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Veröffentlicht am 26.09.2024

"Weil wir jüdisch waren, hatten wir keinen Wert."

Wir waren nur Kinder
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»Weil wir jüdisch waren, hatten wir keinen Wert. Man konnte uns demütigen, verängstigen, uns wehtun. Und man hatte das Recht dazu, so als hätten wir es verdient.«

Die passenden Worte, geschweige denn ...

»Weil wir jüdisch waren, hatten wir keinen Wert. Man konnte uns demütigen, verängstigen, uns wehtun. Und man hatte das Recht dazu, so als hätten wir es verdient.«

Die passenden Worte, geschweige denn überhaupt welche zu finden, fällt manchmal nicht leicht. Dieses Buch stellt so eine Situation dar. 

Rachel Jedinak nimmt uns mit auf eine persönliche Reise in ihre eigene Kindheit in Paris. Sie schildert, wie die Deportationen begannen, wie ihr Leben davon beeinflusst wurde und dieses nicht nur einmal am seidenen Faden hing. Der Alltag, der plötzlich keiner mehr ist. Vielmehr beherrscht von nun an Angst die ganze Familie. Auch wenn sie, wie ihre Eltern, keine praktizierenden Juden waren, überschattete sie ihr Jüdischsein auf einmal vollkommen. Ohne den abwertenden gelben Stern durften sie nicht mehr aus dem Haus, doch dieser führte dazu, dass sich andere von ihnen abgrenzten. 
Als die Massenverhaftungen begannen, konnte sie, da ihre Mutter sie wegschickte, mit ihrer älteren Schwester entkommen. Ihren Eltern gelang dies nicht und diese mussten ihr Leben in deutschen Vernichtungslagern lassen. 
Dabei wollte sie, wie unzählige andere Menschen, ausschließlich weiterhin in Frieden leben, immerhin waren viele von ihnen, wie der Titel so prägnant und schonungslos offenbart, nur Kinder. 

Lange schwieg die Autorin über ihr Schicksal als jüdisches Kind und erst als ihr Enkel sie aufforderte, doch darüber zu sprechen, um dieses mit anderen zu teilen, fing sie damit an. Ebenfalls setzt sie sich für Gedenktafeln ein, welche die Massenverhaftungen unzähliger Kinder nicht vergessen lassen, sondern allgegenwärtig als Erinnerung sowie als Warnung dienen.

Meiner Ansicht nach kann es nicht genug Bücher über Leidtragende des NS-Regimes geben und selbst wenn sich manche Geschichten ähneln mögen, ist jede Erzählung wert gehört zu werden, denn niemals dürfen diese vergessen oder relativiert werden! 

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Ein parteiübergreifender, wertschätzender Schlagabtausch

Gysi gegen Guttenberg
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»Warum ist Politik nicht vorbeugend, sondern es muss immer erst etwas passieren, um dann doch endlich irgendeine Lösung zu suchen.« 
~ Gregor Gysi 

Vor mittlerweile über einem Jahr entschlossen sich die ...

»Warum ist Politik nicht vorbeugend, sondern es muss immer erst etwas passieren, um dann doch endlich irgendeine Lösung zu suchen.« 
~ Gregor Gysi 

Vor mittlerweile über einem Jahr entschlossen sich die beiden Politiker Gregor Gysi (Die Linke) und KT Guttenberg (CSU) dazu, einen Podcast zu starten, der nicht ausschließlich aktuelle oder politische Themen umfasst, sondern vielfältig aufgestellt ist. 
Wer jedoch gierig lautstarke Diskussionen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Auch wenn die Grundansichten der beiden Gegenspieler teilweise weit auseinanderliegen – schließlich sind es die jeweiligen Parteikonzepte auch – und sich darüberhinaus bestimmte Argumente nicht ändern, lassen beide das jeweilige Gegenüber stets ausreden und hören dessen Gedanken respektvoll an. Schnell merkt man, dass sie sich so uneinig gar nicht sind, sondern durchaus gemeinsame Ansichten teilen. 
Ein Grund dafür könnte sein, dass Guttenberg selbst nicht mehr politisch aktiv tätig ist und somit auf keine Parteilinie Rücksicht nehmen muss und Gysi das sowieso nie tat, sondern seit jeher eigensinnig denkt. 

