Eine wunderbare Sommerlektüre
Wie soll ich Der Sommer der blauen Nächte einordnen? Es ist auf der einen Seite ein Liebesroman, auf der anderen Seite aber auch ein Buch über Selbstfindung. Nach dem Tod ihrer Mutter steht Jules plötzlich ...
Wie soll ich Der Sommer der blauen Nächte einordnen? Es ist auf der einen Seite ein Liebesroman, auf der anderen Seite aber auch ein Buch über Selbstfindung. Nach dem Tod ihrer Mutter steht Jules plötzlich vor einem Scherbenhaufen. Ihre langjährige Beziehung scheitert, ihr Job wird immer mehr zur Hölle für sie und dann findet sie auch noch Hinweise, dass ihre Mutter eine Affäre hatte. Voller Selbstzweifel und dem Verlust ihres Vertrauens in ihr Leben weiß Jule plötzlich nicht mehr, was sie tun soll. Sie muss die Wahrheit herausfinden und macht sich deshalb auf den Weg, um das Geheimnis ihrer Mutter zu lüften. Dabei führt sie ihre Reise an jene Orte, die ihre Mutter alleine bereiste, genauer gesagt nach Italien und Südfrankreich. Allerdings ist dies nicht nur einfach eine Reise in die Vergangenheit ihrer Mutter. Vielmehr lernt sie sich selbst besser kennen, lernt zu verzeihen, findet neuen Mut ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu leben und eine neue Liebe zuzulassen.
Jule ist mir von Anfang an sehr sympathisch. Ich kann ihre Reaktion auf die Geheimnisse ihrer verstorbenen Mutter gut verstehen. Plötzlich tauchen Fragen und Selbstzweifel auf und das bisherige Leben wird komplett in Frage gestellt. Man fragt sich immer wieder, was ist wahr oder war alles nur eine Lüge. Auch wenn Jule Psychologin ist und eigentlich rein theoretisch wissen müsste, wie sie mit solch einer Situation umgehen sollte, zeigt uns die Autorin , dass auch Psychologen nur Menschen sind und nicht immer alles unter Kontrolle haben. Sie können ebenso wie wir mit einer Situation überfordert sein. Vor allem an der Reaktion von Jules Bruder sieht man sehr gut, dass jeder Mensch anders auf Situationen reagiert. Die einen stellen sich dem Problem, die anderen verdrängen es.
Während des Lesens hatte ich oft das Gefühl, dass Jules Mutter Marie schwer depressiv war. Erst nach und nach erfährt man mehr, warum sie oft so abwesend war. Sie hatte mit ihren ganz eigenen Dämonen zu kämpfen.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Sie beschrieb die verschiedenen Gefühle, wie Wut, Trauer und Freude, sehr schön, wodurch ich mich als Leser sehr gut in die einzelnen Charaktere hineinversetzen konnte. Außerdem beschreibt sie alles sehr detailliert und bildhaft, so dass man sich die jeweilige Landschaft sehr gut vorstellen konnte. Auch die Gliederung des Buches verhilft einem dabei, die einzelnen Charaktere besser zu verstehen. Das Buch wurde in vier Teile gegliedert, wobei sich jeder Teil einem der Charaktere verstärkt widmet. Als durchgängiger Faden zieht sich dabei Jules Reise durch alle Teile, so dass trotzdem immer ein Zusammenhang bestehen bleibt.
Schlussbetrachtung
Der Sommer der blauen Nächte kann ich euch als Sommerlektüre nur ans Herz legen. Ein Liebesroman, der eigentlich kein richtiger ist, einfach weil er komplett auf Kitsch verzichtet.