Platzhalter für Profilbild

mabuerele

Lesejury Star
offline

mabuerele ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit mabuerele über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2024

Polizist in schwiergier Zeit

Hotel Silber – neue Zeit, alte Schuld
0

„...Dreck schwamm leider meist oben...“

Diese Worte gehen Paul durch den Kopf, als er sieht, dass Hildes Vater nicht nur das Bild von Hitler, sondern auch die Bücher der Nazizeit verbrennt. Er sorgt vor ...

„...Dreck schwamm leider meist oben...“

Diese Worte gehen Paul durch den Kopf, als er sieht, dass Hildes Vater nicht nur das Bild von Hitler, sondern auch die Bücher der Nazizeit verbrennt. Er sorgt vor für einen Neustart nach der Niederlage. Da weiß Paul allerdings noch nicht, dass Hildes Vater ihn wenig später an die Gestapo verraten wird. Wir schreiben März 1945. Paul stehen harte Wochen im Hotel Silber, dem Gestapohauptquartier in Stuttgart, bevor.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Kriminalroman geschrieben. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet und bringt die Probleme der Zeit gekonnt auf den Punkt.
Zu den wenigen Befreiten aus dem Gestapokeller durch die Franzosen gehört Paul. Er bewirbt sich nach einiger Zeit für die Polizei. Zu dem Zeitpunkt hatten die Franzosen die Stadt schon an die Amerikaner übergeben. Allerdings ist der Beruf extrem lebensgefährlich.

„...Das war also die neue deutsche Polizei? Männer, die die Nazis überlebt hatten und nun verheizt wurden? Männer, die für Recht, Ordnung und Sicherheit auf den Straßen sorgen sollten, aber nichts hatten, absolut nichts, mit dem sie sich wehren oder ihre Befugnisse durchsetzen konnten?...“

Das amerikanische Militär erschien erst dann, als da Kind schon in den Brunnen gefallen war, um es sprichwörtlich auszudrücken.
Doch es sollte noch schlimmer kommen. Paul trifft auf Leute, die ihn einige Wochen zuvor verhaftet haben. Paul soll mit ihnen zusammenarbeiten. Sie sind entnazifiziert, genau wie Hildes Vater. Hilde hat sich allerdings von ihre Familie losgesagt und arbeitet nur für den neuen Polizeichef Rückert.
Sehr schnell stellt sich heraus, dass das alte Gedankengut noch sehr lebendig ist. Deshalb ist auch nicht jeder begeistert, als der Mord an Vera Wallner aufgeklärt werden soll. Sie war nur Stunden vor der Befreiung im Hotel Silber ermordet worden.
Ihr Mann und die Töchter haben sich an die amerikanische Militärverwaltung gewandt und um Hilfe gebeten.
Da Paul seinem Partner misstraut, begibt er sich selbst auf die Spur des Mörders. Die Gespräche mit den Angehörigen sind sehr emotional und werden gut wiedergegeben. Im Prinzip sitzt Paul zwischen allen Stühlen. Er weiß nicht, auf wen er sich verlassen kann.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeugt von exakter Recherche des Autors. Gleichzeitig wird deutlich, dass es ziemlich widersprüchliches Verhalten in den oberen Ämtern, aber auch bei den Amerikanern gab. Natürlich waren die Probleme nicht einfach. Es gab nicht nur die hungernde deutsche Bevölkerung. Auch die Unterbringung und Ernährung ehemaliger KZ-Häftlinge und Fremdarbeiter musste organisiert werden. Da waren Spannungen vorprogrammiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.09.2024

Spannender Krimi

Und täglich grüßt die MörderMitzi
0

„...Er sah aus dem Fenster. Die feinen Eisenstäbe ließen den blauen Himmel in feine Längsstreifen zerschnitten erscheinen. Sam, dem Auftragsmörder hinter Gittern, war langweilig. Das Gefühl mochte er nicht...“

Mit ...

