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Veröffentlicht am 14.11.2024

Eine Geschichte wie ein Rausch

Die Winterschwestern
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„Die Winterschwestern“ von Jolan C. Bertrand (Thienemann-Esslinger Verlag, September 2024) ist ein außergewöhnliches Märchen, inspiriert von nordischer Mythologie und der rauen Welt der Wikinger. Bertrand ...

„Die Winterschwestern“ von Jolan C. Bertrand (Thienemann-Esslinger Verlag, September 2024) ist ein außergewöhnliches Märchen, inspiriert von nordischer Mythologie und der rauen Welt der Wikinger. Bertrand erzählt die Geschichte zweier Winterschwestern: Die Große Winterschwester bringt den harten Winter mit Kälte und Stürmen, während die Kleine für die sanfteren Seiten des Winters steht, die zum Eislaufen oder zu Schneeballschlachten einladen. Doch eines Tages verschwindet die Kleine Winterschwester spurlos, und die Große wandert wütend und verzweifelt durch die Lande auf der Suche nach ihrer Schwester.

Innerhalb dieses mythologischen Rahmens entfaltet sich die Geschichte des kleinen Wikingerjungen Alfred. In seinem Dorf verschwinden immer wieder Dinge, und sein Onkel Ragnar macht sich auf, um den Trollen, die hinter den Diebstählen vermutet werden, auf die Spur zu kommen. Alfred folgt ihm heimlich und stürzt sich damit ebenfalls in ein großes Abenteuer voller magischer Begegnungen und Gefahren.

Sowohl der Schreibstil als auch die Handlung überzeugen mich auf ganzer Linie. Die Geschichte ist wie ein Rausch voller Farben und Fantasie – Alfred hört Tiere sprechen, trifft auf Trolle und erlebt jede Menge mystischer Ereignisse. Besonders begeistert hat mich der subtile Umgang mit modernen Rollenbildern: Geschlechtergrenzen sind fließend, so wird zum Beispiel nebenbei erwähnt, dass Alfreds Onkel früher einmal eine Tante war – eine Darstellung, die sich harmonisch in die traditionelle Erzählweise einfügt, ohne sie zu stören.

Die liebevoll gestaltete Ausgabe rundet das Leseerlebnis perfekt ab. Die Haptik des Buches, die dicke Papierqualität und die detaillierten, farbigen Illustrationen – oft eingerahmt von Runen und nordischen Symbolen – verleihen der Geschichte zusätzlich eine besondere Atmosphäre. Auch die Farbgestaltung der Seiten passt hervorragend zum Inhalt und macht das Buch zu einem visuellen Genuss.

„Die Winterschwestern“ hat mich in eine faszinierende, magische Welt entführt und begeistert durch seine Mischung aus traditionellem Mythos und modernen Elementen. Mit der atmosphärischen Gestaltung und der wunderbaren Erzählweise hat Bertrand ein Meisterwerk geschaffen, das ich jedem Märchen- und Wikingerfan nur wärmstens empfehlen kann. Für mich ist dieses Buch eine klare 5/5-Sterne-Lektüre – ein einzigartiges Erlebnis, das ich nicht so schnell vergessen werde.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Ermutigung statt Anleitung - der Weg vom leeren Blatt zum Bestseller

Reden ist Silber, Schreiben ist Gold
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Das Sachbuch “Reden ist Silber, Schreiben ist Gold” von Thomas Brezina (erschienen im September 2024 bei edition a) geht von der kühnen These aus, dass jeder ein Buch schreiben kann, wer möchte. Das erscheint ...

Das Sachbuch “Reden ist Silber, Schreiben ist Gold” von Thomas Brezina (erschienen im September 2024 bei edition a) geht von der kühnen These aus, dass jeder ein Buch schreiben kann, wer möchte. Das erscheint zunächst wie eine sehr gewagte Aussage, denn Brezina behauptet nicht nur, dass jeder, der etwas zu sagen hat, ein Buch schreiben kann, sondern dass jeder sogar in der Lage ist, einen Bestseller zu produzieren. Das hat mich sowohl neugierig als auch stutzig gemacht.

