. Dies macht es möglich, die Hörbücher unabhängig voneinander zu hören, sorgt aber für einige Längen, wenn man alles in einem Rutsch hört.

Die Geschichte dreht sich um Aleydis, die nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes Nikolai feststellen muss, dass dieser dunkle Geschäfte verfolgte. Sie muss sich nicht nur als Frau als Haushaltsvorstand und im Geldwechsel-Geschäft ihres Mannes behaupten, sondern auch das Verbrechen aufklären. Bei der Aufklärung des Mordes hilft ihr der düstere Gewaltrichter Vincent von Cleve, von dem sich Aleydis bald herausgefordert und auch angezogen fühlt.


Petra Schier erzählt kentnissreich und mit viel Liebe zum Detail. Die Figuren und ihre Handlungen wirken realitätsnah, auch die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet und man merkt, dass sie recherchiert hat. Die aufzuklärenden Verbrechen sind sehr schön miteinander zusammenhängend über die Bände verteilt. Oft ist es ja bei Krimis so, dass die Hauptfiguren ständig über Leichen stolpern, die gaaaaanz zufällig dann auch noch was mit ihnen zu tun haben. Das ist hier viel klüger gelöst. Mir wurde jedoch etwas zu oft "erklärt statt gezeigt". Meist gefällt es mir besser, wenn der Leser durch das Handeln der Personen oder bestimmte Ereignisse etwas über die Personen erfährt, statt das es in Dialogen immer wieder erklärt wird. Dann wird es noch interessanter.

Die enthaltene Liebesgeschichte entwickelt sich gemächlich. Vincenz und Aleydis liefern sich schöne Wortgefechte, die viel Spaß machen. Neben etwas Romantik und einem kleinen Schuss Erotik kommt auch der Humor nicht zu kurz.

Das Hörbuch ist wirklich sehr gut gelesen. Es macht richtig Spaß der Vorleserin zuzuhören. Sie hat auch die Kölner Dialekte prima drauf, auch wenn dies im letzten Band leider etwas nachlässt.

Eine schöne Reihe, mit der man einige angenehme Stunden verbringen kann. Als Hörbuchfassung absolut zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Seuchen gestern und heute

Die Macht der Seuche
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„Die Macht der Seuche“ von Volker Reinhardt ist primär ein Werk über das Wüten der Pest in Europa der Jahre 1347-1353. Es erscheint jedoch zu einem Zeitpunkt, an dem wir ebenfalls mit einer Seuche zu kämpfen ...

„Die Macht der Seuche“ von Volker Reinhardt ist primär ein Werk über das Wüten der Pest in Europa der Jahre 1347-1353. Es erscheint jedoch zu einem Zeitpunkt, an dem wir ebenfalls mit einer Seuche zu kämpfen haben und diesen Umstand nutzt Reinhardt um Parallelen zwischen den beiden Ereignissen zu ziehen.
Dabei konzentriert er sich nicht nur auf die nackten Zahlen, die der Forschung über die Pest zugrunde liegen, sondern zeigt auch viele Einzelschicksale und ihren Umgang mit der schwierigen Situation auf. Da es anders als heute zur Corona-Pandemie nur Schätzungen zu den Todeszahlen der Pestepidemie gibt, sind die Schilderungen einzelner Bürger für einen Gesamteindruck umso wichtiger. Aus den Einzelschicksalen stellt Reinhardt ein Gesamtbild her, welches von Angst, Verzweiflung und Wut der Betroffenen zeugt. Interessant hierbei ist, dass die Pest nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner hervorgebracht hat, ähnlich wie es sich heute beobachten lässt. Durch das massenhafte Sterben wurden einerseits lukrative Ämter und Positionen frei, andererseits wurden Ländereien und Güter vererbt. Was zudem alle Schilderungen eint ist die Rat- und Hilflosigkeit aufgrund der plötzlich mit voller Wucht eintreffenden Seuche und ihre Suche nach Erklärungen. Oft wird Gottes Zorn als Grund aufgeführt. Auch versprachen sich viele Chronisten eine Läuterung der Gesellschaft nach der Katastrophe. So bestand die Hoffnung, dass Moral und Tugend mit neuer Stärke hervortreten und Sündhaftigkeit keinen Platz mehr in der Gesellschaft haben würden. Es bleibt abzuwarten, ob dies tatsächlich eintritt.

Reinhardts Quellenanalysen lassen sich durchweg gut und flüssig lesen. Sie sind ansprechend und lebendig. Seine wissenschaftlichen Analysen sind gut verständlich und ebnen auch dem Laien einen Zugang zu der Thematik. So lässt sich abschließend sagen, dass „Die Macht der Seuche“ ein interessantes und wichtiges Werk zur richtigen Zeit ist und uns vor allem vor Augen führt, dass jede Katastrophe auch ein Ende hat.