„...Er sah aus dem Fenster. Die feinen Eisenstäbe ließen den blauen Himmel in feine Längsstreifen zerschnitten erscheinen. Sam, dem Auftragsmörder hinter Gittern, war langweilig. Das Gefühl mochte er nicht...“

Mit diesen Zeilen im Prolog beginnt ein spannender Krimi. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er sorgt für den hohen Spannungsbogen und bringt das lokale Flair zum Tragen
In Kufstein hatte sich seit dem letzten Band der Reihe einiges getan. Agnes wird in wenigen Tagen zur neuen Reviervorsteherin ernannt. Mitzi plant mit ihrem Freund Rudolfo ein Café.
Sam ist ausgebrochen. Die Polizei nimmt an, dass er sich ins Ausland abgesetzt hat. Und Agnes bekommt es nun nach ihrer Ernennung mit einem Bogenschützen zu tun, der drei Menschen verletzt hat.
Ab und zu lässt mich die Autorin einen Blick in die absurde Denkwelt des Bogenschützen werfen.

„...Pfeile auf sie zu schießen wäre das Mindeste, was zur Wiedergutmachung beitragen könnte. Schmerz zu verbreiten, Schmerz und auch Tod...“

Auch Mitzis Welt gerät gehörig durcheinander, als sie einen Brief erhält, den angeblich ihr Bruder Ben geschrieben hat. Dazu muss man wissen, dass Mitzi durch eine Gasexplosion einst ihre Eltern und ihren kleinen Bruder verloren hat. Daher hat sie als Kind auch ihren Namen Mördermitzi bekommen. Und nun hat Ben angeblich überlebt.
Mitzi ist mit Agnes befreundet. Letztere hat sie schon oft vor falschen Entscheidungen bewahrt, denn Mitzi ist gutmütig und viel zu vertrauensselig. Mitzi informiert Agnes über die Neuigkeit. Die rät ihr logischerweise zur Vorsicht. Ein Treffen wäre beim jetzigen Stand der Dinge keine gute Idee.
Doch als es die erste Tote durch einen Bogenschuss gibt, hat Agnes andere Sorgen.
Gut gefällt mir, wie gekonnt Fakten in die Handlung integriert werden.

„...Die Aufgabe der Bogensehne ist es, die Kraft der Wurfarme auf den Pfeil zu übertragen. Mit dem Begriff Wurfarm wird der untere und obere Teil des Bogens bezeichnet...“

Während Agnes sich fragt, ob sie bei den Ermittlungen wirklich die richtige Spur verfolgt, fällt Mitzi eine fatale Entscheidung.
Natürlich wird am Ende alles aufgeklärt. Es bleibt keine Frage offen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Mein Rezension möchte ich mit einem letzten Zitat beenden, das spannende Fragen aufwirft:

„...Sind Liebe, Hass und Tod nicht drei Gesichter ein und derselben Person? Nur von verschiedenen Blickwinkeln aus gesehen?...“

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.09.2024

Zauberhaft

Wüstenzauber (Band 1)
0

„...Samira entzog ihrem Vater die Hand. Er hatte einen festen Griff gehabt. Sie wusste, dass er Angst um sie hatte, denn seit dem Tod ihrer Mutter vor gut drei Jahren gab es nur noch sie beide -Vater und ...

„...Samira entzog ihrem Vater die Hand. Er hatte einen festen Griff gehabt. Sie wusste, dass er Angst um sie hatte, denn seit dem Tod ihrer Mutter vor gut drei Jahren gab es nur noch sie beide -Vater und Tochter...“

Samira lebt mit ihrem Vater im Orient. Momentan sind sie auf Geschäftsreise, denn Tarik, ihr Vater, ist Kaufmann. Er ist auf der Suche nach einem besonderen Teppich.
Die Autorin hat eine magische und märchenhafte Geschichte geschrieben. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Der Schriftstil bringt das Flair des Orients bestens rüber. Das Treiben auf dem Basar und die Hitze der Wüste sind nur zwei der Bilder, die im Geschehen eine Rolle spielen. Die Händler wissen, wie sie ihre Waren anpreisen.

