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Veröffentlicht am 02.01.2021

Richard Löwenherz - Schurke oder Held ?

Der englische Löwe
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Der Roman schildert Löwenherz Leben nach seiner Freilassung aus der Geiselhaft Kaiser Heinrichs VI . Während seiner Abwesenheit hat sein Bruder John das angevinische Reich regiert. Um Löwenherz die Königskrone ...

Der Roman schildert Löwenherz Leben nach seiner Freilassung aus der Geiselhaft Kaiser Heinrichs VI . Während seiner Abwesenheit hat sein Bruder John das angevinische Reich regiert. Um Löwenherz die Königskrone zu entreißen, hat sich John mit dem französischen König Philipp II verbündet und ihm große Gebiete in Frankreich überlassen . Löwenherz will diese Gebiete nun zurück erobern. Gegenüber seinem Bruder John empfindet er Abscheu und will ihn auf keinen Fall als seinen Thronerben sehen. Nur Löwenherz hat keine legitimen Nachkommen und seine Ehe mit Berengaria, die so glücklich begann, ist am Ende, da Berengaria sich Gott zugewendet hat. Löwenherz Suche nach einem Nachfolger ist schwierig, da die Auserwählten von seinem Angebot nicht begeistert sind. Schließlich fällt Richards Wahl auf seinen Bastardsohn Philipp . Gleichzeitig ist Löwenherz ständig in Kämpfe verwickelt, um die von John leichtfertig weggegebenen Gebiete wieder unter seine Herrschaft zu bekommen.

Ich kannte Löwenherz Geschichte wie vermutlich viele andere auch eigentlich mehr durch die Erzählung rund um Robin Hood. Die Jahre nach Löwenherz Freilassung lagen für mich im Dunkeln. Ein Fehler, wie ich feststellen durfte. Zu Beginn des Romans erschien mir Löwenherz als brutaler und rücksichtsloser Mann. War dies der hoch verehrte edle Ritter ? Im Laufe der Geschichte habe ich ein differenzierteres Bild von Löwenherz bekommen, bei dem das positive überwiegt. In meinen Augen war Löwenherz eher ein von den Ereignissen Getriebener. Er sah sich nach seiner Freilassung mit einem durch das hohe Lösegeld ausgebluteten Land, dem Verlust großer Hoheitsgebiete , einem unfähigen und intriganten Bruder, einer gescheiterten Ehe und in deren Folge einer ungeregelten Erbfolge gegenüber. Bedenkt man, in welcher Zeit Löwenherz gelebt hat, einer Zeit, in der Konflikte mit dem Schwert gelöst wurden, ein Herrscher keine Schwäche zeigen durfte und Verträge oft nur wenige Tage gehalten haben, blieb ihm gar keine andere Wahl, als zu kriegerischen Mitteln zu greifen. Sicher hatte er seine Fehler und der Autor ist weit davon entfernt, Löwenherz zu idealisieren. Trotzdem kommt Löwenherz für mich dem Ideal eines Ritters ziemlich nahe.

Wer also wissen will, wie es mit Löwenherz nach seiner Freilassung weiter ging und den Menschen Richard näher kennenlernen will, der sollte das Buch unbedingt lesen. Und gute Unterhaltung bietet der Roman zudem.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Tod eines Rauschgifthändlers in der Weimarer Republik

Schwarzer Donnerstag
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Kommissar Gregor Lilienthal muss den Mord an einem Rauschgifthändler aufklären. Handelt es sich um einen Mord unter Konkurrenten ? Wollte sein Helfer Rademacher sein Geschäft übernommen. Oder war es ein ...