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Nur die Liebe zählt

Ich will kein Hund sein
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Die Ich-Erzählerin leidet stark unter der Trennung von ihrem ehemaligen Freund. Besonders, da er nicht so sehr zu leiden scheint wie sie und ihr Freundeskreis nicht versteht, warum sie so trauert. Da hört ...

Die Ich-Erzählerin leidet stark unter der Trennung von ihrem ehemaligen Freund. Besonders, da er nicht so sehr zu leiden scheint wie sie und ihr Freundeskreis nicht versteht, warum sie so trauert. Da hört sie von einer Agentur, die die Möglichkeit anbietet sich in einen Hund umwandeln zu lassen und dann ohne das Wissen des/der ehemaligen Geliebten mit ihm/ihr zusammengeführt zu werden und fortan zusammen zu leben. Die Frau klammert sich an den Gedanken ihre Zuneigung bald frei von jeglicher menschlicher Scham ausleben zu können und nimmt das Angebot an.


Die Idee ist wirklich gut und die Geschichte durchdenkenswert. Das absurde Szenario wird konsequent durchgezogen und außer diesem kleinen Dreh ins Surreale ist alles andere realistisch. Die Menschen, die sich der Verwandlung unterziehen, riskieren ihre Gesundheit und verkürzen ihr Leben, um dem Menschen den sie lieben immer begleiten zu dürfen, auch wenn der gar nichts von ihrem Opfer weiß. Das, was Gregor Samsa und Bulgakovs Sharik (bzw. Bello in der deutschen Version) noch hilflos erleiden, tun diese verzweifelten Liebenden aus Überzeugung. Hier wird Liebe als Lebenssinn und absolute Treue und Hingabe zum geliebten Menschen auf die Spitze getrieben.
Es scheinen nicht alle Menschen von der Möglichkeit der Verwandlung in einem Hund zu wissen, aber besonders überrascht von der Möglichkeit ist die Protagonistin jedoch nicht. Mir war der Anfang in dem sich die Frau in ihrem Liebeskummer suhlt etwas zu lang. Ja, sie ist völlig fixiert auf ihren Ex und ertrinkt in Liebeskummer, das habe ich als Leserin schnell verstanden. Die Transformation zum Hund, das Lager in dem all die halb verwandelten Hunde ausharren, um zu ihrer geliebten Person zu kommen und schließlich die Hundwerdung und das konsequente Ende (denn da gibt es durchaus noch einen Haken bei der bedingungslosen Liebe) fand ich aber gut gemacht. Sehr schade, dass dieser Verwandlungsteil nicht noch mehr ausgeführt wurde.

Ein recht kurzer Text, gut zu lesen, nur am Anfang etwas mühsam. Die Lektüre lohnt sich.

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Veröffentlicht am 21.09.2024

Prasgmatische Liebesgeschichte

Zwei in einem Leben
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David Nicholls, der Experte für komplizierte und schmerzhaft realistische Liebesgeschichten widmet sich in diesem Buch zwei einsamen Singles, die sich bei einer Wanderung näher kommen. Beide haben schwierige ...

David Nicholls, der Experte für komplizierte und schmerzhaft realistische Liebesgeschichten widmet sich in diesem Buch zwei einsamen Singles, die sich bei einer Wanderung näher kommen. Beide haben schwierige Trennungen hinter sich und sehnen sich nach Nähe.

Es wird abwechselnd aus der Sichtweise von Marnie und Michael erzählt und dadurch werden Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet.

Die 38-jährige Marnie ist Lektorin, hat im Laufe der Zeit den Anschluss an ihren Freundeskreis verloren und die Arbeit im Homeoffice lässt sie vereinsamen. Michael ist etwas älter, ein etwas ungeschickter Erdkundelehrer und kämpft mit tiefen Ängsten. Am wohlsten fühlt er sich in der Natur, auf langen Wanderungen. Als beide in einer Wandergruppe zusammentreffen, scheinen sie zunächst nicht zusammen zu passen, lernen sich jedoch im Laufe der Zeit schätzen.

Keine wirklich neue Idee, aber gut umgesetzt. Nicholls schafft glaubhafte Charaktere und hat eine gute Beobachtungsgabe für Spleens. Und sicherlich können sich viele Menschen in der Beschreibung wiederfinden, wie die Nachwirkungen der Corona-Lockdowns und Homeoffice zu Einsamkeit führen kann. Viel Romantik kommt nicht auf, es ist eher eine pragmatische Betrachtung von Beziehungen.

Was mich etwas gestört hat war, dass fast alles über Dialoge passiert. Das macht es etwas eintönig. Es liest sich aber dadurch auch flott weg.

Insgesamt eine teilweise schmerzhaft realistische Liebesgeschichte, die Pragmatismus vor Romantik den Vorzug gibt.

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