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Veröffentlicht am 21.09.2024

Stark angefangen und dann stark nachgelassen

Das Wohlbefinden
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„Das Wohlbefinden“, der neue Roman von Ulla Lenze, erschienen 2024 bei Klett-Cota und auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2024 zu finden, ist ein Roman, von dem ich im vorderen Bereich noch dachte, ...

„Das Wohlbefinden“, der neue Roman von Ulla Lenze, erschienen 2024 bei Klett-Cota und auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2024 zu finden, ist ein Roman, von dem ich im vorderen Bereich noch dachte, dass er Thomas Manns „Zauberberg“ locker auf die hinteren Ränge verweisen wird, der dann aber in der zweiten Hälfte dieses Versprechen leider doch nicht erfüllen konnte.

Klappen- und Umschlagstext des Buches versprechen und eine Geschichte zwischen zwei ungleichen Frauen, der Fabrikarbeiterin Anna und der Schriftstellerin Johanna, die sich in den Lungenheilstätten Beelitz vor den Toren Berlins begegnen und eine starke Verbindung eingehen, die sie am Ende zu Rivalinnen macht. Diese Geschichte und auch viele Informationen über die Heilstätten Beelitz hätten mich sehr interessiert, es kam jedoch anders.

Der Roman spielt auf drei Zeitebenen, 1907/8, 1967 sowie 2020 im Coronajahr, was als Thema sehr dezent und gut gemacht einfließt. Neben Johanna und Anna gibt es noch eine dritte Protagonistin, Vanessa, die durch einen Zufall 2020 auf die Spur von ihrer Verwandten Johanna gerät und das Thema dann nicht mehr loslassen kann.

Lenze deckt in ruhigem Tempo anfangs Schicht für Schicht die Geschichte und Beziehungen ihrer Figuren auf, führt ein in die jeweiligen Zeiten und stellt erste Bezüge zu prominenten Persönlichkeiten der jeweiligen Zeit und zu Themen, die die Welt beschäftigten, wie z.B. der Okkultismus, der eine große Rolle spielt in dem Roman, her. Das gelingt sehr geschickt und charmant. Die Kapitellänge ist gut, der Schreibstil für mich oft ein bisschen unnötig Schleifen-förmig (es wird etwas erwähnt, woran mensch sich sofort ein Fragezeichen macht, einen Absatz oder 1-2 Seiten später kommt die Erklärung, für mich etwas überflüssig, erzeugt nix bei mir), aber ansonsten in sich geschlossen, bildstark und gut lesbar, manchmal literarisch etwas gewollt. Es gibt viele kleine Anspielungen auf den Zauberberg für Kenner:innen und auch der Titel des Buches wird ganz wundervoll eingewoben. Henze verwebt geschickt historische und fiktive Elemente zu einem neuen Ganzen (hier hätte ich mir ein Nachwort gewünscht.). Die erste Begegnung zwischen der hellsichtigen Anna und der spröden Johanna ist kraftvoll und voller Verheißung, hier steht sofort ein Geheimnis im Raum.

Das Problem ist, dass der Roman sich von hier aus eigentlich kaum entwickelt. Es kommt keine wirkliche Handlungsdynamik auf, für mich zog immer mehr Stagnation ein, die Handlung 2020 erweist sich zunehmend als eigentlich überflüssig, die Handlung 1967 mochte ich persönlich zwar, aber auch sie ist bei näherer Betrachtung tatsächlich auch verzichtbar. Beide Handlungen nehmen aber Raum, der meiner Meinung nach besser darauf verwendet worden wäre, deutlich mehr über die wirklich spannenden Heilstätten Beelitz (und auch deren Problematik) zu erzählen und die Beziehung von Anna und Johanna mehr in der Tiefe auszuloten. Das hätte ich von der Beschreibung des Romans her erwartet – und hier wurde ich enttäuscht. Zunehmend fand ich deshalb auch Sprache und Erzähltempo anstrengend, es fiel mir persönlich schwer, bei der Stange zu bleiben. Und auch die gewählte Auflösung am Ende konnte mich leider nicht überzeugen. So ganz erklärt sich mir der Platz auf der Longlist nicht, auch wenn die Autorin streckenweise wirklich literarisch-stilistisch beeindruckend schreibt und das Grundkonzept viel Potenzial aufweist. Ich gehe mit sehr gemischten Gefühlen aus der Lektüre und empfehle auf Youtube mal ein bisschen über die Heilstätten Beelitz selbst zu recherchieren – da wird mensch fündig und kann eventuell auffüllen, was das Buch schuldig blieb.