Nun liegen einige der bisherigen Diskussionen in Buchform vor und die beiden bieten sich, vor hörendem sowie lesendem Publikum, trotz uneiniger Meinungen, einen Schlagabtausch auf wertschätzender Ebene, wie es bei anderen Politikern der Parteien nicht möglich wäre. 

Dabei streifen sie persönliche Themen wie Heimat, Humor, Einsamkeit oder Depression. Aber natürlich umfassen diese Debatten auch das aktuelle politische Geschehen, wie den Krieg in der Ukraine, Israel und Gaza, Trump oder Ost- und Westdeutschland, insbesondere den aufsteigenden Triumphzug der AfD. 
Durch diese Gespräche bekommt man als Leser private Einblicke in die Biografien der beiden Politiker, welche einem sonst verwehrt bleiben. Zudem bietet die Lektüre andere Blickwinkel, durch die man selbst angeregt wird über bestimmte Thematiken nachzudenken. 

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Veröffentlicht am 26.09.2024

»Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.«

Beklaute Frauen
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»Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.«

Ein jeder kennt diesen Satz, doch dieses Buch macht deutlich, dass auf ihm eine ganz andere Bedeutung lastet, die, anders als bisher angenommen, ...

»Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.«

Ein jeder kennt diesen Satz, doch dieses Buch macht deutlich, dass auf ihm eine ganz andere Bedeutung lastet, die, anders als bisher angenommen, tiefer geht.
„Beklaute Frauen“ ist eines jener Bücher, von denen man sich wünscht, dass jeder, wahrhaftig jeder es liest.

Wie viele Männer gibt es, die für unterschiedliche Leistungen bis heute dafür geschätzt und geehrt werden, während sie selbst dafür gar nicht oder nur teils verantwortlich waren?
Diese Einstellung hat sich bis heute gehalten, schließlich denken wir bei berühmten historischen Persönlichkeiten fast ausschließlich an Männer. Gleiches gilt für bedeutende Schriftsteller des Bildungskanons. 
Die Liste wäre ewig weiterzuführen, doch Leonie Schöler zählt keine Beispiele auf, sondern schaut genau hin, hinterfragt deren wirkliche Leistungen und schildert bisher kaum erzählte Schicksale von Betrug, Diebstahl und Machtmissbrauch, jeweils zum Leidwesen der Frauen.
Dabei gibt die Autorin immer wieder spannende Exkurse und geht beispielsweise auf die kritisch zu hinterfragende patriarchale Institution der Ehe, das Wahlrecht oder den Nobelpreis ein.

Wir alle sollten endlich den Geschichten dieser vielen großartigen Frauen zuhören und sie selbst weiterhin in die Welt tragen. Immerhin verdanken wir ihnen, auch wenn sie dafür kaum bis keine Anerkennung bekommen haben, unendlich viel. 
Es ist Zeit, dass beklaute Frauen immerhin nachträglich den Ruhm bekommen, der ihnen seit jeher auch wirklich zusteht und dessen sie von Männern beraubt wurden.
Dieses Buch bietet einen Anfang, auch wenn es unergründlich bleibt, wie viele weitere Frauen – sicherlich sind die geschilderten Schicksale nur die Spitze des Eisbergs – um ihre Leistungen gebracht wurden. 

Doch, wer denkt, dass alle diese exemplarisch geschilderten Beispiele der Vergangenheit angehören und wir jetzt in anderen Zeiten leben, in denen so etwas nicht mehr möglich ist, irrt sich gewaltig.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Eine gelungene Biografie der drei Mann-Töchter

Die Töchter des Zauberers
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Erika Mann, die älteste Tochter des Literaturnobelpreisträgers Thomas Manns, war nicht nur Schauspielerin, Kabarettistin, Journalistin, Schriftstellerin, sondern unter anderem auch eine passionierte Autofahrerin. ...

Erika Mann, die älteste Tochter des Literaturnobelpreisträgers Thomas Manns, war nicht nur Schauspielerin, Kabarettistin, Journalistin, Schriftstellerin, sondern unter anderem auch eine passionierte Autofahrerin. Beachtenswert ist ihr politisches Engagement, welches sich besonders in ihrem Kabarett „Die Pfeffermühle“ niederschlug und positive Resonanzen nach sich zog.

