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Veröffentlicht am 22.09.2024

zu oberflächliche Charaktere

Vier Frauen - Jedes. Wort. Eine. Lüge.
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Ein Mord und 4 Frauen, die alle behaupten, sie allein hätten den Mann umgebracht, der tot auf der Terrasse liegt. In einem Luxushotel feiert eine Frau eine Woche lang ihre pompöse Hochzeit. Unter den Gästen ...

Ein Mord und 4 Frauen, die alle behaupten, sie allein hätten den Mann umgebracht, der tot auf der Terrasse liegt. In einem Luxushotel feiert eine Frau eine Woche lang ihre pompöse Hochzeit. Unter den Gästen sind einige Collegefreundinnen, die aber z.T. zerstritten sind oder so keinen Kontakt zueinander mehr haben. Und dann ist da noch die 70jährige Millionärsgattin und eine junge Frau mit Baby. Sie alle haben ihre Probleme. Entweder mit ihren Freunden oder Männern oder mit den pubertierenden Kindern oder weil sie ein Kind verloren haben oder keins bekommen können. Im Hotel treffen sie aufeinander, trinken Unmengen an Alkohol, einige Beziehungen brechen auseinander, einige Freundschaften werden erneuert und alle sind trotz ihrer Probleme irgendwie oberflächlich. Ich möchte mit keiner von ihnen befreundet sein. Die einzige, die als Figur authentisch wirkt, ist Ginger, die 3fache Mutter. Die ist auch als einzige sympathisch. Die 70jährige Lulu mag ich zwar auch, aber auch bei ihr dreht sich alles um sich selbst und ihre kleine reiche abgeschottete Welt, genau wie bei den anderen. Dadurch, dass immer wieder die Vernehmungsprotokolle den einzelnen Kapiteln vorangestellt sind, hält sich die Spannung aufrecht, auch wenn die Protokolle inhaltlich nicht viel Neues bringen. Auch sonst plätschert die Geschichte so dahin, die Frauen trinken anscheinend ständig Alkohol, freuen sich über den Luxus und den Reichtum, in dem sie leben, Es gibt zwar Einblicke in ihre Probleme, Ängste und Verluste, aber ohne wirkliche Tiefe. Es bleibt beim Trinken und Smalltalk. Trotzdem möchte man wissen, was passiert ist und da das Buch flüssig geschrieben ist, liest es sich auch flott. Es gibt dann doch tatsächlich eine überraschende Wende und die Solidarität unter den Frauen gefällt mir, wenn sie auch blödsinnig ist, da unnötig. Das hätten sie auch wissen können. Aber vielleicht sind sie dazu zu überkandidelt. Auch die Anwältin schien wohl der Meinung zu sein, dass die Polizei anzulügen, eine gute Idee ist. Naja, dass die Figuren nicht überzeugend sind, sagte ich ja bereits.

Trotzdem hat das Buch Spaß gemacht zu lesen und war spannend. Mir hat der Aufbau gut gefallen und auch die Idee.

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Veröffentlicht am 25.07.2024

Als meine Großmutter Anfang 20 war

Menschen im Hotel
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Geschrieben in den 1920ern liest sich der Roman dennoch gut. Anfangs fand ich den Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig, aber bald war man mitten drin. Es tut sich aus heutiger Sicht eine andere Welt auf. ...

Geschrieben in den 1920ern liest sich der Roman dennoch gut. Anfangs fand ich den Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig, aber bald war man mitten drin. Es tut sich aus heutiger Sicht eine andere Welt auf. Und das macht das Buch interessant. In einem Grand Hotel begegnen wir vielen Menschen, einem Mann, der vom Arzt eine tödliche Diagnose erhalten hat und der die letzten Wochen seines Lebens eine Erbschaft auf den Kopf hauen will, frei von allen Verpflichtungen, einem depressiven Kriegsverwundeten, der des Lebens überdrüssig ist und der nur noch vor sich hin vegetiert, einem Geschäftsmann, der wichtige Verhandlungen führen muß, die ihn überfordern, einer alternden Tänzerin, einer Sekretärin und einem Gauner. Sie alle treffen im Hotel auf die ein oder andere Art und Weise zufällig zusammen und ihre Wege verflechten sich für kurze Zeit. Einige der Begegnungen sind sehr schicksalshaft, geben Hoffnung oder sind zerstörerisch..

Ich fand es vor allem interessant einen Roman zu lesen aus der Zeit, in der meine Großmutter 20 Jahre alt war. Sie hat also das Berliner Nachtleben gekannt und war auf vielen Tanzveranstaltungen. Später ist sie mit meinem Großvater auch in solchen Nobelhotels abgestiegen und insofern habe ich ein bißchen ihre Welt entdeckt. Dass rausgestellte Schuhe nachts vom Personal geputzt wurden, es Liftboys gab, die einem die schweren Eisengitter des Aufzug öffneten und Kehraus das letzte Lied der Band beim Tanzen war wußte ich schon. Aber hier habe ich erfahren, dass die Liftboys oft einarmige Kriegsveteranen waren, die sonst keinen Job bekamen. Der erste Weltkrieg war ja grade vorbei und einarmig gab es nicht viele Arbeiten, die man verrichten konnte. Auch das die Putzfrauen die Eingangslobby mit feuchten Sägespänen auswischen hatte ich noch nie gehört. Auf jeden Fall kommt das Flair und die Athmosphäre der damaligen Zeit, die Nöte und Sorgen, das Pflichtgefühl, aber andererseits auch die Sorglosigkeit nachdem man den Krieg überstanden hatte, gut rüber.

Nach einigen Anfangsschwierigkeiten hat mir das Buch gut gefallen. Man hat mit allen Charakteren mitgefiebert und da auf dem Klappentext stand, einer würde sterben, einer würde verhaftet, einige reisen ab, andere kommen an, war es auch spannend. Große Liebe, große Dramen, grundlegende Wendungen im Leben einzelner Menschen, aber nie reißerisch, sondern eher zart und behutsam. Das Buch ist in den 30gern mit Greta Garbo verfilmt worden.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Blutrausch

Die Überfahrt
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Auf der schwedischen Ostsee-Fähre Baltic Charisma wird getanzt, gefeiert und reichlich getrunken. Ein abgehalfterter ehemaliger Popstar moderiert das Karaokesingen, ein junger Mann will sich verloben und ...

Auf der schwedischen Ostsee-Fähre Baltic Charisma wird getanzt, gefeiert und reichlich getrunken. Ein abgehalfterter ehemaliger Popstar moderiert das Karaokesingen, ein junger Mann will sich verloben und andere wollen der Einsamkeit entfliehen oder sind auf einen One-night-stand aus. Fast unbemerkt gehen eine Mutter und ihr Sohn an Bord. Sie haben ganz andere Pläne und mit ihnen kommt das Grauen auf das Schiff...

Das Buch ist spannend und flüssig geschrieben, die Personen überzeugend und das Ende hat mir gut gefallen. Abzug gibt es, weil gefühlte 400 Seiten nur aus Blutrausch bestehen. Auch wenn die Spannung durchgehend immer ein wenig aufrecht erhalten wird, wird es langsam eintönig mehrere hundert Seitenlang zu lesen, wer wen wie tötet und es kaum andere Handlung gibt. Manches hat an Stephen King erinnert, reicht aber nicht an ihn heran. Wer Horror und Blutorgien mag, dem gefällt das Buch wahrscheinlich. Ich mag mehr geheimnisvolleren Grusel.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

leider abgebrochen

Nikolaikirche
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So sehr mich dieses Thema auch interessiert, habe ich dieses Buch auf Seite 53 abgebrochen. Insofern bin ich nicht wirklich befugt eine Rezension zu schreiben.

Das Buch beginnt 1985, also lange vor den ...

So sehr mich dieses Thema auch interessiert, habe ich dieses Buch auf Seite 53 abgebrochen. Insofern bin ich nicht wirklich befugt eine Rezension zu schreiben.

Das Buch beginnt 1985, also lange vor den Geschehnissen 1989. Teilweise geht es bis in die 50ziger Jahre zurück. Ich fand es anfangs sehr schleppend und langweilig. Auch muß man wohl in der DDR aufgewachsen sein, um das ein oder andere zu verstehen (z.B. bestimmte Begriffe). Es wird aus verschiedenen Perspektiven von einer Familie berichtet, von denen eine Frau später an der friedlichen Revolution teilnimmt. Ich habe mich vor allem mit dem Schreibstil schwer getan. Die Perspektivwechsel sind nicht immer klar, was den Lesefluß ausgebremst hat.

Ich sage damit nicht, dass das Buch nicht gut ist. Nur ich persönlich habe mich damit etwas schwer getan.

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Veröffentlicht am 04.06.2023

Doku einer Katastrophe

Es war doch nur Regen!?
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Bewertet mit 4 Sternen

Ohne Vorwarnung kam die Flut über das Ahrtal. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 brach eine Katastrophe über die beschauliche Weinregion herein. Zurück blieben Schlamm, ...

Bewertet mit 4 Sternen

Ohne Vorwarnung kam die Flut über das Ahrtal. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 brach eine Katastrophe über die beschauliche Weinregion herein. Zurück blieben Schlamm, unfassbares Leid und viele Jahre harter Arbeit, die den Bewohnern nun bevorstehen. Andy Neumann nimmt die Leser mit in diese Situation und macht auf sehr persönliche Weise deutlich, welche Kämpfe die Bewohner des Ahrtals durchstehen mussten. Mit etwas Prise Humor, insbesondere aber von einem klaren Willen geprägt: weitermachen.

Besonders hat mich an diesem Buch interessiert, wie man helfen kann und dass der Erlös den Opfern zugute kommt. Dieser Bericht ist eine sehr persönliche Dokumentation und zeigt, wie schlimm nicht nur das Unglück war, sondern auch, wie wenig Hilfe vom Staat kam und wie groß die Nachbarschaftshilfe, Selbsthilfe und spontane Hilfsbereitschaft von der nicht betroffenen Bevölkerung Deutschlands war. Manche Kritik wird nur angedeutet, auch Namen von Versicherungen, die nicht gezahlt haben und nur nach komplizierten, langwierigen, bürokratischen Hindernissen, werden nicht genannt. ich finde, es ist gut, so ein Zeitdokument zu haben, aber manchmal hätte der Autor mehr Klartext reden können. Wahrscheinlich wollte er aber nicht verklagt werden, wenn er z.B. Schuldige benennt, die die Katastrophe hätten verhindern können, durch rechtzeitiges Evakuieren, frühzeitiges warnen oder bessere Organisation hinterher. Aber der Staat hat gänzlich versagt und dann alle Verantwortung von sich gewiesen. Mit Staat meine ich hier alle Institutionen und Behörden, sowie Politiker, deren Aufgabe es gewesen wäre, zu intervenieren, zu warnen, zu evakuieren und Soforthilfe zu organisieren.

Ein aufschlussreiches Buch, der Schreibstil ist frisch von der Leber weg und teilweise nicht ganz flüssig (aber das ist ja auch nicht der Anspruch dieser Doku). Mir hat etwas gefehlt, dass der Autor nicht über seinen Tellerrand hinaus guckt und man etwas mehr über die Nachbarn erfährt, die nicht so tolle Freunde haben, aber in so einer Situation hat man genug mit seinem eigenen Trauma und dessen Verarbeitung zu tun. Und wenn man versucht sein Haus zu retten und in Bauschutt ertrinkt, ist man abends so erschöpft, dass man vielleicht noch ein paar Zeilen schreiben kann, aber nicht, dass man sich jetzt informiert, wie es anderen geht.

Ich wünsche mir nur, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden und dass die Menschheit sich endlich besinnt und vernünftig wird und erkennt, dass die Zeiten der Bequemlichkeit nun vorbei sind und man den Klimawandel mit aller Macht bremsen muß, damit sowas nicht wieder passiert. Aber da die Menschen sind, wie sie sind, wünsche ich mir, dass man wenigsten draus gelernt hat und wenn es wieder passiert, schneller und besser reagiert und vor allem organisiert. Wozu gibt es eigentlich den Katastrophenschutz und die Bundeswehr ?

Ich werde dieses Buch nun jemandem schenken, der nach der Katastrophe zum Helfen ins Ahrtal gefahren ist.

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