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Veröffentlicht am 13.09.2024

Falsch gelabelt

Die Abschaffung des Todes
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„Die Abschaffung des Todes“, der neue Thriller von Andreas Eschbach, erschienen 2024 bei Bastei Lübbe, scheitert vielleicht an dem Label, das der Verlag ihm gegeben hat. Viel mehr Wissenschaftsroman als ...

„Die Abschaffung des Todes“, der neue Thriller von Andreas Eschbach, erschienen 2024 bei Bastei Lübbe, scheitert vielleicht an dem Label, das der Verlag ihm gegeben hat. Viel mehr Wissenschaftsroman als Thriller, weist der enorm ausführlich recherchierte 650-Seiten-Brecher leider neben einer Menge spannender Informationen und Gedanken erhebliche Längen und leerlaufende Plotstränge auf. Zudem war für mich die Handlung und Entwicklung durchweg sehr vorhersehbar. So bin ich nach mehrfachen Abbruchüberlegungen, da zu keiner Zeit bei mir Thrill aufkam, aus dem Buch gegangen mit dem Gefühl, dass hier entweder ein Lektorat dem Werk mit deutlichen Straffungen hätte helfen sollen – oder der Verlag sich für vielleicht geringere Verkaufszahlen aber dafür eine etwas ehrlichere Einordnung in ein anderes Genre hätte entscheiden müssen.

Der Thriller beginnt mit einer netten Grundkonstruktion, die Hauptfigur, der Journalist James Henry Windover schreibt ein Buch im Buch, in dem er uns über seinen wilden Ritt durch die Untiefen der Neurologie und Existenzphilosophie erzählen wird. Dieser kleine Trick sorgt im Verlauf des Buches immer wieder für Comic Relief – nur dass ich leider zu keinem Zeitpunkt Relief brauchte. Windover wird beauftragt, sich für eine Investorin ein neues Geschäftskonzept vorstellen zu lassen, Youvatar, und soll seine Einschätzung geben, ob sich hier eine Investition lohnen würde. Ich will nicht spoilern, aber sagen wir mal so: Der Titel des Buches lässt in der Tat ein wenig erahnen, worum es vielleicht geht. Von diesem Punkt aus wird Windover im Versuch, das Geschäftskonzept und den damit zu erlangenden Profit genau zu entschlüsseln, in eine Verkettung von Kontakten und Erkenntnissen gestürzt, die dazu führt, dass er um sein Leben fürchten muss.
Klingt nach Thriller – stellt sich aber im Buch nicht so dar, da Eschbach, der selbst sagt, noch nie hätte er für ein Buch so viel recherchiert (und das stimmt gewiss!!!), gefühlt auch all sein recherchierter Wissen in den Roman pressen will, was zu einer enormen Verlangsamung der, sowieso eher dürftigen, Handlung führt und einfach keine Suspense aufkommen lässt. Zudem sind die scheinbaren Plottwists allesamt so klar aus der Vorhandlung ablesbar, dass auch hier keine Überraschung aufkommt. Leider bleiben auch Figuren, die spannend eingeführt werden, dadurch auf der Strecke, wahrscheinlich war einfach kein Platz mehr, auch noch für sie die Handlung weiterzuführen (und hier trifft es vor allem die Frauenfiguren, was feministisch gesprochen besonders schade ist, da Eschbach hier eigentlich mit aufregenden Charakterisierungen startet, für die am Ende dann doch nur 50er Jahre Problematiken übrigbleiben).

Gut gefallen haben mir die Diskussionen von Werten und Moral, die existenzphilosophischen Aspekte und Debatten, die Eschbach wirklich hervorragend herauskristallisiert, jedem Philosophie Leistungskurs würde ich dieses Buch ans Herz legen wollen! Und auch der Humor, der sich immer wieder kurz zeigt, hat mich ein bisschen bei der Stange gehalten. Aber für einen Thriller fehlt mir einfach fast alles, was das Genre ausmacht. Als es dann doch einmal kurz zu einer Verfolgungsjagd kommt, wirkt diese eher wie reingepropft, huch, ach ja, es ist ja ein Thriller!

Ich glaube wirklich, hier wurde sich leider nicht klar für ein Genre entschieden im Vorfeld und so hängt das Buch zwischen allen Stühlen. Großer Respekt vor der enormen Rechercheleistung, wie immer schreibt Eschbach auch fluffig und elegant und dröselt die Sachzusammenhänge enorm klug auf. Es fehlt aber an Tempo, Handlung und einem wirklichen überraschenden Clou am Ende, nachdem über 600 Seiten lang darauf hingearbeitet wurde. Thematisch stark, Fans der Neurowissenschaften sollten hier unbedingt reinschauen. Als Thriller leider am Ziel vorbei.