Das dritte Kind und die zweite Tochter war Monika. Von früh auf begeisterte sie sich für Musik, wurde jedoch stets von ihrer eigenen Familie belächelt. Sie war vom Schicksal geplagt und das besonders hinsichtlich der Liebe. Als sie sich mit ihrem Ehemann Jenő Lányi auf einer Überfahrt nach Amerika befand, wurde ihr Schiff von einem deutschen U-Boot beschossen, was ihrem Mann das Leben nahm. Anschließend litt sie lebenslang unter Depressionen, welche jedoch damals nie als solche diagnostiziert wurden.

Elisabeth war die jüngste Tochter der Manns und zugleich das Lieblingskind ihres Vaters. Ihr widmete er das in Hexametern verfasste Idyll „Gesang vom Kindchen“ und die Novelle „Unordnung und frühes Leid“. Mit ihrer ältesten Schwester teilte sie ihre Vorliebe für ältere Männer und heiratete in jungen Jahren den 36 Jahre älteren Guiseppe Antonio Borgese. Beruflich setzte sie sich in erster Linie mit dem Erhalt der Meere, aber u.a. auch der Genderforschung auseinander.

Alle drei Leben wurden vor Herausforderungen gestellt und vom Zeitgeschehen überschattet, dabei prägten sie die Zeit selbst in vielerlei Hinsicht.

Anschaulich schildert Annette Seemann die Leben der drei Frauen unter Einbeziehung der gesamten Familie und wichtigen Ereignissen, die alle betrafen.
Diesbezüglich wirft sie auch einen Blick auf die literaturwissenschaftliche Forschung sowie Briefe und Tagebücher der „Manns“.
Sorgsam ausgewählte, teils seltene Fotografien runden das Buch passend ab.

Mal wieder zeigt sich wie vielfältig und spannend nicht nur das Leben von Thomas und Heinrich, sondern der gesamten Familie Mann ist.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

»Sie wollen, was sie sagen. Sie meinen, was sie tun. Sie bereiten den Umsturz schon vor.«

Es ist 5 vor 1933
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»Sie wollen, was sie sagen. Sie meinen, was sie tun. Sie bereiten den Umsturz schon vor.«

Wenn man bisher dachte, mit dieser Thematik ausreichend vertraut zu sein – ich selbst tat dies auch –, lag man ...

»Sie wollen, was sie sagen. Sie meinen, was sie tun. Sie bereiten den Umsturz schon vor.«

Wenn man bisher dachte, mit dieser Thematik ausreichend vertraut zu sein – ich selbst tat dies auch –, lag man eindeutig falsch!
Philipp Ruchs Buch ist ein Warnschuss, für alle, die ihn noch nicht gehört haben.

Überzeugend plädiert Ruch für ein Verbot der AfD und zieht gleich im ersten Kapitel Parallelen zur SRP (Sozialistische Reichspartei), welche im Jahr 1952 verboten wurde. Gründe hierfür gebe es genug. Immerhin fordert die AfD u.a. die Abschaffung des Parteienstaats, hin zur Diktatur sowie Abschiebungen im Sinne der sog. „Remigration“. Aber nicht nur bei Bürgern mit Migrationshintergrund, sondern auch innerhalb der etablierten Parteien soll gründlich „ausgemistet“ werden. Demzufolge ist gemäß Chrupalla „[a]uch das Grundgesetz […] nicht in Stein gemeißelt“.

Wir müssen die Aussagen der AfD anhören und sie endlich ernst nehmen, anstelle diese als belanglos abzutun oder darüber, halb lachend, zu spotten. Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst, wenn es Realität wird. Man muss einzig und allein zuhören. Wie schon von Max Frisch in dessen Drama „Biedermann und die Brandstifter“ erwähnt: „[D]ie beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand.“

Im Verlauf des Buches wird aufgezeigt wie vielfältig die Ursprünge der AfD-Mitglieder sind. Nicht wenige waren oder sind immer noch Teil einer oder gar mehrerer rechtsextremen Gruppierungen unterschiedlicher Ausrichtung, welche den Sturz der Regierung planen. Dazu passen die Ergebnisse einer Studie der Bertelsmann Stiftung (2020), woraus sich das schockierende Ergebnis ergibt, dass nur knapp 13% der AfD-Wähler keine rechtsextremen Anschauungen vertreten.
Ebenfalls werden schon seit jeher Sympathien für das NS-Vokabular gehegt.

Besonders gelungen sind zudem die Parallelen zum Nationalsozialismus sowie ein Blick in die Zukunft! Letztlich gewinnt die AfD immer mehr Zustimmung, weshalb das Buch so wichtig ist!

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