Das Buch ist in vier Hauptkapitel unterteilt, die sich chronologisch am Schreibprozess orientieren. Zunächst blickt er auf die Frage, die angehende Autorinnen und Autoren beschäftigen können, wie beispielsweise die Überlegung, welches Thema oder welches Genre man bearbeiten möchte und woher die Ideen für den Plot kommen. Dabei wird der reine Text immer wieder durch kleine Denkanstöße und Übungen aufgelockert. Das nächste Kapitel ist dem Schreiben selbst gewidmet. Von ganz banalen Problemen, wie beispielsweise, wo und wann man am besten schreiben sollte bis hin zur Entstehung der Geschichte selbst nimmt er angehende AutorInnen an die Hand und leitet sie Schritt für Schritt durch den Prozess des Schreibens. Dabei geht er auch auf ganz praktische Themen ein und gibt Tipps und Techniken. So empfiehlt er, die eigene Geschwindigkeit nicht zu überschätzen und sich damit nicht zu überfordern.

Im folgenden Kapitel stellt Brezina seinen “Werkzeugkasten beim Schreiben” vor. Er geht zum Beispiel darauf ein, wie man glaubwürdige, spannende und besondere Charaktere entwirft, wie gute Dialoge entstehen oder wie Autoren mit Schreibblockaden umgehen können und wie ein gelungenes Ende finden.

Das abschließende Kapitel ist dem Redigieren und dem Lektorat gewidmet. Brezina beschreibt den weiteren Weg seiner Rohfassung des Textes hin zu einem druckreifen Manuskript.

Mir gefällt die sehr bescheidene und fast demütige Rolle, die Brezina sich selbst einräumt. Er hat bereits über 600 (!) Bücher geschrieben und schildert, dass er noch immer Unsicherheit darüber empfindet, ob die Menschen seine Bücher wirklich lesen wollen und wie sie darauf reagieren werden oder ob er es selbst tatsächlich schaffen wird, 300 Seiten mit einer Geschichte zu füllen. Das gibt mir Hoffnung, denn das sind auch die Fragen, vor denen ich stehe. Sehr positiv bewerte ich auch, dass Thomas Brezina sein Buch nicht als Anleitung verstanden wissen will, sondern vielmehr einen Erfahrungsbericht geschrieben hat. Mit dem Untertitel seines Buches “Wie auch Du einen Bestseller schreiben kannst”, fordert er seine Leser heraus und fordert sie zum Schreiben auf.

Das Buch “Reden ist Silber, Schreiben ist Gold” von Thomas Brezina inspiriert mit einer klaren Botschaft: Schreiben ist kein Geheimnis, das nur wenige verstehen, sondern eine Kunst, die jeder erlernen kann. Brezina tritt nicht als allwissender Autor auf, sondern als Wegbegleiter, der seine Leser mit ehrlichen Einblicken in seinen eigenen Prozess ermutigt. Seine langjährige Erfahrung und gleichzeitig spürbare Bescheidenheit machen das Buch zu einem motivierenden Leitfaden für alle, die das Abenteuer des Schreibens wagen wollen. Egal, ob man vom eigenen Buch träumt oder das Schreiben als Hobby entdeckt: Brezinas Werk bestärkt und zeigt, dass der erste Schritt immer das Wichtigste ist – das erste Wort, der erste Absatz, die erste Seite.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Kreative Mischung aus Einhorn-Magie und Halloween-Spuk

Hornbert ist süß
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Das Kinderbuch „Hornbert ist süß“ von Robert Scheffner (Annette Betz im Ueberreuter Verlag, September 2024), richtet sich sowohl an Einhorn-Fans als auch an Halloween-Begeisterte.
Rufus ist ein Kürbis ...