„...Jeder Stein besitzt eine Zauberkraft, die Euch das Leben leichter macht. Rosenquarz für die Liebe, Saphir für den inneren Frieden, Rubin für nie endende Kraft...“

Samiras Vater kann Tand von echten Steinen unterscheiden. Er lehrt seine Tochter, worauf sie zu achten hat. Aus Sicherheitsgründen ist sie auf dem Basar als Junge verkleidet.
Als sich Tarik wegen des Teppichs mit einem Händler treffen will, lässt er Samira in der Karawanserei zurück .Zwei Tage wartet sie vergebens auf die Rückkehr des Vaters, dann setzt sie der Wirt vor die Tür. Ihre Pferde und das Maultier behält er für die Übernachtung. Jetzt ist Samira auf sich gestellt. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass sie weder die Magie des Vaters noch die der Mutter beherrscht. Ihr Vater hatte sie gelehrt:

„...Du musst dir die Magie als eine Art unsichtbare Kraft vorstellen. Oder, noch besser, als lebendiges Wesen, das dich stets begleitet, aber deinen Augen meist verborgen bleibt. Und diese Kraft oder dieses Wesen musst du mir freundlichen Worten bitten, dir zu helfen...“

Samira sucht sich eine Arbeit. Die Umstände zwingen sie, aus der Stadt zu fliehen. Glücklicherweise hat sie das Pferd ihres Vaters gefunden, das sie nun mitnimmt. Samira will ihren Vater suchen. In Gedanken spricht sie mit ihrer Mutter. Als Medium dient ihr eine Muschel.

„...Verzage nicht, mein Augenstern! Morgen kommt ein neuer Tag! Das Schicksal wird einen Weg für dich finden. Vertrau einfach darauf. Ich küsse dich, mein Töchterlein!...“

Vor Samira liegt eine Zeit voller Abenteuer. Sie findet Begleiter auf der Reise und hat einen offenen Blick für die Nöte anderer. Eingebunden in das Geschehen sind Sagen und Legenden, hinter denen mehr Wahrheit steckt, als Samira anfangs ahnt. Das Buch steckt voller Magie, enthält aber auch eine Menge an Lebensweisheiten.

„..Liebe ist ein Geschenk. Sie lässt sich nicht einfordern oder erzwingen. Das hat Malik nicht begriffen. Er ist es gewohnt, alles zu bekommen, was er will...“

Die Worte stammen aus dem Gespräch des Einsiedlers Ileas mit Samira. Hier wird auch das Thema Verzeihung angesprochen. Malik ist ein mächtiger Zauberer, mit dem sich Samira auseinandersetzen muss.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.09.2024

So wird Geschichte lebendig

Captain Nelson – Unter der Flagge des Königs
0

„...Captain mit zwanzig Jahren, diese unscheinbare, nahezu weißhaarige Gestalt? Respekt, gestand sich der Admiral ein. Das hatte nicht einmal er geschafft...“

Es ist Horatio Nelson, der vor Lord High ...

„...Captain mit zwanzig Jahren, diese unscheinbare, nahezu weißhaarige Gestalt? Respekt, gestand sich der Admiral ein. Das hatte nicht einmal er geschafft...“

Es ist Horatio Nelson, der vor Lord High Admiral Richard Howe steht. Der Admiral hat eine Menge Vorurteile trotz der bisherigen Erfolge von Nelson, als er ihm die HMS Boreas anvertraut und ihn in die Karibik schickt. Er soll dort das Handelsverbot zwischen den englischen Kolonien und Amerika überwachen.
Der Autor hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet und sorgt für den hohen Spannungsbogen. Das Buch zeugt von der exakten und umfassenden Recherche des Autors. In die Handlung sind eine Unmenge an Fakten eingestreut, sei es die Ausrüstung der Schiffe oder landschaftliche Besonderheiten, um nur zwei Beispiele zu nenen, ohne dass dies der vorhandenen Spannung einen Abbruch tut.

„...Fregatten, so sah es zumindest Nelson, waren die Augen der Flotte, und er konnte gut verstehen, dass man die HMS Boreas in diese Gewässer beordert hatte, damit man von Bord aus beobachten konnte, was in den französischen Häfen südlich des Kanals vor sich ging...“

Nelson ist seiner Zeit weit voraus. Er setzt an Bord nicht auf Strafe, sondern auf Motivation und den Ehrgeiz seiner Leute. Außerdem bezieht er die Offiziere in seine Gedanken und Entscheidungen mit ein.

