Ausgegrenzte, Vergessene und Verlorene
JABDie Kurzgeschichten des koreanischen Autors Kim Un-su ähneln, wie bereits der Titel nahelegt, JABs. Das sind kurze harte Schläge, die beim Boxen angewandt werden. Und so präsentieren sich dem Leser auch ...
Die Kurzgeschichten des koreanischen Autors Kim Un-su ähneln, wie bereits der Titel nahelegt, JABs. Das sind kurze harte Schläge, die beim Boxen angewandt werden. Und so präsentieren sich dem Leser auch Un-sus Geschichten. Es sind Porträts von Figuren und ihren Schicksalen, die zum großen Teil vom rechten Weg abgekommen sind, die vergessen wurden oder sich selbst verloren haben. In “JAB” wird ihnen eine literarische Stimme zuteil, wird der Gewalt, Einsamkeit und Lieblosigkeit, die ihr Leben prägen, Ausdruck verliehen.
Un-su geht an die Ränder der koreanischen Gesellschaft. Er sucht nach den dunklen Ecken und nach den Menschen, die in ihnen leben. Kleinkriminelle und Prostituierte stehen dabei ebenso im Mittelpunkt seiner Geschichten wie Alkoholabhängige und Selbstmörder.
Stets erzählt Un-su unaufgeregt und nimmt sich Zeit für das, was er darstellen möchte. Dabei bleibt sein Stil stets klar, anschaulich und bildhaft. Er schafft es wiederzugeben ohne zu urteilen.
Obwohl er sich schweren Themen und Schicksalen widmet, bleibt das Erzählte dennoch erträglich und wirkt nicht erdrückend. Denn Humor und Situationskomik sind Teil seines Schreibens und es entstehen für einige seiner schrägen und skurrilen Figuren sogar Sympathien beim Leser.
Nicht jede der Geschichten vermag auf gleiche Art zu überzeugen, doch insgesamt vermittelt Un-su einen spannenden, lesenswerten und für westliche Leser wohl auch einzigartigen Einblick in eine Seite der koreanischen Gesellschaft, über die man sonst kaum etwas liest.