Das Kinderbuch „Hornbert ist süß“ von Robert Scheffner (Annette Betz im Ueberreuter Verlag, September 2024), richtet sich sowohl an Einhorn-Fans als auch an Halloween-Begeisterte.
Rufus ist ein Kürbis und schlummert noch in seinem Kürbisbett, denn noch ist es Zeit bis Halloween. Doch plötzlich wird Rufus wecket und erschreckt sich sehr, denn niemand anderes als ein süßes Einhorn hat ihn geweckt. Und nicht genug damit, dass das Einhorn süß ist, sein Schluckauf verwandelt alles Gruselige in süß und niedlich. Um die gruseligste Nacht des Jahres nun zu retten, versuchen Rufus und Hornbert alles, damit der Schluckauf aufhört.
Das Buch ist wirklich niedlich. Sowohl der Text als auch die Zeichnungen stammen von Robert Scheffner, der schon mit „Rufus ist sauer“ 2023 ein fantastisches erstes Kinderbuch zu Halloween veröffentlich hat. Die Illustrationen sind großartig und das Thema Halloween ist auf jeder Seite präsent. Die Hauptfarben sind orange und violett und total mit Gruseln und Halloween assoziiert. Auf jeder Seite gibt es viele Details zu entdecken, ohne dass die Seiten überfrachtet wirken. Die Texte stehen den Illustrationen in nichts nach. Die gereimten Zeilen von Rufus sind echt spaßig und die Ideen der beiden, den Schluckauf zu besiegen, sehr einfallsreich.
Mit witzigen Texten, charmanten Charakteren und fantastischen Illustrationen ist „Hornbert ist süß“ eine klare Leseempfehlung für kleine Halloween-Fans und Einhorn-Liebhaber gleichermaßen. Ich vergebe 5/5 Sternen für dieses rundum gelungene Kinderbuch

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Fesselnder KI-Thriller mit Realitätsnähe

Das Smartphone
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Marc Mellers „Das Smartphone“ (Lübbe, August 2024) ist ein atemberaubender Thriller, der sich geschickt um die Themen Künstliche Intelligenz, Technologie und Cyber-Kriminalität dreht.
Studentin Paula ...

Marc Mellers „Das Smartphone“ (Lübbe, August 2024) ist ein atemberaubender Thriller, der sich geschickt um die Themen Künstliche Intelligenz, Technologie und Cyber-Kriminalität dreht.
Studentin Paula kauft in einem Handy-Shop ein gebrauchtes Smartphone und tauscht ihr bisheriges Gerät dafür ein. Noch am gleichen Abend erhält sie einen Anruf vom Betreiber des Handyshops, dass es sie dringend sprechen müsse. Die beiden vereinbaren, dass Paula am nächsten Tag noch einmal in Laden kommen soll. Doch bevor es dazu kommt, wird der Verkäufer noch am selben Abend ermordet und Paula selbst gerät ins Visier der Verbrecher.
Marc Meller überzeugt mit einem gut verständlichen und packenden Schreibstil, der mich von der ersten Seite an gepackt hat. Die Charaktere, insbesondere Paula, sind gut ausgearbeitet und wirken authentisch.
Besonders spannend finde ich Mellers Fähigkeit, aktuelle Themen wie Künstliche Intelligenz und IT-Sicherheit detailgetreu und eindrucksvoll auszuführen. Die Thematik wirkt erschreckend real und könnte durchaus nebenan zum Einsatz kommen. Der Thriller regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern sorgt auch für ein gewisses Unbehagen, da die dargestellten Szenarien gar nicht so weit von der Realität entfernt erscheinen.
Eine der großen Stärken des Thrillers liegt in der tiefen und detaillierten Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen und technologischen Themen. Obwohl die Ausführungen manchmal so komplex sind, dass ich zweimal lesen musste, habe ich mich sehr gefreut, nicht nur gut unterhalten zu werden, sondern dabei auch noch etwas zu lernen. Marc Meller versteht es, diese anspruchsvollen Inhalte dennoch spannend und verständlich zu vermitteln, was den Roman gerade für technisch interessierte Leser besonders interessant macht.
Wer Spannung liebt und sich für Themen wie Künstliche Intelligenz, Cyber-Kriminalität und moderne Technologie interessiert, wird an „Das Smartphone“ von Marc Meller großen Spaß haben. Der Thriller ist nicht nur spannend, sondern auch echt lehrreich und bietet eine beeindruckende Mischung aus Fiktion und realitätsnahen wissenschaftlichen Details. Eine klare Empfehlung für Fans von intelligenten, technikgetriebenen Thrillern.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Lügen verboten – Hochspannung von Kultautorin Ursula Poznanski

Scandor
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„Scandor“ der Kultautorin Ursula Poznanski (erschienen im Loewe-Verlag, August 2024) ist ein fesselnder All-Ager-Roman, der sich mit den zentralen Themen Lüge und Wahrheit, Vertrauen und Angst auseinandersetzt. ...