„… Die Peitsche, das lassen Sie sich gesagt sein, hat noch nie aus einem schlechten Mann einen guten, aus einem guten aber schon sehr oft einen schlechten Mann gemacht...“

In der Karibik allerdings erwartet ihn eine herbe Überraschung. Die dortigen Gouverneure haben sich mit den Plantagenbesitzern der Inseln arrangiert und sehen großzügig über den Schmuggel weg. Dadurch können sie ihre Ruhe genießen und Reichtum anhäufen. Das ist mit Nelson nicht zu machen. Für ihn zählen die Befehle aus England.
Als die Flotte verkleinert wird, trifft es auch Nelson. Er wird mit Halbsold pensioniert. Er hat sich zwar als ausgezeichneter Seemann mit strategischen Geschick erwiesen, aber auch als miserabler Diplomat. Letzteres wird ihn nun zum Verhängnis.

„...Und wen, bitte sehr, interessiert denn schon die Wahrheit, wenn es um handfeste Interessen, also letztlich um Geld geht? Die Admiralität, die Beamten, die Hofschranzen mit Sicherheit nicht!...“

Mittlerweile hat er geheiratet und zieht nun mit seiner Frau zu seinem Vater. Dann aber dreht sich der Wind. Die Revolution in Frankreich lässt auch den Krieg zu England wieder aufflammen. Nelson wird erneut zur Marine gerufen.
Der Autor versteht es, die Schlachten lebendig zu schildern, ohne sich bei Kleinigkeiten oder Grausamkeiten aufzuhalten. Nelson hat einen Blick dafür, was nützlich und möglich ist. Nicht immer sind seine Vorgesetzten davon begeistert. Doch der Erfolg gibt ihn recht. Vor Toulon hört Nelson das erste Mal von eine französischen Artillerieoffizier namens Napoleon Bonaparte. Beide werden sich noch öfters über den Weg laufen.
Nelson und die Frauen – das ist ein Kapitel für sich. Dazu spare ich mir hier alle Worte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier wird Geschichte lebendig. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.09.2024

Mut in schwieriger Zeit

Daniel, mein jüdischer Bruder
0

„...Drei Wochen später wurde in der Nachbarvilla Daniel geboren und mit ihm eine tiefe Freundschaft, aber im Dritten Reich ein Ding der Unmöglichkeit, denn Daniel war Jude...“

Die Geschichte wird von ...

„...Drei Wochen später wurde in der Nachbarvilla Daniel geboren und mit ihm eine tiefe Freundschaft, aber im Dritten Reich ein Ding der Unmöglichkeit, denn Daniel war Jude...“

Die Geschichte wird von Rosalie erzählt. Das Geburtsjahr der beiden Kinder ist 1933. Von Anfang an wachsen die beiden Kinder gemeinsam auf. Als die Verhältnisse schwieriger werden, sorgen die Eltern dafür, dass man sich gegenseitig besuchen kann, ohne dass die anderen Nachbarn etwas davon mitbekommen. Daniels Vater ist Arzt. Er hat die Praxis in seiner Villa.
Der Schriftstil ist dem Ernst der Lage angepasst. Er hebt die schönen Seiten hervor, zeigt aber auch Emotionen wie Angst und Trauer. Er wirkt trotz allem sehr lebendig.

„...Vorerst verliefen also die ersten Monate nach unserer Einschulung kurzweilig und friedlich, bis im September jäh der Terror ausbrach, der unser aller Leben veränderte und die Welt ins Unglück stürzte...“

Mit Kriegsbeginn wird das Leben schwieriger. Daniels ältere Schwester geht zum Medizinstudium zu Verwandten in die Schweiz. Daniels Eltern beantragen die Ausreise in die USA. Alles ist in trockenen Tüchern. Eine gemeinsame Abschiedsfeier hat stattgefunden. Da werden Daniels Eltern verhaftet. Daniel gelingt die Flucht. Den Weg hatte der Vater vorausschauend vorbereitet. Rosalies Vater ist mittlerweile bei der Armee.
Seine Mutter entschließt sich, Nürnberg zu verlassen. Sie hat die nötigen Beziehungen, um für Daniel neue Papiere ausstellen zu lassen. Sie gibt den Jungen als ihren Sohn aus.
In der Geschichte wird deutlich, dass es auch auf den Dorf Situationen gab, die eine Entdeckung von Daniels Herkunft befürchten ließen. Glücklicherweise ging alles gut.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin erzählt darin die Geschichte ihrer Familie.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere