Feminismus in Fantasy oder doch nicht?
A Study in DrowningDas Cover von A Study in Drowning ist für bereits ein kleines Highlight und hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Der Klappentext klang dann auch noch vielversprechend und machte mich neugierig, wie ...
Das Cover von A Study in Drowning ist für bereits ein kleines Highlight und hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Der Klappentext klang dann auch noch vielversprechend und machte mich neugierig, wie man das Thema Feminismus in eine Fantasywelt einbinden kann.
Leider kam dann aber recht schnell ein wenig Ernüchterung dazu, weder war die Fantasywelt besonders umfangreich beschrieben noch spielte das Thema Feminismus so eine zentrale Rolle wie ich es mir erwartet hatte. Nach diesem kleinen Schock kam bei mir aber Begeisterung auf, denn auch wenn das Buch komplett anders war, als ich mir das erwartet hatte, konnte mich die Geschichte in seinen Bann ziehen.
Der Erzählstil von Ava Reid hat eine fast poetische Note und ihre Beschreibungen haben Bilder vor meinem inneren Auge entstehen lassen, so dass ich alles deutlich vor mir sehen konnte. Besonders spannend finde ich den Kontrast, dass die Autorin nur minimale Erläuterungen zu der Welt gibt, in der die Geschichte stattfindet, dafür aber äußerst detailreiche Beschreibungen von einzelnen Schauplätzen abliefert. Dies in Kombination mit dem poetischen, fast lyrischen Schreibstil gibt dem Ganzen eine düstere und mystische Note. Deutlich düsterer als im Vorfeld angenommen.
Vor Beginn des Buches dachte ich noch, dass Feminismus eines der zentralen Themen der Geschichte sein würde. Nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass dies nur eines von vielen Themen ist, dass Ava Reid in ihre Geschichte einfließen lässt. Neben psychischen Erkrankungen, Gewalt in Beziehungen, Tod kommt auch noch das Thema Rassismus vor. Und dies ist nicht einmal eine vollständige Liste. Klingt auf den ersten Blick reichlich übermotiviert. Zu meiner großen Begeisterung hat es die Autorin aber geschafft, all die in ihren Roman einzubauen ohne erhobenen Zeigefinger und ohne dass es gekünstelt wirkt. Viel mehr sind diese Themen einfach Teil der Protagonisten.
Sowohl die Liebesgeschichte der beiden Hauptfiguren wie auch die ganze Handlung an sich ist an manchen Stellen ziemlich dürftig. Dies hat meinem Lese- bzw. Hörvergnügen aber keinen Abbruch getan, denn die atmosphärische Stimmung hat mich vollends in ihren Bann gezogen. Abgerundet wird das ganze durch die Stimme von Martha Kindermann, welche das Hörbuch liest. Für mich eine ausgezeichnete Wahl des Verlages, denn Marthas Stimme passt perfekt zum Stil des Buches und verleiht den Worten einen besonderen Tiefgang.
Ein Liebhaber von komplexer Fantasy wird mit diesem Buch leider nicht glücklich werden, wer aber eine düstere, mystische und atmosphärische Geschichte mit viel Poesie lesen möchte, sollte unbedingt zu dem Buch greifen.