Kommissar Gregor Lilienthal muss den Mord an einem Rauschgifthändler aufklären. Handelt es sich um einen Mord unter Konkurrenten ? Wollte sein Helfer Rademacher sein Geschäft übernommen. Oder war es ein Kunde, der sich betrogen fühlte ? Der Verdacht fällt auf den Sohn eines gescheiterten Bankiers. Unterstützung erhält Gregor bei den schwierigen und langwierigen Ermittlungen von seiner Frau Diana und seinem Bruder, dem Professor für Philosophie, Hendrik.
Ich bin von diesem Buch restlos begeistert ! Jemand, der einen klassischen Krimi erwartet, teilt meine Meinung vielleicht nicht. Es gilt zwar einen Mord aufzuklären, Ermittlungen werden aufgenommen, Zeugen befragt und der Fall wird auch zufriedenstellend gelöst. Für mich spielte die Krimihandlung aber nur die spannende Nebenrolle. Mich haben die Schilderungen der politischen Ereignisse und der einzelnen Schicksale mehr gefesselt. Der Autor hat die Geschehnisse des 1. Mai 1929 lebendig werden lassen, so dass ich den Schrecken und das Ausmaß der Gewalt gut nachempfinden konnte. Berührt hat mich die Geschichte des Bankierssohnes, dessen Leben durch Familiengeheimnisse fast zerstört wird. Der Autor nimmt den Leser auch mit auf einen Ausflug in die Philosophie. Das macht er aber so verständlich und anschaulich, dass ich gerne mit diskutiert hätte. Die Philosophie gibt sogar den entscheidenden Hinweis auf die Lösung des Falles. Wer nun befürchtet, der Roman sei zu akademisch und deshalb langweilig, dem kann ich von Herzen widersprechen. Der Krimi erhält seine Spannung und Dramatik durch die fiktive Handlung zusammen mit den tatsächlichen geschichtlichen Ereignisse.
5 Sterne und eine Leseempfehlung für einen tollen historischen Krimi

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Veröffentlicht am 30.05.2019

sympathische Ermittler, undurchsichtiger Fall, spannende Unterhaltung

In der Hitze Wiens
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Sommerliche Hitze liegt über Wien. Inspektor Hoffmann ermittelt in dem Mord an einem reichen Hotelier. Das Opfer war wohl ein rechter Grantler. Selbst die Familie scheint nicht all zu betroffen zu sein. ...

Sommerliche Hitze liegt über Wien. Inspektor Hoffmann ermittelt in dem Mord an einem reichen Hotelier. Das Opfer war wohl ein rechter Grantler. Selbst die Familie scheint nicht all zu betroffen zu sein. Die Tatumstände legen einen Raubmord nahe. Aber es gibt Ungereimtheiten.
Dies ist bereits der 7. Fall, den Inspektor Hoffmann zusammen mit seinen Kollegen in Wien lösen muss. Für mich war es die erste Begegnung mit der sympathischen Truppe, aber ich hatte gleich ein Gefühl des Vertraut seins. Manches aus den Vorgängerbänden wird kurz angedeutet, aber nichts ist so wesentlich, dass man der Handlung nicht folgen könnte. Das Ermittlungsteam ist erfreulich normal und arbeitet harmonisch und konzentriert an der Klärung des Falles. Kurze Beschreibungen der Schauplätze und einzelnen Dialektausdrücke ergeben zusammen das erforderliche Maß an Lokalkolorit. Der Fall selbst ist vielschichtig und bis kurz vor Schluss war ich nicht in der Lage, den Täter zu benennen. Durch die kurzen Kapitel, Szenenwechsel und die schnörkellose Sprache baut sich ordentlich Spannung auf. Die Lösung des Falles ist logisch und hat mich mit Genugtuung erfüllt.
Von mir erhält der Krimi 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 22.09.2024

Die Mutter - die Wurzel allen Übels

Familienbande
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Der Roman firmiert unter der Rubrik " Kriminalroman " und weckt dadurch Erwartungen, die das Buch für mich nur bedingt erfüllt. Die Autorin schildert im überwiegenden Teil der Geschichte, das Leben und ...

Der Roman firmiert unter der Rubrik " Kriminalroman " und weckt dadurch Erwartungen, die das Buch für mich nur bedingt erfüllt. Die Autorin schildert im überwiegenden Teil der Geschichte, das Leben und die Befindlichkeiten der Geschwister Aksel und Ellinor, die der Hass auf die Eltern zusammenschweißt. Aksel ist Lokalreporter und schreibt einfühlsame Reportagen, die bei den Lesern beliebt sind. Aksel selbst nimmt sich nicht als beachtenswerte Person wahr, hat kein Selbstwertgefühl und neidet anderen ein glückliches Familienleben, weil ihm dies seiner Ansicht nach von den Eltern vorenthalten wurde. Seine Eltern wollten ihn und seine Schwester nicht, haben sie nie geliebt , sondern nur klein gemacht und kritisiert. Diese Einschätzung teilt er mit seiner Schwester Ellinor, die psychisch krank ist durch die Schuld der Eltern, Drogen nimmt und fachliche Hilfe torpediert.