Ein großes Dankeschön an lesejury.de und Bastei Lübbe für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Löst leider sein Versprechen nicht ein

Kleine Monster
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„Kleine Monster“, der zweite Roman von Jessica Lind, erschienen 2024 im Goya Verlag, hat mich über weite Strecken sehr gefesselt, aber dann leider zweigespalten und enttäuscht zurückgelassen. Vielleicht ...

„Kleine Monster“, der zweite Roman von Jessica Lind, erschienen 2024 im Goya Verlag, hat mich über weite Strecken sehr gefesselt, aber dann leider zweigespalten und enttäuscht zurückgelassen. Vielleicht ist daran auch einmal mehr ein Klappentext Schuld, der eine Leseerwartung erzeugt, dem die Geschichte dann einfach nicht gerecht wird, fehlgeschlagenes Marketing also, aber insgesamt sind die Fragezeichen am Ende des Buches so groß, dass es doch auf keinen Fall nur daran liegt.

Was uns der Klappentext verspricht:
Pia und Jakob werden in die Grundschule zitiert, es gab einen Vorfall, mit einem Mädchen, einen Übergriff durch ihren siebenjährigen Sohn Luca. Pia und Jakob können zunächst nichtr glauben, was ihrem Sohn vorgeworfen wird. Aber Pia entfremdet sich im weiteren Verlauf immer mehr von ihrem Sohn und wird dabei schließlich auch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.
Mich hat der erste Teil des Buches sehr gepackt, ich stelle mir das schon immer sehr schlimm vor, wenn sich das eigene Kind von einem entfernt (oder mensch sich von dem Kind?) und ein Misstrauen einzieht, das dann einfach alles und jeden Moment immer wieder in Frage stellt. Jessica Lind schreibt atmosphärisch sehr dicht und beklemmend, mir zog sich alles zusammen, immer wieder kommt es auch zu übergriffigen Szenen, die schwer zu ertragen sind. Anders als erwartet zeigt sich jedoch schon schnell, dass es einen psychologisch komplexen Zusammenhang mit den Elternpersonen gibt, was die Situation einerseits vielleicht verständlicher macht, andererseits hätte mich eher interessiert, wie eine solche Konstellation sich verhält, wenn es keinen Befund in der Elternfamilie gibt. Zunehmend wird deutlich, dass wir auf die Szenerie nur durch Pias Augen schauen, die sich als unzuverlässige Erzählerin erweist, weswegen sich immer mehr Fragen über Fragen stellen – was ist die objektive Wahrheit? Was ist geschehen, sowohl im Heute als auch in Pias Vergangenheit?
Dabei wechselt der Fokus sehr schnell fast komplett in Pias Vergangenheit hinüber und das Jetzt wird immer hinfälliger, ist nur Ausgangspunkt für eine Beschäftigung mit Pias Traumata.

Und dann kommt ein Ende, das ganz einfach nichts aufklärt. NICHTS. Da muss ich sagen, das hat mich wirklich verärgert zurückgelassen, denn so sehr ich offene Enden mag, das hier ist für mich dann doch Betrug am Leseerlebnis gewesen. Wir werden es also nie erfahren, was vorgefallen ist, im Heute, im Gestern. Somit werden wir auch nie ergründen können, schauen wir hier auf eine epigenetische Weitergabe von Trauma oder auf eine schlicht komplett psychotische Person? Das lässt mich ratlos zurück, davon konnte ich leider nichts mitnehmen.
Es gibt auch so einige Ungereimtheiten, heutzutage würde mensch immer eine Beratungsstelle hinzuziehen, da laufen eigentlich Standardprotokolle ab, davon ist im Buch nichts zu finden.

Die Autorin schreibt gut, dicht und spannungsgeladen, aber von der Beschreibung her habe ich etwas ganz anderes erwartet. Es wird über eine sehr lange Strecke sehr viel aufgebaut und am Ende verpufft das alles im Nirwana. Und so kann ich mich leider nur bei müden 3 Sternen einfinden und nicht wirklich eine Leseempfehlung aussprechen, es sei denn, die lesende Person mag den Flug ins Nirgendwo.

Ein kleines Highlight aber zur Versöhnung: Ich mag es sehr, wie der Titel des Buches in den Roman eingebunden ist – und ich bin begeistert davon, wie das Cover tatsächlich mal im Buch sinnstiftend auftaucht, statt „nur“ eine Illustration zu sein. Das Bild vom Spiegelwald und die Sehnsucht, dass es eine Welt geben könnte, in der diese noch heil und idyllisch ist, finde ich sehr eindrücklich.