„Scandor“ der Kultautorin Ursula Poznanski (erschienen im Loewe-Verlag, August 2024) ist ein fesselnder All-Ager-Roman, der sich mit den zentralen Themen Lüge und Wahrheit, Vertrauen und Angst auseinandersetzt. Die Protagonisten Philipp und Tessa nehmen an einer außergewöhnlichen Challenge teil, bei der es darum geht, unter keinen Umständen zu lügen. Vor Spielbeginn mussten die Teilnehmer*innen als Wetteinsatz ihre große Angst offenlegen. Wer aus dem Spiel ausscheidet, muss sie sich dieser Angst stellen. Doch wer bis zum Ende durchhält, dem winkt ein Preisgeld in Höhe von 5 Millionen Euro.
Zur Überprüfung, ob auch wirklich alle immer die Wahrheit sagen, kommt Scandor zum Einsatz, ein Lügendetektor, der wie eine zweite Haut um den Unterarm der Teilnehmend gelegt wird. Dieses Gerät bleibt dort bis zum Ende des Spiels, was den Druck auf die Teilnehmer merklich erhöht. Spannend und kurzweilig erzählt Ursula Pozanaski die Hürde, denen sich Philipp und Tessa stellen müssen. Denn immer die Wahrheit zu sagen ist gar nicht so einfach, wie die beiden schnell merken – besonders in Alltagssituationen, wenn man beispielsweise als Bedienung im Restaurant versuchen muss, einen guten Kundenservice zu erbringen oder den Liebsten nicht weh tun möchte. Schnell ist da eine unbedachte Ungenauigkeit oder eine kleine Notlüge über die Lippen gekommen. Hinzu kommen die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die auch auf der Jagd nach den 5 Millionen Euro sind und hier skrupellos nicht vor unfairen Mittel zurückschrecken, um die Gegner zu Fall zu bringen. Manchen Fragen möchte man sich nicht stellen und mache bleiben auch einfach besser unbeantwortet.
Ursula Poznanskis Schreibstil ist gewohnt rasant, mitreißend und spannend. Man spürt die Routine und Erfahrung, die es ihr ermöglichen einen Spannungsbogen über den gesamten Verlauf aufzubauen, unter dem sich dann wieder zahlreiche kleine Spannungsbögen bilden. Besonders gelungen finde ich den Perspektivwechsel zwischen den beiden Protagonisten Tessa und Philipp erzählt, der die Geschichte noch spannender und facettenreicher macht.
Die äußere Gestaltung des Buches gefällt mir sehr gut: Das Hochwertige Gefühl beim ersten In-der-Hand-Halten und der 3D-Effekt auf dem Cover passen hervorragend zum Buch. Einziger Wermutstropfen ist, dass sich bei dieser Ausgabe leider Leserillen kaum vermeiden lassen – selbst bei sorgsamem Umgang.
Ich bin echt beeindruck von der unglaubliche Produktivität von Ursula Poznanski. Erst Anfang des Jahres habe ich „Die Burg“ von ihr gelesen und jetzt erscheint schon wieder der nächste Roman mit einer Stärke von über 400 Seiten. Ihre Bücher bewegen sich zwar in einem ähnlichen Genre und sind meistens All-Ager mit jungen Menschen als Protagonisten, dennoch sind sie immer einzigartig. Scandor gehört für mich neben beispielsweise dem Klassiker Erebos zu ihren Top 5 Jugendromanen.

Ich hatte mit „Scandor“ unterhaltsame und kurzweilige Stunden. Außerdem hat mich das Buch über den reinen Plot hinaus zum Nachdenken gebracht. Ich war erstaunt, als ich mal wirklich darauf geachtet habe, wie häufig mir im Alltag doch eine kleine, unbedachte Lüge, Ungenauigkeit oder Schutzbehauptung über die Lippen kommt.
Fazit: Ein spannender Jugendroman, den ich uneingeschränkt – nicht nur Jugendlichen . empfehlen kann. Scandor ist nicht nur ein echter Pageturner und unterhaltsam von der ersten Seite an, sondern regt auch zum Nachdenken an. Von mir 5/5 Sternen.

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