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Veröffentlicht am 07.10.2024

Literarische Schatzkiste

Dringende Durchsage
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Dieses Buch versammelt überwiegend ungedruckte Texte von Siegfried Lenz.
Eine große Leistung, diese aus dem Archiv zusammen zu suchen.
Es sind jetzt auch meistens Texte, die nicht so große literarische ...

Dieses Buch versammelt überwiegend ungedruckte Texte von Siegfried Lenz.
Eine große Leistung, diese aus dem Archiv zusammen zu suchen.
Es sind jetzt auch meistens Texte, die nicht so große literarische Bedeutung oder Qualität haben, sonst wären sie vielleicht auch nicht ungedruckt bleiben. Dennoch gibt es genug Texte, die lesenswert sind und gesellschaftspolitische Wert besitzen.
Darunter auch ein paar Erzählungen, die Lenz Freunden geschenkt hatte, z.B. Helmut Schmidt oder Teofila Reich-Ranicki.
Erstaunt war ich, sogar Geschichten mit kriminalistischen Hintergrund zu finden. Das ist selten bei Lenz. Inspektor Tondi, Der Fluß und der Inspektor. Das sind zwei Varianten einer Story, die Lenz für einen Fernsehfilm geschrieben hatte. Den Film gibt es, ist aber nicht einfach zu finden.
Sehr gefallen haben mir auch die Erzählungen Heimweh und Die Selbstanzeige des Strandgendarms. Da findet man Lenz bekannten sozialkritischen Ansatz.

Es gibt auch ein umfangreiches Nachwort zur Einordnung.

Das Buch ist für Freunde des literarischen Meister ein Schatz.

Veröffentlicht am 26.09.2024

Durch die Zeiten gerauscht

Zeitpfade
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Zeitpfade der kanadischen Schriftstellerin Anne Michaels überzeugt durch einen eleganten Stil, der poetische Momente hat und die schwebende Atmosphäre der Vergangenheit transportieren kann.

Anne Michaels ...

Zeitpfade der kanadischen Schriftstellerin Anne Michaels überzeugt durch einen eleganten Stil, der poetische Momente hat und die schwebende Atmosphäre der Vergangenheit transportieren kann.

Anne Michaels folgt keiner konventionellen Handlung, aber sie zeigt mehrere Generationen einer Familie
Der Roman deckt einen großen Zeitraum ab, beginnend 1917 auf einem Schlachtfeld des ersten Weltkriegs, dann die Rückkehr des verletzten Soldat John zu seiner späteren Frau Helena. Er widmet sich der Fotografie. Ein geheimnisvolles Element kommt hinzu, als in den Fotos, die John macht, verstorbene zu sehen sind. Es sind die Angehörigen der Menschen, die John fotografierte. Ein Element, dass leider nicht komplett verfängt.

Mehrere Generationen werden noch gezeigt. Die Tochter Anna, die Enkelin Mara, ihr Freund Alan und weitere Figuren, die nicht sofort zuordenbar sind. Zudem wird sehr in den Zeiten vor- und zurück gesprungen. Dadurch wird es bald etwas zu fragmentarisch, auch wenn fast alle Passagen stark geschrieben sind.

Zeitpfade ist ein Roman, der abseitig der Lesekonventionen etwas wagt und den Leser dabei fordert.

Veröffentlicht am 22.09.2024

konzentrierter Text, leicht überfrachtet

Nur nachts ist es hell
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Die Österreichische Schriftstellerin Judith W.Taschler hat mit Nur Nachts ist es hell ein sehr konzentriertes Buch geschrieben. 1973 erzählt eine Frau ihr Leben. Überwiegend spielt es in Wien. Elizabeth ...

Die Österreichische Schriftstellerin Judith W.Taschler hat mit Nur Nachts ist es hell ein sehr konzentriertes Buch geschrieben. 1973 erzählt eine Frau ihr Leben. Überwiegend spielt es in Wien. Elizabeth wächst in Mühlviertel auf, heiratet dann Georg, der im ersten Weltkrieg einen Arm verlor und wurde nachdem sie zunächst Krankenschwester war Ärztin.
Nach fühlt sie sich ihren Bruder Eugen, der in die USA ausgewandert war, dann aber zurückkehrte.
Elizabeths Erzählung springt gelegentlich. Es gibt jedenfalls viele Fakten und Details, die man als Leser erst einmal verarbeiten muss. Ehrlich gesagt, halte ich das Buch für überfrachtet. Doch man ist durch Taschlers Erzählart auch so tief in die Handlung reingezogen, dass sich allmählich ein Gesamtbild ergibt.
Da Elizabeth alleinige Erzählerin ist, bleibt man nah an ihr dran.
Einzige Ausnahme sind die geschickt von der Autorin eingebundenen Briefe von Eugen, in der er seine Zeit in Boston berichtet.

Veröffentlicht am 18.09.2024

Ein Vaterbuch

Die Steppe
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Das Buch ist so aufgebaut, dass die Icherzählerin einem ihre Geschichte erzählt, beziehungsweise auch die ihres Vaters. Ein Fernfahrer, ein rauer Typ, früher drogensüchtig und gewalttätig.
Zentral ist ...

Das Buch ist so aufgebaut, dass die Icherzählerin einem ihre Geschichte erzählt, beziehungsweise auch die ihres Vaters. Ein Fernfahrer, ein rauer Typ, früher drogensüchtig und gewalttätig.
Zentral ist eine gemeinsame Fahrt der erwachsenen Tochter mit ihrem Vater in dessen LKW, begleitet von ihrer Freundin. Dazu gehören dann auch viele Erinnerungen.
Der Weg führt durch die Steppe, ein unwirtlicher, aber atmosphärischer Ort. Für den Vater war es sein Zuhause.
Auch über den Tod des aidskranken Vaters schreibt Oxana Wassjakina.
Viele Beschreibungen sind detailliert und intensiv. Oxana Wassjakina ist eine Autorin, die wirklich gut formulieren kann und über eine reiche Sprache verfügt.

Veröffentlicht am 18.09.2024

Das Rom der Marie Louise Kaschnitz

Herzlandschaft
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Dieses bei Ebersbach & Simon erschienene Buch bietet gleich zwei Vorzüge. Zum einen erzählt es über Marie Louise Kaschnitz Leben, von dem ich bisher kaum etwas gelesen habe. Zum anderen zeigt es Rom!
Es ...

Dieses bei Ebersbach & Simon erschienene Buch bietet gleich zwei Vorzüge. Zum einen erzählt es über Marie Louise Kaschnitz Leben, von dem ich bisher kaum etwas gelesen habe. Zum anderen zeigt es Rom!
Es sind anfangs die dreissiger Jahre. Kaschnitz war 32 Jahre alt und veröffentlichte erste Texte.
Das Buch beinhaltet Fotos, z.B. auch einen Brief von Thomas Mann an Maire Louise Kaschnitz und eins von Ingeborg Bachmann, mit der Kaschnitz bekannt und befreundet war.
Es sind dann die fünfziger Jahre die sie in Rom verbringt und literarisch produktiv ist.
1955 erhält sie den Georg Büchner-Preis.
Auch das Werk wird in Herzlandschaft erwähnt. Einiges ist von Rom beeinflusst. Vor allen aber vermittelt das Buch ein Lebensgefühl.