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Veröffentlicht am 16.08.2024

Spritzige Dialoge, schöne Ideen, aber zu wenig Handlung

Silvercliff Hall – Vom Zauber geküsst
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„Silvercliff Hall – vom Zauber geküsst“, der Start einer neuen (Jugend-) Light-Academia-Romantasy-Reihe von Aniela Ley, erschienen 2024 bei dtv, kommt mit einem eher dezenten Cover, das aber mit einem ...

„Silvercliff Hall – vom Zauber geküsst“, der Start einer neuen (Jugend-) Light-Academia-Romantasy-Reihe von Aniela Ley, erschienen 2024 bei dtv, kommt mit einem eher dezenten Cover, das aber mit einem schönen Perlmuttglanz und Textilhaptik doch überzeugen kann – ein passender Farbschnitt im Stil des Innencovers wäre hier definitiv noch eine schöne Ergänzung. Beiliegend in der limitierten Auflage ist eine Charaktercard, die ich allerdings eher nichtssagend fand – man kann sie jedoch gut als Lesebändchen-Ersatz nutzen.
Die Story ist schnell umrissen: Nathan Hamsworth, Student der Astrophysik in Oxford, ist gerade auf dem Weg zur Bibliothek als plötzlich ein merkwürdiger Riss in der Atmosphäre erscheint und aus diesem heraus Emilia Albertine Vandercould auf ihn fällt und ab dann im wahrsten Sinne des Wortes an ihm kleben bleibt, da sich dummerweise ihre zwei Auren verbinden. Emilia lebt in einer anderen Welt und folgt dem Vandercould-Ruf, der sie mit der Silvercliff Hall Academy verbindet und anzeigt: Hier stimmt etwas nicht. Wobei wir schnell erfahren, dass auch in der Parallelwelt Zuhause etwas nicht stimmt – was genau, werden wir, wie so vieles in diesem ersten Band, nicht herausfinden.
Ley schreibt schnelle und spritzig-witzige Dialoge, davon sehr viele für sehr wenig Handlung, so dass der Roman immer wieder lange auf der Stelle tritt. Ihr Grundidee für die Reihe ist gut, ihre Figuren sind weitestgehend interessant gestaltet, aber der Plot ist viel zu überschaubar für 368 Seiten, selbst für ein Jugendbuch, und läuft sich deshalb immer wieder tot. Die Atmosphäre einer Akademie in Oxford ist ganz gut gegriffen, nicht zufällig kommen Harry Potter Assoziationen auf, wie überhaupt auch viele Namen und Anlagen auf Referenzebenen zurückgreifen, das ist ganz geschickt gemacht und erzeugt Schmunzler bei den Wissenden. Problematisch ist ihr Zeit- und Emotionsmanagement, hier gibt es immer wieder etwas sehr rasante Entwicklungen und Äußerungen, dafür, dass die gesamte Handlung des Romans gerade einmal 24 Stunden umfasst. Und auch das Rollenbild ist nicht nur antiquiert, sondern wirklich fragwürdig, es hat schon eine widerliche Komponente, wenn sich in Nathan bei der Annäherung an Emilia, die von Sekunde eins an im Raum steht, schon sehr als der Erfahrene feiert, während sie das unbedarfte Lämmchen geben muss (und dabei sonst oft so tough im Raum steht, doppelt schade also). Sowieso ist die dauerhafte Beschwörung der hohen Anziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren etwas over the top und auf Dauer leider: langweilig.
Die vorhandenen Plottwists sind in der Anbahnung sehr durchsichtig, für vollkommen unerfahrene Leser:innen von Fantasy, Academia und Romance mag das noch Spannung erzeugen. Streckenweise liest sich das Buch fluffig und angenehm, immer dann, wenn die Handlung kurz anzieht, aber dann verliert sich dieser Schwung leider auch schnell. Apropos Schwung: Immer wieder kommt es auch zu nicht plausiblen Handlungen, die nicht mit dem vorher Geschriebenen zusammenpassen wollen – vielleicht hatte hier die Veröffentlichung auch zu viel Schwung und etwas mehr Lektorat wäre gut gewesen.
Das Buch endet mit einem Cliffhanger und einer nicht in sich abgeschlossenen Handlung – das mag Geschmackssache sein, für mich ist es Kaufbaiting. Hier hätte ich mir etwas mehr Abschluss gewünscht.
Als Fazit bleibt: Als Jugendroman für junge Erstleser:innen des Genres könnte dieses Buch einen guten Einstieg formen und streckenweise war ich gut amüsiert. Richtige Spannung kam allerdings zu keinem Zeitpunkt auf und der avisierte 2. Teil ruft nicht wirklich nach mir. Aufgrund der doch häufig sehr pointierten Dialoge reihe ich mich dennoch bei 3 Sternen ein. Vielleicht packt der Nachfolgeband ja etwas dichter und inhaltsreicher zu.

