Rosamunde Pilcher lässt grüßen
Als wir nach den Sternen griffenDas Cover zu diesem Roman finde ich sehr ausdrucksstark mit dem Hintergrund der Geschichte.
Hier geht es um Tausende DDR Bürger die im Sommer 1989 in die deutsche Botschaft in Prag geflüchtet sind. Im ...
Das Cover zu diesem Roman finde ich sehr ausdrucksstark mit dem Hintergrund der Geschichte.
Hier geht es um Tausende DDR Bürger die im Sommer 1989 in die deutsche Botschaft in Prag geflüchtet sind. Im Vordergrund dieser Historischen Ereignisse stehen die Botschaftsmitarbeiterin Judith und der alleinerziehende Flüchtling Tobias mit seiner Tochter Jasmin.
Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, habe ich einen sehr Geschichtsträchtigen Roman erwartet mit Erzählungen aus der Sicht verschiedener Flüchtlinge und einer mehr oder weniger filmreifen Entführung von Jasmin. Leider wurde ich enttäuscht.
Genauso wie auf dem Klappentext zu lesen ist, das Tobias Prag verlassen MUSS wegen seiner kranken Mutter, auch das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Zwar verlässt Tobias Prag, seine Mutter ist auch krank, aber er muss es nicht. Es ist seine freie Entscheidung dies zu tun!
Die Leseprobe hat mir sehr gut gefallen, als ich dann begonnen habe diesen Roman zu lesen, war ich auch erstmal begeistert und gefesselt, stellenweise ist es mir schwer gefallen das Buch aus der Hand zu legen, aber als Tobias dann in der Botschaft angekommen ist und sich zwischen Judith und ihm angefangen haben Gefühle zu entwickeln wurde mir das alles zu viel des guten. Was denkt sie wohl, was denkt er, oh Du meine Güte, da habe ich sehr oft die Augen in den Kopf verdreht. Ich mag es gerne mal etwas schnulzig, aber hier dachte ich oh je, Rosamunde Pilcher kann hier wirklich noch was lernen. An manchen Stellen hätte ich mich auch nicht getraut das Buch schief zu halten, da die Gefahr da gewesen wäre das der Schmalz Literweise rausläuft.
Dieses hin und her geschnulze wiederholte sich dann leider auch immer wieder in ähnlichen Formulierungen. Das hat mir dann völlig den Spaß am Lesen genommen und ich habe mehrfach überlegt ob ich weiterlese oder nicht.
Zwei Passagen möchte ich gerne hinzufügen um zu verdeutlichen was ich meine:
"Doreen trat mit einem zaghaften Lächeln in den Raum, in eine warme Jacke mit weißem Plüschbesetzten Kragen gehüllt, in dem sie ihn schmerzlich an das unbefangene junge Mädchen erinnerte, das sie einst gewesen war."
"Er war so nah an sie herangetreten, wie es noch als schicklich galt, und sie spürte die Wärme die sein Körper abstrahlte. Die Sehnsucht, sich an seine Brust zu schmiegen und seine Arme um sich zu spüren, wurde fast übermächtig. Sie würde ihr noch ein kleines Loch ins Herz sengen. Doch es gab keinerlei Aussicht auf ungestörte Zweisamkeit, keinerlei Hoffnung, einen Moment der Innigkeit zu erleben, wie es anderen Verliebten vergönnt war."
Mir hätte es besser gefallen wenn mehrere Flüchtlinge in die Geschichte mit eingebunden gewesen wären, wenn da mehr erzählt worden wäre wie es ihnen ging, was für Gedanken und Empfindungen diese hatten, Ängste, Zukunftsvisionen usw.
Des weitern habe ich so oft darüber nachgedacht wann und wie wird Jasmin entführt, das Buch geht immer mehr dem Ende zu und nichts passiert...
Als es dann endlich soweit war, dachte ich, wie jetzt, das war alles? Also leider war auch dieser Teil der Geschichte nicht zufriedenstellend.
Ein weiterer Teil den ich mehr als unpassend fand war der Massenhafte Konsum von Ibuprofen den Judith ja hat. Meine Gedanken waren dann, oh was ist da los, ist sie krank, hat sie was, was passiert da noch? Aber, auch da, nichts, keine Ahnung warum die Autorin das so in diesen Roman eingearbeitet hat, für mich nicht nachvollziehbar und unnötig.
Einzig das Ende der Geschichte hat mich dann doch noch zufrieden zurückgelassen.
Mein Fazit
Wer Rosamunde Pilcher liebt ist hier genau richtig, unbedingt lesen! Wer jedoch auf einen intensiveren Blick auf die Flüchtlinge und die Geschehnisse in der Prager Botschaft von 1989 hofft, der wird hier leider enttäuscht werden.