Die Ereignisse werden aus Aksels Sicht erzählt und ich lerne auch die Mutter kennen, die mir nicht so schrecklich erscheint, wie die Geschwister sie sehen. Aksel trifft sogar Menschen, die die Familie früher kannten und alle äußern sich positiv über Aksels Eltern. War ich zu Beginn meiner Lektüre voller Mitgefühl für die beiden, bemerke ich, wie langsam Ärger und Wut in mir aufwallte. Beide sind nicht bereit, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und machen für ihr Scheitern allein die Eltern verantwortlich, interpretieren jede Handlung und Äußerung von ihnen nur negativ. Für mich war das krank und ja auch ungerecht und eine einfache Ausrede, um selbst nichts zu tun. Ich habe die Mutter auch nicht als so negativ empfunden. Sie hatte sicher ihre Fehler, aber wer hat die nicht. Als die Mutter ermordet aufgefunden wird, scheint endlich die lang ersehnte Befreiung greifbar. Aber Träume sind das eine, die Wirklichkeit hat eigene Regeln.

Das Buch entwickelt einen Sog, der mich immer weiter lesen ließ und hat dabei unterschiedliche Emotionen geweckt. Dabei ist die Stimmung im Buch düster und ohne Hoffnung auf Erlösung. Das muss man aushalten und man muss sich von den Erwartungen an einen herkömmlichen Krimi lösen, dann bekommt man ein unerwartetes , packendes Leseerlebnis, das nachhallt.

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Veröffentlicht am 09.08.2024

Teresas Geschichte

Die Amato-Schwestern: Der Stoff der Träume
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Amelia, deren Flucht aus Chile im 1. Band erzählt wurde, hat sich ein neues Leben aufgebaut und eine neue Liebe gefunden. Teresa versucht in Chile, die Familie zusammenzuhalten und muss mehrere Schicksalsschläge ...

Amelia, deren Flucht aus Chile im 1. Band erzählt wurde, hat sich ein neues Leben aufgebaut und eine neue Liebe gefunden. Teresa versucht in Chile, die Familie zusammenzuhalten und muss mehrere Schicksalsschläge verkraften. Ihr Vater Giuseppe stirbt und vermacht die Strumpffabrik seinem Sohn, der sie so schnell als möglich verkauft. Teresa hatte bis zuletzt gehofft, ihr Vater würde ihr die Leitung übertragen. Nun verlieren sie, ihre Kinder und die Mutter ihr Zuhause und wirtschaftliche Grundlage. Teresa muss nun arbeiten gehen und träumt weiter davon, die Strumpffabrik neu entstehen zu lassen. Gerade als Teresa glaubt, sie hätte ein Stück vom Glück ergriffen, schlägt das Schicksal erneut zu. Teresa fürchtet um alles, was sie sich erarbeitet hat.

Hat mich bei Amelias Geschichte der Schrecken des Pinochet-Putsches und die Flucht nach Schweden in Atem gehalten, durchlebe ich mit Teresa persönliche Schicksalsschläge, die nicht weniger berühren. Auf den ersten Blick erscheint es, als ob Amelia das schwerere Los gezogen hat. Am Ende des Buches bin ich mir da nicht mehr sicher. Amelias konnte völlig neu beginnen. Teresa muss sich mit den Nachwehen der Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart auseinandersetzen. Und sie trägt die Verantwortung für die Familie und muss wegen des schändlichen Verhaltens des Bruders bei Null beginnen. Ich fand es beeindruckend, wie sie ihren Weg geht und dabei ihren Traum von der eigenen Fabrik nicht aus den Augen verliert. Zu meiner großen Überraschung schafft sie es tatsächlich. Was die Erfüllung ihres Leben sein sollte, entwickelt aber sich zum Alptraum. Ich fand das Schicksal so ungerecht und habe mit Teresa gelitten .. Trotz allem fand ich es richtig, dass sie ihren Traum nicht aufgegeben hat, denn sie wäre sonst nie glücklich geworden. In meinen Augen hat sich Teresa sich viel zu sehr für die Familie aufgeopfert und von einigen nur wenig zurückbekommen. Am Ende kann sie sich ein wenig befreien und es gibt so etwas wie Hoffnung. Mir hat der Erzählstil wieder sehr gut gefallen, der eher an einen Bericht erinnert. Das ist an einigen Stellen hilfreich, weil der emotionale Schecken sonst zu groß gewesen wäre. Ich habe den Roman mit Freude gelesen.

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