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Veröffentlicht am 25.07.2024

Eine spannende Grundidee, die sich in zu viel Fragezeichen verwandelt

Die Maske der Spiegel
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„Die Maske der Spiegel“ von M. A. Carrick, der Auftakt einer Romanreihe, die aus sechs Bänden bestehen wird, erschienen 2024 im Panini Verlag, schafft eine komplexe phantastische Welt voller spannender ...

„Die Maske der Spiegel“ von M. A. Carrick, der Auftakt einer Romanreihe, die aus sechs Bänden bestehen wird, erschienen 2024 im Panini Verlag, schafft eine komplexe phantastische Welt voller spannender Figuren und Themen, die aber leider mit fortschreitender Handlung immer verwirrender wird und mich am Ende deshalb einfach verloren hat. M. A. Carrick ist ein Pseudonym für die beiden Autor:innen Marie Brennan und Alyc Helms, die hier gemeinschaftlich schreiben und, das muss mensch ganz klar sagen: Stilistisch sehr gut, souverän, detailreich, alles liest sich flüssig, das Geschriebene hat einen guten Zug und wirkt homogen: Es ist nie spürbar, dass hier mit mehreren Personen geschrieben wird.
„Die Maske der Spiegel“ kommt mit einem sehr passenden Cover in tollen Farben, insbesondere das Glanzdetail auf dem Buchrücken gefällt mir gut, und auch das Innencover ist wirklich sehr schön gestaltet. Die dort eingesetzte Karte gibt einen guten Überblick über die beschriebene Welt, so etwas mag ich sehr gern, allerdings ist die Schrift teilweise schon sehr klein. Das Papier hat eine gute Qualität, so ist alles bereitet für eine schönes Leseerlebnis.
Nach einem extrem dichten Prolog, der uns direkt ins Geschehen und in die Vorgeschichte zur Haupthandlung wirft, hatten die ersten Kapitel eine gute Spannung und die Figuren, die allesamt sehr interessant und lebendig sind, wurden in sinnvollem Abstand eingeführt.
Die Betrügerin Ren schleicht sich gekonnt und mit Hilfe ihrer Blutsschwester in das Adelshaus der Traementis ein. Dabei stößt sie auf viele Hindernisse und muss so einige Umwege in Kauf nehmen, um ihr Ziel zu erreichen. Je näher sie ihrem Ziel kommt, desto mehr verstrickt sie sich emotional, und über allem kreist der Rabe, eine mystische Figur, die ein bisschen an Zorro erinnert und allen Rätsel aufgibt: Wer versteckt sich hinter dieser Maske? Zeitgleich verschwinden immer mehr Kinder in der Stadt. Was hat es damit auf sich? Ein spannendes Setup voller Magie, das mich am Anfang sehr in den Bann gezogen hat.
Doch in der weiteren Entwicklung kommen immer mehr Handlungsstränge und Figuren hinzu, garniert mit einem Begriffswirrwarr, der nie erläutert wird (ich habe dann dank Google online ein Glossar gefunden – warum nur wird in dem Buch nicht darauf hingewiesen? Es wäre so hilfreich gewesen!). Immer wieder werden wesentliche Handlungsstränge ganz aus dem Auge verloren. So wurde das Buch leider immer anstrengender zu lesen, bis ich am Ende eigentlich nur noch Fragezeichen im Kopf hatte. Ich glaube, hier wurde ganz schlicht überkomplex angelegt, so dass die vielen einzelnen Teile des Ganzen einfach nicht mehr genug vorkommen können. Hier wäre weniger mehr gewesen oder eine langsamere Stafflung – und deutlich mehr Erläuterung wäre vonnöten.
Die Hauptfigur Ren ist dabei sehr sympathisch, aber auch das hat mich irgendwann nicht mehr gerettet. Rabe und Rose nennen die Autor:innen die Romanreihe – dafür kam der Rabe leider viel zu wenig vor. Schade, ich sehe hier viel Potenzial in einem Plot, aber das hilft nichts, wenn mensch dem Plot irgendwann selbst mit Notizen nicht mehr folgen kann.
Was bleibt ist eine sehr spannende Grundidee, der am Ende nur noch Fragezeichen folgen.

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